Nachdem Tin Hearts auf der gamescom 2022 mit dem Award für das „Most Wanted Nintendo Switch Game“ prämiert wurde, waren wir natürlich auch sehr neugierig auf das Indie-Spiel. Ob die Vorschusslorbeeren gerechtfertigt sind, erfahrt Ihr in unserem Test.
Tin Hearts
Tin Hearts erzählt die Geschichte des Spielzeugerfinders Albert Butterworth. Ganz nebenbei lernen wir seine Tochter Rose und seine Frau Helen kennen. Zunächst präsentiert sich eine glückliche Familie in kurzen, geisterhaften Szenen innerhalb der einzelnen Level und durch Briefe, über welche die Zinnsoldaten hinwegmarschieren. Allerdings nimmt das Leben der kleinen Familie eine tragische Wendung. Dann ist da auch noch die Spielzeuggilde, die Alberts Erfindungen für ihre eigenen Zwecke nutzen möchte.
Das Spiel nimmt uns dabei in Alberts Gefühlswelt mit und diese spiegelt sich im Leveldesign. Bedrohlich, dunkel und rot präsentieren sich die Level, wenn Albert wütend ist. Ist Albert traurig, laufen die Zinnsoldaten nur noch schleppend ihren vorbestimmten Pfad. Alberts ganze Leidenschaft sind seine Spielzeuge, deren Produktion und die stetige Weiterentwicklung ihn und seine Familie fast in den Untergang treibt.
Gameplay
Könnt Ihr Euch noch an die Lemminge erinnern oder an die Mini-Marios? Die Zinnsoldaten agieren zunächst einmal genau so. Einmal in Gang gesetzt, marschieren sie stoisch bis zum nächsten Hindernis. Und genau jetzt, kommt Ihr ins Spiel. Anfangs nur mit Bauklötzen, später noch mit vielen weiteren Spielzeugen, müsst Ihr den Soldaten einen Weg durch den Level bis zum Ausgang bauen. Während wir allerdings bei den Lemmingen lediglich die Seitenansicht hatten, müsst Ihr Euch hier durch einen Raum bewegen. Hier wird Euch wesentlich mehr Kreativität abverlangt. Anfangs erhaltet Ihr hierzu immer weitere Spezialfähigkeiten die Euch dabei helfen. Eine der wichtigsten Funktionen erlaubt Euch die Kontrolle über die Zeit. So könnt Ihr Eure kleine Armee auch komplett stillstehen lassen, währen Ihr deren vorbestimmten Weg angezeigt bekommt. Jetzt könnt Ihr, beinahe in aller Ruhe, den Weg bereiten. Aber lasst Euch nicht täuschen, denn es wird zunehmend richtig knifflig.
Während das Spielprinzip recht schnell in Fleisch und Blut übergeht, nimmt der Schwierigkeitsgrad eben stetig zu. Ihr müsst immer weiter verschlungene Wege konstruieren, Eure speziellen Fähigkeiten einsetzen und jederzeit mit Überraschungen rechnen, um alle Soldaten sicher ins Ziel zu befördern.
Ihr könnt aber auch die Zeit vor- und wieder zurückspulen und Euch außerdem frei im Raum bewegen und nach mehr verwendbaren Gegenständen suchen. Die Räume werden nämlich immer größer und die Herausforderung immer komplexer. Leider bringt diese Komplexität an manchen Stellen der fortgeschrittenen Story auch eine gewisse Unübersichtlichkeit mit sich. Jedoch hetzt Euch ja auch niemand, so dass Ihr Euch einfach in Ruhe den notwendigen Überblick verschaffen und Eure Möglichkeiten durchprobieren könnt.
Steuerung
Ihr werdet direkt in den ersten Level geworfen. Ganz ohne Anleitung müsst Ihr direkt loslegen. Allerdings startet es auch recht harmlos, wird aber dann stetig etwas komplexer. Letztlich sind dann so ziemlich alle Buttons, die Schultertasten sowie die Sticks der Joy Cons mit den verschiedenen Funktionen belegt.
Allerdings erfordert das Gameplay zumeist keine schnellen Reaktionen, was Euch natürlich dann hinsichtlich der Komplexität der Steuerung sehr entgegen kommt. Außerdem erfolgt die Zunahme der Funktionen im Spiel nur nach und nach.
Musik und Bild
Der Soundtrack geht auf das Konto des preisgekrönten Komponisten Matthew Chastney („Joker“, „Chernobyl“ und „Bridgerton“). Unglaublich stimmig und ergreifend unterstützt die Musik das Spielgeschehen und die Geschichte. Die Sprecher erledigen ebenfalls ihren Job mit viel Einfühlungsvermögen.
Zunächst bin ich davon ausgegangen, dass die Sprachausgabe und die Bildschirmtexte nur in englischer Sprache vorliegen. Jedoch hab ich die Option doch tatsächlich lediglich in den Einstellungen übersehen. Ihr könnt also die Bildschirmtexte auf „deutsch“ umstellen.
Der Graphikstil lässt sich mit „Cartoon-realistisch“ ganz gut umschreiben. Die immer detailreicher werdende Umgebung führt Euch durch die Räume des Spielzeugmachers.
Probleme
Im Vorfeld wurde im Rahmen der Beta von mehreren Bugs und kleineren Fehlern berichtet. Die Switch-Version hat sich in unserem Test frei von solchen Problemen präsentiert. Wenn man jetzt unbedingt etwas zum Meckern sucht, dann sind das die etwas langen Ladezeiten zwischen den einzelnen Leveln. Allerdings ist das dann auch schon Jammern auf hohem Niveau.
Fazit
Tin Heart hat wirklich alles, was man sich von einem Puzzle-Adventure wünschen kann. Eine gefühlvolle Story und ein einfaches, aber dennoch fesselndes Gameplay mit vielen frischen Ideen. Das Gesamtpaket wird mit einer jederzeit passenden musikalischen Untermalung und einem entzückenden Grafikstil abgerundet. Wer Spaß an kniffligen Puzzles hat, wird für den Gehirnschmalzeinsatz außerdem mit einer interessanten und berührenden Geschichte belohnt. Kurzum: ein Must-have-Indie-Titel für Rätselfreunde!
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Tin Hearts ist ab heute, dem 20. April 2023, für die Nintendo Switch erhältlich.
Die Versionen für PC, Xbox One, Xbox Series X/S sowie PlayStation 4 und 5 folgen dann am 16. Mai 2023.
Wir bedanken uns für die Bereitstellung eines kostenlosen Keys für die Nintendo Switch-Version. Eine Einflussnahme seitens Entwickler oder Publisher ist nicht erfolgt.
Bildquelle: Wired Productions