The Talos Principle – Test / Review

    Spätestens seit Valve den Knobelhit Portal in seine zweite Runde schickte, wissen wir, dass Spiele aus der Egoperspektive nicht zwangsweise ein Shooter sein müssen. In eine ganz ähnliche Kerbe schlägt nun The Talos Principle. Warum es sich dabei aber nicht um einen simplen Klon handelt und was The Talos Principle unterhaltsam macht, das könnt ihr hier in unserem Test erfahren.

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    The Talos Principle hatten wir so recht gar nicht auf dem Schirm gehabt. Zu groß und so bombastisch waren in den letzten Wochen und Monaten die Schnipsel, die wir zu den großen Blockbustern wie Fallout, Battlefront und Tomb Raider erhaschen durften. Und so passiert das, was eben manchmal dummerweise passiert: Man verliert etwas den Überblick. Denn wenn man eine Sache nie vergessen sollte, dann, dass man Abseits der großen AAA-Titel auch immer schön die vermeintlich kleineren Games nicht aus den Augen verlieren sollte. Sonst kann es passieren, dass man ein Kleinod verpasst. Und hier schließt sich der Kreis zu The Talos Principle.

    Dabei ist The Talos Principle gar nicht mehr so jung, denn immerhin liegt der Release für PC schon einige Monate zurück. Ich als Konsolero wusste, dass es auch für Playstation 4 erscheinen sollte, irgendwann  im Q3 oder Q4 2015. Und jetzt war es dann auch endlich so weit, im Oktober wurde The Talos Principle für PS4 im Playstation Store (alternativ auch auf Disc in der Deluxe Edition) veröffentlicht und man darf auf der Couch den fulminanten Kopfnüssen frönen.

    Waren wir bei Portal humoristische und oft sarkastische Kommentare gewohnt, geht The Talos Principle einen ganz eigenen Weg. Die Texte und Dialoge im Spiel sind sehr viel facettenreicher und drängen ins philosophische Gedankengut. Unser alter ego Milton schafft es, den Spieler immer wieder mit seinen eigenen Meinungen zu konfrontieren, sie zu hinterfragen oder einfach nur mal kurz darüber zu sinnieren. Inszeniert werden diese Gespräche mit einer unsichtbaren Stimme aus dem Off, einer Art Gottheit namens Elohim. Ab und an im Spiel findet ihr Log-Files, die weitere Einblicke in die Spielwelt geben. Denn irgendwann in der fernen Zukunft ist die Welt faktisch am Ende und alles ist nur noch Schein.

    Fortan befinden wir uns hinter den Augen des Cyborgs und starten die Knobelei. Ab den ersten Schritten werden sich geübte Portal-Zocker ohne wenn und aber mit der Spielmechanik zurecht finden. Das liegt nicht daran, dass wir mit 2 Portal-Guns durch die Level flitzen, sondern viel mehr daran, dass die Strukturen, die Denkweisen und die if-then-else Prozeduren denen von Portal tatsächlich ähneln.

    Das Ziel in The Talos Principle ist es, einen Baustein in Tetris-Form zu ergattern, denn mit genügend Bausteinen wird der Weg zum nächsten Tempel freigeschaltet. Klingt leicht und ist es auch anfangs. Die ersten Runden hat man nur ganz seichte Rätsel zu lösen. Hier wird man erst in die Spielmechanik eingeführt, bevor es dann so richtig losgeht und der Kopf das erste mal anfängt zu qualmen.

    Unser erstes Hilfsmittel auf dem Weg zum Ziel ist eine Art Blockade auf einem Stativ. Mit diesem schalten wir automatisch feuernde Geschütze oder Kraftfelder aus. Tetris-Stein eingesammelt, juche, und ab in den nächsten Abschnitt. Kurz darauf müssen wir zunächst nur einen und später viele Laserstrahlen mittels Prismen auf unterschiedliche Arten brechen, um die Strahlen entsprechend umzuleiten. Klingt auf dem Papier einfach, wird aber schon bald ziemlich knifflig. Erschwerend kommen Höhenunterschiede hinzu und auch die Tatsache, dass sich die Strahlen – die Ghostbuster lassen grüßen – nicht kreuzen dürfen. Noch ein paar Level weiter und ihr werdet mit Ventilatoren durch die Luft gewirbelt und sollt dabei dann auch noch die Laserstrahlen um 3 Ecken brechen. Prost Mahlzeit!

    Dank der verzögerten Veröffentlichung der Playstation 4 Version liegen übrigens direkt die Zusatzlevel des Addons „Road to Gehenna“ bei, was noch mehr Spielspaß und noch mehr Philosophie mit sich bringt. In der Summe kommt man so auf rund 20 Stunden Spielzeit.

    Grafik und Sound passen. Man merkt an der Optik, dass die Macher der Schmiede Croteam am Werke waren. Die Schönheit und Machart der Level erinnert stark an Serious Sam, wobei sich ältere Gamer auch gelegentlich an Myst erinnert fühlen. Letztlich ist hier alles ziemlich durchdesigned. Jeder Pixel sitzt an seinem Platz und es befinden sich nur die Objekte in einem Level, die auch in irgendeiner Weise eine Funktion besitzen. Kurzum: Schön und schlicht. Der größte Pluspunkt beim Sound ist die deutsche Übersetzung, die nahezu perfekt sitzt. Ansonsten bleiben Effekte und Musiken dezent im Hintergrund und werden zu keinem Zeitpunkt aufdringlich.

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    Laser werden per Prima gebrochen. Anfangs noch kinderleicht…

     

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    Grafisch erkennt man die Handschrift von Serious Sam

     

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    Nicht die Strahlen kreuzen!

     

    Fazit

    The Talos Principle ist ein toller Puzzle-Knobler aus der Egoperspektive, der sich nicht hinter Portal verstecken muss. Sicherlich hat Valve in einigen Punkten die Nase weiterhin vorn, dennoch ist The Talos Principle mehr als nur ein Ersatz, um die Wartezeit auf Portal 3 zu verkürzen. In über 100 Level wird unser Grips mitunter stark beansprucht, um ans nächste Tetris-Steinchen zu kommen. Die Story hat einen ganz eigenen und interessanten Charme, der tiefgehende Denkansätze fördert und nicht nur an der Oberfläche kratzt. Wer also gerne mal wieder etwas den Hirnschmalz in Wallung bringen möchte, der ist mit The Talos Principle mehr als gut bedient!

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    Christoph
    Kind der 70er. Seit '84 Musiker, seit '85 Hobby-Jedi, seit '86 Zocker und seit 2011 hier Redakteur