Endlich ist es da! Seit 1994 warten die Fans von „UFO: Enemy Unknown“ (in Nordamerika unter dem Namen „X-COM: UFO Defense“ erschienen und in Europa auch bekannt als „X-COM: Enemy Unknown“) auf einen würdigen Nachfolger dieses Strategie-Klassikers. Firaxis Games, die Macher der erfolgreichen Civilization-Reihe, wollen mit dem gleichnamigen Remake das ehemals populäre Franchise wiederbeleben. In unserem Review lest ihr, ob sie an den damaligen Teil herangekommen sind.
Same Old Story
Die Aliens greifen die Erde an und ihr seid der Leiter der XCOM-Einheit. Eure Aufgabe ist es die Alien-Invasion zurückzuschlagen. Die Geschichte ist schnell erzählt und doch schafft es das Spiel eine dichte Atmosphäre aufzubauen. Dies ist vor allem der Endgültigkeit eurer Entscheidungen zuzuschreiben, denn in „XCOM: Enemy Unknown“ sterben eure Soldaten einen endgültigen Tod. Falls ihr nicht regelmäßig zwischenspeichert, kann es schnell passieren, dass euer seit Stunden verbesserter Soldat einen unnötigen Tod stirbt und die ganze Arbeit dahin ist. Durch kleine Anpassungen am Aussehen und den Fähigkeiten des Soldaten wird die emotionale Verbindung zur Figur noch weiter verstärkt.
Ein echter Taktik-„Shooter“
Mit eurer Maus oder eurem Controller werdet ihr eure kleine Sondereinheit durch viele Missionen führen und dabei auf die unterschiedlichsten Alien-Typen treffen. In jedem Zug haben eure Soldaten normalerweise zwei Bewegungspunkte die ihr in die Fortbewegung oder in einen Angriff investieren könnt. Am Anfang steht euch nur ein Schussangriff zur Verfügung, aber über die nächsten Stunden werden viele weitere Fähigkeiten freigeschaltet. Bei einem Angriff habt ihr immer eine bestimmte, in Prozent angegebene, Chance das Ziel zu treffen. Dadurch werdet ihr auch bei einer perfekten Taktik auf ein bisschen Glück angewiesen sein, da fast sichere Schüsse daneben gehen können. Wir haben uns ziemlich geärgert als der 94%-Schuss in die Leere ging und wir dadurch unseren besten Mann im nächsten Zug verloren haben…
„XCOM: Enemy Unknown“ lässt euch nahezu die gesamte Umgebung zerstören und dadurch kann ein Spiel in einer einzigen Runde gedreht werden. Wenn sich Aliens hinter einer Mauer verschanzen und keiner eurer Soldaten an sie herankommt, könnt ihr ganz einfach den Raketenwerfer auspacken und die komplette Wand in Schutt und Asche legen. Danach sind die Aliens nur noch Kanonenfutter für eure weiteren Angriffe. Diese Spielweise lässt euch jede Menge Entscheidungsfreiheiten und ihr werdet schnell lernen, dass es keine gute Idee ist eure Armee an einem Ort zu konzentrieren. Diese offene Welt hat aber auch den Nachteil, dass ihr euch in wenigen Zügen euer eigenes Grab schaufeln könnt. Für uns macht diese Angst vor dem Scheitern und dem Verlieren wertvoller Soldaten den Reiz von „XCOM: Enemy Unknown“ aus.
Die Ameisenfarm
Euer unterirdisches Hauptquartier erinnert uns stark an eine Ameisenfarm. Aus der Seitenansicht seht ihr die verschiedenen Teile des Komplexes und ihr könnt den Abteilungen Aufgaben zuordnen. Sollen die gefangenen Aliens des letzten Einsatzes seziert oder verhört werden? Sollen wir Geld in die neue freigeschaltete Rüstung investieren? Und welchem Soldaten vertrauen wir die neuentwickelten Waffen an? All das und viel mehr muss zwischen den Gefechten entschieden werden. Außerdem verdienen sich kampferprobte Soldaten immer wieder neue Ränge in ihren verschiedenen Laufbahnen. Bei jedem neuen Rang dürft ihr zwischen meistens zwei neuen Fähigkeiten für euren Soldaten wählen und ihn an euren Spielstil anpassen. Das kommt zwar nicht an die unzähligen Verbesserungs- und Individualisierungsmöglichkeiten des Originals heran, aber es kommt immer noch vor, dass ihr nach 10 Stunden nicht mehr weiterkommen könnt, da ihr falsche Prioritäten gesetzt habt.
In eurem Hauptquartier dürft ihr außerdem noch entscheiden welche Länder ihr vor einer Invasion beschützt. Dies hat massive Auswirkungen darauf, wie viel Geld ihr zur Verfügung habt, da euch die Länder den Geldhahn abdrehen wenn ihre Bürger durch die Aliens verunsichert werden. Zusätzlich versuchen euch die einzelnen Länder durch unterschiedliche Boni für ihre Rettung dazu zu bringen ihnen zu helfen. In kleinen Minispielen schießt ihr bei einer Verteidigung die UFOs ab, um die überlebenden Aliens auf dem Boden attackieren zu können und das Land zu beschützen. Für Puristen haben die Entwickler bereits angekündigt das Original als kostenpflichtigen DLC nachzuliefern.
Einblick in die andere Seite der Macht
Im Multiplayer könnt ihr euch gegen eure Freunde in die Schlacht stürzen. Beide Parteien haben am Anfang eine vorgegebene Anzahl an Punkten und diese können sie gegen Einheiten eintauschen. Bei den Aliens hat jeder Typ einen festgesetzten Wert, während sich die Kosten der Soldaten danach richten, wie sehr ihr sie aufrüstet. Durch das Spiel gegen einen menschlichen Gegner kommt ihr in ganz neue Situationen, da ihr die nächsten Züge niemals wie bei einem Computer hervorsehen könnt. Obwohl sich die wenigen Karten schnell wiederholen, macht das Multiplayerspiel jede Menge Spaß und wir werden den Titel für ein paar kleine Runden in den nächsten Jahren immer wieder einwerfen.
Michael Bay lässt grüßen
Die einzelnen Aktionen der Soldaten und Aliens werden in bombastischen Kamerafahrten eingefangen. Wir verfolgen eine laufende Einheit zur nächsten Deckung oder wir sehen die Explosion der Granate aus nächster Nähe. Obwohl sich die Sequenzen wiederholen, werden sie nie langweilig und sie helfen dabei die Stimmung zu untermalen. Nun ja, meistens helfen sie der Stimmung, denn es kann auch mal vorkommen, dass der Soldat in die falsche Richtung schießt oder durch eine Wand vor sich durchschießt. Der ganz eigene Comic-Stil gefällt uns und das Aliendesign, das an 90er Filmklassiker wie „Mars Attacks!“ erinnert, ist stimmig mit der restlichen Spielwelt. An die Grafikpracht einiger Ego-Shooter kann „XCOM: Enemy Unknown“ nicht heranreichen, aber das ist auch nicht das Hauptaugenmerk des Spieles. Die Musik und die deutsche Lokalisierung sind gut gelungen, aber es gibt nichts was wirklich hervorsticht.
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