Was ist echt? Was ist falsch? Dieser Zwiespalt ist nicht das einzige Phänomen was mit großartiger Überzeugenskraft eine Lücke zwischen Durchhalten und Schockstarre schlägt. Layers of Fear darf sich nicht ohne Grund in die glanzvollen Horror-Szenarien unter den PC-Spielen einreihen.
Dank geht an Aspyr für das zur Verfügung gestellte Testmuster.
Die Malerwerkstatt des Grauens
Für den einen Spieler ist ein langer Spaziergang der blanke Horror, wiederum für den anderen müssen da schon Blitz und Donner her. So gesehen könnte man beide an einen Tisch setzen, Layers of Fear spielen lassen und beide hätten ihre Horrorszenarien auf dem Bildschirm. Aber gemach.
Ein Navi im Inventar zu haben würde jedenfalls keinem von beiden helfen, da sich spontan Räumlichkeiten hinter unserem Rücken verändern. Da bleibt nur auszuprobieren welche Türen verschlossen sind und welche unter Umständen nicht. Ein Verwirrspiel mit transformierenden Räumen sorgt nicht nur für Verwirrung, sondern auch für die richtigen Schockmomente genau dann wenn niemand damit rechnet. Gemeinsam mit der sehr stimmungsvollen Kulisse sind das die Hauptaspekte von Layers of Fear.
Man könnte meinen, im Studio des Entwicklers Bloober Team SA säßen verrückte Genies, denn aus dieser Sichtwarte erleben wir die Geschehnisse. Einst war auf dem riesigen Anwesen eines begnadeten Malers alles in Ordnung, bis er wohl dem Wahnsinn verfiel. Das und die Hintergründe ergeben die detaillierte Sammel-Recherche.
[quote]Das ist alles echtDie Gemälde im Spiel sind durch die Bank weg existierende Werke. Zwar sind manche nur Ausschnitte größerer Gemälde, aber auch vollständige Darstellungen wie beispielsweise ein Rembrandt mit dem Titel „Der Raub des Ganymedes“ befinden sich darunter.[/quote]
Diese besagt, dass ein begabter Maler mit seiner Familie in einem riesigen und wunderschönen viktorianischen Haus lebt. Umgeben von Kunst, die auch gelebt wird. So ist seine Frau eine begnadete Musikerin. Ihr gemeinsames Kind ist genauso wohlerzogen wie der perfekt dazu passende Hund. Doch wie die Dramaturgie uns lehrt, ist nicht alles für immer und so führt ein verheerender Unfall zu einem vollständigen Verlust der ihm liebsten Menschen.
Viel erwarten sollte man vom Gameplay allerdings nicht. In der Hauptsache erkunden wir Haus und Geschehnisse. Der Weg durch das Anwesen ist recht streng linear vorgegeben. Rätsel sorgen da für eine brauchbare Ablenkung, stellen aber keine intellektuell fordernde Aufgabe dar und sind meist in Sekunden gelöst.
Kurz aber heftig
Immerhin überraschen uns die Macher immer wieder mit tollen illusorischen Effekten. Die geisterhaften räumlichen Veränderungen treiben Schauer über den Rücken, eine Tür, die eben noch verschlossen war, quietscht uns leise an, als sie einen deutlichen Spalt aufgeht. Labyrinthe können nur auf eine beabsichtige Art und Weise verlassen werden. Eine Möglichkeit: Man verfolgt den Weg rückwärts.
Einrichtungsgegenstände beginnen plötzlich wie von Geisterhand zu schweben. Hämmernde Gewalt die gegen Türen donnert. Gemälde hageln direkt vor unserer Nase auf den Boden, wo wir sie eben noch an der Wand betrachtet hatten. Da lohnt sich nach einer Minute des Sammelns durchaus der Blick auf die Rückseite. Denn hier, wie auch überall im Haus, können wichtige und interessante Informationen versteckt sein, die für den Spieler informative Lücken stopfen.
Wie heftig man das Abenteuer in den Verstand des Malers empfindet, hängt von der eigenen Spielerfahrung ab. Layers of Fear setzt großteils auf plumpe aber gut in Szene gesetzte Schockmomente, die zum Glück wohldosiert sind. Eine echte Gefahr stellt sich uns in den 5-6 Stunden Spielzeit allerdings nie entgegen. Daher will gesagt sein: Layers of Fear ist kein Horrorspiel, in dem man vor Monstern weg läuft wie beispielsweise The Dark Descent. Auch wenn es einige wenige Punkte gibt, an denen man scheitern kann, kann man sich darauf verlassen, dass fair verteilte Checkpoints uns nicht weit entfernt fortsetzen lassen. Das raubt, sobald man dies erkannt hat, ein wenig die Spannung, zerstört dennoch nicht das gesamte Spielgefühl.
Fazit
Nach der ersten Aufnahme Session von 2,5 Stunden waren die Knie doch schon etwas weich. Silent Hill lässt schöne Grüße da. Das Kribbeln im Körper nicht Resultat von Verliebtsein. Und so zog sich das durch die Bank weg durch. Klasse Atmosphäre die das Entwicklerstudio hier an den Mann … und natürlich Frau … zu bringen vermag. Zahlreiche Ablenkungen in Form gruseliger Geräusche, plötzlich herunterfallender Gegenstände und Illusionen, die vor uns verzerrt erscheinen, nur um uns mit einem kalten Rückenschauer eine Sekunde später wieder alleine zu lassen, zeugen von einer gelungenen Umsetzung, die es sich aber leider nicht lohnt mehr als einmal durch zu spielen.
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