Trails in the Sky 1st Chapter Test/Review – Spielt dieses JRPG

    Mehr als zwanzig Jahre nach dem ursprünglichen Release von The Legend of Heroes: Trails in the Sky nimmt uns Entwickler Nihon Falcom wieder mit an den Ursprung der legendären Trails-Reihe. Trails in the Sky 1st Chapter ist ein vollwertiges Remake des Klassikers von 2004 und richtet sich sowohl an langjährige Fans als auch an Neueinsteiger, die bisher keinen Zugang zu den alten Handheld- oder PC-Versionen hatten. Erstmals erscheint die Sky-Geschichte auf Heimkonsolen in englischer Sprache, ein Meilenstein für die Serie.

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    Doch das Remake ist weit mehr als nur ein grafisches Update. Es ist eine Einladung, die Anfänge eines Epos neu zu erleben, das heute über ein Dutzend Spiele und tausende Stunden Story umfasst. Mit Estelle und Joshua Bright im Mittelpunkt gelingt Falcom eine Mischung aus Nostalgie und Neuinterpretation, die die Magie des Originals bewahrt und gleichzeitig modernisiert.

    Eine Geschichte, die langsam Fahrt aufnimmt

    Wie viele Auftakte in der Trails-Saga ist auch Trails in the Sky 1st Chapter ein „Slow Burn“. Die Handlung braucht ihre Zeit, um sich zu entfalten, belohnt dafür aber mit Charaktertiefe und emotionalem Aufbau. Im Kern geht es weniger um weltbewegende Ereignisse, sondern vielmehr um Estelle und Joshua Bright und ihren Weg ins Erwachsenenleben. Joshua, ein geheimnisvoller Junge, wird nach einem Vorfall von Estelles Vater Cassius aufgenommen und wächst fünf Jahre an ihrer Seite auf. Gemeinsam beschließen die beiden schließlich, Cassius’ Fußstapfen zu folgen und sich der Bracer-Gilde anzuschließen. Um von Junior- zu Vollwert-Bracern aufzusteigen, reisen sie quer durch das Königreich Liberl, erledigen Missionen und stellen sich den Herausforderungen jeder Stadt. Die Struktur ist episodenhaft: Jede Region bietet eigene Figuren, Konflikte und kleine Geschichten, die langsam auf ein größeres Ganzes hinauslaufen. Besonders gelungen ist die Chemie der beiden Hauptfiguren: Estelle ist impulsiv, herzlich und manchmal etwas chaotisch, während Joshua als ruhiger Gegenpol agiert. Ihre Dialoge sind witzig, warm und glaubwürdig und machen sie zu einem der charmantesten Duos der JRPG-Geschichte.

    Liberl in neuem Glanz

    Liberl ist nicht nur eine Kulisse, sondern ein Charakter für sich – und das Remake fängt diese Atmosphäre hervorragend ein. Aus den ursprünglichen Pixelhintergründen wird nun eine farbenfrohe, detailreiche Welt, die sich nahtlos in die modernen Trails-Spiele einfügt und dennoch ihren eigenen Stil behält. Besonders auffällig ist die lebendige Farbpalette, die Szenen mehr Ausdruck verleiht als in vielen der eher nüchternen Nachfolger. Animationen und Zwischensequenzen sind flüssig inszeniert und verleihen Action wie auch Comedy-Szenen mehr Dynamik. Kleine Fanservice-Details wie die originalen Lauf-Sprites als Ladebildschirm-Icons zeigen, dass hier mit Liebe zum Detail gearbeitet wurde. Auch die Musik trägt enorm zur Atmosphäre bei. Bekannte Themen wurden neu arrangiert, bleiben dabei aber dem Original treu. Wer will, kann sogar zwischen der klassischen FC-Musik und der Vita-Version „Evolution“ umschalten. Einzig die Neuinterpretation des Kult-Tracks „Silver Will“ fällt im Vergleich etwas ab, aber das ist Jammern auf hohem Niveau.

    Figuren, Nebenquests und eine lebendige Welt

    Neben Estelle und Joshua stoßen im Laufe des Abenteuers weitere Gefährten hinzu: etwa die erfahrene Bracerin Schera, die exzentrische Bardengestalt Olivier oder die junge Ingenieurin Tita. Die meisten bleiben nur kapitelweise an der Seite der Helden, doch sie bringen Farbe und Vielfalt in die Handlung. Besonders Olivier entwickelt sich mit seiner theatralischen Art schnell zum Fanliebling. Die Welt wirkt dank der NPCs unglaublich lebendig. In typischer Trails-Manier ändern sich ihre Dialoge ständig mit dem Fortschritt der Story. Wer sich die Zeit nimmt, erlebt nicht nur Nebenquests, sondern auch kleine Geschichten über den Alltag in Liberl. Von rührenden Nebenhandlungen bis zu skurrilen Begegnungen lohnt es sich, jede Stadt gründlich zu erkunden.

    Kampf mit zwei Gesichtern

    Das Kampfsystem kombiniert zwei Ansätze: schnelle Echtzeit-Gefechte („Quick Battles“) und klassische Rundenkämpfe („Command Battles“). Erstere sorgen für flotte Begegnungen mit schwachen Gegnern, wirken aber etwas oberflächlich und sind eher Mittel zum Zweck. Die Rundenkämpfe hingegen sind das Herzstück. Auf einem rundenbasierten Schlachtfeld gilt es, Positionierung, Fähigkeiten und Ressourcen clever einzusetzen. Magie (Arts) und Spezialfähigkeiten (Crafts) verleihen den Figuren unterschiedliche Rollen. Besonders mächtig sind die S-Crafts – Spezialangriffe, die jederzeit mit genug CP ausgelöst werden können. Ein kluger Kniff im Remake: Ab 100CP steigt die Stärke in 20er-Schritten an, statt erst bei 200CP das Maximum zu erreichen. Dadurch entsteht mehr Flexibilität und Taktik.

    Der Schwierigkeitsgrad ist fair ausbalanciert: Auf „Nightmare“ fordert das Spiel auch Serienveteranen, während niedrigere Stufen Einsteiger nicht überfordern. Neue Mechaniken wie Stun-Leisten oder Brave Attacks bringen frischen Wind, ohne das bewährte System zu überladen. Besonders angenehm sind die Quality-of-Life-Verbesserungen. Questmarker, Schnellreiseoptionen und automatische Ausrüstungsrückgabe sparen Zeit und verhindern Frust. Damit fühlt sich das Spiel moderner und zugänglicher an, ohne seine Identität zu verlieren.

    Lokalisierung und Stimmen

    Erstmals erscheint ein Trails-Spiel weltweit gleichzeitig – ein großer Schritt für die Reihe. Die englische Lokalisierung ist solide, erreicht aber nicht ganz die sprachliche Raffinesse der früheren XSEED-Fassung. Gelegentliche Ungenauigkeiten oder Namensinkonsistenzen fallen auf, beeinträchtigen das Erlebnis aber nicht gravierend. Dafür überzeugt die Sprachausgabe. Viele der bekannten englischen Stimmen kehren zurück, was Fans freuen dürfte. Besonders Joshua und Olivier glänzen. Die japanische Fassung wurde fast komplett neu besetzt, eine Entscheidung, die Geschmackssache ist, aber qualitativ auf hohem Niveau umgesetzt wurde.

    Fazit – Ein liebevolles Remake für Fans und Neulinge

    Trails in the Sky 1st Chapter ist eine absolut gelungene Neuinterpretation des Klassikers. Es fängt die Seele des Originals ein, modernisiert Präsentation und Gameplay und macht Liberl so zugänglich wie nie zuvor. Kleinere Schwächen wie die simplen Quick Battles oder kleinere Lokalisierungsfehler trüben den Gesamteindruck kaum. Für Veteranen ist es eine nostalgische Rückkehr mit frischen Facetten. Für Neueinsteiger ist es der perfekte Einstieg in eine der ambitioniertesten JRPG-Serien überhaupt.