Den etwas betagteren Zockern unter uns ist North & South sicherlich ein Begriff. Wir drehen die Uhr zurück und haben das Spiel noch mal eingelegt. Hier unser Retro-Test!
- Spielname: North & South
- Publisher: Infogrames
- Entwickler: Kemco
- Plattformen: Commodore Amiga, Atari ST, Commodore 64, DOS, MSX, NES, ZX Spectrum
- Erscheinungsdatum: 1989
Der Zeitpunkt, sich North & Sound nochmals zurück ins Gedächtnis zu rufen, ist passender denn je. Ubisoft schickt uns demnächst mit Assassin’s Creed 3 in den amerikanischen Bürgerkrieg und bitComposer Games feierten kürzlich den Erfolg ihrer Adaption von North & South im App-Store von Apple.
Für unseren Test haben wir die NES-Version von North & South abgestaubt, die Cartridge durchgepustet und zurück in die Konsole befördert.
Das Hauptmenü. Fast schon legendär ist das klicken mit dem Cursor auf den Hintern vom Fotografen. Schon mal ausprobiert?
Der amerikanische Pixelkrieg
Dem Spiel zu Grunde liegt der amerikanische Bürgerkrieg von 1861, bei dem es zum bewaffneten Konflikt zwischen den Nordstaaten (Union) und den Südstaaten (Konföderation) kam. Dieses Setting wird aber nur in seinen Grundstrukturen genutzt, rein historisch spiegelt sich dieser Krieg in seiner eigentlichen Form nicht wieder. Als Spieler darf man sich beim Start eine der beiden Fraktionen aussuchen, was lediglich den Unterschied bedeutet, dass man eine andere Ausgangsposition hat. Darüber entscheidet auch, welches Startjahr man wählt, denn im Menü dürfen wir zwischen den Jahren 1861 bis 1865 auswählen. Je nachdem, in welchem Jahr man spielt, besitzen die Fraktionen unterschiedliche Startfelder.
Ansonsten ist das Menü eher spärlich mit seinen Optionen. Bei der KI darf man zwischen drei Scheregraden entscheiden oder eben gegen einen Freund am heimischen Sofa spielen. Äußere Einflüsse wie Wetter, Indianer und Schiffe können ebenfalls (de)aktiviert werden.
Auf der großen Karte ziehen wir unsere Truppen und Hoffen auf Verstärkung durch die Eisenbahn
North & South ist eine Mischung aus Action- und Brettspiel. Auf der eigentlichen Spielkarte angekommen sehen wir einen Ausschnitt der amerikanischen Staaten und die eigenen bzw. feindlichen Truppen. Zusätzlich dazu werden kleine Forts abgebildet und eine Eisenbahn durchzieht die Karte.
Die Felder rund um diese Eisenbahnstrecke zu halten bringt in regelmäßigen Abständen frische Truppen mit sich und diese sind essentiell, um sich den möglicherweise entscheidenden Vorteil zu sichern.
Die Spieler ziehen abwechselnd ihre Truppen über das Feld, jeweils ein Feld pro Spielzug darf vorangezogen werden. Trifft man dabei auf ein neutrales Feld, dann wird schlicht die eigene Flagge gehisst und fortan gehört der Staat uns. Treffen wir auf ein vom Gegner besetztes Feld, dann kommt es zum Kampf.
Drei Arten von Kampfszenario gibt es: Truppenkampf, Fort und Eisenbahn.
Sobald wir auf ein Feld ziehen, auf dem sich ein gegnerisches Fort befindet, wechselt die Vogelperspektive in eine 2D Seitenansicht. Wir steuern einen wackeren Soldaten von links nach rechts mit dem Ziel, am Ende des Forts unsere Fahne zu hissen, bevor die Zeit abgelaufen ist. Unterwegs springen wir über Kisten, krabbeln Leitern hoch und runter und schalten feindliche Soldaten per Wurfmesser oder Kinnhaken aus. Beim kleinsten Fehltritt ist man allerdings bereits gescheitert und das Szenario gilt als verloren.
Bei der Eroberung des Zuges funktioniert das Spiel ähnlich. Statt im Fort bewegen wir uns nun auf dem fahrenden Zug und wollen das schillernde Gold sichern. Auch hier bewegt man seine Figur immer weiter nach rechts, springt mit dem A-Knopf und kämpft mit dem B-Button und stellt am Ende den Lokführer.
Taktischer geht es beim eigentlichen Truppenkampf zu. In der Draufsicht stehen sich drei Klassen an Soldaten gegenüber. Die Infantrie besteht aus einem kleinen Trupp von Soldaten und ist mit Gewehren ausgerüstet, bestens also für den mittleren Distanzkampf geeignet. Leider sind die Gesellen ziemlich träge zu Fuß und hier kommt die Kavallerie ins Spiel. Denn die berittenen Soldaten sind verglichen dazu wie ein geölter Blitz unterwegs, müssen allerdings in den direkten Nahkampf, um mit den Säbeln ordentlich austeilen zu können. Bleibt zum Schluss noch die Artillerie in Form einer oder zwei Kanonen. Diese können nur auf- und abwärts bewegt werden. Bei gedrücktem B-Knopf lädt der Schuss auf und wird beim Loslassen abgefeuert. Damit kann man bis ans andere Ende der Spielkarte kommen, allerdings benötigt man für einen Schuss vergleichsweise lange in der Durchführung. Diese Truppen können per Button gewechselt werden, man kann aktiv immer nur einen Typ steuern. Gewonnen hat natürlich derjenige, der am Ende die Oberhand behalten und die feindlichen Truppen ordentlich dezimiert hat.
Tatsächlich besitzt der Kampf eine gewisse strategische Tiefe, denn man muss stets abwägen, mit welcher Truppe man angreift. Zwar kann man grundsätzlich mit jeder Truppe auch jede andere eliminieren, aber dank Besonderheiten wie Bewegungsfähigkeit, Tempo und Kampfstil muss man immer auf Konter vorbereitet sein.
Wir stürmen ein Fort, aber die Zeit läuft unaufhaltsam gegen uns
Kein Detail zuviel
Auch wenn wir hier von einer 8bit-Grafik sprechen, so hat North & South doch selbst für die damalige Leistung eine ziemlich spärliche Grafik. Die Weltkarte ist arm an Farben und auch die Kampffelder sind wenig farbenfroh. Die Wiese ist beispielsweise in einheitlichem Grün gehalten und die gesamte Karte der USA scheint eine einzige Wüste zu sein, gemessen an der Gelb-Lastigkeit. Der Sound hingegen ist in klassischer Manier gehalten und lässt das Herz jedes Retrofans höher schlagen.
Etwas unfair agiert die KI. Wir als Spieler können immer nur eine Einheit steuern, während es unser Gegner nahezu perfektioniert hat, alle drei Truppen zeitgleich zu manövrieren. Gerade in höheren Schweregraden wird North & South hier zu einer echten Nuss. Kleinere Besonderheiten auf der Karte sollte man ebenfalls immer im Auge haben. In der Mitte des Kampffeldes liegt immer entweder ein Fluss oder eine Felsspalte. So oder so, bei der kleinsten Berührung sterben unsere Truppen sofort. Zur Überquerung muss man also die bestehenden Brücken nutzen, aber genau da sind wir halt unter Umständen leichtes Futter für die gegnerischen Kanonen. Gutes Timing und ein geschicktes Händchen führen aber meist zum Erfolg.
Im Mehrspieler bietet North & South richtig viel Spaßpotential, gerade die Schlachten mit den Fußtruppen können stundenlang für gute Laune sorgen.
North & South erschien 1989 zunächst für Amiga und Atari ST, später folgten die Versionen für PC, C64 und Konsolen. Auf dem Amiga ist das Spiel übrigens sehr viel farbenfroher gestaltet, da dieser zur damaligen Zeit eine höhere Leistung hatte, als die übrigen Systeme. Das zeigen die beiden folgenden Screens:
Ansicht des Schlachtfeldes bei der NES-Version
Das gleiche Schlachtfeld beim Amiga. Wie man sieht ist das Bild deutlich detaillierter und farbenfroher.
Fazit
North & South ist unumstritten ein Klassiker, der auch heute noch einen gewissen Charme versprüht. Das Spielprinzip ist schnell erlernt und die Steuerung leicht erlernt. Trotzdem bietet das Spiel eine für damalige Verhältnisse erstaunliche Strategietiefe, die gemixt mit schnellen Actionanteilen bestens für den gediegenen Retro-Zock taugt. Besonders im Mehrspieler mit einem Freund kann das Spiel ziemlich lange fesseln.
Wer Lust auf eine Runde North & South hat, der sollte entweder zur frisch erschienenen iPad-Version greifen oder kann hier im Java-Fenster das Original zocken.