Naheulbeuk´s Dungeon Master (PC) – Review

    Naheulbeuk´s Dungeon Master

    Entwicklerstudio Artefacts Studio führt uns erneut in die Mittelalterliche Fantasywelt von Fangh. Nachdem wir als Abenteurergruppe bereits den charmant-chaotischen „Dungeon of Naheulbeuk“ besuchen durften, werden wir dieses Mal vor die Aufgabe gestellt, ebenjenen Dungeon wieder auf Vordermann zu bringen. In Naheulbeuk´s Dungeon Master dürfen wir, ganz in Dungeon Keeper Manier, unseren eigenen Kerker des Bösen aufbauen und verwalten. Ob das gelungen ist, nehmen wir in dieser Review genauer unter die Lupe.

    Bekanntes Rezept mit eigenen Zutaten

    In Naheulbeuk´s Dungeon Master werden wir als Handlager Reivax damit betraut, den heruntergekommenen Turm von Bösewicht-Zauberer Zangdar wieder herzurichten. Der ist zwar überaus griesgrämig, hat aber überhaupt kein Händchen für die Verwaltung seines eigenen Dungeons, sodass Heldengruppen den Turm zu Beginn nicht einmal mit dem Popo anschauen würden. So wird es dem Spieler auferlegt, aus der leeren Bruchbude einen angesehenen Dungeon zu machen und dabei den jähzornigen Zangdar nicht zu sehr zu reizen.

    Um dieses zu erreichen, können wir verschiedene Räume auf insgesamt 6 Schlossetagen errichten, darunter eine Taverne, Schlafkammern, Toiletten, Trainingsräume, Wachräume, Handwerkskammern, Schatzkammern usw. Alle diese Räume können verschiedene Qualitätsränge erreichen, abhängig davon, wie hochwertig die jeweilige Ausstattung des Raumes ist. Der Rang der Räume hat direkten Einfluss auf unseren Dungeon-Rang, der wiederum mehr Heldengruppen in den Dungeon lockt.

    Leider gibt es (zumindest in der Kampagne) auf jeder Etage von Naheulbeuk vorgegebene Wände, Blöcke und Säulen, die die Freiheit beim Bauen der eigenen Räumlichkeiten ein wenig einschränken. Warum man dies für spielerisch relevant hielt, konnten wir leider nicht nachvollziehen.

    Haben wir ein Basis-Set der wichtigsten Räume errichtet, können wir die ersten Lakaien und Bediensteten anheuern, die uns wiederum dabei helfen sollen, einfallende Abenteurer abzuwehren oder verfeindete Dungeons anzugreifen.

    Diese Zutaten versucht Artefacts Studio in denselben Kessel zu werfen, in dem auch Kultspiele wie Dungeon Keeper oder Evil Genius zusammengebraut wurden. Hier bedarf es allerdings noch ein wenig mehr Feinabstimmung.

    Anspruchsvolle Handlager

    Um die Verwaltung der Angestellten abwechslungsreich zu gestalten, bietet uns Naheulbeuk´s Dungeon Master gleich ein ganzes Arsenal von verschiedenen Völkern und Berufen, die in unserem Turm unterkommen können. So gibt es Menschen, Elfen, Trolle, Zwerge, Goblins, Orks usw., die wir, je nach Fähigkeit, für verschiedene Berufe einstellen.

    Unsere Bediensteten. Die meisten davon freiwillig.

    So muss es zum Beispiel Köche geben, die die ganze Meute regelmäßig mit Futter versorgt. Es werden Putzkräfte benötigt, damit der Dungeon nicht nach wenigen Tagen aussieht wie ein Ogerstall. Die Wachstation benötigt Kämpfer fürs Grobe und die Zwerge würden gern in der Handwerkskammer oder in der Schatzkammer arbeiten.

    Um dem System ein wenig zusätzliche Dynamik zu verleihen, haben die verschiedenen Völker auch noch unterschiedliche Bedürfnisse, die erfüllt werden wollen. Wird ein Angestellter zu unglücklich, kündigt er und verlässt unseren Dungeon. Das ist besonders ärgerlich, wenn besagter Angestellter schon einen hohen Rang in seinem Beruf erreicht hat.

    Elfen, Menschen und die meisten anderen Völker legen Wert auf saubere Räume, während Orks und Trolle es lieber stinkig mögen. Außerdem werden ausreichend Schlafmöglichkeiten, Waschräume, regelmäßige Mahlzeiten, Freizeitaktivitäten, Trainingsmöglichkeiten und natürlich regelmäßige Lohnzahlung gefordert. Zudem haben Angestellte mit höheren Rängen generell einen höheren Anspruch an die Qualität der Räume. Ein Level 10 Kämpfer wird nicht glücklich sein mit einem Rang 1 Schlafraum.

    Holprige Umsetzung

    Was auf dem Papier nach einer interessanten Mechanik klingt, funktioniert im Spiel derzeit leider überhaupt nicht. Selbst im Kampagnenspiel, welches den Spieler in den ersten Spielstunden eng an der Hand führt, sind ständig Angestellte verhungert, während die Speisekammer voll war, oder haben gekündigt, ohne dass das Spiel klare Gründe dafür aufzeigt.

    Generell macht Naheulbeuk´s Dungeon Master keinen guten Job darin, dem Spieler Auskunft darüber zu geben, wo es grad Probleme gibt. So gibt es zum Beispiel keine zentrale Übersicht darüber, wie viel Essen derzeit produziert, verbraucht oder eingelagert wird. Die einzige Chance diese zentrale Ressource zu prüfen, ist regelmäßig Lagerregale in der Küche anzuklicken. Auch eine Info darüber, wie viele Mahlzeiten ein Koch mit Rang x pro Woche eigentlich produziert, fehlt. Reichen mir drei Köche bei 25 Angestellten?

    Häufig ist zudem schwer zu erkennen, warum ein Angestellter seine Bedürfnisse nicht als erfüllt ansieht. Hatte er keinen Schlafplatz? War ihm die Qualität der Räume nicht gut genug? Waren ihm Räume zu schmutzig oder zu sauber?

    Besonders ärgerlich ist, dass das Spiel uns erst dann darüber informiert, dass etwas nicht stimmt, wenn der Mitarbeiter bereits gekündigt hat. Eine rechtzeitige Warnung darüber, dass bestimmte Bedürfnisse nicht erfüllt werden und Mitarbeiter fortgehen könnten, wäre enorm hilfreich und war schon zu Zeiten von Dungeon Keeper Standard.

    Zu alledem kommt noch hinzu, dass die Zahltag-Mechanik im Moment nicht gut funktioniert. Während bei Dungeon Keeper alle Kreaturen einfach zur Schatzkammer gehen und sich nehmen, was Ihnen zusteht, so müssen sich in Naheulbeuk´s Dungeon Master alle Angestellten an Bankschalter anstellen, um von den Zwergen ausgezahlt zu werden. Das dauert selbst bei mehreren Schaltern und Angestellten oft so lange, dass die in der Schlange stehenden Angestellten kündigen. Hier hat Artefacts Studio zwar bereits mit einem Patch nachgebessert, aber richtig rund läuft diese Mechanik noch immer nicht.

    Das liebe Geld

    Wie in Genrespielen dieser Art üblich, muss natürlich auch Geld verdient werden, um das Schloss auszubauen und schicke Einrichtungen zu kaufen. Im Falle von Dungeon Master kann dies auf mehrere verschiedene Arten erfolgen.

    Im Erdgeschoss des Schlosses errichten wir eine Art Tarn-Taverne, die den Zweck hat, Besucher anzulocken und beim Verkauf von Bier und Speisen ein wenig Cashflow zu erzeugen. Die wirtschaftlichen Mechaniken sind hier leider eher rudimentär und einmal ordentlich eingerichtet, muss man sich eigentlich nicht weiter um die Taverne kümmern.

    Zudem lassen sich im Schloss verschiedene Ressourcen, wie Waffen, Handwerksgegenstände oder Arkane Magie erzeugen. Diese lassen sich einfach über ein Verwaltungsmenü an den freien Markt verkaufen, wobei die Marktpreise variieren können.

    Die letzte Einnahmequelle ist der Kampf. Hier lassen sich entweder einfallende Helden plündern, oder andere Schlösser und Events bei eigenen Raubzügen bestehlen.

    Tatsächlich sind die Währungsmechaniken aber beinahe vernachlässigbar. Durch häufige Heldenangriffe und eine gut laufende Taverne hatten wir während unseres Spieldurchlaufes nie auch nur annähernd Probleme mit der Hauskasse.

    Quality of Life? Heute nicht!

    Neben den bereits genannten Problemen fällt nach längerem Spielen vor allem auf, dass Naheulbeuk´s Dungeon Master es uns unnötig schwer macht, bestimmte Informationen oder Mechaniken in den Griff zu bekommen.

    So fehlt zum Beispiel eine Levelfortschrittsanzeige für die Bediensteten. Häufig wären wir neugierig darauf gewesen, wie viel Zeit eine Wache noch im Trainingsraum verbringen muss, um die nächste Stufe zu erreichen. Ggf. könnte man ja noch einen Augenblick warten, bevor man die nächste Mission startet. Die bereits erwähnte Übersicht über die Nahrungsvorräte fallen ebenfalls in diese Kategorie.

    Durch das häufige Ausscheiden von Bediensteten (Kündigung, verhungern, Tod auf Mission etc.), hatten wir beim Spielen auch immer wieder Wartezeiten, weil wir die frisch eingestellten Lakaien nicht gleich mit Level 1 auf anspruchsvolle Missionen schicken wollten. Diese Wartezeiten haben den Spielfluss unnötig zäh und langsam gemacht.

    Warum nicht eine Mechanik integrieren, mit der wir gegen Einwurf von Münzen den Verlust von hochrangigen Mitarbeitern verhindern können? Ein Wiederbelebungsmagier, der eine Zahlung verlangt oder die Übergabe einer Prämie an Mitarbeiter, die kündigen wollen, würden sich ohne Probleme ins Spiel fügen.

    So ließen sich gleich zwei Probleme lösen: Das Geld wird relevanter und der Spieler verliert nicht mehr so viel Spielzeit, weil er nicht mehr so häufig neue Diener ausbilden muss. Gleichzeitig bestraft das Spiel ihn aber trotzdem für schlechte Entscheidungen.

    Fazit

    Wie sehr hätten wir der witzigen Naheulbeuk-IP einen guten Dungeon Builder gewünscht. Wie wunderbar hätte sich der Titel an das sehr gute Amulet of Chaos angefügt.

    Leider hat Artefacts Studio hier seine Hausaufgaben noch nicht gemacht. Überall funktionieren Mechaniken nicht richtig, oder man hat schlicht das Gefühl, dass etwas fehlt, damit das Spieleerlebnis sich richtig entfalten kann.

    Der Entwickler hat sich zwar inzwischen geäußert und versprochen, die vielfach geäußerte Kritik ernst zu nehmen und Probleme in den nächsten Patches zu beseitigen, aber hier müssen wir auch hinterfragen, warum dies nicht vor Release passiert ist.

    Bedauerlicherweise fühlt es sich immer häufiger schon fast als normal an, dass Spiele released werden, die eigentlich noch ein wenig Entwicklungszeit benötigt hätten.

    Naheulbeuk´s Dungeon Master wirkt zum aktuellen Zeitpunkt eher wie ein Early Access Spiel, welches noch einiges an Polishing benötigt, bis eine runde Sache daraus wird.

    Wenn die Entwickler hier, wie versprochen, die aktuell bekannten Probleme lösen und beim Spielflow ordentlich nachbessern, werfen wir gerne in einigen Monaten noch mal einen Blick auf den Dungeon von Naheulbeuk.

    Ganz zum Schluss bleiben wir mit einer offenen Frage vor den Schlosstoren stehen:

    Warum duschen sich Bedienstete, die eigentlich viel lieber dreckig sein wollen?

    Goetenklott
    MS-DOS-Veteran und Pixel-Nostalgiker. Windows hat nur einzug gehalten, damit Diablo gespielt werden konnte. Aufbauspieler und selber Bastler. Katzen-von-der-Tastatur-schieber. Warnung vor Tieffliegenden Wortspielen ist hiermit ausgegeben!