Voller Staunen oder auch Unglauben berichten wir immer wieder über die Wahnsinnssummen die beim Verkauf so mancher Videogame-Rarität erzielt werden. So hatten wir erst vergangenen August über den 2 Millionen Dollar-Erlös einer Super Mario Cartridge berichtet. Nun sind allerdings diese Millionenpreise für Retro-Games in den Fokus der amerikanischen Justiz geraten, wie das US-Videospielmagazin VGC berichtet.
VGC zufolge sieht sich der Bewertungsdienst Wata Games mit einer Sammelklage konfrontiert. Der konkrete Vorwurf: Wata Games hat mit dem Auktionshaus Heritage Auctions zusammengearbeitet. Diese Zusammenarbeit wurde genutzt, um die Preise innerhalb des Retro-Spielemarktes künstlich aufzublähen.
Der Sammelklage, die im kalifornischen Bezirksgericht (Case no. 8:22-cv-00967-DOC-KES) anhängig ist, könnten sich über 10.000 Personen anschließen, die allesamt im vergangenen Jahr die Dienste von Wata in Anspruch genommen haben. Besonders hervorgehoben sei der Klagepunkt, Wata habe zur Bewertung eingereichte Games nur mit erheblichen Verzögerungen an die Eigentümer zurückgegeben. Dies habe dazu geführt, dass die Eigentümer eine höhere Gebühr (2 % des Wertes) an Wata zahlen mussten, da die Preise für die Spiele in diesem Verzögerungszeitraum enorm in die Höhe geklettert waren.
Weiter hätten der Klageschrift nach Wata und Heritage „unfaire Geschäftspraktiken“ betrieben und „falsche Aussagen“ gemacht. Dadurch seien die Preise für Retro-Spiele, insbesondere während der Pandemie, stark gestiegen.
Ähnlich wie Bewertungsdienste für Sammelkarten, hat Wata Games seit 2018 einen Service angeboten, der den Wert von Retro-Games feststellt. Dabei kauft oder verkauft Wata Games die Spiele nicht selbst, sondern ermöglicht Sammlern eine klare Werteinschätzung, die, genau wie bei jedem anderen Gutachten, kostenpflichtig ist.
Die Klageschrift beinhaltet u. a., dass es, bevor Wata Games Wertgutachten ausgegeben hat, der Höchstpreis von Retrospielen wesentlich geringer angesetzt war. So wurde eine Super Mario Bros. Cartridge 2017 noch für 30.000 US-Dollar verkauft. Nach der Bewertung von Wata machten die Preise einen Sprung auf über 100.000 US-Dollar im Jahr 2019.
Millionenpreise für Retro-Games durch Marktmanipulation?
Besonders erwähnenswert ist, dass der CEO von Wata Deniz Kahn und einer der Heritage-Mitbegründer Jim Halperin Pressemitteilungen und Interviews veröffentlicht haben, um den Markt zu hypen.
Dies geschah u. a. durch einen Auftritt von Deniz Kahn in einer Folge von Pawn Stars (Anm. d. Red. in Deutschland unter dem Titel „Die drei vom Pfandhaus“). Richard Lecce, der Eigentümer des über Heritage Auctions für 100.000 US-Dollar versteigerten Super Mario Bros.-Spiels, wollte die Cartridge an das bekannte Pfandhaus verkaufen – für 1 Million US-Dollar.
Der Pfandhausbesitzer holte sich einen Experten dazu und dies war Deniz Khan, der CEO von Wata. Die Klage führt ausdrücklich aus, dass weder Lecce noch Kahn in der Sendung eine persönliche Beziehung zueinander erwähnten. Der Experte Kahn erklärte dann, dass er die originalversiegelte Cartridge mit 300.000 US-Dollar bewerten würde. Immerhin eine Verdreifachung des Wertes nach nur 9 Monaten.
Hier könnt Ihr die besagte Folge selbst ansehen:
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Aber das Verwirrspiel und die Zusammenarbeit beider Unternehmen geht noch weiter. So wurden innerhalb der Klageschrift auch der Interessenkonflikt in den Fokus gestellt, wonach Halperin als Berater des Wata-Bewertungsdienstes auftrat.
Sowohl das Auktionshaus, als auch der Bewertungsdienst profitierten durch die Absprachen. Nun liegt das ganze in den Händen der kalifornischen Justiz. Wata Games streitet bislang die Vorwürfe der Absprache und Marktmanipulation zurück. Millionenpreise für Retro-Games könnten, sofern die Klage erfolgreich ist, damit der Vergangenheit angehören.