Wanderstop – Test / Review

    Wanderstop thematisiert sehr aktuelle Themen rund um Burnout und Erfolgsdruck und verpackt sie in eine gelassene Umgebung – der Teezeremonie. Ob der Ausgleich zwischen entspanntem Gameplay sowie ernstem Ton dem Studio Ivy Road in ihrem erstem Werk gelungen ist, haben wir uns genauer angeschaut.

    Story

    Die Protagonistin und Kämpferin Alta hat auf ihrem Weg eine Niederlage nach der anderen zu verzeichnen. Völlig am Boden, rafft sie sich auf um nach Hilfe zu suchen. Die legendäre Meisterin Winters ist dabei ihre auserwählte Mentorin, die sie trainieren und unterstützen soll, wahre Stärke zu erlangen. Ehrgeizig macht sich Alta auf den Weg, als sie plötzliche Schwäche übermannt. Ihr geliebtes Schwert, welches sie auf so vielen Reisen begleitet hat, fesselt sie durch eine riesige Last an Ort und Stelle. Alta trifft eine schwere Entscheidung und lässt es zurück. Zu spät, denn kurz drauf bricht sie vor Erschöpfung zusammen.

    Die Story der Kämpferin Alta wird im Comic Look eingeleitet.

    Als Alta langsam wieder zu Sinne kommt, findet sie sich bei Boro, einem herzlichen Teeladenbesitzer wieder. Dieser fand sie im Wald und möchte ihr auf seine liebevolle einfache Art etwas Erholung bieten – mit einer Teezeremonie. Alta, die nach wie vor an ihrem Vorhaben klammert, platzt jedoch nach einer Weile der Kragen. Die Bemühungen Boros, sind für sie, wie ein Angriff auf ihre Persönlichkeit und der Versuch, sie von ihrer selbst auferlegten Aufgabe abzuhalten. Voller Wut und Ehrgeiz, bricht sie auf, ohne ihr Schwert. Dieses kann sie noch immer nicht heben.

    Ausgebrannt wie zuvor kommt sie nicht weit und bricht schließlich wieder zusammen. Wie ein Déjà-vu findet sich Alta neben Boro auf dessen Lieblingsbank wieder. Alternativlos, nimmt sie allerdings diesmal dessen Angebot zu bleiben an. Ob Alta mit dieser Auszeit ihre Erschöpfung heilen kann und ob sie die Suche nach Meisterin Winters fortsetzen wird, werden wir aus Spoiler gründen nicht verraten. Insgesamt nimmt die Hauptstory rund 10-12 Stunden in Anspruch.

    Gameplay

    Wanderstop spielt sich genauso, wie es Titel und Story vermuten lassen. Es ist ein gemütliches und ruhiges Spiel, dass Spieler zum einen an die Hand nimmt und zum anderen keine Überraschungen in der Mechanik verbirgt. So wartet man vergeblich auf große Quest Logs und komplexe Aufgaben. Erhält man von Boro einen Auftrag, so wird dieser Schritt für Schritt erklärt und wird direkt im Anschluss durchgeführt. Anstelle einem „How To Gärtnern“ besteht der erste Auftrag zum Beispiel im Säen. Erst wenn dies getan wurde, erklärt Boro das Gießen und so weiter. Dies bringt zusätzlich ein gewisse Entschleunigung ins Spiel, da man die Aufgaben nicht „schnell schnell“ abklappern kann.

    Ist eine Weile gespielt, erhält man ein Taschenbuch mit allen Erklärungen und Zugang zu weiteren Büchern in der hauseigenen Bibliothek, um nichts zu vergessen. Initial bietet Boro allerdings auch eine gewohnte Schritt für Schritt Erklärung an. Grundsätzlich ist in Wanderstop alles für den inneren Frieden dabei: sammeln, gärtnern und ernten von Zutaten, Herstellung des Tees und nette Dialoge mit den Gästen.

    Um der Ruhe des Gameplays die Kirsche aufzusetzen, kann sich Alta sogar selbst ab und an zum Tee trinken zurück ziehen. Belohnt wird man dafür mit weiteren Story Parts, die Alta im Monolog gedankenverloren vor sich hin erzählt. Es lohnt sich hierbei, verschiedene Teesorten auszuprobieren.

    Das Spiel lässt einem grundsätzlich einige Optionen offen, leitet aber immer wieder geschickt zur Story zurück. Möchte man zum Beispiel Boros Lichtung verlassen und in den Wald zurück kehren, ist dies möglich. Allerdings bricht Alta immer wieder zusammen. Auch Boro kann man einen Dialog ausschlagen. Dieser antwortet allerdings sinngemäß „Schön, dass du mich ansprichst, weil du nicht mit mir reden möchtest!“ und lächelt weiter.

    Sobald Alta sich notgedrungen auf das Experiment „Teeladen führen“ einlässt, verbringt sie viel Zeit mit der Unterhaltung von Gästen. Auch diese bringen ihre ganz eigenen Geschichten mit, über die man herzlich lachen kann, obwohl auch die ein oder andere Tragik dahinter liegt. Wanderstop findet hier die perfekte Wage zwischen ernsten Themen und Albernheiten, um das Game nicht zu schwer wirken zu lassen.

    Der Kern des Spiels ist die Geschichte, die es zu verstehen gilt. Wenn auch immer wieder witzige Passagen Einzug finden, lebt die Story auch von der Ernsthaftigkeit. An dieser Stelle möchten wir betonen, dass das Spiel nur wirken kann, wenn man sich darauf einlässt und dies auch möchte. Für Menschen, denen Themen rund um Burnout, Erfolgsdruck und psychischen Erkrankungen zu schwere Kost sind, kann das Spiel möglicherweise beunruhigend sein.

    Ton und Technik

    Steuern lässt sich Wanderstop entweder mit Maus und Tastatur oder mit dem Controller, wobei letzteres die eindeutig bessere Wahl ist und selbst vom Spiel selbst empfohlen wird. Die Tastatursteuerung ist eher unausgereift und nicht intuitiv. Die Dialoge sind nicht vertont, aber deutsche Texte sowie Übersetzungen in zehn weiteren Sprachen verfügbar. Man muss also etwas Leselust mitbringen. Cut-Scenes sind vertont, allerdings nur auf englisch.

    Ritter Gerald ist einer der kuriosen Gäste des Teeladens.

    Der Soundtrack entstammt der Kreativität von Daniel Rosenfeld – eher bekannt als C418 – welcher bereits für die eingängige Minecraft Melodie verantwortlich ist. Ähnliche Elemente finden sich dabei in beiden Spielen wieder, so auch die Art und Weise, wie die Musik aus der Stille langsam einsetzt, wieder geht und den Spieler mit den Sounds der Umgebung zurück lässt. Diese Weise der musikalischen Untermalung bringt eine zusätzliche Ruhe in das Spiel. Auch die Soundelemente sind nicht zu aufdringlich und eher niedlich gestaltet, vom leisen quaken der leeren Froschgießkanne bis zum Schnattern der Pinguin ähnlichen Hausvögel namens „Pluffins“.

    Grafisch macht Wanderstop einiges her. Direkt zu Beginn wechselt es bereits zwischen drei unterschiedlichen Stilen, von der Eingangsszene hin zur interaktiven Zwischensequenz und zum eigentlichen Gameplay. Alle ergeben dennoch ein rundes Zusammenwirken. Durch die kühlen aber kräftigen Farben und die malerisch schöne Lichtung, wirkt die Umgebung beruhigend und der eher warme Teeladen einladend. Alles ergibt ein stimmiges Bild.

    Alta findet sich in einer malerischen Umgebung wieder.

    Wanderstop lief während unseres Tests fehlerfrei und ohne Auffälligkeiten. Für das Steam Deck ist es als „spielbar“ eingestuft und läuft auf höchsten Einstellungen bei 30-45 FPS. Wer das Game gerne selbst erleben möchte sollte folgendes mitbringen:

    Minimale Systemanforderungen:
    • Betriebssystem: Windows 10 oder neuer
    • Prozessor: AMD Phenom II X2 565, Intel Core i5-750
    • Arbeitsspeicher: 8 GB RAM
    • Grafik: AMD Radeon R7 370, NVIDIA GeForce GT 1030, Intel Arc A310
    • Speicherplatz: 15GB

    Empfohlene Systemanforderungen:
    • Betriebssystem: Windows 10 oder neuer
    • Prozessor: AMD Ryzen 3 1300X, Intel Core i5-4570
    • Arbeitsspeicher: 8GB RAM
    • Grafik: AMD Radeon RX 480, NVIDIA GeForce GTX 970, Intel Arc A580
    • Speicherplatz: 15GB

    Fazit zu Wanderstop

    In Wanderstop ist nichts auf Effizienz getrimmt. Es geht weder darum möglichst viele Gäste abzufrühstücken oder viele Ressourcen zu sammeln. Auch Geld, Zeit oder Bedürfnisbalken gibt es nicht. Es geht darum die Geschichte und das Spiel zu erleben, um Ruhe, Gelassenheit und Selbstreflexion getoppt mit einer leckeren Tasse Tee. Durch die überschaubare Spielzeit ist dies auch möglich und wer sich etwas länger verlieren möchte um zu genießen, dem steht es offen. Wanderstop ist unseres Erachtens nach ein durchdachtes und perfekt aufeinander abgestimmtes Game mit viel Tiefgang.

    Wanderstop ist seit dem 11. März 2025 für PS5, Xbox Series X/S und PC erhältlich. Neugierig? Anbei haben wir den aktuellen Trailer für euch:

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    Mehr Informationen

    Wir bedanken uns bei Ivy Road und Annapurna Interactive für die Bereitstellung eines kostenlosen Keys. Eine Einflussnahme seitens Entwickler oder Publisher ist nicht erfolgt.

    Lisa L
    Ich bin ein leidenschaftlicher Gamer vor allem wenn es um Survival oder Cosy Games aus der Indie Ecke geht. Generell fühle ich mich in der Welt rund um Games, Content Creation und Kreativität vollkommen zu Hause. So trifft man mich entweder auf Twitch, YouTube oder an der heimischen Nähmaschine an und auch ab und an auf der ein oder anderen Con.