Max Payne 3 – Test / Review

Seit 2003 müssen die Fans von Max Payne auf einen neuen Teil warten. Nun ist es endlich soweit und wir können Hand an die dritte Auflage der Serie legen. In unserem Test beschreiben wir euch ausführlich was Rockstar (Entwickler der bisherigen Konsolenportierungen) aus der alten Lizenz von Remedy gemacht hat.

Auf nach Brasilien

Max Payne hat das alte verregnete New York verlassen und ist der neue Bodyguard einer reichen Familie in São Paulo. Wie Rodrigo Branco auf die Idee kam ihn mit seiner tödlichen Vergangenheit als Bodyguard einzustellen wissen wir nicht. Schnell merkt aber auch Branco: Wo Max Payne ist, da ist die nächste Schießerei nicht weit. Wir gehen extra nicht weiter auf die Story ein um nichts zu spoilern. Dan Houser, der „lead writer“ von vielen Grand Theft Auto-Spielen und Red Dead Redemption, hat eine spannende und packende Story rund um Max Payne geschrieben und ihr dürft euch auf 10-12 Stunden Spielspaß beim ersten Durchlauf freuen. Natürlich gibt es einige versteckte Easter Eggs und Max schaffte es immer wieder uns mit seinen witzigen Sprüchen zu unterhalten. Nur in den Zwischensequenzen haben die Entwickler extrem mit den Effekten übertrieben, da das Bild flimmert, Farben überstrahlt werden und Max Worte als Schriftzug auf dem Bildschirm erscheinen. Diese Sequenzen sollen wohl den Zustand von Max reflektieren, aber uns haben sie einfach nur gestört.

Max ist gealtert

In den letzten acht Jahren hat Max Payne dazu gelernt und ihr könnt endlich in Deckung gehen, um dadurch den Kugeln eurer treffsicheren Feinde aus dem Weg zu gehen. Diese neue Möglichkeit muss auch regelmäßig genutzt werden, da ihr ansonsten schneller das Zeitliche segnet als ihr Schmerzmittel nehmen könnt. Hin und wieder funktioniert das Deckungssystem nicht richtig oder Max braucht ewig um sich zu verschanzen. Die Gesundheit von Max erneuert sich nicht über Zeit, sondern er muss Schmerzmittel nehmen um seine Qualen zu lindern. Eure Gegner sind so gewitzt wie immer und bewerfen euch gerne mal mit Granaten. In den letzten Jahren scheint Payne etwas vergesslich geworden zu sein, da er keine Granaten mehr benutzen kann.

Dynamischer Payne

Wie die vorherigen Teile auch baut Max Payne 3 auf einen dynamischen Schwierigkeitsgrad. Bevor es losgeht könnt ihr zwischen „Leicht“, „Mittel“, und „Schwer“ wählen und diese Entscheidung beeinflusst nicht nur eure Gesundheit und eure Bullettime-Belohnungen, sondern auch eure „Sterbebelohnungen“. Auf „Leicht“ und „Mittel“ startet ihr vom letzten Checkpoint aus mit voller Gesundheit und mindestens einem vollen Magazin in jeder Waffe. Falls euch das nicht reicht, bekommt ihr nach jedem dritten Tod einmal Bonus-Schmerzmittel (maximal neun Stück). Auf „Schwer“ hingegen gibt es nach fünf Toden ein Bonus-Schmerzmittel und nach fünfzehn Toden ein Zweites. Es sei denn ihr hattet am letzten Checkpoint schon drei Schmerzmittel, weil dann gibt es keinen Bonus mehr. Außerdem hat Rockstar den Last Stand eingeführt, bei dem ihr die Möglichkeit habt den digitalen Tod abzuwenden, indem ihr einen Gegner abschießt, während ihr tot zu Boden sackt, und dadurch ein Schmerzmittel verliert. Die zweistufige Zielhilfe kann auch einigen Spielern weiterhelfen oder sie kann im Menü komplett ausgeschaltet werden. Durch diese vielen Vereinfachungen möchte Rockstar jedem Spieler die Möglichkeit geben Max Payne 3 komplett zu erleben und das ist sicherlich eine gute Entscheidung. Spätestens im Schwierigkeitsgrad „Hardcore“ und „Old School“ kommen auch Fans von knackigen Schwierigkeitsgraden voll auf ihre Kosten.

Ästhetisierung von Gewalt

Der erste Max Payne-Teil wurde 2001 unter anderem wegen der „Ästhetisierung von Gewalt“ durch die neuartige Bullet Time indiziert. Bei diesem Effekt verlangsamt sich für Max die Zeit und er kann in Zeitlupe einen Gegner nach dem anderen unter Beschuss nehmen. Durch Sprünge („Shootdodge“) kann er dabei geschickt anfliegenden Kugeln ausweichen und gerade auf den höheren Schwierigkeitsgraden muss dieser Effekt gewissenhaft eingesetzt werden um zu überleben. Ihr dürft die Bullet Time aber nur benutzen, wenn ihr genügend Energie dafür übrig habt, die ihr durch Abschüsse sammelt. Doch ihr solltet bei euren Sprüngen aufpassen, da Max gerne von einem Gebäude in den sicheren Tod springt oder von Möbelstücken schmerzhaft abprallt. Dieser Effekt macht auch den Reiz von Max Payne aus und wurde bisher in keinem anderen Spiel mit dieser Perfektion implementiert. Was uns gestört hat und eigentlich das Prädikat „Ästhetisierung von Gewalt“ verdient, ist die Bullet Cam. Hier könnt ihr euch in Zeitlupe ansehen wie eure Kugeln den letzten Gegner eines Gebietes töten und noch weitere Kugeln auf ihn abfeuern, um ihn zu durchlöchern. Unserer Meinung nach ist diese Kamera am Rande der Geschmackslosigkeit und wir wissen nicht wie sie es durch die USK-Prüfung geschafft hat. In der deutschen Version könnt ihr nur keine Zivilisten töten, aber das stört die Atmosphäre keineswegs.

Sammelwut

Unzählige Waffen erwarten euch und sie verändern auch das Verhalten von Max. Beispielsweise braucht er länger zum Aufstehen mit einem großen Maschinengewehr als mit einer Pistole. Bei den Schießeisen mit einem Laserpointer verschwindet das Fadenkreuz und ihr könnt nur schwer erkennen wohin ihr gerade zielt. Daher empfehlen wir euch Abstand von diesen Waffen zu nehmen, wenn es sich verhindern lässt. Außerdem gibt es in jedem der 14 Kapitel mehrere Teile verschiedener goldener Waffen. Sobald ihr eine goldene Waffe vollständig gesammelt habt, erhöht sich dauerhaft der Schaden dieser Waffe im Spiel. Diese weitere Vereinfachung des Spieles lässt sich aber auch im Menü abstellen. Neben den versteckten Waffenteilen gibt es mehrere Hinweise in jedem Kapitel, wodurch euch die Story noch genauer erzählt wird. Max nervt euch aber gerne auf eurer Suche nach den Geheimnissen, weil er nach kürzester Zeit ohne Schusswechsel ständig anfängt zu sagen, dass er endlich weiter machen muss. Zwischenzeitlich taucht immer wieder ein Erfolg auf dem Bildschirm auf, da ihr 50 Schüsse in die Arme eurer Gegner abgegeben habt oder ähnliche Statistiken, die keine nötigen Informationen im Spiel sind. Diese Einblendungen hätten sich die Entwickler sparen können.

Nach dem Ende ist noch lange nicht Schluss

Habt ihr erst einmal die umfangreiche Kampagne abgeschlossen, stehen euch die Spielmodi „New York Minute“ und „Score Attack“ zur Verfügung. Die Minute in New York dauert wirklich nur 60 Sekunden und ihr müsst euch durch Abschüsse weitere Sekunden erspielen. Kommt der Counter bei null an ist das Spiel vorbei. In „Score Attack“ geht es darum eine möglichst hohe Punktzahl in den einzelnen Level zu erreichen. Punkte gibt es unter anderem für Abschussserien und möglichst wenig Schaden an eurem Charakter. Euren Highscore könnt ihr dann mit Spielern aus der ganzen Welt vergleichen.

Zum ersten Mal gibt es auch einen Multiplaymodus in Max Payne und dieser bietet neben dem Klassiker (Team-)Deathmatch auch zwei neue Modi. In „Gang Wars“ kämpft ihr euch durch vier abwechslungsreiche Kapitel, um euch Vorteile für das abschließende Team-Deathmatch zu erspielen. In den Kapiteln müsst ihr mal Bomben legen, eine bestimmte Zielperson beschützen, Taschen sammeln oder Territorien einnehmen. Im „Payne Killer“-Modus wird der Spieler mit dem ersten Abschuss zu Max Payne und das erste Todesopfer zu Passos. Beide Spieler werden dadurch stärker und spielen ab diesem Zeitpunkt gegen die restlichen sechs Personen. Wer auch immer einen der beiden Charaktere tötet wird selbst zu ihm und kann von der neuen Stärke profitieren. Für Gelegenheitsspieler ist der Multiplaymodus leider völlig ungeeignet, da es sehr lange dauert um die einzelnen Ränge aufzusteigen und sich dadurch weitreichende Spielvorteile zu erspielen. Dadurch haben die besten Spieler auch die viel besseren Waffen und können euch noch schneller ummähen. Wer nichts dagegen hat am Anfang einige Tode zu sterben wird schnell von den Spielmodi und den motivierenden freischaltbaren Verbesserungen in den Bann gezogen. Wir werden den Multiplayermodus nicht sehr exzessiv spielen, aber er hat auf jeden Fall eine Berechtigung zu existieren und er erweitert das Max Payne Universum. Außerdem ist es schade, dass wir uns erst den Hardcore-Modus im Multiplayer freispielen mussten. Hier gibt es keine Zielhilfen oder Selbstheilung, aber dafür gibt es „friendly fire“ und mehr Erfahrungspunkte.

Seine Stimme ist wieder da

Zum dritten Mal ist James McCaffrey die Stimme von Max Payne und wie in den vorherigen Teilen macht er einen fantastischen Job. Die Qualität der englischen Sprachausgabe ist hervorragend und es gibt nur deutsche Untertitel. Wenn die Action auf dem Bildschirm richtig losging fühlten wir uns durch den Sound wie in der Mitte des Gefechtes. Der Soundtrack von Health ist passend und unterstreicht die düstere actionlastige Stimmung des Spieles perfekt. Mittlerweile steht das Album auch auf iTunes zum Download bereit.

RAGE

In Max Payne 3 kommt eine verbesserte Version der „Rockstar Advanced Game Engine“ (RAGE) zum Einsatz, die wir schon in Grand Theft Auto IV und Red Dead Redemption bestaunen durften. Die verschiedenen Level sind eindrucksvoll gestaltet und abwechslungsreich da sie von einem Nachtclub, über die Armenviertel bis zu einem Friedhof reichen. Wenn die Hölle auf dem Bildschirm losbricht kann es teilweise zu einem kaum störenden Tearing kommen, aber zu diesen Zeitpunkten hatten wir andere Probleme als uns Gedanken über das Tearing zu machen. Nämlich jede Menge Gegner aus dem Weg zu schaffen. Die Ladezeiten werden durch die Zwischensequenzen kaschiert und teilweise kommt es nach den Sequenzen zu einigen Popups, da die Umgebung noch von der Disc nachgeladen werden muss. Trotz der Zwangsinstallation auf der PlayStation 3 tauchen auf dieser Version weitaus mehr Popups auf als auf der Xbox360. Diese sind aber kaum störend und mindern das Gesamtbild nur minimal.