Anarchy Reigns

    Anarchy Reigns – Test / Review

    Anarchy Reigns ist das neuste Videospiel aus der Hand von Platinum Games. In Zusammenarbeit mit Sega als Publisher brachte man in der Vergangenheit bereits erfolgreiche Nischenspiele auf den Markt, die zwar nicht unbedingt durch enorme Verkaufszahlen punkteten, dafür aber global betrachtet ziemlich gute Wertung einfahren konnten und eine muntere Fan-Base schufen. Besonders die beiden Perlen Bayonette und auch Vanquish sind hier zu nennen, aber auch Mad World konnte auf seine Weise Fans weltweit begeistern. Mit Metal Gear Rising hat man noch ein ziemlich heißes Eisen im Feuer.

    Jetzt also steht der nächste Kandidat in den Verkaufsregalen für uns bereit, rund 1/2 Jahr später, als im fernen Osten. Anarchy Reigns lässt sich am ehesten als ein waschechter Brawler bezeichnen. In riesigen, lebhaften Arenen gilt es, seinen Mann in knallharten Kämpfen mit oder ohne Waffen zu stehen. Dabei liegt der Fokus ganz klar auf dem Multiplayer. Mehr noch, wer sich auf Solo-Pfaden begibt, den holt schnell die Realität ein, was im Falle von Anarchy Reigns bedeutet, dass es leider recht bald monoton wird.

    Man prügelt sich in 3rd-Person Ansicht durch hordenweise anrollende Gegnerwellen und sammelt dabei mit jedem erledigten Feind Punkte. Hat man derer genug auf dem Konto, werden neue Missionen freigeschaltet. Leider bieten diese Missionen fast rein gar nichts neues außer wieder eine einzige Hau-Drauf-Orgie. Fast immer ist es das Ziel, eine bestimmte Anzahl an Gegnern zu eliminieren. Zu allem Überfluss sind die KI-Schergen auch noch so dermaßen stupide unterwegs, dass sie gnadenlos durch jeden IQ-Test dieser Welt fallen würden. Immerhin bringen uns die gelegentlichen Bosskämpfe ins Schwitzen, wobei sich nahezu alle Bosse nur durch erhöhte Lebenspunkte und stärkere Angriffe auszeichnen. Auch sie haben die Intelligenz nicht mit Löffeln gefressen…

    Die komplette Solo-Kampagne kann mit 2 verschiedenen Charaktern gespielt werden, wobei Jack den Bad Boy und Leo den „Guten“ abgibt. Rein für das Spiel und dessen Ablauf macht es keinen Unterschied, ob wir den Guten oder den Bösen spielen. Trotzdem sich der Solo-Modus auf Dauer sehr eintönig spielt, sollte man ihn dennoch absolvieren, denn 1. lernt man hier grundlegende Angriffe und deren Kombos, ohne deren Kenntnisse man gnadenlos im Multiplayer untergeht, und 2. lassen sich viele Elemente für den Multiplayer freischalten.

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    Wesentlich spaßiger ist der Online-Modus im Mehrspieler. Mit bis zu 16 Spielern geht es in den Arealen mächtig zur Sache. Derzeit sind die Server auch gut besucht, so dass es nie lange dauert, bis die Prügelei losgeht. Wir hoffen, dass sich auch in Zukunft ordentlich online verkloppt wird, was bei Spielen abseits vom Mainstream – und genau das ist Anarchy Reigns – nicht immer selbstverständlich ist.

    Statt 2 stehen für den Multiplayer 20 verschiedene Charaktere parat, jeder mit einer persönlichen Spezialattacke. Für weitere Abwechslung sorgen die 11 Spielmodi, von Capture The Flag über Team Deathmatch bis zum 1 vs. 1 wird so ziemlich alles abgedeckt, was es an Modi gibt. Diese und die weltweite Rangliste sorgen jedenfalls für eine gute Portion Langzeitmotivation.

    Neben den normalen Prügelangriffen mit Füßen oder blanken Fäusten können einige Spielfiguren auch zur Waffe greifen. Herumliegende Gegenstände wie z.B. Fässer dürfen kurzerhand als Wurfgeschoss missbraucht werden.

    Lobenswert muss definitiv das Kombo-System erwähnt werden. Dieses geht nämlich nach kurzer Spielzeit erstaunlich leicht von der Hand. Ihm fehlt jedoch der Tiefgang und Abwechslungsreichtum von anderen Brawlern, aber bleibt eben dadurch auch überschaubar. Wie so oft hat alles eine Kehrseite, aber es kann auch entspannend sein, wenn man sich keine monströs langen Button-Kombinationen merken muss.

    Grafisch bewegen wir uns im leicht gehobenen Mittelfeld, wobei die Zwischensequenzen sehr viel schicker sind, als die Grafik im Spiel. Anarchy Reigns ist knallbunt und läuft von A bis Z völlig ruckelfrei. Dem entgegen stehen dröge, teilweise sogar langweilige Texturen. Durch die hohe Masse an Gegnern hat man sich an diesen dann auch recht schnell satt gesehen. Richtig klasse hat uns der Sound gefallen. Von Rock bis Trash passt die Musik perfekt ins Gesamtbild und kommt nie zur Ruhe – eben ganz genau wie unser Held im Spiel. Die Sprachausgabe reiht sich ebenfalls bestens ins Spiel ein und unterstreicht das trashige Szenario.

    Anarchy Reigns ist für Xbox 360 und Playstation 3 erschienen und wurde bereits zum Start zum Budget-Preis von rund 30€ eingeführt – dafür gibt es Beifall von uns.

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    Fazit

    Anarchy Reigns wird niemals die breite Masse an Spielern ansprechen. Diesen Anspruch erhebt das Spiel aber auch gar nicht, vielmehr sollen Fans des Genres angesprochen werden. Und die bekommen hier knallharte Action von Anfang bis Ende geboten. Wer ausschließlich alleine spielt, der sollte sich den Kauf gut überlegen, denn im Mittelpunkt stehen glasklar die Kämpfe im Multiplayer. Zu Gunsten flüssiger Frames und Effekt-Feuerwerk müssen wir Abstriche im grafischen Erscheinungsbild in Kauf nehmen. Dafür mach der Sound und die proletische Sprachausgabe umso mehr Spaß.  Wer also Spaß an Brawlern im Multiplayer hat, der kann fast bedenkenlos zugreifen. Allen anderen Spieler können wir Anarchy Reigns nur bedingt empfehlen.

    Christoph
    Kind der 70er. Seit '84 Musiker, seit '85 Hobby-Jedi, seit '86 Zocker und seit 2011 hier Redakteur