„Lights Out! Guerilla Radio – Turn That Shit Up“, bei diesen lyrischen Zeilen kommt manchen von euch vielleicht einfach nur eine prominente Crossover-Band aus Amerika in den Sinn. Den Zockern, die um den Jahrhundertwechsel jedoch wie ich dreistellige Spielstunden an den bis heute unangefochten besten Arcade-Skateboarder und eins der besten Sportspiele aller Zeiten gespendet haben, kommt etwas anderes in den Sinn – das Intro von genau einem Spiel: Tony Hawk’s Pro Skater 2. Dieser Kulthit der Videospielgeschichte begeisterte bis heute Millionenen von Spielern. Und das nicht nur mit seinem lässigen Soundtrack.
Knack die Millionen
Es gab eine Zeit, in der der Name des millionenschweren Skateboarding-Stars Tony Hawk nicht für peinliche Hampeleien auf Plastikbrettern stand und Publisher Activision ewige Versuche eine totgefahrene Videospielreihe wiederzubeleben noch vor sich hatte. Dies war auch die Zeit von Tony Hawk’s Pro Skater 2, das nur wenige Monate nach der Veröffentlichung des bereits sehr guten Vorgängers im Jahr 2000 in Deutschland für Playstation und Dreamcast veröffentlicht wurde. Ein Jahr später sollte auch eine Umsetzung für das Nintendo 64 folgen. Heute ist das Spiel sogar in Apples App Store zuhause und kann so von Millionen junger Spieler wiederentdeckt werden.
Eine Kombo die keiner bricht
Die Frage, was die Tony Hawk’s Pro Skater-Reihe und deren frühe Sprösslinge so besonders macht ist vergleichsweise einfach zu beantworten. Mit dem ersten Teil haben die Entwickler von Neversoft so ganz nebenbei unser Verständnis des modernen Funsport-Videospiels definiert. Frühere Versuche das Skaten in der dreidimensionalen Umgebung eines Spiels umzusetzen sind gescheitert. Mit Tony Hawk’s Pro Skater gelang jedoch die Punktlandung. Der Nachfolger perfektionierte das Konzept und schlug damit ein wie eine Bombe. Die Steuerung von Pro Skater 2 ist eingängig wie präzise und der Suchtfaktor auf der Highscore-Jagd im Hangar, der Schule, in New York und Marseille oder einem anderen der 8 charakteristischen Levels enorm. Dabei ist das Interesse am Sport komplett optional – das Spiel versprüht soviel Charakter, dass jeder Zocker sofort mittendrin ist, egal ob im Duell mit einem Kumpel oder alleine. Mit der fordernden Karriere, einem nahezu endlosen Wiederspielwert im Zweispieler-Splitscreen-Modus und den Charakter- sowie Level-Editoren haben die Entwickler technisch mehr aus der Playstation 1 geholt, als viele es für möglich hielten. Die Grafik beeindruckt heute sicherlich nicht mehr, ist allerdings auch nicht mehr als Mittel zum Zweck. Und das macht einen echten Klassiker wie Pro Skater 2 letztlich aus.
Ein schweres Erbe
Dem Vorbild des Funsport-Primus sollten später zahlreiche BMX-, Inline-Skate-, und Snowboard-Spiele folgen. Keines dieser stellenweise frechen Plagiate konnte dem König jedoch das Wasser reichen. Die Bandbreite reichte dabei von durchaus exzellenten Genre-Vertretern wie Aggressive Inline bis hin zur peinlich unerotischen Schmuddelei, die da BMX XXX hieß. Tony Hawk’s eigene Spiele-Nachfahren verloren ab der PS2-Ära beinahe kontinuierlich an Boden. Das lag einerseits an den überladenen Gameplay-Mechaniken der Nachfolger und andererseits an einem durch absurde Missionen, Charaktere und übertriebenem Fäkal-Humor entgleisten Spielkonzept. Das gewisse Etwas ging verloren – der Zauber, den sich bis heute nur die ursprünglichen Teile der Serie bewahren konnte, verflog. Umso mehr gehört Tony Hawk’s Pro Skater 2 zur Pflicht-Lektüre eines jedes gut informierten Videospielers.
Fazit:
Ein Glück, dass dieses Juwel noch nicht als HD-Remake mit Trophäen und Erfolgen neu aufgelegt wurde. Denn dann könnte ich für meinen Teil mein soziales Leben endgültig an den Nagel hängen und mit einem Grinsen im Gesicht der ewigen Einsamkeit entgegen zocken. Tony Hawk’s Pro Skater 2 ist und bleibt ein Meilenstein der Videospielgeschichte und hat in den letzten 10 Jahren kein bisschen seines Spielspaßes eingebüßt. Dieses Spiel gehört auf jede einsame Insel und sollte von jedermann gezockt werden! Besser geht es im Funsport-Genre einfach nicht.