The Witch And The Hundred Knight – Test / Review

    Ihr seid Fan fernöstlicher Rollenspiele, habt nichts gegen eine skurrile Story und mögt lockere Haudrauf-Action? Dann könnte The Witch And The Hundred Knight euren Geschmack treffen. Und damit rein in unseren Test!

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    Nippon Ichi Software, kurz NIS, sind in erster Linie für ihre teils aberwitzigen Japanospiele bekannt. Der bekannteste Vertreter des RPG Genres aus der Spieleschmiede ist eindeutig die Disgaea Saga, die mittlerweile weltbekannt ist.

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    Story

    Territoriale Erweiterung spielt nicht nur bei uns in den Nachrichten eine große Rolle, sondern auch im Spiel The Witch And The Hundred Knight. Die fiese Sumpfhexe Metallia heckt den Plan aus, ihr morastisches Anwesen quer über den Globus auszudehnen. Blöd nur, dass sie selbst gar nicht raus aus dem Sumpf kann, also muss ein Gehilfe die Drecksarbeit erledigen. Und genau hier kommen wir in der Rolle des Hundred Knight ins Spiel. Gnadenlos und ohne Erbarmen bahnen wir uns fortan den Weg durch die Level, stets das virtuelle Klinge schwingend und ohne Rücksicht auf Verluste.

    Immer wieder wird die Geschichte in The Witch And The Hundred Knight durch kleinere 2D Zwischensequenzen fortgeführt. Diese sind sehr vom asiatischen Humor geprägt, der bei uns im Westen nicht immer ganz so lustig erscheint und im Spiel auch gelegentlich verstörend wirkt. Etwa dann, wenn eine feindliche Hexe in eine Maus verwandelt wird und Metallia sie in eine Kiste voller notgeiler männlicher Mäuse sperrt. Das mag in Fernost für rote Wangen mit einem schamvollen Kichern langen, hier ist es eben Geschmackssache. Außerdem spart Metallia ganz und gar nicht mit deftigen Schimpfwörtern. Die meist genannten Worte im Spiel sind subjektiv empfunden „Whore“ das böse F-Wort. Wahrscheinlich soll damit die Bösartigkeit der Hexe humorvoll untermauert werden, im Endergebnis wirkt das Ganze dann doch aber stark aufgesetzt und ist irgendwann dann auch einfach nicht mehr lustig.

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    Gameplay

    In seinen Grundzügen ist The Witch And The Hundred Knight ein lupenreines Hack ‘N Slay. Gleich 5 Waffen dürfen wir zeitgleich mit uns führen und diese per Knopfdruck schnell wechseln. Das wird auch nötig, denn nicht jeder Knochenbrecher ist auch gleich effektiv gegen jeden Feind. Treffen wir beispielsweise auf schwer gepanzerte Widersacher, sollten ein paar gezielte Schläge mit dem Hammer genügen, wogegen das Schwert nahezu uneffektiv ist. Spaßig ist das Kombosystem, denn das ergibt sich aus der Anordnung der Waffenslots. Durch verschiedene Waffensets ergeben sich so dann auch völlig neue Kombinationsmöglichkeiten, es darf also wild ausprobiert werden. Sobald man ein für sich ansprechendes Set gefunden hat, wird das Kampfsystem trotz der Vielfalt recht schnell redundant. Damit man den Spaß unterwegs nicht verliert, empfiehlt sich ein gelegentlicher Wechsel der Sets, denn die Kombos sind nett inszeniert und schön anzuschauen.

    Wichtig für jeden Einsatz ist das am oberen Bildschirmrand eingeblendete GigaCal-Meter. Die Anzeige sollte man immer im Blick haben. Zum Start in jeden Abschnitt ist der Balken zu 100% gefüllt. Jede Aktion, die wir im Spiel machen, saugt der Leiste ein klein wenig Energie ab und irgendwann kommt dann der Moment, wo wir gen 0 streben. Dann gilt die Runde als verloren, ein taktischer Kniff also, den uns NIS hier servieren. Dieses Feature macht durchaus Spaß und ist eine frische Erneuerung zu vergleichbaren Titeln.

    Neben unserem Starthelden lernen wir im weiteren Spielverlauf noch eine ganze Reihe weiterer Ritter kennen. Das tolle dabei: Jeder ist auch spielbar. Man sollte allerdings aufpassen, denn auch jeder Ritter levelt einzeln für sich, Obacht ist also geboten, dass man nicht zu schnell seine Recken verpulvert. Dabei zeichnen sich die Schillerknaben durch unterschiedliche Statistiken aus, der eine hat mehr Power, der andere steckt mehr Hiebe ein. Die übliche Kost eben. Im Spiel erlangen wir neue Ritter durch „Facets“, die es am Ende eines Bosskampfes gibt, aber auch in versteckten Truhen auf uns warten.

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    Grafik & Sound

    Entgegen übriger Itchi Software begegnet uns in The Witch And The Hundred Knight eine optische Neugestaltung. 3D dominiert klar vor den sonst üblichen 2D Sprites, die Ausnahme bieten die ausschweifenden Dialoge. Der Gesamteindruck gleicht keinesfalls dem, was man sonst auf der Playstation 3 zu Gesicht bekommt, irgendwie fühlt man sich eine Konsolengeneration nach hinten versetzt. Obwohl die grafische Finesse einfach fehlt, sind die Objekte dennoch nett umgesetzt und die Figuren wirken typisch für Asia-Produkte.

    Der Sound ist wahlweise in Englisch oder Japanisch, eine deutsche Übersetzung fehlt. Die Sprachausgabe ist natürlich dem Stil entsprechend recht übertrieben und hat phasenweise leichte Slapstick-Ambitionen. Der eigentliche Soundtrack ist hervorragend gelungen und erinnert stark an Disgaea. Das liegt am Komponisten Tenpei Sato, der eben auch für die bisherigen Disgaea-Ableger den Dirigierstab geschwungen hat.

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    Fazit

    The Witch And The Hundred Knight ist für Spieler zu empfehlen, die eine gute Portion stumpfer Kombo-Action spielen möchten und auf übertriebene Dialogführung stehen. Das Spiel bietet ein paar nette Ansätze, etwa die Zeitleiste oder die manigfaltigen Angriffskombos, die sich aus der Anordnung der Waffenslots zusammensetzen. Darüber hinaus erwartet uns eine abartig fiese Sumpfhexe, die ihrem fragwürdigen Fetisch freien Lauf lässt und für gelegentliches Kopfschütteln beim Spieler sorgt. Die Menüs und Storyverläufe sind teils überfordernd und reduzieren das sonst gelungene Spieltempo unnötig. Ansonsten gibt es genau die Kost, für die NIS steht. Wer den Stil mag, kann ohne Bedenken zugreifen. Wer allerdings Disgaea oder ähnlichen Titeln nichts abgewinnen kann, der sollte einen Bogen um The Witch And The Hundred Knight machen.

    Christoph
    Kind der 70er. Seit '84 Musiker, seit '85 Hobby-Jedi, seit '86 Zocker und seit 2011 hier Redakteur