Vom Brett auf den Bildschirm. So könnte der Leitspruch für Talisman in der digitalen Collector’s Edition lauten. Wir haben den Klassiker im neuen Gewand etwas genauer unter die Lupe genommen und unsere Erfahrungen lest ihr hier in unserem Test.
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Der Titel basiert auf dem gleichnamigen Brettspiel von Games Workshop aus den 80er Jahren. Bei unserer Recherche fanden wir heraus, dass das Team von Nomad Games nicht den ersten Versuch startete, das Spiel auf den Bildschirm zu zaubern. Bereits 2007 wagte Capcom den Schritt, letztlich scheiterte dieser jedoch an Lizenzproblemen und der Titel wurde nie veröffentlicht. Umso erfreulicher, dass der jetzige Versuch von Nomad Games als Entwickler und Headup Games als Publisher dann geklappt hat. Die Spieler wollten es schließlich auch so, sonst wäre das Spiel nicht erfolgreich via Steam Greenlight durchgewunken worden.
Als Kenner des Brettspiels kann man der Optik von Talisman direkt einige Pluspunkte abgewinnen. Nicht nur das Spielfeld erinnert sehr deutlich an die Brettvorlage, auch die Gestaltung aller Spielkarten trifft den Kern des Ursprungs. Der Vorteil der digitalen Version liegt damit klar auf der Hand: Wer Lust auf eine Runde Talisman hat, aber daheim keine gesellige Spielrunde zusammengetrommelt bekommt, der kann sich also ab sofort immer am PC austoben. Fans und Anhänger hat das Spiel weltweit und, wie so oft bei älteren Spielsystemen, eine treue Community. Deshalb startet jede Multiplayerpartie auch zügig und ohne längere Wartepausen.
In seinen Grundzügen ist Talisman ein Strategiespiel mit Elementen des klassischen Rollenspiels. Gespielt wird entweder in der Solo-Kampagne (Talisman Prolog) oder im Multiplayer, worauf auf der eigentliche spielerische Fokus liegt. Mindestens 2 und maximal 4 Herrscher sitzen am virtuellen Spieltisch.
Dabei haben alle Spieler das gleiche Ziel, die sagenumwobene Krone zu erlangen. Dazu müssen wir geschickt unsere Karten ausspielen und uns möglichst der anderen Mitspieler entledigen. Bedeutet im Umkehrschluss, dass man als Spieler aus der Partie ausscheiden kann. Zum Start stehen uns in Talisman 14 verschiedene Charaktere zur Auswahl, später wächst die Gesamtsumme auf 18 an. Ein jeder Charakter verfügt über verschiedene Werte, wie man sie aus RPG’s kennt: Stärke, Lebenspunkte, Talent, Schicksal und Gold. Je nach Spielweise setzt jeder Spieler sein Team individuell zusammen.
Sämtliche Spielzüge laufen in der Reihenfolge in Würfelzügen ab. Es wird buchstäblich alles ausgewürfelt, Bewegungen, Kämpfe oder der Kauf von neuen Karten. Das Muster des höchsten Wurfes gilt natürlich auch in Talsiman, beispielsweise bei den Kämpfen: Die höhere Zahl gewinnt.
Sieht es im Kampf düster aus, ist das noch lange kein Grund den Kopf in den Sand zu stecken. Nützlich sind hier diverse Sonderkarten. Aktive Zauberkarten pimpen unsere Helden, in dem wir etwa über einen Schildbonus verfügen dürfen oder unseren Feind kurzerhand mit einem Fluch belegen, der immer einen Malus mit sich führt. Daneben sorgen Schicksalskarten für weiteren strategischen Tiefgang, durch die wir z.B. die Lebenspunkte steigern.
Ist die Runde vorbei, gibt es Erfahrungspunkte für vollbrachte Taten. Aber selbst bei einer Niederlage sammeln sich ein paar XP auf dem Heldenkonto.
Auf dem Spielfeld, unterteilt in 3 Ringe, gibt es einige Sonderfelder mit Funktionen. Beispielsweise ein Dorf, in dem sich Helden regenerieren können. In unseren Runden zeigte sich das fokussierte Spielgeschehen meist auf dem äußersten Ring. Hier werden dann auch neue Karten ausgespielt, Beute wird gefunden und Zauber werden entdeckt. Letztlich „levelt“ man hier seine Truppe, um sie schlagfertig zu rüsten für den Kampf in den inneren Ringen auf dem Weg zur Krone der Herrschaft.
Zeit für eine Pause gönnt uns Talisman in der Solo-Kampagne, es darf zwischendurch gespeichert werden. Im Multiplayer funktioniert das natürlich nicht so ohne weiteres und mit einer Partiedauer von rund 1 Stunde ist Talisman nur bedingt was für den kurzen Zock zwischendurch.
Grafisch orientierte man sich wie bereits gesagt an der Brettspielvorlage. So schick das Ganze auch wirkt, es ist eine Portion zu statisch. Den Figuren fehlen deutlich mehr Animationen, um das Spielgeschehen lebhafter wirken zu lassen. Auch den Kampfsequenzen hätte etwas mehr Action gut getan, so bekommt Talisman einen dezent drögen und angestaubten Eindruck. Für unseren Geschmack sind die eingeblendeten Texte in ihrer Größe etwas zu klein. Die Sounds des Spiels sind allesamt gelungen und passen ins Ambiente, nach einigen Runden hat man jedoch den kompletten Pool an Tonschnipsel bereits gehört.
Fazit
Talisman in der Collector’s Digital Edition ist ein Spiel geworden, das in erster Linie Kenner und Liebhaber des Brettspiels anspricht und diese auch zu fesseln weiß. Wer die Vorlage nicht kennt, der findet dank des eingängigen Regelwerks einen schnellen Einstieg und dann steht dem Eintauchen in die seichte Phantasywelt nichts mehr im Wege. Veteranen mögen die angestaubte Präsentation locker verzeihen, aber im Gesamteindruck erscheint Talisman im Detail zu unpoliert und statisch, ein paar mehr Animationen und Effekte hätten dem Würfelspaß einige Pluspunkte gegeben. Der Umfang ist für den Budget-Titel mehr als üppig und wie gewohnt präsentiert uns Headup Games eine sehr schmucke Aufmachung. Wer Freude an Brettspielen mit strategischen Elementen hat, der kann sich die Talisman Collector’s Digital Edition entweder bei Steam oder im stationären Handel in der Boxed-Version zulegen – wir raten zu Letzterem.