Als Ende 2011 ein Spiel namens „Payday – The Heist“ das Licht der virtuellen Welt erblickte, da wusste wohl keiner so genau, dass ein Koop-Bankraub so dermaßen viel Spaß machen kann. Sicherlich war Payday nicht perfekt, aber das Spiel bot eine ganze Reihe richtig guter Aspekte. Das alles spricht folglich für einen Nachfolger und – Trommelwirbel- hier ist Payday 2!
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Der Payday 2 Launch Trailer
Wo Payday damals vielleicht noch ein kleiner Schuss ins Blaue war, setzt Starbreeze Studios jetzt auf die geballte Ladung. Mit Payday 2 soll sich der Shooter weg vom Nischendasein bewegen und ein vollwertiger, fast schon AAA-lastiger, Spieltitel werden. Das merkt man dem Spiel von Vorne bis hinten an, es gibt nahezu nichts, was nicht aufwändig und deutlich sichtbar im Vergleich zum Vorgänger aufbereitet und weiterentwickelt wurde. Dem Ganzen könnte man den Stempel Höher-Schneller-Weiter verpassen.
Unsere Truppe an schlagkräftigen Maskenräubern ist deutlich professioneller geworden. Unkoordinierte Raubeinsätze mit mittelständigem Equipment gehören der Vergangenheit an, wir gehören jetzt zur Crème de la Crème der Liga. Und wie es sich für Profis gehört, darf natürlich auch der passende Unterschlupf nicht fehlen. Die Zentrale, von der aus wir alles Planen und uns taktisch auf den nächsten Einsatz vorbereiten: Das Safehouse. Praktischerweise ist unsere Bleibe ein Fest für jeden Ganoven, es bleiben kaum Wünsche offen. Da ist es auch besonders praktisch, dass wir neue Utensilien direkt ausprobieren dürfen. Im Trainingsbereich schießen wir uns mit neuen Waffen warm und üben den gezielten Treffer. Umherstehende Türen oder Mauern können mit Sprengstoff in die Luft gejagt werden, denn nur mit der entsprechenden Übung sind wir im wahren Einsatz punktgenau bereit. Was natürlich auch nicht fehlen darf, ist das passende Material in Form von Risszeichnungen über unsere Einsatzorte. Payday 2 spielt in der Metropole Washington und jeder Kartendienst dieser Welt wäre neidisch auf das, was wir an Plänen und Karten in unserem Besitz haben. Kurz: Der Einsatz kann im Vorfeld wohlüberlegt geplant werden und mit einem geschulten Auge können wir uns für jede erdenkliche Eventualität vorbereiten.
Mit diesen Gesellen ist nicht gut Kirschen essen
Nun hat man naturgemäß irgendwann auch mal genug von all den Vorbereitungen und will raus auf die Straße und tierisch einen losmachen. Den Entwicklern sei Dank strotzt Payday 2 mit einer Vielzahl an unterschiedlichen Einsätzen, hier darf sich niemand über einstellende Langeweile beklagen. Ganz klassisch verschlägt es uns in eine Bank und wir räumen den üppig gefüllten Tresor leer. An anderer Stelle verschlägt es uns in ein gut besuchtes Shoppingcenter und wir kämpfen uns von Tür zu Tür. Oder wäre nicht auch mal ein abendlicher Raubzug durch einen zwielichtigen Nachtclub eine willkommene Abwechslung? Durch das CrimeNET Feature sind die Aufträge in einer Art eigener Dynamik angelegt. So kann es dann auch schon einmal passieren, dass Missionsziele angepasst werden oder wir einen Feldzug erst am nächsten Tag fortsetzen sollen. Das sieht dann beispielsweise so aus, dass wir an Tag 1 in einem Museum diverse Kunstwerke stehlen sollen und diese dann an Tag 2 an einem geheimen Ort übergeben sollen – inklusive diverse Zwischenfälle natürlich. Neben der gewohnten Packung Humor, der teilweise schon derbe Züge hat, machen kleinere Anspielungen richtig viel Laune. Oder gibt es jemanden, der sich beim Auftrag rund um die Designerdroge Crystal Meth nicht an die TV-Serie Breaking Bad erinnert fühlt.
Die Konsequenzen, wie geschickt man einen Raubzug bestreitet, birgen ziemlich authentische Szenarien. Wie wir eben bereits erwähnt haben, läuft kein Raub ohne entsprechende Vorbereitung ab. In diversen Missionen kann man so ganz unterschiedliche Herangehensweise ausprobieren und ein kleines Tänzchen mit dem Feuer wagen. Ganz unmaskiert und mit versteckten Waffen können wir zunächst gemütlich die Gegend auskundschaften und gelegentlich auch schon die ein oder andere Wache lautlos eliminieren. Kameras werden ausgespäht und Gefahrenquellen erkannt, erst dann sollte man sich die Maske überstülpen und mit dem Rabatz beginnen. Hier kommt eine unglaublich gute Dynamik ins Spiel und die Sequenz ändert sich schlagartig. Wo eben noch ein friedliches Treiben herrschte, bricht plötzlich die blanke Panik dank uns aus und es dauert nicht lange, bis wir die ersten Sirenen der Cops hören.
Mit der Beute und ein paar Schrammen geht es abschließend wieder zurück ins Safehouse und hier warten mitunter satte Belohnungen auf uns. Neben neuen freischaltbaren Waffen und Outfits gibt es auch vier Skilltrees, in denen wir unsere Fähigkeitspunkte verteilen können. Dabei steht es uns offen, ob wir unseren Charakter in eine Richtung spezialisieren oder sein Können lieber breit fächern. Die meisten Skills sind passiver Natur und steigern z.B. die Hitpoints oder den geschickten Umgang mit dem Tresorbohrer. Bei den Waffen wird Individualisierung groß geschrieben, die Ballermänner lassen sich in allen erdenklichen Funktionen anpassen. Ob Schalldämpfer, bessere Kolben oder Zielfernrohr, hier bleiben kaum Wünsche offen. Nur sollte man sich angewöhnen, nach jeder Modifikation auch wieder den Weg zum Trainingsraum anzutreten, denn je nach Mod handhabt sich selbst eine gewohnte Waffe mitunter ziemlich neu. Und im wahren Einsatz ist Zielsicherheit absolut überlebenswichtig.
Ob neue Masken…
… Waffen …
… oder Skills, es darf fleißig Individualisiert werden!
In seinen Grundzügen ist Payday 2 wie schon sein Vorgänger auf rassigen 4-Spieler Koop Action ausgelegt. Wo das Spiel hier seinen Job in vorbildlicher Manier erledigt, hapert es dafür dann aber auch leider etwas im Einzelspielermodus. Wie nicht anders zu erwarten agieren unsere KI-Kumpanen etwas dümmlicher, als wenn wir mit Freunden gemeinsam den Raubzug antreten. So kann es dann auch mehr als einmal passieren, dass einer unserer Schergen an einer Tür „hängen bleibt“ statt hinter ihr in Deckung zu gehen. Noch schlimmer ist es, wenn es sich so völlig blank mitten ins Sperrfeuer begibt und einen auf Rambo macht. Das geht in den seltensten Fällen gut und oft muss man sich, neben dem Verfolgen der Missionsziele, auch noch als kleiner Babysitter seiner Kumpanen bemühen. Zwar fällt dieser Malus nicht zu sehr ins Gewicht, aber es bleibt einfach Tatsache, dass Payday 2 im kooperativen Verbund deutlich mehr Freude macht, als wenn man das Spiel alleine zockt.
Auf der Karte von Washington D.C. wählen wir frei den nächsten Auftrag
Egal, ob alleine oder im Koop, der zweite etwas negative Aspekt stellt die viel zitierte KI dar. Auch diese agiert gelegentlich sehr unterschiedlich und gerne fallen mal hanebüchene Manöver auf, die so gar nicht ins ansonsten mehr als stimmige Gesamtbild von Payday 2 passen. Dennoch fängt das Spiel diesen Patzer selbst auf und neutralisiert ihn sogar fast komplett, denn die Cops müssen auf unterschiedliche Arten bekämpft werden. Rückt ein Stoßtrupp mit Schild an, dann ist die Herangehensweise eine komplett andere, als wenn schwer gepanzerte Elites den Laden stürmen. Alles in Allem ist der Schweregrad durchaus zünftig und eine Ecke höher, als noch bei Payday – The Heist.
Auf der technischen Seite erlebt man bei der Grafik ein mehr als gehobenes Mittelmaß. Hier und da fallen ein paar unschöne Texturen auf, die im Spielfluss jedoch kaum Beachtung finden und auch in ihrer geringen Summe zu vernachlässigen sind. Die bereits eben erwähnte fehlerhafte Kollisionsabfrage (z.B. an Türen) ist ebenfalls stetiger Begleiter und als Solospieler sollte man sich daher auf gelegentliche Was-machst-du-denn-da Momente einstellen. Ganz und gar keinen Vorwurf können wir der Soundkulisse bescheinigen, hier erstrahlt Payday 2 ganz so, wie wir uns das wünschen. Unser Team steht in permanentem Funkkontakt und alle Dialoge sind absolut schlüssig, was dem Realitäts- und Adrenalinfaktor einen ordentlichen Push nach oben gibt. Und wie sich das für einen knackigen Raubüberfall gehört, spielt die Hintergrundmusik der hitzigen Atmosphäre auch gehörig zu, prima!
Die Beute wird im Fluchtwagen verstaut
Noch geht es in diesem Nachtclub ganz harmonisch zu…
Fazit
Payday 2 ist keine einfache Forsetzung des kleinen Überraschungs-Erfolgs Payday – The Heist geworden, sondern es wurde an allen Ecken und Kanten ordentlich geschraubt. Heraus kam ein Spiel, was den Anforderungen voll und ganz entspricht und grundsätzlich, bis auf ein paar kleine Macken, sehr bestechend geworden ist. Das Gameplay ist kompromisslos und versprüht halsbrecherische Action zu genüge. Wer jedoch lieber gemächlich und mit Bedacht vorgeht, wird auch bestens bedient und Payday 2 avanciert fast schon zu einem leichten Stealth Abenteuer. Die volle Dröhnung gibt es im 4-Spieler Koop, was im Umkehrschluss bedeutet, dass Solospieler nicht vollends versorgt werden. Kleinere Abzüge gibt es bei der Grafik und der KI, diese halten sich jedoch so in Grenzen, dass Payday 2 ein rundum gelungener Multiplayer-Spaß geworden ist – vielleicht sogar der beste seit Left4Dead. Klare Kaufempfehlung und daher unser Gold Award!
Payday 2 ist für PC, Xbox 360 und Playstation 3 erschienen. Unser Test basiert auf der Spielversion für Playstation 3.
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