Habt ihr schon mal überlegt, wie eine Mischung aus Supernatural und S.W.A.T aussehen würde? Ich habe da ehrlich gesagt nie dran gedacht. Bis mir der Roman Supernatural S.W.A.T – Abteilung LOL von der Autorin Sandra Busch in die Hände gelegt wurde. Erschienen ist der Roman bei dem Verlag Deadsoft.
Der Roman wurde freundlicherweise vom Verlag selbst gestellt.
Aber Moment mal! Worum geht es eigentlich in dem Roman?
Inhalt
Endlich hat er die furchtbare Zeit auf der Akademie überstanden und kann nun seinen ersten Posten als Chief Petty Officer einer militärischen Sondereinheit antreten. Holden Sawyer sieht der Zukunft in Baton Rouge mit einiger Aufregung entgegen und stellt sich mehr als einmal die Frage, mit was für Gestaltwandlern er es in seiner Abteilung zu tun bekommt.
Als er es endlich erfährt, hält ihn lediglich sein Stolz davon ab, sofort seine Kündigung einzureichen. Obwohl ihr erster Einsatz völlig unspektakulär erscheint, stellt ihn seine Truppe vor eine ziemliche Herausforderung. Die nennt sich Jaxton …
Dieses Review kann Spoiler enthalten! Weiterlesen auf eigene Gefahr!
Buchreview
Ich muss ehrlich sagen, dass ich echt skeptisch war, ob das Thema und diese Art der Genreumsetzung etwas für mich sein könnte.
Wir begleiten Holden Sawyer auf dem Weg in die Leitstelle der S.W.A.T-Abteilung, die ihm zugeschoben wurde. Schauplatz ist das schöne Louisana. Ein ungewohnter Schauplatz, wofür es schon mal mental Pluspunkte gab.
Dazu kommt, dass Sandra Busch mit einem angenehmen, weichen und flüssigen Schreibstil aufwartet, der mal ein Augenschmaus war. Einfach, weil ich es inzwischen gewohnt bin, abgehakte Sätze und schlechte Grammatik in Romanen des Gay-Romance-Bereichs zu lesen (gilt auch für Gay-Fantasy und Gay-Sci-Fi). Daher habe ich mich wirklich sehr gefreut, dass Busch hier mit einer so schönen Schreibe aufwartet.
An und für sich handelt es sich bei Supernatural S.W.A.T um ein Buch, das man trotz der stolzen Länge von 535 Seiten locker weglesen könnte. Könnte.
Denn auch, wenn die Idee richtig cool ist, hapert es an ein paar Dingen.
Die Geschichte
Die Geschichte als solche ist eigentlich ziemlich cool. Wir haben es hier nicht mit brachialen Wandlern zu tun. Keine Wölfe, Bären oder Tiger, sondern süße Tierchen, die man in einer S.W.A.T.-Einheit sicherlich nicht erwartet.
Ich fand, dass gerade das ein interessanter Ansatzpunkt war. Einen Spatz, eine Ratte, eine Schnecke und einen kleinen Fiffi als Team zusammenzustellen, ist schon etwas verdammt Ungewöhnliches und braucht Mut. Von der Seite der Autorin, aber auch von der Seite des Verlages. Schließlich sind die Lesenden etwas anderes gewöhnt und, wie man aus Erfahrung weiß, lassen sich die Wenigsten auf etwas so komplett Neues ein. Aber es scheint echt zu funktionieren. Mich hat es auf jeden Fall auch gehookt und ich bin froh, dass ich die Chance hatte, in diesen Roman einzutauchen.
Was mit besonders gut gefallen hat, ist die Tatsache, dass die Weltbevölkerung von den Wandlern weiß und hier nicht erst noch eine Story darum gestrickt werden musste, wie die Menschen davon erfahren und wie man dann mit dieser neuen Entdeckung umgeht. Das war wirklich verdammt erfrischend.
Ebenfalls bemerkenswert und in diesem Subgenre schon fast selten, ist der Fakt, dass nicht ab Seite 1 bereits Liebschaften entstehen. Hier fällt niemand Hals über Kopf ab Seite 1 für den anderen. Es gibt keine wilden Szenen ab Seite 5 und das ist wirklich unglaublich erfrischend.
Ich habe in den letzten Jahren so viele Bücher aus dem Subgenre Gay angefangen und dann wieder weggelegt, weil es a) unrealistisch oder b) unglaubwürdig war. Deswegen war ich sehr, sehr froh, dass ich hier nicht gleich mit Liebe auf den ersten Blick und wilden Szenen zwischen den Laken begrüßt wurde. Ich habe das wirklich sehr genossen, zur Abwechslung mal einen Roman mit Story zu lesen.
Auch, wenn es die ein oder anderen Ecken gab, an denen ich mich gestoßen habe.
Der Hauptkonflikt in Supernatural S.W.A.T
Da wäre der Hauptkonflikt, mit dem sich das Team und der neue Teamleiter herumschlagen müssen.
Sondereinheiten wie eine S.W.A.T- Einheit sind sicherlich nicht für einfache Entführungsfälle zuständig. Denn darum geht es in Supernatural S.W.A.T in erster Linie. Eine reiche Frau wird entführt und hält die kleine Truppe ab dem Moment in Atem.
Leider, muss man sagen. Denn man merkt ab dem ersten Moment, dass dieser Fall nur zur Schikane an das Team weitergegeben wurde.
Die Jungs und Olli rätseln hier und da ein bisschen rum und stoßen immer wieder auf Hindernisse, die doch sehr konstruiert wirken. Leider gelingt es ihnen nicht, den Fall flott zu lösen, weshalb wir auch mit einem 535 Seiten-Buch beglückt wurden.
Die Hauptcharaktere
Holden Sawyer ist halb „Indianer“ und halb Skandinavier. Eine wilde Mischung, aber das sei erstmal egal. Sein Charakterdesign erscheint erst einmal sehr cool. Bisher habe ich nämlich auch nichts von einer solchen ethnischen Zusammensetzung gelesen. Dass, gerade mit dem indigenen Hintergrund, Probleme auf Holden warten, ist abzusehen. Er lebt sein Leben lang mit Rassismus und kämpft sich, trotz all dieser Beleidigungen und der Steine, die ihm irgendwie all seine Vorgesetzten in den Weg werfen, durch die Akademie und landet letztlich in Lousiana und wird der neue Vorgesetzte der S.W.A.T Abteilung 101 – wie er denkt. In Wahrheit heißt sie innerhalb der Supernatural S.W.A.T nur Abteilung LOL. Stört Holden erstmal recht wenig, weil er schon mit Schikane und all diesen bitterbösen Dingen gerechnet hat.
Gut für ihn, dass seine Teammitglieder natürlich alle göttlich hübsch und trainiert sind. Dumm nur, dass er schwul ist. So schöne Männer und dann kann er die nicht einmal richtig anschauen, weil es ja sonst … merkwürdig wird. Das war ein Punkt, an dem ich schon dachte Ok, mal schauen, was da noch kommt.
Dass ihm etwas fehlt, wird recht schnell klar. Er wirft sich Magentabletten ein wie andere Kaubonbons. Irgendwas stimmt nicht und er winkt es ständig mit einem „Mir geht’s gut“ ab. Irgendwann wird das leider unglaubwürdig. Ihm hätte hier und da ein bisschen mehr Tiefe gut getan.
Was ich an ihm aber mochte, war seine Nüchternheit. In einigen Situationen war er einfach so unglaublich „done“, dass seine Kommentare herrlich nüchtern und damit unglaublich lustig waren.
Dann lernen wir natürlich Jax kennen. Jax ist, dezent ausgedrückt, das Paradebeispiel für Rassismus. Schon bei seinen ersten Sprüchen drehten sich meine Augen von selbst genervt in der Augenhöhle. Es war unangebracht. Und er lässt es nicht. Er bleibt seiner Rolle als arrogantes Arschloch treu und macht sich mit seinen dummen, unqualifizierten Kommentaren auch nicht sonderlich beliebt.
Ihm fällt irgendwann auf, dass sein neuer Vorgesetzter ja doch recht schick aussieht. Von jetzt auf gleich. Während er vielleicht schon ein kleines bisschen zu tief in das Glas geschaut hat.
Mit Jax warm zu werden, fällt echt verdammt schwer. Sein Charakter scheint nur diesen einen Zweck zu erfüllen: Irgendwie anzuecken. Als sei er nur deswegen erschaffen worden, um anderen Leuten auf die Nerven zu gehen.
Beide Hauptcharaktere sind eher schwierige Persönlichkeiten. Sicher, die Autorin wird sich dabei etwas gedacht haben. Kein Autor wirft einfach irgendwelche Figuren zusammen und hofft darauf, dass sie einander verstehen und sich gegebenenfalls so gut leiden können, um mit einander ins Bett zu gehen oder einander sogar zu lieben. Es steckt schon etwas dahinter, auch, wenn es schwerfällt, das direkt zu sehen.
Die restlichen Charaktere, Tanner, Speed, Sage, Prince und Olli haben mal mehr, mal weniger Tiefe. Tanner versucht Jax in der Spur zu halten, Olli ist die Quotenfrau und die anderen drei vergisst man recht schnell wieder. Leider.
Der Umgangston
Es wird sich hier stark am Militär orientiert und ich bin mir ziemlich sicher, dass kein Vorgesetzter den Jungs aus seinem Team von Anfang an mit einem Du begegnet und das auch anbietet. Die Jungs untereinander – sicher. Aber der Vorgesetzte? Das kann ich mir erst vorstellen – und habe es auch erst nach einigen Monaten in Dokumentationen zu diesem Thema gesehen – wenn sich das Team kennt. Wenn man zusammengewachsen ist.
Jax hätte niemals im realen Leben einen derartigen Ton angeschlagen.
Drill Sergeants sind eine Sache. Aber die Teammitglieder werden sich niemals face-to-face so sehr im Ton vergreifen. Rassismus ist in den USA scheinbar auch in der Armee an der Tagesordnung, aber auch hier, sicherlich nicht face-to-face mit dem Vorgesetzten. Oder wenn dieser in Reichweite ist.
Hier hatte ich die größten Probleme, muss ich ehrlich gestehen. Dafür bin ich vielleicht auch zu tief in der ganzen Gaming- und Filmumgebung verankert, die sich mit genau diesen Themen beschäftigt.
Aber auf der anderen Seite handelt es sich um eine fiktive Einheit mit fiktiven Wesen. Dennoch hätte es nicht geschadet, hier und da zu Beginn ein Wort dazu zu verlieren, wie sich eine Supernatural S.W.A.T von anderen Einheiten abhebt.
Fazit
Ich bin ohne Erwartungen an das Buch gegangen und kann deswegen mit gutem Gewissen sagen, dass ich nicht enttäuscht wurde.
Die Idee ist grandios! Ich feiere sie noch heute sehr. Und ich habe einige Male herzhaft gelacht. Momente, die definitiv auf Holdens Konto gehen.
Ich hätte mir an einigen Stellen einfach mehr Erklärung gewünscht oder einen zweiten Lead, der nicht gleich vom ersten Auftreten an so unsympathisch war, dass er im Verlauf des Buches nicht mehr aus diesem Minus an Sympathiepunkten herauskam. Ich konnte mit Jax einfach so gar nicht warm werden, was wirklich schade war.
Unterm Strich bin ich aber auch ein sehr anspruchsvoller Leser, der nicht leicht zu catchen und noch schwerer zu halten ist. Daher ist es schwer, hier eine pauschalisierte Aussage zu treffen. Die Aussagen auf Amazon spiegeln ebenfalls klar diese Sichtweise wieder. Die meisten Lesenden liebten das Buch, verteilten 5 Sterne und schrieben lobende Kommentare. Andere wiederum bewegten sich im soliden 3 Sterne Bereich und teilen meine Meinung zu diesem Roman.
Ich siedle den Roman wegen der Idee und dem verdammt angenehmen Schreibstil der Autorin, als auch für Holdens Charakter, in einem soliden Mittelfeld an.
Supernatural S.W.A.T erhält von mir eine 3,5 Sterne-Wertung*.
Weitere Bücher der Autorin findet ihr hier: Autorenseite Sandra Busch
*Die Meinung spiegelt einzig die des Redakteurs wider und keineswegs die der Redaktion von Game2Gether.