Euro Soccer für iOS im Test / Review

Deutschland muss zittern. Portugal steht defensiv gut, Pepe trifft den Pfosten und offensiv fehlt Jogis Elf einfach der letzte Biss, doch dann kommt die 72. Minute: Schweinsteiger passt zu Khedira, der blickt kurz hoch und zieht den Ball dann gefühlvoll in den Strafraum, wo Gomez zum Kopfball hochsteigt und Fußball-Deutschland in Jubel ausbrechen lässt! Eins zu null! Die Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine wartet also mit dem ersten deutschen Erfolg auf und weiß zudem zu überraschen: Die Dänen erkämpften sich einen verdienten Sieg über die hoch-favorisierten Oranjes und brachten Gruppe B damit ziemlich durcheinander. Soviel Aufregung kann nur der Fußball bieten, was auch am Entwickler First Touch Games nicht vorübergegangen. Pünktlich zum Eröffnungsspiel letzten Freitag schickten sie ihre Fußball-Simulation „Euro Soccer“ aufs Feld. Wer also von Miro, Mario und Mats nicht genug bekommt, der findet zusätzliche Befriedigung beim Zocken in der Bahn auf dem Weg zum Public Viewing. Ob das tatsächlich der Fall ist, lest ihr in unserem Test!

First Touch Games sind keine Unbekannten in Sachen iOS-Fußball-Simulation. Mit „Dream League Soccer“ lieferten sie eine durchaus legitime Alternative zu Genre-König FIFA und erst vor kurzem bekamen wir Gelegenheit, in „Score! Classic Goals“ die großartigsten Tore des internationalen Fußballs aus den letzten vier Jahrzehnten nachzustellen. Mit „Euro Soccer“ könnt ihr nun die komplette EURO 2012 nachspielen, wenn auch nicht 100% korrekt. So kann man zwar vor dem Turnier die Gruppen entweder zufällig festlegen lassen oder selbst zusammenstellen, doch eure Mannschaft wird immer automatisch an die erste Stelle der Gruppe A gesetzt. Danach könnt ihr entweder den vorgegebenen Kader verwenden oder euren 23-köpfigen EM-Kader nach eigenen Wünschen nominieren. Etwas blöd hierbei: Ihr müsst 3 Torhüter, jeweils 8 Abwehr-, und Mittelfeldspieler und 4 Stürmer auswählen und könnt nicht einen Mittelfeldspieler weniger, dafür aber einen Stürmer mehr mitnehmen. Steht euer Kader fest, kann es losgehen.

Seid ihr völlig ungeübt, bietet ein Testspiel die perfekte Gelegenheit, um sich mit der Steuerung vertraut zu machen. Und im Menü unter Training findet ihr noch eine Möglichkeit, ohne gegnerische Mannschaft euer Ballgefühl zu verbessern. Das Handling der Spieler funktioniert genau wie in „Dream League Soccer“ sehr gut! Je nachdem, wie stark ihr in eine Richtung auf dem D-Pad haltet, joggt oder sprintet eure Spieler. Dabei sprechen diese äußerst präzise und schnell auf eure Eingaben an und wirken dabei dynamisch und flink. Behäbiger sieht jedoch die KI der Mitspieler aus. So entscheiden sich Spieler, nachdem sie einen explosiven Flankenlauf gestartet haben, spontan dann doch dagegen durchzulaufen und bleiben einfach stehen. Zack, steht ihr vorne allein auf weiter Flur. Gerade auf den höheren Schwierigkeitsgeraden machen das die Computer-Gegner jedoch besser und kombinieren sich mit tödlicher Präzision immer wieder vor euer Tor und den Ball zielstrebig in Selbiges.

Doch dankenswerterweise gibt euch das Spiel die Möglichkeit, es der Künstlichen Intelligenz nachzumachen. Mit ein wenig Übung gelingt es euch schnell, schöne Ballstafetten aufzuziehen und vorm gegnerischen Tor gefährlich abzuschließen. Pässe müssen auch bei kürzester Distanz wenigstens ein bisschen durch halten des Buttons aufgeladen werden, sonst verenden sie im Nirgendwo und werden dankend vom Gegner verwertet. Das funktioniert in „FIFA 12“ etwas besser. Ansonsten lassen sich aber regelrechte Zuckerpässe auf den Rasen zaubern. Egal, ob hoch oder tief, in den Lauf oder direkt und scharf. Auch Flanken funktionieren super und wenn Schürrle über links bis zur Grundlinie durchzieht, dann einen scharfen Ball in den 16-Meter-Raum spielt und Gomez das Ding kompromisslos ins linke untere Eck drischt, schlägt das Männerherz höher!

Natürlich könnt ihr euch die schönsten Tore per Sofort-Wiederholung wieder und wieder angucken, speichern und sogar in sozialen Netzwerken hochladen. Super ist auch, dass alle Mannschaften mit anscheinend lizensierten Spielern auflaufen und der gute englische Kommentator Neuer, Schürrle und Gomez sogar beim Namen kennt. Die Rückennummern stimmen zwar nicht, aber das finden wir angesichts der anderen positiven Überraschung nicht schlimm. Habt ihr es geschafft und eure Mannschaft zum Fußball-Europameister gekürt, werdet ihr feststellen, dass ihr nun eine der 10 klassischen Partien freigeschaltet habt. Nach und nach könnt ihr so ein par der denkwürdigsten Spiele nachzocken, die der europäische Fußball in den letzten Jahrzehnten hervorgebracht hat. Wer zu ungeduldig ist, dem wird die Möglichkeit eingeräumt, alle Spiele für 0,79€ freizuschalten.

Auch wenn aus unserer Sicht nicht die Grafik, sondern das Gameplay in einer Fußball-Simulation oberste Priorität hat, haben sich First Touch Games nicht lumpen lassen, was die visuelle Präsentation angeht. Vorm Anstoß werden die Stadien großartig in Szene gesetzt, die Spieler reihen sich zur Hymne auf und Fans jubeln frenetisch auf den Rängen. Im Vergleich zu „Dream League Soccer“ wurde das Repertoire an Animationen und Bewegungen der Spieler noch einmal aufgestockt und das macht sich im gesamten Spiel positiv bemerkbar. In Sachen Spielergesichter bleibt „FIFA 12“ jedoch ohne Frage unangefochten. Auch der Sound ist klasse! Die Nationalhymnen werden vorm Spiel kurz angespielt, Fans reagieren dynamisch auf Fouls, Tore etc. und der gute englische Kommentator trägt positiv zur Atmosphäre bei. Am bestem zockt ihr mit Kopfhörern, dann kommt richtig Stimmung auf!

Die Steuerung funktioniert mit ein wenig Übung, wie bereits angesprochen, sehr gut. Links unten befindet sich ein D-Pad, mit dem ihr eure Spieler steuert und rechts die drei Buttons für niedrigen und hohen Pass sowie Schuss. Tacklen, Grätschen und Spielerwechsel sind die defensiven Gegenstücke dazu. Auch Skill-Moves sind wieder am Start. Tippt ihr zweimal schnell auf die rechte Bildschirmhälfte, vollführt der ballführende Spieler einen willkürlichen Trick.