Helldivers 2 – Test

    helldivers 2

     

    Nimm das, du Käferabschaum! Ganze 9 Jahre hat es gedauert, bis nun endlich Helldivers 2 in den Startlöchern steht. Der Nachfolger des erfolgreichen Koop-Shooters verspricht knackige Action zu Viert gegen allerlei Ausgeburten des Weltalls. Nun denn: Waffen geladen, runter auf die Planetenoberfläche und mitten rein ins Gemetzel in unseren Test!

    Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Youtube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

    Mehr Informationen

    Für diesen Test spielten wir Helldivers 2 auf Playstation 5

    Für die Freiheit!

    Helldivers 2 ist ein gutes Beispiel dafür, wie man amerikanischen Hurra-Patriotismus mit viel Humor erträglich macht. Immer und immer wieder ertönen bildgeschwängerte Phrasen aus den Mündern aller Figuren, während im Hintergrund ein Fanfaren-Tusch erklingt. Was in Filmen oft nur mühselig ertragbar ist, ist in Helldivers 2 der halbe Spaß. Schwenkt die Flagge und lasst den Gegner Blei fressen. Hurra! Für die Freiheit! Für die Demokratie!

    In gewissem Sinne erinnert die Art der Überzeichnungen dem SciFi-Film Starship Troopers. Das gilt gleichermaßen hinsichtlich der spielerischen Elemente (wir jagen Bugs) und der Avancen der Hintergrundgeschichte (militarisierte Gesellschaft). Apropos Geschichte: Die Supererde ist mal wieder durch invasorische Alienrassen bedroht und hier kommen die Helldivers ins Spiel. Wie schon in Teil 1 werden wir angeheuert, um der Brut aus Käfern und Maschinen zu zeigen, wie wir solche Dinge auf der Erde regeln.

    Im Grunde knüpft Helldivers 2 mehr oder minder lose an die Ereignisse des Vorgängers an. Dieses mal bestreiten wir die blutigen Schlachten nicht in der Top-Down-Sicht, sondern in der 3rd-Person-View. Helldivers 2 bekommt durch diesen unscheinbaren Kniff deutlich mehr Übersicht und ist zugleich auch noch doppelt so immersiv.

    helldivers 2

     

    Irrsinn im Weltall

    Die spielerischen Elemente in Helldivers 2 sind nüchtern betrachtet recht eng gehalten, im Grunde bietet das Spiel gar nicht so wahnsinnig viele unterschiedliche Aspekte. Innerhalb dieses engen Korridors bewegt sich allerdings jede kleine Facette so verdammt gut, dass es gar nicht mehr benötigt, um ein echter Kracher zu sein. Die Sachen, die Helldivers 2 machen will, macht es unfassbar gut!

    Das beginnt damit, dass es keine Kampagne im eigentlichen Sinne gibt. Das Spiel prunkt mit einzelnen Einsätzen inklusive diverser Zwischenziele. Zwar könnt ihr Helldivers 2 grundsätzlich alleine Spielen, wirklich Sinn macht das aber nicht – und Spaß noch viel weniger. Nein, hier bekommt ihr einen waschechten Koop-Shooter, der auch nur im Team sein volles Potential ausschöpfen kann. Die Entwickler der Arrowhead Game Studios haben mitgedacht und direkt zum Launch volle Crossplay-Unterstützung implementiert. Spielerinnen und Spieler an PC und Playstation 5 haben also immer genügend Mitspielende in wenigen Sekunden versammelt. Auf einen Couch-Koop müssen wir allerdings leider verzichten.

    Die völlige Überzeichnung findet schon im Intro statt, setzt sich im Hub (euer Abwurf-Raumschiff) fort und zieht sich quer durch das gesamte Spiel. Überall begegnen euch militante Floskeln, die pseudo-politische Inhalte ad absurdum führen. Schiffe und Soldaten könnt ihr entsprechend vielsagend benennen: Wings of Freedom, Fist of Democracy, Executor of Justice und so weiter. Kombiniert die Auwahl an Namen wild miteinander und ihr bekommt teils absurde Wortschöpfungen. Im Spiel begegnen euch solch absurde Auswürfe ebenfalls ein ums andere mal. Etwa dann, wenn ihr eine Granate werft und euer Soldat mit stolzgeschwellter Brust „How about a nice cup of Liber-Tea?!“ brüllt.

    helldivers 2

     

    Freiheit allen Planeten

    Im Hub rüstet ihr euren Kämpfer mit Waffen und Gadgets aus, während ihr euch stolz über die Karte der Planeten beugt, die auf die Befreiung warten. Der Auftrag ist klar: Jede dieser Welten wartet nur darauf, von euch befreit zu werden. Das geht noch schicker und wuchtiger, wenn ihr euch den Battlepass zulegt, der euch als Kaufoption zur Verfügung steht. Da dieser nicht nur kosmetische Items enthält, sondern auch Waffen, Rüstungen und mehr, ist es etwas unschön, noch mal extra zur Kasse gebeten zu werden. Andererseits könnt ihr die Inhalte auch schrittweise freispielen, was je nach Item eine Zeit lang dauert.

    Missionsvielfalt wird groß geschrieben. Natürlich gibt es die Standard-Aufträge ala „Besiege alle Feinde“. Im Grunde machen wir das ohnehin die ganze Zeit. Alles, was kreucht und fleucht, ob Alien und Maschine: Draufhalten! Dennoch gibt es zahlreiche Varianten an Einsätzen. Käfernester ausheben, Stützpunkte erobern oder befreien, Kommunikationszentren herrichten oder auch mal Atomraketen startklar machen. Gelegentlich werden kleine Subaufträge in Minispielen verpackt, die mitten im Kriegsgetümmel um euch herum irrwitzig sind. Sobald ihr mit der Landungskapsel die planetare Oberfläche erreicht habt, beginnt das Chaos. Um euch herum tauchen Scharen von Feinden auf, schießend mit grellen Lasern auf euch oder wollen euch gleich gänzlich auffressen. Explosionen gibt es hier im Sekundentakt und nicht selten tragen sie zur Geländedeformation bei.

    Wie gut ist es da, das die bis zu 4 Helldiver bis an die Zähne bewaffnet sind. Primär nutzen wir Maschinengewehre und Pistolen, aus deren Rohren wir die bleierne Demokratie allen Feinden einimpfen. Waffen schalten wir Spieltypisch mit dem weiteren Fortschritt frei, ebenso zahlreiche Gadgets und Fähigkeiten. Mit einem Auge schielen wir derweilen auf das Magazin, denn zu frühes Nachladen wird gnadenlos bestraft. Übrige Kugeln verfallen und angesichts des begrenzten Munitionsvorrates können verbliebene Kugeln ein echter Lebensretter sein. Praktischerweise können wir Nachschub ordern, der pompös auf der Oberfläche mittels Kapseln eintrifft. Umso schöner sind dann solche Sequenzen, in denen diese unbeabsichtigt beim Aufprall gleich ein paar Gegner ausradieren, die sich zufällig am Landepunkt tummeln.

    helldivers 2

     

    Alle fressen demokratisches Blei!

    Das mit dem Bleifressen gilt für Freund und Feind, denn Friendly Fire ist in Helldivers 2 nie ganz vermeidbar. Der gesamte Bildschirmausschnitt ist in Bewegung und während euch Explosionen im Dauerakkord um die Ohren fliegen, fällt es nicht immer ganz so leicht, den Überblick zu behalten. Das Spiel will euch ins Chaos stürzten – im positivsten Sinne. Dann dröhnt auch schon mal aus dem Headset die Stimme eines Mitspielers und flucht“ Ey, das war ich!“, während der leblose Körper an euch vorbeifliegt, der soeben eurem Luftschlag erlegen ist. Nehmt es also euren Kameraden nicht übel, wenn sie kurz den Überblick verlieren und euch Kugeln um die Ohren surren, umgekehrt wird euch auch niemand ans Bein pinkeln, wenn ihr selbiges tut. Helldivers provoziert mitunter sogar den eigenen Beschuss und packt auch dieses Element in den spieltypischen Humor. Glaubt uns: Es gibt tausend absurde Möglichkeiten, ingame ins Gras zu beißen.

    Etwas strategischer solltet ihr bei den Nachschublieferungen sein. Alle Skills abseits der normalen Angriffe und Bewegungen haben einen Cooldown und ihr überlebt keine 5 Minuten, wenn alle Spieler des Teams zeitgleich eine Kapsel anfragen. Gleiches gilt natürlich auch für Airstrikes und Co., wenn ihr im Hintergrund eine Schar Bugs anmarschieren seht. Sprecht euch daher immer gut im Chat ab und schmiedet, sofern in diesem Irrsinn überhaupt möglich, einen Plan. Sterben werdet ihr alle ohnehin häufiger, als euch lieb ist. Zu oft solltet ihr allerdings nicht ableben, denn mitunter gehen euch dadurch extrem viele Boni flöten. So bekommt Helldivers 2 dann auch gleich mehrfach eine taktische Komponente. Wer fordert wann Nachschub und Luftunterstützung an? Nehme ich das nächste Zwischenziel noch mit oder mache ich mich lieber vom Acker und hab die bisherigen XP gesichert?

    helldivers 2

     

    Technik

    Zum Launch gab es diverse Meldungen, dass die Server dem Ansturm nicht gewachsen waren. Vielleicht gehört das mit zu den Erfahrungen, die die Arrowhead Game Studios nun ausbaden müssen. Mit einem Spiel wie Helldivers 2 machen sie gerade den Absprung weg vom Indie-Entwickler und hin zu einer massentauglichen Spieleschmiede. Aber so ganz unvorbereitet schienen sie jedenfalls nicht zu sein, denn die Meldungen über Serverabbrüche und ähnliches flachten dann doch recht schnell wieder ab.

    Was im Hinblick auf die Spielerzahlen erstaunlich ist, denn mit über 155.000 Spielerinnen und Spielern zur Eröffnung schubsten die Freiheitskämpfer mal eben den bisherigen König vom Tron. Und das ist bzw. war immerhin ein Schwergewicht namens God of War, womit Sony nun also einen neuen Platzhirsch inne hat. Glückwunsch dazu! Aktuell kratzt der bisher erfolgreichste Sony-Launch an der 200k Marke auf Steam.

    Während unserer Spielerunden gingen die Spuren der Serverproblematiken auch an uns nicht spurlos vorüber. Gerade zum Launch-Tag war das bemerkbar, wir sind gleich mehrfach während der Missionen aus dem Spiel geflogen. Mittlerweile hat sich alles eingependelt und Abbrüche oder Ähnliches sind größtenteils passé.

    Läuft das Spiel stabil, sieht alles ganz phantastisch aus. In konstanten 60 Frames in schicker 4K Auflösung ist das Spiel nicht nur hübsch, sondern auch vollkommen Effektüberladen, zumindest zeitweise. Ins Stocken gerät die Konsole dabei jedoch niemals, was in Anbetracht der Detaildichte und Massenexplosionen nicht selbstverständlich ist. Besonders hinreißend sind die Wettereffekte, sofern ihr Zeit habt, zwischen all den Bugs mal einen längeren Blick auf sie riskieren zu wollen.

    helldivers 2

     

    Fazit

    Nach dem Erfolg von Helldivers war die Erwartungshaltung entsprechend hoch und ja, Arrowhead und Sony haben tatsächlich geliefert! Helldivers 2 bedient spielerisch einen engen Korridor, füllt diesen aber mit Vielfalt, Daueraction und Humor. Alle Elemente in einer gesunden Dosis, die oft an der Grenze zum Übermaß kratzt, diese aber nie überschreitet.

    Gepackt wurde die Action-Orgie in schallernden Militarismus samt Flaggen und Fanfaren, der Paul Verhoeven glücklicher nicht machen könnte. Die mitreißende und brachiale Gewalt sind in jeder Mission Programm und lassen euch ein ums andere mal mit Jubelgetöse in die Schlacht ziehen.

    Wir haben erst Februar und das Jahr ist noch jung. Helldivers 2 könnte allerdings schon jetzt ein Kandidat für das GOTY werden!

    Christoph
    Kind der 70er. Seit '84 Musiker, seit '85 Hobby-Jedi, seit '86 Zocker und seit 2011 hier Redakteur