[Kolumne] Der DLC-Wahnsinn – Pure Abzocke oder individuelle Spielspaßsteigerung?

 

Ähnlich unterschiedliche Meinungen gibt es auch zu Blockbuster-Games wie Battlefield 3, Gears of War 3 und Call of Duty: Modern Warfare 3.

Fans der Serien freuen sich ihre heissgeliebten Multiplayer-Maps aus den Vorgängern im moderneren Gewand noch einmal spielen zu können. Der Drang des Menschen nach Nostalgie wird in vollem Umfang befriedigt – Und sind wir mal ehrlich, jeder von uns denkt sich bei Nachfolgern der eigenen Lieblingstitel mal so etwas wie „dieses Feature oder das Level würde ich gerne mal wieder auf aktuellem Stand der Technik erleben“. So ist es also durchaus positiv, dass die Hersteller ihren Kunden diese Möglichkeit bieten.

Bei aller Freude darüber, die „alten Zeiten“ wieder aufleben lassen zu können, darf man sich aber auch die Frage stellen ob es tatsächlich ein paar Euro wert ist, die alten Level nochmal kurz zu überarbeiten und an das aktuelle Release anzupassen. Die Level sind längst designed, die Grundlage schon vor vielen Monaten und teils sogar Jahren geschaffen und für ein bisschen Feinschliff soll der Kunde dann nochmal einen ganzen Batzen Geld drauflegen? Hier gilt es für sich selbst die Vor- und Nachteile abzuwägen und selbst zu entscheiden für welche Inhalte man bereit ist nochmal extra zu bezahlen.

Doch nicht nur neue Level, richtige Erweiterungen des Spielerlebnisses und neue Bosskämpfe oder neue Spielmodi werden per DLC angeboten. Immer öfter wird auch der Wunsch des Kunden nach Individualisierung des eigenen Charakters befriedigt. Das geschieht entweder durch neue spielbare Charaktere oder schlicht durch solche Kleinigkeiten wie neue Waffenskins mit denen man seinen Charakter individuell gestalten und ausstatten kann. In Multiplayer-Schlachten sehen daher längst nicht mehr alle Kontrahenten gleich aus, sie unterscheiden sich nach Charakteren, Klamotten und Waffen.

 

 

Das klingt zuerst einmal nach der allergrößten Abzocke, richtig? Andererseits müssen wir uns vor Augen halten, dass gerade die Individualisierung des eigenen Charakters komplett optional ist und in den allermeisten Fällen keine spielerischen Vor- oder Nachteile mit sich bringt. Und der Erfolg gibt den Herstellern in diesem Fall einfach zu 100 Prozent Recht. Der Markt für solche DLCs ist da und er ist hungriger denn je. Man will sich aus der grauen Masse abheben und gibt dafür auch gerne mal den einen oder anderen Euro aus. Würde niemand zu solchen kosmetischen DLCs greifen, dann würden diese auch bald wieder vom Markt verschwinden. Doch im Gegenteil, dieser Markt wird immer größer und größer.

Das wohl beste Beispiel für den DLC-Wahn bietet momentan aber „Skylanders: Spyro’s Adventures“! Das Spiel selbst hat in der internationalen Presse eigentlich ganz gute Bewertungen erhalten, der Spielspass ist definitiv gegeben. Trotzdem mussten sich die Macher des Titels jede Menge Kritik gefallen lassen. So stehen beim Kauf des Spiels drei verschiedene Spielcharaktere zur Verfügung mit denen man die Spielewelten unsicher machen kann. Entgegen anderslautender Gerüchte kann man mit diesen die Hauptstory des Spiels zwar durchspielen, doch um wirklich alle auf die Disc gepressten Inhalte erleben zu können, ist man gezwungen sich weitere Charaktere per DLC und damit kostenpflichtig zu besorgen. Insgesamt stehen etwa 30 verschiedene Figuren zur Verfügung. Natürlich muss man nicht jede einzelne davon herunterladen um das komplette Spiel zu erkunden, doch faktisch bekommt man hier erst einmal nur ein halbes Spiel zum Vollpreis angeboten. Wer mehr will wird auch nochmal extra zur Kasse gebeten.

Gerade dieses Spiel kann aber auch als kleines Experiment angesehen werden um auszutesten was sich die Spieler gefallen lassen und wie offensiv man als Hersteller diese Gewinnmaximierung in Angriff nehmen darf ohne zuviele potentielle Kunden abzuschrecken. Jeder Käufer kann mit diesem Game seinen Spaß haben, doch wird die Poltik der Hersteller auch kritisch hinterfragt? Mit solche Vorstößen können Grenzen ausgelotet und Weichen für die Zukunft gestellt werden.

 

 

Außerdem muss man positiv erwähnen, dass sich nicht nur die DLCs selbst durchgesetzt haben, sondern auch bei fast jedem Spiel mittlerweile DLC-Packs oder Season Passes angeboten werden. Dabei erwirbt man zu einem festen Paketpreis entweder mehrere DLCs auf einmal und bekommt dabei einen netten Rabatt (ein beispiel wäre hier Forza 4 bei dem man sich entweder einzelne Autos neu kaufen kann, oder direkt ein komplettes Paket bestehend aus 10 Autos zum günstigeren Gesamtpreis), oder man erkauft sich damit das Recht zum Beispiel alle DLCs die in den ersten 12 Monaten nach Release erscheinen „kostenlos“ herunterladen zu können. Bestes aktuelles Beispiel ist hier vor allem Modern Warfare 3, aber auch viele andere Top-Franchises bieten dieses Modell mittlerweile an.

 

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