Straßen des Glücks – Test / Review

In der Welt der Brettspiele zählt Monopoly zu den Klassikern. Selbst in Zeiten der Wirtschaftskrise wird mit Geld nur so um sich geworfen, Straßen gekauft und versucht, den Gegnern das Geld aus den Taschen zu ziehen, bis diese schließlich Pleite sind. Nintendo bringt mit Straßen des Glücks eine Adaption von Monopoly auf die Wii. Dabei gestaltet sich Straßen des Glücks als mehr kooperatives Vergnügen, verglichen mit Monopoly und auch sonst gibt es ein paar Abweichungen zur Vorlage. Welche das genau sind und ob Nintendo uns wirklich auf die spielerische Straße des Glücks führt, das könnt ihr nun erfahren.

 

Alt bekannt ist alt bewährt

Denkt man an die beiden Begriffe ‚Brettspiel’ und ‚Nintendo Wii’, so kommt uns unweigerlich das Spiel Mario Party ins Gedächtnis. Es gibt auch diverse Parallelen beider Spiele, aber Straßen des Glücks hat letztlich einen kleineren Party-Faktor. Viel mehr handelt es sich um eine Umsetzung des Evergreens Monopoly mit einigen Nintendo-typischen Zutaten. Stilecht finden wir eine ganze Reihe bekannter Protagonisten wieder, die alle als Spielfigur – teilweise aber erst nach dem Freispielen – auswählbar sind. Von Mario über Dragon Quest sind 26 Figuren mit von der Partie, das eigene Mii natürlich auch.

In Straßen des Glücks treten wir mit bis zu 4 Spielern gegeneinander an. Damit ist bereits eine Grundvorraussetzung für ein waschechtes Partyspiel erfüllt. Sind wir Solo unterwegs, so werden fehlende Spieler durch die AI übernommen, alternativ können auch Mitstreiter über das Internet gefunden werden. Nervig ist, dass wir den Zug unserer virtuellen Kollegen nicht beschleunigen können und zum Zusehen verdammt sind.

Ebenso waschecht ist auch die Zugfolge, denn wir würfeln brav nacheinander und ziehen je nach Augenzahl unsere Spielfiguren über das virtuelle und knallbunte Spielfeld. Von diesen stehen übrigens 18 verschiedene zur Auswahl – Abwechslung ist also garantiert und Langeweile fürs erste ausgeschlossen.

 

 

Der Laden gehört mir

Jedes Spielfeld entpuppt sich als genau das, was wir von einem Nintendo-„Brettspiel“ erwarten. Knallbunte Farben und eindeutige Symbole bringen den typischen Charme auf die Bildfläche. Gelegentliche Abzweigungen und Teleporter innerhalb des Spielfeldes kennen wir aus Mario Party und bringen mehr Dynamik und Unberechenbarkeit in den Spielfluss. Für den gewissen Glücksfaktor sorgen neben dem Würfel die Fortuna-Felder, durch die wir entweder einen unerwarteten Bonus bekommen oder aber ganz fies unsere hart erspielten Taler abgeben müssen.

Wenn wir nach einer Runde erneut über das Startfeld wandern, dann ziehen wir nicht automatisch einen Geldbonus ein, sondern müssen zunächst vier unterwegs verteilte Gegenstände einsammeln, bevor wir den kleinen Geldsegen empfangen dürfen.

Zu Beginn einer Partie legt man einen zu erreichenden Geldbetrag fest. Der erste Spieler, der die Marke erreicht, gewinnt die Runde. Damit hat Straßen des Glücks weniger Konkurrenz-Charakter als Monopoly, denn es geht nicht darum, einen Mitstreiter in den Ruin zu treiben.

In der Praxis nutzt man auch die Vorgabe eines Betrages, um die Spielzeit in Grenzen zu halten, denn wohl jeder von uns weiß, dass eine Partie des Brettspiels durchaus viele Stunden dauern kann. Straßen des Glücks ist von Nintendo aber auch als Kost für Zwischendurch gedacht, so dass wir uns vor Spielbeginn weniger Gedanken um verstreichende Stunden machen müssen. Eine Partie mit dem Ziel von 10.000 Gold dauerte bei uns ca. 30 Minuten. Weitaus länger dauern gegen Ende hin die Partien im Einzelspieler, hier sollte man etwas mehr Zeit einplanen. Dank Speicherfunktion können wir aber auch eine Runde unterbrechen und zum späteren Zeitpunkt nahtlos fortsetzen.

Im Gegensatz zu Monopoly kaufen wir keine Straßen, sondern stecken unser Geld in Läden. Betritt nun ein Kontrahent unseren Laden, dürfen wir ihn zur Kasse bitten und bedanken uns artig für die frisch erworbenen Coins. Unsere Läden dürfen wir im Spielverlauf upgraden, so dass die Mitspieler beim Betreten noch tiefer in die Tasche greifen müssen. Sind wir im Besitz mehrerer Läden in direkter Nachbarschaft, so bekommen wir einen Bonus (= Straßenzug bei Monopoly), der den Preis für unsere Kontrahenten ebenfalls in die Höhe treibt.  Dazu muss man noch nicht einmal alle Läden selbst besitzen: Wer tauschwillig ist, der macht dem Mitspieler einfach ein entsprechendes Angebot und der Deal geht über die Bühne.

Neben der klassischen Monopoly-Variante, die sich im Spiel schlicht „Einfache Variante“ nennt, gibt es eine komplexere Version, die sich ebenfalls vom Start weg auswählen lässt. In diesem Modus erscheinen neue Felder auf der Spielfläche und ein Aktien-Modus kommt dazu. Das Spielfeld ist in verschiedene Bereiche unterteilt und wir können von jedem der Distrikte Aktien erwerben.  Durch diverse Faktoren sinken oder fallen unsere Aktienkurse, Obacht ist also geboten, dass wir am Ende nicht mit leeren Taschen dastehen.

Straßen des Glücks macht so lange Spaß, so lange wir menschliche Mitspieler haben. Der Solo-Modus bzw. Tour-Modus entpuppt sich leider als eintönig und sogar etwas unfair, denn unsere Widersachen sind streckenweise nahezu unbesiegbar und scheinen das pure Würfelglück gepachtet zu haben. Das ist gerade dann nervtötend, wenn man neue Spielfiguren freispielen möchte, die eben nur im Tour-Modus zu bekommen sind. Ebenso wird der Tausch von Läden zu einer Tortur, denn die computergesteuerten Kollegen verweigern sich nur all zu gerne und erhoffte Boni bleiben somit aus.

Soundtechnisch fällt Straßen des Glücks eher schlicht aus. Die passend gewählte Hintergrundmusik säuselt vor sich hin und wird schlussendlich doch irgendwie langweilig, zumal uns Mario und Co. nach wie vor nicht mit einer Sprachausgabe beglücken und altbekannte Ausrufe vor sich her babbeln.

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