Ersteindruck & Atmosphäre
Ground of Aces versetzt uns zurück ins Jahr 1940 – mitten in die heikle Phase des Zweiten Weltkriegs. Als frisch ernannter Kommandant übernehmen wir die Verantwortung über einen britischen RAF-Stützpunkt. Historisch inspiriert von realen Orten wie RAF Lichfield oder Perranporth, bietet das Spiel eine angenehm ruhige Kulisse, die bewusst im Kontrast zur hektischen Realität der Kriegszeit steht.
Grafisch hat mich Ground of Aces sofort an das klassische XIII erinnert – nicht nur wegen des klar konturierten Comic-Stils, sondern auch durch die reduzierte, aber markante Darstellung. Allerdings wirkt hier alles aus einer komplett anderen, strategischen Perspektive: von schräg oben statt mitten im Geschehen. Der Look ist nicht fotorealistisch, aber stimmig und atmosphärisch dicht – ein klares Stilmittel mit Wiedererkennungswert.
Gameplay & Mechanik
Im Mittelpunkt des Spiels steht das Aufbauen, Erweitern und Erhalten eines funktionierenden Luftwaffenstützpunkts. Gebäude wie Start- und Landebahnen, Hangars, Werkstätten oder Mannschaftsunterkünfte werden mit lokal gewonnenen Ressourcen errichtet – Holz, Ton, Sand und Wasser müssen selbst abgebaut und verarbeitet werden.
Klingt erstmal spannend, doch im tatsächlichen Spielverlauf offenbaren sich einige Schwächen. Besonders die Wartezeiten zwischen zwei Missionen ziehen sich teilweise gefühlt endlos hin. Wer nicht gerade im Baumenü herumexperimentieren will, starrt minutenlang auf seine Basis und hofft, dass bald etwas passiert.
Hinzu kommt ein weiteres Problem: Die Informationslage zu Gebäuden und Strukturen ist extrem dünn. Oft bleibt völlig unklar, wozu ein bestimmtes Modul überhaupt dient, welche Effekte es hat oder ob es sich überhaupt lohnt, es zu bauen. Tooltipps oder erklärende Texte fehlen fast vollständig. Das sorgt für unnötige Verwirrung – gerade im Mid- und Endgame, wenn Ressourcen knapp werden und man präzise planen möchte.
Immerhin: Das Personalmanagement funktioniert solide. Piloten, Techniker und Crewmitglieder verfügen über eigene Zeitpläne und Moralwerte, die sinnvoll ins Spiel integriert sind – sinkt die Moral zu stark, drohen fatale Folgen wie Zusammenbrüche oder Desertion. Die Herausforderung liegt darin, diese Parameter in Balance zu halten, während gleichzeitig die Basis wächst und Einsätze geplant werden.
Missionen & Luftoperationen
Sobald Flugzeuge einsatzbereit sind, lassen sich verschiedene Missionen starten – Aufklärung, Bombardierung, Konvoi-Schutz. Gelungene Einsätze bringen sogenannte Victory Points, mit denen wir wiederum unser Ansehen beim HQ verbessern oder neue Upgrades freischalten können.
Allerdings wirken auch hier manche Systeme noch etwas unausgereift: Fehlschläge können große Rückschritte bedeuten, was angesichts des ohnehin schleppenden Fortschritts frustrierend sein kann. Gerade in Kombination mit der langen Leerlaufzeit zwischen zwei Einsätzen wirkt das Missionssystem noch nicht ganz rund. Ich bin aber zuversichtlich, dass sich dieses System bis zum finalen Release noch deutlich verbessert.
Technik & Performance
Ground of Aces setzt auf eine reduzierte Grafik – wie erwähnt im klaren Comic-Stil gehalten, der nicht jedem gefallen wird. Mir persönlich gefiel die Optik aber sehr, gerade durch den Retro-Anklang an den Klassiker XIII. Die visuelle Darstellung bleibt stets übersichtlich und vermittelt auch auf schwächerer Hardware ein flüssiges Bild.
Den Early-Access spürt man aer deutlich. UI-Bugs, stockender Fortschritt, vereinzelt ruckelnde Animationen und Performance-Einbrüche bei größer werdender Basis kamen im Test mehrfach vor. Immerhin arbeitet das Entwicklerteam aktiv an Hotfixes und kommuniziert transparent – ein Pluspunkt, der Hoffnung für den weiteren Verlauf macht.
Replay-Wert & Langzeitmotivation
Was am Anfang noch motivierend und frisch wirkt, verliert nach rund 6–8 Stunden spürbar an Reiz. Die Progression verlangsamt sich merklich, ohne dass neue Spielmechaniken hinzukommen oder sich das Gameplay sinnvoll vertieft. Gerade der Ressourcenabbau und die Basisplanung wiederholen sich irgendwann mechanisch – und ohne das Wissen über die Funktionen einzelner Gebäude fühlt sich die Entwicklung schnell wie blindes Herumprobieren an.
Hier braucht das Spiel dringend ein besseres Tutorial oder zumindest eine verlässliche Ingame-Hilfe, die dem Spieler Entscheidungen verständlich macht. Auch die Tatsache, das man direkt von Beginn an sämtliche Baumöglichkeiten hat, sorgt dafür, das man keine besonderen Ziele hat auf die man unbedigt hinarbeiten möchte.
Fazit
Trotz der genannten Kritikpunkte ist der allgemeine Tenor auf Steam überraschend positiv. Viele loben das kreative Setting, den atmosphärischen Grafikstil und den strategischen Ansatz. Kritik wird vor allem an der mangelnden Tiefe im Late-Game und den fehlenden Informationen geäußert – ein Punkt, den ich nur unterstreichen kann.
Stärken & Schwächen
Stärken:
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Eigenständiger Grafikstil mit Wiedererkennungswert (Erinnerung an XIII)
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Solides Ressourcen- und Personalmanagement
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Interessantes WW2-Szenario mit frischer Perspektive
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Aktive Kommunikation seitens der Entwickler
Schwächen:
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Lange Wartezeiten zwischen den Missionen
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Kaum Ingame-Informationen zu Gebäudefunktionen
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Technische Mängel und UI-Probleme im Early Access
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Langzeitmotivation aktuell nur bedingt gegeben
Ground of Aces hat viele gute Ansätze und gefällt besonders mit seinem Stil und Szenario. Leider verhindern fehlende Informationen, lange Leerlaufzeiten und technische Macken derzeit den Durchbruch zum Genre-Geheimtipp. Ich sehe hier Potenzial – aber auch einen klaren Bedarf an Feinschliff.
Für wen lohnt sich der Kauf?
Wer auf strategisches Basis-Management mit ungewöhnlichem Setting steht und kein Problem mit einer gewissen Experimentierphase hat, wird hier trotz Mängeln einige spannende Stunden verbringen. Für Perfektionisten oder ungeduldige Spieler ist Ground of Aces aktuell noch nicht weit genug entwickelt.
Ausblick & Empfehlungen
Mit mehr Ingame-Erklärungen, einem dynamischeren Missionssystem und klarerem Fortschritt könnte Ground of Aces zu einer echten Genre-Perle heranwachsen. Die Entwickler haben bereits bewiesen, dass sie zuhören – nun kommt es auf die richtige Priorisierung im weiteren Entwicklungsprozess an.





