Flashback 2 Test / Review

    Flashback 2 Test

    In unserem Flashback 2 Test haben wir den neuesten Teil der 1992 gestarteten Spiele-Serie unter die Lupe genommen. Was wir dabei gesehen haben, ist ein Spiel auf einer Gratwanderung. Denn Flashback 2 versucht auf der einen Seite dem über 30 Jahre alten Original treu zu bleiben. Auf der anderen Seite will es aber auch ein zeitgemäßes Spielerlebnis bieten. Ob das klappen kann?

    Wir schreiben das Jahr 1992. Die Olympischen Spiele finden in Barcelona statt, Bill Clinton wird Präsident der USA und ein Großteil der game2gether-Redaktion macht noch in die Windeln. Das ist die Epoche von Amiga, MS-Dos und 3,5″ Disketten.

    Genau zu dieser Zeit veröffentlicht Paul Cuisset, ein französischer Programmierer und Designer im Dienst von Delphine Software International, mit seinem Team das Spiel Flashback. Ein heutzutage beinahe schon legendärer 2D-Sci-Fi Platformer, der eigentlich eine Adaption des Films Der Pate werden sollte. Doch das französische Team verlegte die Handlung kurzum in das Jahr 2142. Anstelle von Mafiosi jagten nun auf einmal Aliens den Helden der Story.

    Flashback Gameplay Death Tower
    In Flashback von 1992 klettern Spieler durch die Level. Das ein oder andere Feuergefecht ist dabei nicht ausgeschlossen.

    Innovatives Original

    Handlung ist außerdem ein gutes Stichwort, wenn man verstehen will, warum Flashback ein so großer Erfolg wurde. (Zu einem Zeitpunkt was Flashback sogar das meist-verkaufte Videospiel Made in France). Denn Flashback erzählt seine Geschichte als eines der ersten Videospiele überhaupt mit animierten Zwischensequenzen. Dazu filmten sich Cuisset und sein Team, wie sie selber die Szenen spielten, um sie danach in animierte Sequenzen für den Amiga umzuwandeln. Dadurch erreichte der Titel ein neues Level an Immersion und ließ seine Spieler noch tiefer in das futuristische Weltraumabenteuer abtauchen.

    Heute sind kinoreife Zwischensequenzen und elaborierte Geschichten in Videospielen aller möglichen Genres natürlich nichts Besonderes mehr. Doch 1992 war Flashback damit ein echter Vorreiter. Umso schwieriger wird es nach einem solchen Erfolg aber einen würdigen Nachfolger zu produzieren. Mit Fade to Black veröffentlichte das Team 1994 dann einen 3D-Third-Person-Shooter. Der erzählte die Geschichte aus Flashback zwar weiter, war von Gameplay-Seite aber eine völlig andere Erfahrung als die Platformer-Action des ersten Spiels der Reihe.

    Flashback Zwischensequenz
    Mit animierten Zwischensequenzen war Flashback im Jahr 1992 ein echter Vorreiter unter den Videospielen.

    Ein Würdiger Nachfolger?

    Doch nun, über 30 Jahre nach der Veröffentlichung von Flashback und einem Remake im Jahr 2013, ist es nun so weit. Mit Flashback 2 haben wir einen Nachfolger bekommen, der nicht nur die Geschichte um Conrad B. Hart, den Agenten des Galactic Bureau of Investigation (GBI) weitererzählt, sondern auch den Platformer-Charakter des Originals wieder aufgreift und versucht, zeitgemäß zu inszenieren.

    Gleich vorweg: Während unserem Flashback 2 Test mussten wir uns immer wieder über die ein oder andere getroffenen Entscheidungen des Entwicklerteams, bei dem auch Paul Cuisset wieder mit dabei war, gehörig wundern. Aber dazu gleich mehr.

    Wir haben das Spiel auf dem PC gespielt. Aktuell ist Flashback 2 außerdem noch auf der PlayStation 5 und der Xbox Series X|S erhältlich. Versionen für die Nintendo Switch und die Playstation 4 sowie die Xbox One folgen im Frühjahr 2024.

    Deja-vu

    Los geht es in Flashback 2 wie im Original. Wir wachen als Conrad B. Hart aus einer Bewusstlosigkeit auf und können uns an kaum etwas erinnern. Einzig, dass als Menschen getarnte Aliens namens Morphs die Gesellschaft infiltriert habe und gestoppt werden müssen, wissen wir noch. Und damit ist auch schon die Geschichte und unsere Mission in Flashback 2 komplett erzählt, die uns für die nächsten 6 Stunden Spielzeit beschäftigt. Also alles wie im ersten Teil.

    Dieses Mal wachen wir nur nicht in einem Dschungel, sondern in einer brennenden Forschungseinrichtung auf. Unsere erste Aufgabe ist es, dem Flammeninferno zu entkommen und uns einen Weg nach draußen zu bahnen.

    Flashback 2 Labor
    Ohne Erinnerung daran, was passiert ist, suchen wir uns zu Beginn von Flashback 2 den Weg aus einem brennenden Labor.

    Weniger Springen, mehr Schießen

    Dabei springen wir zu Beginn wie 1992 in bester Platformer-Manier von einer Ebene des Levels zur anderen. Knifflige Passagen oder Spalten und Abgründe, in die wir hinabstürzen könnten, gibt es hier allerdings nicht mehr. Zudem spielt das Platforming im weiteren Spielverlauf auch eine eher untergeordnete Rolle. Der prominentere Teil des Gameplays ist die Twin-Stick-Shooter Action. Hier bestimmen wir mit dem linken Stick Conrads Laufweg und mit dem rechten Stick zielen wir mit unserer Waffe auf alles, was sich da so bewegt. Spielen mit Maus und Tastatur geht natürlich auch.

    Flashback 2 Kampf
    Mit dem linken Joystick oder per WASD steuern wir Conrad. Mit dem rechten Joystick oder der Maus zielen wir.

    Doch in beiden Fällen stellen uns die Waffengefechte in unserem Flashback 2 Test vor keine große Herausforderung. Denn abgesehen von einer Handvoll Bossen sind die wenigen verschiedenen Gegner-Typen im Spiel nur Kanonenfutter. Sie erfordern neben Zielen und Draufhalten keinerlei taktisches Vorgehen. Auch die temporären Waffenupgrades, die wir an manchen Orten wie Items aufsammeln können, liefern in Gefechten gegen normale Gegner kaum einen Mehrwert. Und so wird das Geballere schnell zur belanglosen Pflichtaufgabe.

    Flashback 2 Waffen Upgrades
    Immer mal wieder können wir unterschiedliche temporäre Waffenupgrades einsammeln.

    Ein Neonlicht in der Dunkelheit

    Im Original von 1992 konnten wir noch jeden Pixel der 2D-Welt einzeln bewundern. Mittlerweile finden wir uns in einer 3D-Umgebung wieder, die uns aufgrund der sidescroller-typischen Kameraführung meist jedoch nur aus einer einzigen festen Perspektive präsentiert wird. Hier unterscheidet sich Flashback 2 also nicht von den meisten modernen Side-Scrollern wie American Arcadia. Was die Ästhetik und Stimmung der Spielwelt angeht, erinnert Flashback 2 im Test stark an den Third-Person-Shooter The Ascent von Neon Giant.

    Denn auch in Flashback 2 ist die Zukunft eine Dystopie. Sobald wir das Forschungslabor hinter uns gelassen haben, begrüßt uns das im Cyberpunk-Stil in grellen Neonfarben erleuchtete New Washington. Hier sind die Straßen dreckig und wir haben das Gefühl, hinter jeder Ecke könnte ein Kerl mit einer Laserpistole warten, um uns auszurauben. Auch die späteren Level sind schön anzusehen und versprühen eine tolle Atmosphäre. Der Dschungel, den wir schon aus dem ersten Teil kennen, kommt uns wild und mysteriös vor. Der Raumhafen vermittelt mit seinen Geschäften und herumstehendes NPCs echtes Wartehallen-Feeling. Und außerdem ist es für Fans des Originals toll, bekannte Orte in neuem Gewand wieder zu sehen. Ganz exakte Nachbauten alter Abschnitte, wie zum Beispiel in Final Fantasy VII Remake, gibt es in Flashback 2 aber nicht.

    Flashback 2 Markt
    Der Markt in New Washington mit seinen Neonlichtern ist ein gutes Beispiel für die tolle Optik von Flashback 2.

    Früher war nicht alles besser

    Neben den Orten kommt uns auch die Art der Aufgaben, die wir im Verlauf des Spiels erledigen müssen, sehr vertraut vor. Denn um herauszufinden, was passiert ist und warum wir uns an rein gar nichts erinnern können, werden wir auf eine recht zähe Schnitzeljagd geschickt. Wo wir unseren Freund Ian finden, der uns hoffentlich alles erklären kann, weiß nämlich nur der Boss der ortsansässigen Mafia. Um mit ihm reden zu können, müssen wir uns aber zuerst das Passwort für dessen Club besorgen. Damit uns der Mafiosi dann die Informationen gibt, sollen wir einen Roboterkampf für ihn gewinnen. Dazu müssen wir aber erst noch einen Roboter kaufen. Da wir kein Geld haben, heißt es dann mehrere Jobs erledigen. Dazu gehören Pakete von einem Stadtteil zum anderen bringen oder von der Polizei gesuchte Personen ausfindig machen.

    Flashback 2 Arbeitsamt
    Wie im echten Leben. Wer in Flashback 2 Geld braucht, muss arbeiten.

    So hangeln wir uns von einer belanglosen Aufgabe zur nächsten. Die werden dabei immer kleinteiliger und mühsamer und bringen die Geschichte kein Stück vorwärts. (Von der geradezu lächerlichen Inszenierung des Roboterkampfes mal ganz abgesehen). Diese Art von Aufgaben gab es auch schon im ersten Teil. Dass wir uns beim ortsansässigen Arbeitsamt um Jobs bemühen müssen, um Geld zu verdienen, wurde sogar eins zu eins übernommen. Dieses Detail ist zwar eine nette Hommage, kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass ein solches Quest Design im Jahr 2023 nicht mehr zeitgemäß und schlicht öde ist.

    Vorsicht, aalglatt!

    Zusätzlich bleiben die Charaktere, denen wir bei der Erledigung dieser Aufgaben begegnen, gänzlich farblos. Hintergrundgeschichten Fehlanzeige! Dazu passen auch die Charakterporträts, die so glatt und persönlichkeitslos aussehen, dass sie geradezu von einer AI stammen könnten. Hier gibt es keine einzige Falte, keine Asymmetrien, alles sieht aus wie zu Tode ge-airbrushed. (ACHTUNG: Da der Einsatz von AI momentan ein heikles Thema im Bereich der Videospielproduktion ist, wollen wir an dieser Stelle noch einmal ausdrücklich klarstellen: Wir implizieren in keiner Weise, dass tatsächlich AI bei der Erstellung der angesprochenen Porträts oder irgendeinem anderen Aspekt von Flashback 2 zum Einsatz gekommen ist). Und so können auch unsere Gefährten und andere Personen, denen wir auf unserem Weg begegnen, die Reise für uns nicht unterhaltsamer gestalten.

    So wie seine Charaktere leiden auch die Geschichte und die Dialoge in Flashback 2 an Oberflächlichkeit. Die fast schon beiläufige Art, auf die wichtige Personen oder Ereignisse eingeführt und von den Charakteren zur Kenntnis genommen werden, hat etwas Slapstickartiges.

    So kommt zum Beispiel eine uns nahestehende Person direkt vor unseren Augen ums Leben. Auf ein kurzes „Neiiiiin!“ von Conrad folgt der Hinweis von A.I.S.H.A., unserer AI, die uns im Spiel begleitet, dass wir Bescheid geben sollen, sobald wir bereit sind, die Mission fortzusetzen. Eigentlich sollte man nun erwarten, dass unser Protagonist wenigstens ein wenig verstört oder von dem augenscheinlichen Tod der ihm nahestehenden Person geschockt ist. Doch Conrad erwidert nur in gut gelauntem Ton: „Du hast recht, <Name> hätte das so auch gewollt. Wir haben keine Zeit zu verlieren…“, und marschiert munter weiter.

    Neben diesem gibt es noch jede Menge weitere Momente, bei denen wir uns mit großen Fragezeichen im Gesicht umsahen und uns fragten, ob die Entwickler das gerade Geschehene wirklich ernst meinen.

    Deus ex Machina

    So hält das teilweise schon ans Absurde grenzende Stroytelling immer wieder Momente wie den folgenden bereit: Conrad muss durch eine verschlossene Tür. Aus dem Nichts taucht plötzlich eine Person auf, die sich als „Lo’Ann, die zeitreisende Bombenentschärferin“ vorstellt. (Man bedenke, dass Zeitreisen bis zu diesem Moment noch nie eine Rolle im Flashback-Universum gespielt haben). Doch statt völlig überrumpelt zu sein, dass plötzlich eine Zeitreisende vor ihm steht, fragt Conrad nur mit ruhiger Stimme: „Hier gibt es eine Bombe?“.

    Wer sich bis hierhin noch nicht an die Stirn gefasst hat, tut das vielleicht in dem Moment, in dem klar wird, dass Lo’Ann selbstverständlich genau das Gerät bei sich trägt, dass wir brauchen, um die Tür zu öffnen. Wie praktisch! Nachdem wir noch ein paar böse Space-Soldaten abgeknallt haben, sagt sie auf Wiedersehen und verschwindet genauso schnell und zusammenhangslos, wie sie gekommen ist.

    Flashback 2 Lo'Ann
    Sie kam, sah und verschwand direkt wieder. Lo’Ann, die zeitreisende Bombenentschärferin…

    In solchen Momenten fühlten wir uns während unserem Flashback 2 Test schon beinahe ein wenig verschaukelt. Denn das Spiel versucht an diesen Stellen nicht einmal interessante und kreative Lösungen für Probleme zu finden. Stattdessen zieht es Zeitreisende und andere Absurditäten aus dem Zauberhut. Es wird schlicht von uns verlangt, dass wir alles als plausibel hinnehmen. Warum auch nicht? Wir sind schließlich im Jahr 2134, wo es Aliens und Laserpistolen gibt. So oder so ähnlich muss es sich zumindest das Entwicklerteam gedacht haben.

    Treppen und andere knifflige Kanten

    Zusätzlich leidet das Spiel auch auf technischer Seite. Etliche Male fielen wir durch Treppen hindurch, blieben an Kanten hängen oder steckten in der Luft fest. Im Dschungel fiel sogar unsere Begleiterin bei dem Versuch, uns zu folgen, von einem Baumstamm und stürzte aus dem Level. Da half nur noch den letzten Spielstand zu laden. Auch den Abschluss einer Quest samt dazugehöriger Zwischensequenz übersprangen wir beim ersten Spieldurchlauf versehentlich. Denn die Tür, die sich eigentlich erst nach Erledigung einer Teilaufgabe öffnen sollte, war nach einem Ladevorgang schon entriegelt und wir marschierten einfach hindurch. Außerdem spawnten NPCs direkt vor unserer Nase, Gegner blieben in Wänden stecken und Gegenstände ließen sich nicht aufsammeln.

    Bei dieser langen Liste an Problemen sind wir der Meinung, dass Flashback 2 ein Titel ist, der massiv von einem Early Access profitiert hätte. Denn Spieler hätten die Fehler und Bugs schnell gefunden, die uns während unserem Flashback 2 Test begegnet sind. Dann wäre das Spiel wenigstens in einem technisch sauberen Zustand erschienen. Auch wenn das der oberflächlichen Story, den absurden Dialogen und dem unspektakulären Gameplay natürlich nicht geholfen hätte.

    Flashback 2 Out of Bounds
    Hier sind wir im Dschungel gerade durch den Boden des Levels gefallen.

    Fazit

    Flashback 2 ist ein Third-Person-Platform-Shooter mit vielen Kinderkrankheiten. Sowohl Quest Design als auch die Präsentation der Story, die Dialoge und die Technik sind nicht auf der Höhe der Zeit.

    Das Gameplay fokussiert sich stärker als noch im ersten Teil auf das Schießen und Kämpfen. Aufgrund von wenig Abwechslung, was Gegner-Typen und Settings angeht und einem insgesamt sehr niedrigen Schwierigkeitsgrad fühlt sich das Geballere jedoch schnell wie eine belanglose Pflichtaufgabe an. Klettern und Springen tun wir in Flashback 2 nur noch nebenbei.

    Besonders die teils absurden, an den Haaren herbeigezogenen Ereignisse, die uns das Spiel präsentiert, grenzen des Öfteren schon ans Lächerliche. Und auch die Dialoge sind immer wieder einfach nur zum Fremdschämen.

    Zumindest die Optik in Flashback 2 ist gelungen. Die Level sehen durchweg gut aus und transportieren eine starke Atmosphäre. Außerdem hält das Spiel gegen Ende noch zwei von uns nicht erwähnte echte Überraschungen bereit, was die Geschichte und das Gameplay angeht.

    Aber auch die können nicht darüber hinwegtäuschen, dass Flashback 2 ein mittelmäßiges Spiel mit vielen Problemen ist, das sich höchstens für echte Fans der Serie lohnt.

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    Mehr Informationen

    Wir bedanken uns bei Paul Cuisset, Microids Studio Paris und Microids für die Bereitstellung eines Review-Keys für unseren Test von Flashback 2. Eine Einflussnahme der Entwickler oder des Publishers auf den Test hat nicht stattgefunden.

    Felix Krauth
    Seit 2017 in der deutschen Games-Branche unterwegs als Game Designer, Music Composer und im Project Management. In der g2g Games-Redaktion vor allem für News zuständig.