Die Künstliche Intelligenz – KI – hat die Videospielbranche grundlegend verändert. Was früher als futuristisches Werkzeug galt, ist heute aus vielen Entwicklungsprozessen gar nicht mehr wegzudenken. Moderne Studios setzen zunehmend auf generative KI und maschinelles Lernen, damit die Produktion beschleunigt, kreative Prozesse erleichtert und Spielerlebnisse immersiver gestaltet werden können. Doch der Einsatz wirft am Ende nicht nur technische, sondern auch ethische Fragen auf.
Effizienzsteigerung durch KI in großen Studios
Laut dem „2025 State of the Game Industry Report“ der Game Developer Conference verwenden bereits 52 Prozent der Entwickler generative KI in ihren Unternehmen. Die großen Studios, beispielsweise Ubisoft, nutzen bereits maschinelles Lernen, damit Routineaufgaben automatisiert und Künstler dadurch entlastet werden. So können sich die Entwickler viel stärker auf Charaktere, Storylines und Spielwelten konzentrieren.
Ein Beispiel ist etwa das 3D-Tool FaceShifter, das beim Action-Adventure „Assassin’s Creed Shadows“ eingesetzt wird. Mit dem firmeneigenen Datensatz aus 3D gescannten Köpfen können die Entwickler schnell neue Modelle erstellen. Yves Jacquier, Executive Director bei Ubisoft La Forge, erklärt das so: „Ein Kopf, der sonst eine Woche Arbeit erfordert, kann mit FaceShifter in weniger als einem halben Tag grundlegend modelliert werden.“ Mit genau solchen Tools gewinnen Teams wertvolle Zeit für Hauptcharaktere und zentrale Spielinhalte.
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Auch das Mobile Gaming-Unternehmen King hat sich dafür entschieden, KI intensiv einzusetzen. Luka Crnkovic-Friis, der Leiter für KI und Machine Learning, beschreibt den Einsatz als „Co-Pilot für Entwickler“. Die KI hilft dabei, den Code zu optimieren, es wird Playtesting im großen Maßstab durchgeführt und Spielmechaniken über Zehntausende von Levels hinweg angepasst. Besonders im Puzzle-Hit „Candy Crush Saga“ erleichtert die KI die Arbeit erheblich und sorgt für ein stetiges Feintuning.
Die KI kommt aber auch im Bereich Online Glücksspiel zum Einsatz. Wer etwa Online Casinos ohne OASIS sucht, also mit internationaler Lizenz, weil er den einen oder anderen Bonus nutzen will, darf sich auf individuelle Angebote freuen, wenn mit der KI gearbeitet wird. Denn die KI analysiert das Spielverhalten und erstellt dann anhand der Tätigkeiten eigene Boni für den Spieler. Aber die KI schlägt auch Alarm, falls bemerkt wird, dass der Spieler ein auffälliges Verhalten an den Tag legt, was mitunter durch eine Spielsucht ausgelöst wird.
Indie-Studios und kreative Experimente
Aber nicht nur große Unternehmen, sondern auch Indie-Studios treiben die Integration von KI voran. Jam and Tea Studios nutzte etwa Large Language Models, um das Job-Simulationsspiel „Retail Mage“ zu entwickeln. Dabei steuerte die KI die Interaktion mit NPCs und Umgebungen, wodurch Dialoge in natürlicher Sprache möglich wurden. Aaron Farr, der Mitgründer und CTO, erklärt, dass der Entwicklungsprozess dadurch erheblich stark beschleunigt wurde: „Wir konnten Retail Mage in nur fünf Monaten entwickeln – eine Geschwindigkeit, die vorher unmöglich gewesen wäre.“ Die KI machte den gesamten Prozess für mehr Teammitglieder zugänglich und eröffnete neue kreative Freiheiten.
Trotz all dieser Fortschritte steckt das KI-gestütztes Gameplay aber noch immer in den Kinderschuhen. Ubisoft experimentiert mit intelligenten NPCs und dynamischen In Game-Dialogen, die durch Large Language Models erzeugt werden. Jacquier betont, dass solche Features sorgfältig getestet werden müssen: „Wir wollen sicherstellen, dass die KI keine falschen Informationen generiert und das Spielerlebnis sinnvoll bleibt.“ Der Versuch, die KI als kreatives Element einzusetzen, ist zudem oft teuer und mit einem hohen Aufwand verbunden. Auch bei Jam and Tea Studios haben die hohen Kosten für Software, Hardware und Cloud-Ressourcen eine Hürde dargestellt. „Wir hätten Retail Mage fast nicht umgesetzt, weil die Kosten für generative KI enorm gewesen wären“, so Farr.
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Verantwortung und Ethik im Umgang mit KI
Mit der wachsenden Nutzung von KI steigt aber zugleich auch die Verantwortung der Entwickler. Jacquier betont, dass der gesamte Entwicklungsprozess betrachtet werden muss, wenn es darum geht, neue Technologien einzuführen. Nur so lasse sich eine nachhaltige und kreative Nutzung sicherstellen. Crnkovic-Friis ergänzt, dass Transparenz, die Nutzung autorisierter Quellen und die Einbindung menschlicher Expertise entscheidend seien, damit KI verantwortungsvoll integriert werden kann.
Farr sieht in KI zudem eine Chance, dass die Kreativität in Spielen erhöht wird und interaktive Erlebnisse geschaffen werden, die stärker auf Spieler reagieren. Gleichzeitig fordert er einen kontinuierlichen Dialog innerhalb der Branche: „Wir müssen gemeinsam gestalten, wie wir KI in Spielen einsetzen – ethisch, kreativ und nachhaltig.“ Für ihn sei das erste Risiko, diese Diskussion zu vermeiden, da sonst potenziell problematische Technologien ohne Reflexion eingesetzt würden.
Wie geht es weiter?
Die Branche befindet sich am Beginn einer neuen Ära, in der die KI nicht nur die Produktion, sondern auch das Spielerlebnis selbst prägt. Große Studios automatisieren Prozesse und schaffen dadurch Freiräume für kreative Arbeit, während die Indie-Entwickler experimentelle Konzepte testen. Trotz der hohen Kosten und technischen Herausforderungen wächst aber das Potenzial für dynamische, interaktive Spielewelten. Entscheidend wird am Ende sein, dass die Entwickler verantwortungsbewusst handeln, ethische Standards einhalten und gleichzeitig die Innovationskraft der KI nutzen, damit die Spielerlebnisse auf ein neues Level gehoben werden können.
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Eines ist am Ende aber sicher: Wer die Möglichkeiten von KI in der Spieleentwicklung geschickt einsetzt, der kann nicht nur Produktionsprozesse optimieren, sondern auch völlig neue Wege der Interaktion zwischen Spieler und Spiel eröffnen. Man muss also davon ausgehen, dass die kommenden Jahre die Videospielbranche grundlegend verändern werden.

