Beim Free-Roll mit einem Double Belly-Buster den Pot geholt? Oder durchs Floppen zu einem Monster gekommen und daraufhin Chipleader geworden? Glückwunsch. Wer allerdings nur Bahnhof versteht und nicht weiß, dass Free-Roll die Möglichkeit ist, etwas ohne Kosten oder Risiko zu gewinnen, wie zum Beispiel bei einem Free-Roll-Turnier, wo auf Eintritt verzichtet wird, und dass ein Double Belly-Buster eine Straße ist, bei der in der Mitte noch zwei Karten fehlen, muss nicht verzagen.
Poker hat sein eigenes Vokabular, das für Nichteingeweihte wie ein komplizierter Code klingt, aber die wichtigsten Begriffe sind schnell gelernt. Ein Flop sind zum Beispiel die ersten drei Gemeinschaftskarten, die beim Texas Hold’em auf einmal auf den Tisch kommen, und ein Monster ist ein super Blatt. Wer fließend Poker spricht, kann auf Parties damit glänzen, aber die wichtigsten Begriffe genügen für den Anfang, um Pokerstrategien zu lernen und Tipps zu verstehen.
Der Lernfaktor ist dabei entscheidend. Weil Poker zwar auch ein bisschen mit vom Glück abhängt, in erster Linie aber auf mathematischen Wahrscheinlichkeiten und Psychologie basiert, lohnt es sich, Zeit ins Studium des Spiels zu investieren. Dass die Regeln binnen Minuten gelernt werden können, es aber ein Leben lang dauert, das Spiel zu beherrschen, ist mehr als eine Binsenweisheit. Allein bei Varianten mit fünf Karten wie Texas Hold’em gibt es insgesamt 2.598.960 Möglichkeiten, die mit jeder neuen Karte drastisch verringert werden. Bereits für die Starthände gibt es beim Texas Hold’em 1.326 verschiedene Kombinationen. Der Flop wird statistisch jede dritte Mal getroffen, was bedeutet, dass aus den zwei eigenen Startkarten und den drei Gemeinschaftskarten gemeinsam eine erfolgversprechende Hand wie etwa ein Paar zusammen kommen.
Wer erfolgreiche Pokerstrategien entwickeln will, muss zunächst einmal lernen, zu wissen, wann es sich lohnt im Spiel zu bleiben und wann es mehr Sinn macht, von vornherein zu passen (auch folden genannt). Hohe Paare und Kombinationen aus Ass und König oder Ass und Dame sind starke Starthände und sollten stets gespielt werden. Zwei aufeinanderfolgende Karten von der gleichen Farbe können sich für Anfänger lohnen, wenn die Einsätze zum Sehen niedrig sind. Wer als letzter mit Setzen an der Reihe ist, kann die Gegner beobachten und einschätzen lernen. Mit Glück haben sogar ein paar Mitspieler gepasst, ehe er dran kommt.
Aussteigen heißt beim Poker aber noch lange nicht verlieren. Gewiefte Spieler nutzen die Auszeit, um ihre Kontrahenten kennenzulernen. Wer weiß, welcher Zocker übervorsichtig ist, wer mit Vorliebe blufft und wer aggressiv um hohe Einsätze spielt und dabei regelmäßig verliert, hat einen beachtlichen Vorteil. Erfahrene Spieler treten gegen andere Zocker an, nicht gegen die Karten.
Um mehr als nur ein Bauchgefühl für Wahrscheinlichkeiten und das Verhalten der anderen Spieler zu bekommen, heißt es analytisch vorzugehen. Dafür ist Online-Poker ideal, weil der Zocker die Möglichkeit hat, sich jeden Spielzug aufzuschreiben und so später feststellen zu können, welche Manöver überwiegend erfolgreich sind, welche häufig zu Verlusten führen, und wo man sich selbst über- oder unterschätzt. Zwar genügen ein paar Spiele nicht, um ausreichend Daten zur Verfügung zu haben, aber derartige Analysen sind ein wichtiges Hilfsmittel, damit sich Anfängerfehler gar nicht erst zu schlechten Gewohnheiten entwickeln.
Poker erfordert Konzentration. Müde oder gestresst zu den Karten zu greifen ist keine gute Idee. Regelmäßige Bewegung in den Pausen und ausreichend Wasser zum Trinken helfen dabei, fit fürs Spiel zu bleiben.
Geduld gehört ebenfalls dazu. So verlockend es auch sein mag, bei jedem Spiel mitzugehen, so schlecht ist das als Strategie. Wer die Zeit nutzt, um von den anderen zu lernen, statt sich auf seine eigenen Karten konzentrieren zu müssen, profitiert auf längere Sicht von seiner Beobachterposition.
Weil verlieren zum Spiel dazu gehört, sollte von vornherein ein finanzielles Limit gesetzt werden, das mühelos verschmerzt werden kann und keinesfalls überschritten wird. Pechsträhnen gehören leider im Poker wie in jedem Spiel dazu. Wer sich dazu hinreißen lässt, um jeden Preis das Ruder herumreißen zu wollen, wird viel wahrscheinlicher mit leeren Taschen enden. Sogar wenn die riskante Strategie ausnahmsweise funktionieren sollte, verführt sie lediglich dazu, beim nächsten Mal wieder jegliche Vorsicht in den Wind zu schlagen. So mögen Gelegenheitsgewinne passieren. Ein kluger Spieler wird man so nicht.
Weil Poker Nervenstärke, Entscheidungsfreudigkeit, Konzentration und Geduld erfordert und fördert, wird es teilweise sogar als Training fürs Berufsleben empfohlen. Ein guter Pokerspieler erkennt mit etwas Übung auch im Alltag einen Bluff und weiß, wann etwas vielversprechend ist und wann mit einer schwachen Hand gespielt wird.
Wer seine eigenen Strategien so weit verfeinert hat, dass er es sich zutraut, es mit erfahreneren Zockern aufzunehmen, kann außer im Casino oder im Freundeskreis auch in die Poker-Bundesliga spielen und in Turnieren auf Lokal-, Regional- oder Bundesebene Gleichgesinnte treffen und sich zudem auf größere Ereignisse vorbereiten.
Dabei ist das Pokerspiel in jedem Alter erlernbar. Deutschlands erster Pokerweltmeister, Pius Heinz, holte 2011 als 22-Jähriger in Las Vegas den Titel und einen Preistopf von 8,6 Millionen Dollar. Acht Jahre später folgte ihm Hossein Ensan. Der Münsteraner war zum Zeitpunkt seines mit zehn Millionen Dollar dotierten Titelgewinns 55 Jahre alt.
Jeder Pokerspieler entwickelt im Laufe der Zeit seine eigene Strategie. Dabei sollte der Spaß am Spiel stets im Vordergrund bleiben. Wer sich nicht mehr freuen kann, wenn er im Free-Roll mit einem Double Belly-Buster den Pot geholt hat, sollte sein Spiel überdenken oder eine Pause einlegen.