Tortuga A Pirate’s Tale (PC) – Test/Review

    Arrrr, alle Mann an Deck, gebt den Kanonen Auslauf! In Tortuga – A Pirate’s Tale können wir uns nun in die Welt der Freibeuter und Piraten aufmachen und die Karibik des 17. Jahrhunderts unsicher machen. Erhältlich ist der neue Titel von Kalypso Media für den PC via Epic Games, die PlayStation 4, die PlayStation 5, die Xbox One und die Xbox Series X|S. Getestet haben wir die Version für den PC.

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    Mehr Informationen

    Die Welt der Piraten:

    Wie auch viele berühmte Piratenfilme ist Tortuga – A Pirate’s Tale in der Karibik des 17. Jahrhunderts angesiedelt. Zu dieser Zeit waren dort vier europäische Nationen vorherrschend und so bewegen wir uns zwischen englischen, spanischen, französischen und niederländischen Kolonien. So können wir eine große Anzahl unterschiedlicher Städte besuchen, Inseln umrunden und Meere besegeln. Dabei treffen wir auf Konvois von Handelsschiffen oder auch auf andere Freibeuter. Aber auch Militärkonvios der Kolonien können uns begegnen oder unsere Verfolgung aufnehmen.

    Aber halt, wir sind ja Piraten, daher besuchen wir die Städte nicht nur freundlich, um in der Taverne einen zu trinken, wir können sie auch angreifen und überfallen. Ebenso treffen wir uns mit den anderen Kapitänen nicht zum Becher Rum auf hoher See, auch hier wollen wir Schiffe kapern und Beute machen, vielleicht versenken wir aber auch das ein oder andere. Wobei uns aber auch durchaus die Option gelassen wird, ehrlich unser Geld zu verdienen. Denn jede Stadt besitzt einen Marktplatz, auf dem wir Waren kaufen und verkaufen können. Aber ein Pirat macht nichts ohne Hintergedanken, aber manchmal muss man sich auch bei einer Kolonie einschmeicheln.

    Die Spielwelt ist großzügig gestaltet, so finden wir mehrere dutzend Städte auf den Inseln vor. Um die gesamte Welt zu umrunden, sollte man daher viel Zeit einplanen. Die Distanzen sind aber immer noch so gestaltet, dass wir nicht das Gefühl haben, wir würden 90 % der Spielzeit damit verbringen, unserem Schiff beim Fahren zuzusehen. Mit unserem Schiff bewegen wir uns abseits des Kampfs nicht rundenbasiert, sondern können hier in RTS-Manier frei und gleichzeitig mit allen anderen Schiffen über den Ozean schippern.

    Versenken oder Kapern?

    Aber beschäftigen wir uns erstmal mit dem Kern unserer Piratentätigkeit in Tortuga – A Pirate’s Tale, dem Angriff auf andere Schiffe. Auf der Übersichtskarte können wir bei Konvois immer direkt erkennen, aus wie vielen Schiffen diese bestehen und wie stark sie sind. So können wir noch bevor wir den Jolly Roger hissen sicherstellen, dass wir uns nicht verkalkulieren, gedanklich werfen wir also gewissermaßen einen Blick durchs Fernrohr. Um einen Angriff zu starten, hissen wir nun also unsere Flagge und müssen bis auf einen gewissen Abstand an die Schiffe heranfahren, damit der Kampf startet. Es kann aber auch vorkommen, dass Schiffe uns direkt attackieren, da sie uns erkennen.

    Bevor der Kampf startet, können wir noch überlegen, ob wir versuchen dem Gegner zu drohen und ihn für einen Teil seiner Ladung ziehen lassen. Dieses Vorgehen ist nicht immer erfolgreich und bringt am Ende auch weniger Beute ein. Zudem kann es sein, dass unsere Crew hiervon auch weniger begeistert ist. Als Entscheidungshilfe wird uns hier die Erfolgschance in Prozent angezeigt.

    Auf ins Gefecht:

    Aber ein echter Pirat fürchtet den Kampf nicht. Anders als das Fahren auf dem Ozean finden die Kämpfe rundenbasiert statt. Ein durchaus sinnvolles Schema, denn so kann man auch einer größeren Flotte gerecht werden. Mehrere Schiffe gleichzeitig ins Gefecht zu führen, wäre sonst wahrscheinlich kaum machbar. In jeder Runde haben wir einen gewissen Bereich, in dem wir uns bewegen können und auch müssen. Dieser hängt von der Art und Geschwindigkeit unseres Schiffs, der Windrichtung, dem Gewässer sowie gegnerischen Einheiten ab. So wird berücksichtigt, dass Schiffe nicht plötzlich stoppen können, was dazu führt, dass wir bei höheren Geschwindigkeiten um eine Mindestanzahl an Feldern ziehen müssen. Felder, die dazu führen, dass wir in der nächsten Runde eine besondere Mindestanzahl bekommen, werden mit einem Windsymbol markiert. Darüber hinaus können wir aber auch mit Felsen und anderen Schiffen kollidieren. Von einer Kollisionsgefahr betroffene Felder werden daher mit einem Totenkopf markiert.

    Gebt den Waffen Auslauf:

    Nachdem wir uns bewegt haben, können wir nun unsere Waffen einsetzen. Dazu wird uns schon bei der Bewegung der Aktionsradius unserer Geschütze angezeigt. Dabei ist auch zu erkennen, in welchen Bereichen wir einen besonders guten Schaden wirken können.

    Für unsere Kanonen verfügen wir über unterschiedliche Munition. Eisenkugeln reduzieren zum einen die Panzerung der Schiffe und wirken darüber hinaus Schaden am Schiffsrumpf, Crew und Segeln. Die Kartätschen sorgen lediglich für Crew-Schaden, ideal um vorm Entern die Besatzung zu dezimieren, allerdings muss man zuvor mit Eisenkugeln die Panzerung zerstört haben. Darüber hinaus gibt es noch Kettenkugeln, mit denen wir nach Zerstören der Panzerung für Bewegungsschaden sorgen können. Daneben gibt es über den Fertigkeitenbaum und Zusatzausstattungen noch weitere Waffen, wie Mörser oder spezielle Projektile, die die Panzerung ignorieren und direkt einen hohen Schaden wirken können. Wollen wir unseren Gegner schlussendlich auf den Grund des Ozeans schicken, brauchen wir hier nichts weiter zu beachten. Wollen wir jedoch das Schiff entern und übernehmen, müssen wir unsere Zerstörungswut im richtigen Moment stoppen.

    Das Kampfsystem ist sehr durchdacht und kann auch je nach Kräfteverhältnis durchaus fordernd werden. Dennoch bietet es einen niederschwelligen Einstieg und einen hohen Unterhaltungswert.

    Alles klar zum Entern:

    Da man versenkte Schiffe schlechter plündern und noch schlechter verkaufen kann, sollten wir natürlich versuchen gegnerische Schiffe zu übernehmen. Einen Enterauftrag müssen wir unserer Crew geben, noch bevor wir das Schiff bewegen. Denn schließlich müssen sie dazu längsseits gehen und dafür muss man an das gegnerische Schiff heranfahren. Hier kommen wir zur ersten Hürde, denn auch hier wird uns zuvor angezeigt, wie groß unsere Chance für einen erfolgreichen Start des Enterns ist. Der Entervorgang kann also auch schon beim Start scheitern. Sollte das passieren, kämpfen wir einfach weiter oder versuchen es mit einem anderen Schiff unserer Flotte. Es gibt aber auch Fertigkeiten, die unsere Kapitäne und wir erlernen können, mit denen wir unsere Erfolgschancen steigern können.

    Beim Entern können wir zwar nicht direkt unsere einzelnen Matrosen steuern, doch wir können selber Einfluss auf den Erfolg nehmen. Hierzu stehen uns zwei bis drei Optionen zur Verfügung, wie wir unsere Matrosen angreifen lassen können. Diese unterschieden sich im Risiko für unsere Crew, dem erzielbaren Schaden und der Erfolgschance. Haben wir es geschafft, das Schiff zu übernehmen, können wir noch entscheiden, ob wir es überhaupt unserer Flotte hinzufügen wollen. Zudem können wir gnädig sein und den Kapitän in ein Ruderboot setzen, statt ihn über die Planke gehen zu lassen. Auch bei der Crew können wir die Option bieten, dass sich die Matrosen uns anschließen.

    Insgesamt ist das Entern durchaus spannend und man braucht auch das nötige Quäntchen Glück, um die richtigen Entscheidungen zu treffen. Sehr schön ist auch, dass man mit weiteren Schiffen der Flotte unterstützen kann, indem man entweder auch mit diesen längsseits geht oder die Crew mit Kartätschen unter Beschuss nimmt.

    Kapitäne, Flotte und Crew:

    Unsere Flotte kann aus bis zu acht Schiffen bestehen. Deren Anzahl wir über Kapern, Verkauf oder den Verlust im Gefecht ändern können. Dabei haben wir die Möglichkeit, zu entscheiden, welche Schiffe welchem Kapitän zugeordnet werden. Allerdings können nur Schiffe mit Kapitän ins Gefecht eingreifen. Schiffe ohne Kapitän helfen uns somit nur mit ihrem Laderaum weiter. Kapitäne können wir im Verlauf des Spiels in den Tavernen anheuern. Allerdings gilt es diese auch zufriedenzustellen, indem wir beispielsweise bestimmte Missionen erfüllen. Unsere Kapitäne, sammeln genau wie wir, Erfahrung und können so weitere Fähigkeiten erlernen. Insgesamt stehen 35 verschiedene Fertigkeiten zur Auswahl, von denen man aber natürlich nur ein paar nutzen kann. Allerdings können wir diese hier nur teilweise selber auswählen. Besuchen wir eine Taverne, können wir auch ein kleines Pläuschchen mit unseren Kapitänen halten. So haben wir viele Möglichkeiten unsere Flotte unseren Wünschen anzupassen, ohne dass dieser Aspekt des Spiels überhandnehmen kann.

    In den Häfen können wir beim Hafenmeister unsere Schiffe reparieren oder auch in Zahlung geben. So haben wir wieder Platz für neue Beute in unserer Flotte. Dort finden wir aber auch Ausrüstungsdocks, in denen wir unsere Schiffe mit Zusatzausstattung versehen können. So kann ein Mörser installiert werden, der uns als weitere Waffe dient, wir können unsere Crew fürs Entern aufrüsten und vieles mehr.

    Unsere Matrosen:

    Genauso müssen wir aber auch unsere Crew bei Laune halten. Dazu setzen wir zu Beginn einer Kaperfahrt einen sogenannten Kapervertrag auf, indem festgehalten wird, welche Ziele wir erreichen wollen. Je nach Schwierigkeit bringen uns diese unterschiedlich viel Unterstützung der Crew ein, sollten wir einen nicht erfüllen können, kann die Crew uns das durchaus übel nehmen. Denn Piraten wählen ihren Kapitän, im schlimmsten Fall könnten wir also von unserer Crew abgesetzt werden. Da wir im Gefecht allerdings auch durchaus Leute verlieren können, müssen wir zwischendurch neue Matrosen anheuern. Gleiches gilt auch für die Übernahme feindlicher Schiffe. Um neue Matrosen auf uns aufmerksam zu machen, müssen wir nur etwas Gold auf die Theke legen und eine Runde in der Taverne ausgeben.

    Zum Abschluss einer Kaperfahrt wird dann beurteilt, ob wir die Ziele erreicht haben und wir müssen auch einen Teil der Beute unter der Crew verteilen. Dabei sollten wir darauf achten, dass wir unsere Crew zufriedenstellen. Ein weiteres Detail, dass es zu beachten gilt, ist natürlich die Versorgung der Crew, auch dies geht in die Zufriedenheit ein. Aber braucht ein Pirat eigentlich nicht nur Tabak, Rum und Grog?

    Besonders der Aspekt der Kaperverträge ist sehr schön umgesetzt. Denn so können wir uns immer neue Ziele setzen und uns selber herausfordern.

    Aufträge:

    Neben unserem Kapervertrag, den es zu erfüllen gilt. Erhalten wir von unseren Kapitänen Aufträge und können auch in der Taverne oder von den Gouverneuren der einzelnen Kolonien Aufträge annehmen. Diese variieren von einfachen Transporten hin zu Rohstoffbeschaffung oder gezielten Kaperfahrten. So können wir unsere Bordkasse füllen und gleichzeitig etwas Abwechslung in unsere Fahrten bringen.

    So führt uns einer der Aufträge beispielsweise zu unserem eigenen Unterschlupf, den wir nach und nach wie eine Stadt ausbauen können. So haben wir immer einen sicheren Hafen, den wir anlaufen können.

    Der Einstieg ins Spiel:

    Der Einstieg in Tortuga – A Pirate’s Tale ist insgesamt sehr niedrigschwellig. Beim ersten Start eines neuen Spiels bekommen wir nach und nach alle Aspekte erläutert, beginnend bei der Navigation auf hoher See. Unser wird aber ebenfalls erläutert, wie wir unsere Schiffe im Kampf befehlen können oder was in den Städten möglich ist. So findet man innerhalb weniger Minuten in das Spiel herein und kann direkt sein Unwesen als Pirat treiben.

    Grafik, Sound und Steuerung:

    Optisch ist Tortuga – A Pirate’s Tale wirklich sehr ansprechend gestaltet. Besonders die Wassereffekte sind sehr schön und lassen direkt Karbikfeeling aufkommen. Zoomen wir an unser Schiff heran, können wir auf hoher See auch unsere Crew an Deck beobachten. Etwas schade ist, dass sich die Segel nicht vollständig den Windrichtungen anpassen. Sehr schön sind dafür aber die Effekte während einer Schlacht. Sobald wir tatsächlichen Schaden am Rumpf verursachen, fliegen hier tatsächlich Holzsplitter durch die Gegend.

    Ein akustisches Highlight im Spiel sind sicherlich die Seemanslieder. Fahren wir relativ nah an anderen Konvois vorbei, können wir den Seeleuten bei ihren Shantys zuhören. Spätestens jetzt haben wir einen Ohrwurm von The Wellerman. Aber auch im Gefecht hören wir natürlich unsere Kanonenschüsse.

    Die Steuerung ist sehr einfach gestaltet und basiert in erster Linie auf der Maus und den WASD-Tasten, um das Schiff zu lenken. Ein Detail ist hier jedoch etwas gewöhnungsbedürftig. Wir hissen den Jolly Roger mit einem Rechtsklick, zumindest wir haben uns hier zu Beginn häufiger verklickt.

    Fazit:

    Tortuga – A Pirate’s Tale hat uns wirklich in seinen Bann gezogen. Denn nach der ersten erfolgreichen Kaperfahrt strebt man direkt nach größeren Zielen und versucht immer mächtigere Schiffe zu entern und zu übernehmen. Besonders der Mechanismus mit den Kaperverträgen fordert uns hier immer aufs neue heraus. Die Kampfmechanik ist wirklich gelungen, sollten uns die Kämpfe zu leicht erscheinen, mag dies auch daran liegen, dass wir möglicherweise zu schwache Gegner angreifen. Wir haben viele Individualisierungsmöglichkeiten, egal ob es um unsere Fertigkeiten oder die Ausstattung und das Design unserer Schiffe geht. Das Spiel bietet so ein hohes Potenzial für eine lange Karriere als Freibeuter und Schrecken der Karibik.

    Es gibt natürlich noch Aspekte und Details des Spiels, auf die wir in unserer Review nicht eingegangen sind, aber da der Kampfmechanismus hier sicherlich eins der zentralen Dinge ist, haben wir unseren Fokus hier gesetzt.

    Die PC-Version von Tortuga – A Pirate’s Tale wurde Game2Gether für den Test zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme des Publishers oder Entwicklers auf den Testbericht hat nicht stattgefunden.

    Alexander Schaaf
    Seit der Jugend bin ich von PC-Hardware begeistert und habe Systeme in den verschiedensten Hardware-Generationen gebaut. Mit der Zeit kamen dann auch Videokonsolen dazu. Ich bin hier eigentlich in allen Bereich aktiv. Mit einem Schwerpunkt auf Hardware.