Nach knapp 14 Jahren wagt sich Ubisoft Montpellier an einen neuen Ableger der legendären Prince of Persia Reihe. Prince of Persia: The Lost Crown kommt als waschechtes Metroidvania daher und macht spielerisch eine richtig gute Figur, wie ihr in unserem Test erfahren werdet!
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Für diesen Test spielten wir Prince of Persia: The Lost Crown auf Playstation 5
Nur all zu gerne verrennt man sich beim bloßen Erwähnen des Publishers Ubisoft darin, dass die viel rezitierte Ubisoft-Formel unmittelbar darauf erwähnt wird. Das ist zu simpel gedacht, wissen wir doch alle, welch zauberhafte Perlen dieses Team uns in der Vergangenheit servierte. Die Arbeitsgruppe aus Montpellier, die auch maßgeblich an Prince of Persia: The Lost Crown beteiligt war, fiel beispielsweise bereits mit den überaus unterhaltsamen beiden Rayman-Spielen auf. Wenn ihr diese Spiele kennt, dann wisst ihr, dass sie sich durch ein überragendes Level-Design und nahezu perfekten Flow durch präzises Timing auszeichneten. Und genau an dieser Stelle schlagen wir die Brücke zu Prince of Persia, denn eben jene Tugenden merkt man dem Spiel in genau dieser Form an. Gut also, dass ein erfahrenes Spielstudio daran werkeln durfte!
Nun ist es so, dass das Genre des Metroidvania in den vergangenen Jahren eine wahre Flut an Titeln erlebte. Zwischen all den Spielen ist es daher oft mühsam und ermüdend, nach den wirklich guten Vertretern zu suchen. The Lost Crown wird mit ziemlicher Sicherheit im oberen Drittel landen, selbst wenn in den kommenden Jahren noch zahlreiche neue Vertreter an den Start gehen. In einer Reihe also mit Ori, Dead Cells und Hollow Knight. Genug der Vorschusslorbeeren, gehen wir ans Eingemachte.
Auf der Suche nach dem Prinzen
Ungleich zu anderen Prince of Persia Spielen schlüpfen wir nicht in die Rolle des Prinzen, sondern in die eines Elite-Kämpfers namens Sargon. Es dauert nur wenige Minuten des Intros und schon wurde der Thronfolger unter mysteriösen Umständen gefangen genommen. Und ja, die nun folgenden rund 30 Stunden Spielzeit verwenden wir darauf, herauszufinden, wer hinter der perfiden Geiselnahme steckt. Das klingt einigermaßen rudimentär und ist es im Gesamtbild auch – wobei die Story mit mehr oder minder vorhersehbaren Ereignissen weiter gesponnen wird. Sie endet ziemlich stark, fällt gegen Ende hin aber leider ab.
Aber OK, Metroidvanias sind mit eines der Genres, wo man auf Twist-reiche und mehrschichtige Hintergrundgeschichten wohl recht gut verzichten kann. Andere Tugenden sind hier gefragt, als seitenweise Storyfetzen zu einem Almanach zu formen. Dennoch gibt es kleinere Wendungen auch in Prince of Persia: The Lost Crown. Besonders nach dem Besiegen eines Bosses, von denen es insgesamt neun gibt, tauchen ein paar frische Sequenzen auf. Mit einher gehen dann nicht nur neu verfügbare Skills, sondern die Spielwelt Qaf öffnet sich so immer weiter.
Die Hauptstory ist klar definiert, aber immer mal wieder tun sich hier und da Nebenquests auf. Diese sind ebenfalls geschichtlich eingewoben und knüpfen sich direkt ins unmittelbare Geschehen ein – sehr cool! Fast noch besser haben uns die Sprachoptionen gefallen. Neben der guten deutschen Synchronisation steht u.A. die Sprache Farsi zur Wahl. In Kombination mit der phantastischen Hintergrundmusik ein tolles Gespann, um echte 1000 und 1 Nacht Feeling auf die Mattscheibe zu zaubern. Für diese Kombination empfehlen sich natürlich deutsche Untertitel, damit ihr von der Story nichts verpasst, logisch.
Prince of Metroidvania
Spielerisch haben wir es hier mit einem Side-Scroller in 2,5D-Optik zu tun. Nicht nur grafisch, sondern auch spielerisch tun sich so einige Parallelen zu anderen Metroidvanias auf, beispielsweise zu Metroid: Dread. Anfangs werdet ihr euch schwer tun, einen Überblick in die umfassende Spielwelt zu erhaschen. Zum Glück sind überall hilfreiche Symbole eingeblendet, die eu8ch zumindest grob die Richtung anzeigen, die ihr einschlagen solltet. Screenshots sind jederzeit möglich und sie lassen euch wichtige Orte markieren, wenn ihr denkt, dass sich ein späterer Besuch lohnen könnte.
Die Hilfen sind jederzeit in den Optionen konfigurierbar. Der geführte Modus bietet euch zahlreiche Hilfen und Wegmarker, so dass ihr euch nahezu nie in den Wirren der Biome verlauft. Wer das freie Abenteuer sucht und den Entdecker mimt, der deaktiviert sämtliche Hilfestellungen und ist auf sich allein gestellt. Wichtige Orte bekommt ihr so oder so schon immer ein paar Abschnitte vorab signalisiert, so dass ihr wisst, dass bald der nächste Speicherpunkt oder Schnellreisewarp naht.
Die Savepoints sind nicht nur Frust-Entschärfer, sondern auch elementar wichtig für euch, denn, machen wir uns nichts vor: Prince of Persia: The Lost Crown geizt nicht mit kniffligen Passagen. Und das natürlich ganz stilecht getreu dem Motto: Je mehr Fähigkeiten eure Figur erlangt hat, desto waghalsiger werden die folgenden Bildschirme. Die stete Lernkurve bringt einen großen Reiz mit sich, ohne jedoch unfair zu wirken. Gerade das letzte Drittel des Spiels wird euch gelegentlich in den Controller beißen lassen! Präzise Sprünge, Doppelsprünge, Fallen, Kämpfe und zeitgesteuerte Rätsel sind im Verbund eine echt harte Nuss, die es immer wieder zu knacken gilt. Um es aber noch einmal zu betonen: Es ist genau diese Kombination aus Denksport und Geschicklichkeit, die einen enormen Sog in The Lost Crown ausmachen. Umso mehr Endorphine machen sich in euch breit, wenn ihr eine Rätselkette im x-ten Anlauf dann endlich geschafft habt.
Verzahnter Aktionsradius
Dem clevere Leveldesign gelingt es, dass ihr mit Sargon auf das gesamte Repertoire zurückgreifen müsst. Sicherlich gibt es bevorzugte Fähigkeiten, etwa der Wandlauf, der Mehrfachsprung oder eine Art Ebenbild-Teleport. Im Großen und Ganzen gelingt es den Entwicklern jedoch verdammt gut, die Sprünge, beweglichen Plattformen und Schalter so zu platzieren und zu verknüpfen, dass ein wunderbarer Flow entsteht. Wendet ihr gelerntes Wissen richtig an, dann ist das nicht nur belohnend, sondern schaltet obendrein auch noch Abkürzungen frei.
Neben Fallen und Rätseln trefft ihr natürlich auch auf zahlreiche Gegner. Das Kampfsystem sitzt glücklicherweise mindestens ebenso auf dem Punkt wie das Leveldesign und gemeinsamen formen sie Prince of Persia: The Lost Crown zu einer echten Perle! Im Grunde nutzt Sargon ein klassisches, aber hocheffizientes System aus Angriffen, Paraden und Ausweichmanöver. Und auch hier gilt, was wir bereits oben erwähnten: Nutzt ihr alle Facetten dieses Systems, dann sieht das nicht nur unfassbar schick aus, sondern ist enorm belohnend für die eigene Motivation. Die Verzahnung aller Aktionen ist logisch und konsequent gut gelöst.
Nutzen ist ein gutes Stichwort, denn bleibt ihr immer nur bei einer Art Angriff, nimmt dessen Effektivität ab. Ihr werdet also so oder so in die Breite gehen müssen, was die Mittel zur Wahl anbelangt. Nahezu alle Moves sehen schick aus und sind mitunter sogar raumfüllend. Ihr kombiniert Nahkampf mit Fernattacken, werft Geschosse und könnt diese sogar reflektieren, was enormen Spaß macht. Dodges verschaffen euch kurze Verschnaufpausen, bevor ihr zum Konter ansetzt und die Umgebung zu eurem Vorteil nutzt.
Eure Gegner indes sind nicht auf den Kopf gefallen und greifen nicht stupide an. Gelbes und rotes Aufleuchten sollte euch immer aufhorchen lassen. Leuchtet ein Feind kurz gelb auf, dann ist sein nächster Angriff stärker als normal und knabbert ordentlich an eurer Healthbar, sofern ihr getroffen werdet. Dafür aber neutralisiert ihr einen Feind bei gelungener Parade dafür direkt. Eine rote Silhouette zeigt an, dass der kommende Angriff nicht geblockt werden kann und ihr solltet euch auf ein Ausweichmanöver oder Teleport vorbereiten. Besonders Bosse bevorzugen diese Art Angriff, wodurch die ohnehin schon längeren Fights nochmal etwas an Zeit gewinnen.
Sargon und die Upgrades
Kein Spiel ohne Skilltree und natürlich macht auch Prince of Persia: The Lost Crown davon gebrauch. Beim Durchstreifen der Biome und mit dem Töten von Feinden sammelt ihr fleißig Zeitkristalle, die als Währung dienen. Diese könnt ihr spielerisch für die Zeit-Fähigkeiten einsetzen, aber auch für Hab und Gut beim Händler loswerden. Neue Ausrüstungsgegenstände oder kosmetische Items stehen euch primär zur Auswahl, im zweiten Schritt sind Amulette ein wichtiges Element. Diese gefundenen Schmuckstücke könnt ihr in begrenzter Anzahl anlegen, welche dann ihrerseits für allerhand Buffs sorgen. Alle Items sind in ihrer Stufe aufwertbar, was mitunter aber eine Menge Kristalle erfordert. Mitunter werdet ihr euch also ertappen, dass ihr Schnellreisepunkte links liegen lasst und statt dessen per pedes ein bereits erkundetes Areal nochmals durchpflügt. In der Hoffnung auf weitere Kristalle nehmen so die Laufwege mitunter gerne auch mal zu.
Abschließend noch ein paar Worte zur Technik. Prince of Persia: The Lost Crown läuft durchgehend mit 60 Bildern pro Sekunde in 4K Auflösung. Jegliche Animationen sind butterweich und wunderbar animiert. Obendrein gibt es nahezu keine Ladezeiten, wodurch der Spielfluss stets hoch gehalten wird. Die deutschsprachige Lokalisation erwähnten wir bereits, welche neben dem Soundtrack eine rundum gute Figur macht.
Fazit
Prince of Persia: The Lost Crown ist ein erlebnisreiches Metroidvania mit cleveren Ideen und nahezu perfektem Leveldesign. Dazu gesellt sich ein komboreiches Kampfsystem mit spektakulären Moves und schicken Manövern – erste Sahne!
Entdecker kommen voll auf ihre Kosten und treiben die angegebene Spielzeit von rund 25h noch deutlich nach oben. Versteckte Münzen, Skins oder Items lassen euch jeden Winkel der Spielwelt erkunden wollen. Dank zahlreicher Optionen könnt ihr nicht nur den Schweregrad im Detail anpassen, sondern definiert auch, wie stark euch das Spiel an die Hand nehmen soll.
Solltet ihr ein Herz für Platformer haben und keine Herausforderung scheuen, dann könnt ihr bedenkenlos zugreifen. Prince of Persia: The Lost Crown hat eine Menge zu bieten und belohnt euch für jedes abgeschlossene Biom!