Vor einigen Jahren kündigte Topware Interactive einen neues Rollenspiel an, das im Piratenzeitalter angesiedelt ist. Die Rede ist natürlich von Raven’s Cry.
Nach etlichen Verschiebungen und dem Wechsel des Entwicklerstudios, ist das Spiel nun Ende Januar auf Steam erschienen. Von der Boxed-Version fehlt jedoch noch jede Spur.
Wir haben uns Raven’s Cry nach den ersten großen Patches angeschaut und sagen Euch in diesem Test, was wir vom Piratenabenteuer halten.
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Der Fluch der Karibik? – Die Story
Im Grunde genommen ist die Geschichte von Raven’s Cry schnell erzählt: wir spielen den Piraten Christopher Raven, dessen Familie vor seinen Augen brutal ermordet wurde, als er noch ein kleiner Junge war. Christopher, nun erwachsen und bekannter Pirat, macht Jagd auf den Mörder seiner Familie und will Rache.
Soweit so gut, jedoch verliert sich unser Protagonist in seinem Rache-Wahn. Denn alles was er im Sinn hat, ist der Mörder seiner Familie. So wird Christopher nach und nach selbst zu einem mordlustigen und unmoralischen Charakter, was uns eher etwas fragwürdig erscheint.
Erzählt wird uns die Story durch verschiedene Zwischensequenzen und Comic-Einlagen, die wirklich etwas her machen. Jedoch erscheinen uns die Dialoge in den Zwischensequenzen immer wieder sehr merkwürdig, da sie sehr motivationslos und nicht sehr sinnig klingen. Doch dazu später mehr.
Alle an Bord! – Gameplay
Spielerisch zeichnet sich Raven’s Cry durch einige sehr gute Ansätze aus. Jedoch bleibt es oft bei diesen Ansätzen, sodass nur ein mittelmäßiges Spielerlebnis entsteht.
Raven’s Cry ist ein RPG in der dritten Person und funktioniert aus dieser Perspektive auch gut. Hier vermissen wir keine zusätzliche Option der First-Person-Kamera.
Zu Land bewegen wir uns relativ frei und können uns immer wieder auf der Karte umschauen, wo es interessante Orte oder Questgeber gibt. Die Karte bietet uns einen großen Überblick, jedoch ist hier nicht alles erkundbar. Auch wenn der Begriff Open-World im Zusammenhang mit Raven’s Cry immer wieder genannt wird, können wir diesen Begriff leider nur in Anführungszeichen setzen. Denn wenn wir weiter als die Stadtgrenzen gehen, gibt laut Karte noch vieles zu erkunden. Jedoch kommen wir meist nicht weiter und werden von unsichtbaren Barrieren vom Weitergehen abgehalten.
Auch auf dem Wasser sind unsere Bewegungsmöglichkeiten eingeschränkt. Freies Segeln, wie wir es aus anderen Spielen kennen, ist hier nicht direkt möglich. Über die Weltkarte wählen wir unseren Zielhafen oder Insel aus, den wir ansteuern wollen. Anschließend können wir beobachten, wie sich unser Schiff, als Icon auf der Weltkarte in Zeitraffer auf den Zielhafen zu bewegt. Hier kann es sein, dass wir auf Schiffe treffen, die uns angreifen und wir dann ins Geschehen gebracht werden. In so einem Fall übernehmen wir die Kontrolle unseres Schiffes kämpfen gegen den Feind.
Hier ist etwas Taktik gefragt, denn gegen mehrere Schiffe hilft auch das größte Schiff nicht viel. Feindliche Schiffe können nicht nur versenkt werden, sondern auch geentert werden. Hier landen wir aber in einem rundenbasierten Spielmodus. Hier hängt unser Erfolg von unserer Mannschaft ab. Je größer und motivierter sie ist, desto größer die Chance das Schiff erfolgreich zu entern. War der Entervorgang erfolgreich, können wir entscheiden, was mit dem Schiff passiert: wir können es niederbrennen oder auf See treiben lassen. Ladung, sowie die Mannschaft des anderen Schiffes können wir für uns beanspruchen, um später damit Handel zu treiben.
Nach einer erfolgreichen Seeschlacht können wir endlich unseren ausgewählten Zielhafen ansteuern. Angekommen, sollten wir erst einmal den Schiffsbauer und Händler besuchen, um zum einen etwas Geld durch den Handel mit Ware zu verdienen und zum anderen unser Schiff zu reparieren und gegebenenfalls ein Upgrade durchzuführen.
Raven’s Cry bietet uns hier verschiedene Möglichkeiten mit unserem Schiff zu agieren. Wir können zur selben Zeit nur ein Schiff besitzen und hier gibt es verschiedene zur Auswahl, von einem einfachen Schoner, bis hin zum Kriegsschiff. Die Schiffe erhalten wir dann von Händler, bzw. NPCs, die ihr Schiff verkaufen möchten. Beim Schiffsbauer können wir unser Schiff dann etwas verbessern, sei es durch mehr Kanonen, einem verstärkten Rumpf oder sonst was. Außerdem ist hier Planung erforderlich. Denn wir haben nur einen begrenzten Laderaum und dieser muss für Crew, Munition und Proviant eingeplant werden. Für unsere Crew können wir zusätzlich Offiziere anheuern, die entweder in Tavernen anzutreffen sind, oder in den Städten unterwegs sind. Jeder Offizier hat besondere Fähigkeiten, wie zum Beispiel die Moral der Crew erhöhen. Aber Offiziere können auch negative Eigenschaften haben.
Wie auch bei unserem Schiff, kann sich auch unsere Spielfigur weiterentwickeln. Christopher Raven erhält für das Töten von Gegnern und Abschließen von Quests Erfahrungspunkte. Haben wir genug Erfahrungspunkte, steigen wir um ein Level auf und erhalten Skill-Punkte, die wir in einem Skill-Baum verteilen können. In diesem Skill-Baum erlernen wir nicht nur neue Kampftechniken, sondern erhalten auch passive Fähigkeiten.
Das aktuelle Level-Cap liegt bei 30 und es ist möglich alle Skills zu erlernen. An dieser Stelle sei auch gesagt, dass die Quests kein Mindestlevel oder Ähnliches erfordern. Denn es ist möglich die Welt einfach zu erkunden und soweit zu leveln, wie man möchte. Die Hauptquests orientieren sich am Level des Spielers und bieten so einen etwas dynamischen Schwierigkeitsgrad.
Wie oben schon angesprochen, können wir handeln, um Geld zu verdienen. Jedoch erweist sich das schnell als nicht sehr lukrativ. Denn Waffen oder gar Schiffe sind in Raven’s Cry nicht gerade billig und Geld erhalten wir nicht viel. Außer dem Handel bleibt uns noch das Würfelpokern in Tavernen oder die Questbelohnungen als Einnahmequelle.
Die gekauften Waffen beschränken sich hierbei auf Schwerter und Pistolen, wobei wir nur ein Schwert mit uns tragen können, da unsere linke Hand einen Haken hat.
Der Preis für die Waren beim Händler orientiert sich an verschiedenen Dingen. Es hängt zum einen davon ab, was die Region benötigt und was nicht. Zum anderen hängt es auch vom Ruf Christophers ab, wer mit uns handelt und wer uns noch Quests anbieten kann.
Was den Kampf angeht, bekleckert sich Raven’s Cry hier nicht gerade mit Ruhm. Auch wenn ein Block- und Kontersystem vorhanden ist, entscheiden wir die meisten Kämpfe für uns, indem wir einfach auf die linke Maustaste hämmern, bis der Gegner tot umfällt. Falls es doch zu kritisch wird, stecken wir einfach das Schwert weg und versuchen etwas Abstand zu unseren Gegnern zu gewinnen, damit sich unsere Gesundheit bis zu einem gewissen Grad regenerieren kann. Wem das nicht gefällt kann auch während des Kampfes in den Schleichmodus wechseln und die Gegner von hinten mit einem Haken-Hieb zur Strecke bringen. Apropos Haken: Kämpfen wir dann einmal wirklich, so füllt sich ein Angstbalken, durch den wir, wenn er voll ist, einen Execution-Move ausführen können und den Gegner sofort eliminieren.
Segel setzen? – Technik
Technisch gesehen setzt Raven’s Cry keine neuen Maßstäbe. Es verwendet eine ältere Engine, die uns aber dennoch immer wieder mit tollen Aussichten beeindruckt. Leider war das auch einer der wenigen positiven Aspekte von Raven’s Cry, denn leider treten im Spiel immer wieder kleinere Bugs auf, wie Clipping-Fehler oder eine falsche Kollisionsabfrage. Auch die Dialoge sind teilweise nicht Lippensynchron oder werden gar nicht erst abgespielt.
Problematisch ist auch die Atmosphäre des Spiels. Denn in den Städten kommt es durch die lieblos gesprochenen Dialogen zu merkwürdigen Situationen oder der Questdialog ist nicht mehr ernst zu nehmen, da es wie eine Zeile aus einem B-Movie anhört.
Dennoch muss man sagen, dass Raven’s Cry ordentlich funktioniert: wir hatten während des Spiels keinerlei Abstürze oder Ähnliches. Lediglich die Änderungen in den Audio-Optionen funktionierten nicht immer auf Anhieb.
Nur selten treffen wir Fehler an, die uns am Weiterspielen hindern. Hier hilft nur das Laden eines älteren Spielstandes.
Wie in den Systemvorraussetzungen zu erkennen ist, läuft Raven’s Cry prinzipiell auch auf etwas älteren Mühlen:
Minimum:
- Betriebssystem: Windows Vista / 7 / 8 / 8.1
- Prozessor: Intel / AMD Quad Core CPU mit 2.0 GHz
- Arbeitsspeicher: 4 GB RAM
- Grafikkarte: Geforce GTX 460 oder ATI Radeon HD 5000 Series mit 512 MB
- DirectX: Version 11
- Netzwerk: Breitband Internet Verbindung
- Festplatte: 15 GB
Empfohlen:
- Betriebssystem: Windows Vista / 7 / 8 / 8.1
- Prozessor: Intel Core i5 oder i7 / AMD Quad Core CPU mit 2.2 GHz
- Arbeitsspeicher: 8 GB RAM
- Grafikkarte: Geforce GTX 670 oder ATI Radeon HD 7970 mit 2GB oder mehr
- DirectX: Version 11
- Netzwerk: Breitband Internet Verbindung
- Festplatte: 17 GB
Fazit
Ich persönlich habe mich seit der ersten Vorstellung von Raven’s Cry wirklich auf das Spiel gefreut. Jedoch bin ich jetzt, als es dann endlich erschienen ist, doch recht enttäuscht. Es ist einfach nicht zeitgemäß und spielt sich eher wie ein Rollenspiel aus dem letzten Jahrzehnt. Zudem kommen die schlechten Dialoge, die die Atmosphäre zerstören und eher trashig sind, als ernstzunehmend.
Über die kleineren Bugs möchte ich hier hinwegsehen, dennoch bleibt ein Spiel mit einigen guten Ansätzen, die aber leider nicht vollständig entwickelt wurden. Hinzu kommt die angesprochene Atmosphäre, die stark unter den Dialogen leidet und unser Protagonist, der keine persönliche Tiefe entwickelt.
Bei der Entwicklung von Raven’s Cry hätte man sich vielleicht an einigen Stellen doch noch etwas mehr Zeit nehmen sollen, damit ein rundes RPG entsteht und kein schon fast trashiges Piratenabenteuer.