Denkt man an knuffige und leichtfüßige Plattformer, dann kommt den Meisten von uns sofort der Name eines berühmten Klempners in den Sinn. Astro Bot schickt sich an, Mario den eigentlich unangefochtenen Tron streitig zu machen. Und siehe da: Astro Bot kommt dem Ziel erstaunlich nahe, wie ihr hier in unserem Test erfahrt.
Alles im Zeichen der Playstation
Wer eine Playstation 5 besitzt, der kennt natürlich das auf der Konsole vorinstallierte Spiel Astro Bot Playroom. Ein als kurzweiliges Spielchen getarnter Showcase, der im Grunde Neubesitzern Sony’s aktueller Konsole Lust auf mehr machen soll. Volle Grafikpower und vor allem die Features des DualSense Controllers stehen im Vordergrund und nur all zu schnell war das knuffige Abenteuer auch schon wieder vorbei.
Dass Sony dem quirligen Astro Bot ein eigenes Vollpreisspiel widmet, war also nur eine Frage der Zeit. Genauer gesagt bis jetzt, denn Astro Bot erschien Anfang September und zaubert uns erneut ein Lächeln ins Gesicht.
Im Grunde ist es sogar eine lose Fortführung der Spielmechaniken und Hüpf-Passagen von Playroom. Nur der Umfang ist deutlich gewachsen: Waren es in Playroom noch ein paar wenige Level, prahlt Astro Bot jetzt mit fünf Galaxien. In jeder von ihnen gibt es eine Hand voll Level zu erkunden, zu denen sich noch Extralevel gesellen, bei denen man vordefinierte Herausforderungen absolvieren kann. Das alles plus sämtliche Kampfarenen lässt die Gesamtzahl an Level auf rund 50 steigen – ein deutliches Plus also. Sammler unterdes freuen sich auf 44 Trophäen, die es zu ergattern gilt.
Auch die Geschichte des Spiels knüpft inhaltlich an. Habt ihr in Playroom noch Zubehör der Playstation Konsolen gesammelt, seid ihr nun auf der Suche nach der Crew eures Raumschiffes. Unterwegs im All wurde das PS5-förmige Raumschiff von Astro Bot nämlich von fiesen Aliens ramponiert, wodurch eine Notlandung notwendig wurde. Und abgesehen vom Schaden am Schiff wurde eure 300 Kopf starke Crew quer in alle Winde verstreut. Der Auftrag ist also klar: Finden und retten wir unsere Crew. Die 300 kleinen Astro-Helferlein sind übrigens zum Großteil an alte und neue Videospielserien bzw. Helden angelehnt. So begegnen wir im Laufe des Spiels liebevoll herausgeputzten Figuren aus God of War, Ratchet & Clank, Castlevania, Ghost of Tsushima usw. Im Grunde ist Astro Bot also eine einzige Hommage an die Videospielgeschichte mit Fokus auf die hauseigenen IPs.
Gute Laune Level
Im jeweiligen Level angekommen ist euer Ziel, die Fahne ganz am anderen Ende zu berühren. Unterwegs sammelt ihr nicht nur verschollene Crewmitglieder, sondern noch einiges mehr. Puzzleteile und Münzen sorgen für neue Bausteine eurer Basis oder schalten kosmetische Items aller Art frei, außerdem warten hier und da geheime Passagen auf ihre Entdeckung. Nicht selten übersieht man ein Sammelobjekt und eine Anzeige schwebend über dem Level in der Übersichtskarte verrät uns, was wir noch zu tun haben. In diesem Fall starten man einfach das Level erneut oder gönnt sich für ein paar Taler einen fliegenden Begleiter, der uns unterwegs zu den Objekten lotst.
Beim Design haben die Entwickler ihrer Kreativität freien Lauf gelassen. Ihr findet nahezu alles, was das Spielerherz begehrt: Futuristische Städte, dunkle Höhlen, gefährliche Klippen, bewucherte Wälder und vieles mehr erlebt ihr auf der Rettungstour. Alles natürlich mit einer mal mehr mal weniger unterschwelligen Prise Playstation-Symbolik. Auffallend besonders bei den Bonus-Stages, die in Dreieck, Quadrat, Kreis und X gestaltet sind.
Spielerisch steht Astro Bot dem Urgestein Super Mario in Nichts nach. Es ist die Art von Jump N Run, das pure Freude von Anfang bis Ende versprüht. Man kann im Grunde gar nicht so viel verkehrt machen, weshalb das Spiel auch für alle Altersklassen empfehlenswert ist. Dinge sammeln, kleine Rätsel lösen, Gegner bekämpfen und Hüpfpassagen meistern, all das kennt man und Astro Bot erfindet das Rad in keinster Weise neu. Das muss ein Spiel auch gar nicht, so lange alle Ideen gut umgesetzt und das Gameplay dadurch reibungslos funktioniert. All das passt und spielt sich somit ganz wunderbar.
Eine Welt zum Anfassen
Astro Bot vermittelt durch seine Unmittelbarkeit ein Gefühl des Mittendrins. Immersion würde man heutzutage dazu sagen, aber das trifft es nur bedingt in einem Spiel mit Draufsicht. Statt dessen ist es das Zusammenspiel aus formbarer Welt und Feedback via DualSense Controller. Physische Interaktion trifft es im Falle von Astro Bot deutlich besser. Darüber hinaus ist es auch knuffig anzusehen, wenn der kleine Bot bis in die Hüfte in klebrigen Zuckerstreuseln versinkt oder sich mit Wasser vollsaugt, bis er um ein Vielfaches seiner eigentlichen Größe gewachsen ist.
Solche Features dienen natürlich nicht nur dem Unterhaltungswert, sondern auch einem Zweck. Im Grunde bekommt ihr für jedes Level ein Gadget an die Hand, mit dessen Hilfe ihr vorwärts kommt. Und so ist dann auch eben jene Stage durch genau dieses Hilfswerkzeug geprägt. Wir könnten jetzt zahlreiche lustige Gadgets aufzählen, belassen es aber bei der Erwähnung. Insgesamt ist Astro Bot durch eine starke Portion Humor geprägt und besagte Gadgets machen einen Großteil davon aus. Insofern wäre an dieser Stelle die Spoilergefahr schon recht hoch. Freut euch einfach auf Dinge wie erstaunlich funktionelle Boxhandschuhe oder einen aufblasbaren Oktopus und genießt die wirklich tollen Interaktionsmöglichkeiten.
Die Gegner fügen sich ebenfalls ausgezeichnet ins bunte Treiben ein, erfordern dann auch unterschiedliche Herangehensweisen. Kleine Vulkane sollte man besser nicht anfassen, Kakteen explodieren bei ihrem virtuellen Ableben und den Schockwellen der Ring-Rings sollte man gekonnt ausweichen. Leider entfällt eine Lebensanzeige, so dass Astro Bot schon nach dem ersten Treffer vom letzten Checkpoint aus wieder starten muss. Diese sind sehr fair verteilt und ohnehin ist der Schweregrad nicht sonderlich hoch. Wer Plattformer kennt, der wird hier nur eine mäßige Herausforderung finden.
Etwas anders verlaufen die Bosskämpfe am Ende jeder Welt. Hier wird es etwas verzeihlicher, wenn unser Held eine Lebensanzeige spendiert bekommt. Dennoch solltet ihr sorgsam an die Bosse in Form eines Flaschengeistes, eines Piratenroboters usw. herangehen. Steckt ihr zu viele Treffer ein, startet der komplette Kampf wieder von vorne. Aber auch hier gilt: Es wird nicht zu knifflig. Kenner haben nach wenigen Augenblicken die Angriffsmechaniken samt Kontermöglichkeiten erkannt und setzen den Siegeszug tortz höheren Schweregrades munter fort.
DualSense ist Programm
Einmal mehr sind die Features des Controllers ein wichtiger Bestandteil des Astro-Universums. Bereits in Playroom zog das Spiel die Spielerschaft mitten rein ins Geschehen und so verhält es sich auch in Astro Bot.
Schon normale Bewegungen werden zu einem Erlebnis. Der Controller spiegelt die Untergründe, auf denen sich Astro Bot bewegt, allesamt unterschiedlich haptisch wider. Schon erstaunlich, wie gut es gelingt, den Unterschied zwischen weichem Gras und hartem Eis in die Handfläche zu projizieren. Dazu kommen die adaptiven Trigger der R2 und L2 Schultertasten, deren Widerstand stetig zunimmt, je fester bzw. stärker ihr mit Objekten interagiert. Vibrationsstärken und die Nutzung des Gyro-Sensors runden das Bild ab. All diese Features sind sinnvoll und stimmig ins Spiel eingebunden und immer wieder zur Lösung von Rätseln unabdingbar.
Im Verlauf des Spiels nimmt der Einsatz des Gyros immer weiter zu, was uns etwas genervt hat. Es war phasenweise unnötig kompliziert, den Controller schwungvoll zu bewegen und dabei noch Buttons drücken zu müssen. Wem das auch zu viel des Guten ist, der kann in den Optionen jederzeit die Bewegungssteuerung auf den linken Analogstick legen.
Technisch zeigt sich das Spiel von seiner besten Seite. Mit stabilen 60 Frames läuft Astro butterweich durch die prächtigen Landschaften. Lustige Animationen, detaillierte Figuren aller Art und farbprächtige Effekte sind alles Puzzleteile, die ein sehr stimmiges Gesamtbild abgeben. Selbst bei optisch anspruchsvollen Sequenzen und einer hohen Objektdichte ruckelt es zu keinem Zeitpunkt, nicht mal ansatzweise. Sound und Musikuntermalung fügen sich nahtlos ein, wirken gelegentlich allerdings etwas generisch.
Fazit
Astro Bot ist ein überaus gelungenes und unterhaltsames Jump N Run geworden, das seinem großen Vorbild Mario in kaum etwas nachsteht. Ein Plattformer erster Güte mit hohem Wohlfühl-Faktor, knuffigen Figuren und cleveren Physik-Knobeleien.
Alles in allem ist der Schweregrad schon sehr leicht, weshalb sich Kenner des Genres gerne mal unterfordert fühlen werden. Den jüngsten Zockerinnen und Zockern hingegen kommt genau dies entgegen, denn die Gegner von Astro Bot sind sehr verzeihlich.
Über allem schwebt die Playstation als Kernmarke, sei es beim Leveldesign oder den mal mehr, mal weniger offensichtlichen Seitenhieben. Erneut kommen die Features des DualSense Controllers in vollem Umfang zum Tragen, was gelegentlich mehr Frust als Lust ist.