Das Genre der Hunter-Spiele ist eher ein Nischenthema. Sicherlich hat die Monster Hunter Serie auf diversen Nintendo-Konsolen ihren einschlägigen Erfolg, aber Abseits davon geht man würdige Vertreter suchen. Für Besitzer einer Playstation Vita gibt es jetzt einen Titel, der sich anschickt, das Konzept auf den Handheld von Sony zu transportieren. Und damit rein in unseren Test zu Freedom Wars.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Youtube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Freedom Wars Story Trailer
[box_light]Freedom Wars erschien am 31. Oktober für Playstation Vita. Das Spiel hat einen UVP von 29,99€. Freedom Wars ist sowohl boxed, als auch digital erhältlich. Für beide Versionen wird zum Spielen eine Speicherkarte benötigt, für den digitalen Download zusätzlich rund 1,5 GB Speicherplatz. Der Day One Patch, der u.A. online PvP und online Koop beinhaltet, veranschlagt rund 150 MB.[/box_light]
Worum geht es?
Freedom Wars ist in der fiktiven, fernen Zukunft angesiedelt. In dieser apokalyptischen Welt wurde die Oberfläche des Planeten dermaßen zerstört, dass die Überlebenden in den Untergrund flüchten mussten, um zu überleben. Dort wurden neue Städte gegründet, die sogenannten Panopticon. Um der auflodernden Gewalt der eingepferchten Menschenmassen Herr zu werden, griff die Obrichkeit zu drastischen Mitteln und die gesamte Bevölkerung wird fortan rund um die Uhr überwacht. Schlimmer noch: Durch die begrenzte Fläche zählt jedes neue Leben in den engen Panopticon als Straftat. Dadurch ist die Anzahl an Straftätern ins unermessliche gestiegen und jedem einzelnen drohen drakonische Strafen. Um das Strafmaß zu reduzieren, dürfen die Menschen an einem Kampf teilnehmen. In aussichtslosen Straßenkämpfen müssen sie sich den Abductors stellen – haushohe Monster, die sich mit Vorliebe auf Zivilisten stürzen.
Das Spiel zeichnet eine düstere Dystopie. Schon das Leben an sich wird unter Höchstrafe geächtet, ein barbarischer Akt. Und dennoch nehmen wir in den folgenden Spielstunden natürlich den Kampf mit den Abductors auf, auch wenn der Fight dem berühmten Duell zwischen Goliath und David gleicht. Letztlich hat dort aber der augenscheinlich unterlegene David den Kampf für sich entscheiden können und genau hier muss man als Spieler auch ansetzen. Interessant an der Story ist in jedem Fall, dass Entscheidungen, die der Spieler im Verlauf trifft, auch Auswirkungen auf den weiteren Spielverlauf haben werden.
Leider wird die spannende Rahmengeschichte nicht konsequent fortgeführt. Im Spielverlauf gerät die Motivation des eigenen Charakters und der zu führende Freiheitskampf zusehens in den Hintergrund. Letztlich spielt sich Freedom Wars als eine Aneinanderreihung von Missionen und das Abarbeiten von Straflagerjahren wird zur Nebensache.
Lasst die Spiele beginnen!
Zu Beginn des Spiels erwartet uns der umfangreiche Charakterdesigner. Hier darf jedes noch so kleine Detail festgesetzt werden. Von Haarfarbe über Augenbrauen bis hin zur Körperstatur steht der Editor großen AAA-Titeln in nichts nach. Ferner steht uns ein Androide („Accessory“) zur Seite, der ebenfalls nach Herzenslust designt werden kann. Dieser hat vorrangig die Aufgabe, über uns zu wachen und uns immer auf dem Laufenden zu halten, wie viele Strafjahre wir noch abzufeiern haben. Das Ausmaß ist übrigens in ferner Zukunft ein absolut irrwitziger Faktor geworden: Beim Start hat man nahezu 1.000.000 Jahre Freiheitsentzug aufgebrummt bekommen und für jede weitere Straftat gibt es mal eben 100 Jahre und mehr on top. Gerade in den ersten Gehversuchen bekommt man gnadenlos aufgezeigt, für was man alles bestraft wird. 5 Schritte in der Zelle gelaufen? Im Liegen geschlafen? Böser Junge, das gibt 50 Jahre extra. Unser Accessory hat weiterhin die Aufgabe, uns mit zukünftigen Missionen und Einsätzen zu versorgen und dient als loses Inventar. Im eigentlichen Spielgeschehen greift er auf Wunsch auch mit ein, in dem er die Spielfigur heilt oder nützliche Infos zu Feinden liefert.
Die strikten Regulieren können wir Stück für Stück aufbrechen und uns kleinere Freiheiten erarbeiten. Schlagen wir uns in den Missionen gut und tapfer, winken Entitlements, mit denen dann auch besagtes Schlafen im Liegen erlaubt wird etc.
Dreh- und Angelpunkt in Freedom Wars sind natürlich die Einsätze. Diese laufen immer im Vierer-Team ab und alle wollen Strafjahre reduzieren. Also rein in einen der vielen Missionstypen und Feuer frei auf alles, was auch nur ansatzweise feindlich aussieht. Bewohner anderer Panopticons, Monster-Roboter und überhaupt alles, was nicht zum eigenen Team gehört, soll gefälligst dem Erdboden gleich gemacht werden. Dabei muss man aber auch immer ein Auge auf unbeschützte Einwohner legen, denn diese wollen gerettet werden, sonst drohen weitere Jahre auf dem Jahreskonto. In der Summe spielen sich die meisten der Einsatztypen allerdings gleich: Laufe von A nach B und mache alles unterwegs nieder.
Einen Lichtblick in puncto Abwechslung bringen die Online-Multiplayermodi mit sich. Es macht natürlich auch in Freedom Wars sehr viel mehr Spaß, wenn man sich mit menschlichen Mitspielern verbündet, statt mit KI-Kollegen auf das virtuelle Schlachtfeld zu ziehen. Besonders spaßig sind die Maps, an denen das Team versucht, verschiedene Einsatzpunkte einzunehmen und diese halten muss.
Ein Dorn an der Hand
Man hat deutliche Vorteile, wenn man 1. seinen Charakter geschickt manövrieren kann und 2. die Einsatzkarte kennt. Aber noch ein weiterer Punkt entscheidet über Sieg und Niederlage: Die Waffe. Freedom Wars führt das Kampfprinzip in der Einleitung ein, so dass jeder Spieler in den folgenden Einsätzen auch Herr der Buttons ist. Grundsätzlich gibt es zwei verschiedene Angriffstypen, Nah- und Fernkampf. Im Nahkampf zerlegen wir Feinde mit scharfen Klingen, während wir für den Distanzkampf aus einem üppigen Pool an Ballermännern unseren Favoriten rauspicken dürfen. Und mit üppig meinen wir das auch wörtlich, denn es gibt schier unzählbar viele Waffen zu sammeln und zu horten. Weiterhin sorgen multiple Sonderausrüstungen für taktische Tiefe. So dürfen Adrenalinpacks und Granaten in keinem Rucksack fehlen, denn sie sorgen stets für den Überraschungsmoment. Und dann ist da noch dieser Dorn. Jeder Spieler hat seinen „Thorn“ um den Arm gewickelt und per Knopfdruck schnellt er blitzartig hervor. Weniger als Waffe, sondern viel mehr, um ihn als eine Art Greifhaken zu benutzen. Hier bekommt Freedom Wars seine vertikale Komponente, denn mittels Thorn schwingt man im Nu von Wand zu Wand, überwindet meterhohe Hindernisse und bringt sich binnen Sekunden in einer erhöhte Kampfposition. Zusätzlich dazu bietet der feurige Dorn auch noch offensive und defensive Boni, wie „Shielding“ oder „Healing“.
Eben erwähnten wir bereits den Pool an Waffen. Meist werden diese nicht an einem Stück gefunden, sondern vom Spieler gecraftet. Dieses Craftingsystem hat es sowohl im positiven, aber auch im negativen Sinne in sich. Das Positive: Es gibt etliche Mods und Teile für die Waffen zum Sammeln, an allen Ecken und Kanten darf geschraubt und verbessert werden, auf dass die Stats der Waffe immer weiter steigen. Das Negative: Das Craftingsystem ist leider extrem unübersichtlich und versteckt sind hinter vielen Schachtelmenüs. Wer hier den Überblick behalten soll, ist uns mehr als fraglich. Zeitgleich bietet das Spiel nur unzureichende Hilfen, was genau welcher Mod bewirkt und viel zu oft mündet das im berüchtigten Trial & Error. Obendrein sorgen die futuristischen Bezeichnungen für Knoten in der Zunge, sie als unaussprechlich zu bezeichnen ist noch wohlwollend formuliert.
Hübsche Zukunftsvisionen
Auf der technischen Seite weiß Freedom Wars nahezu auf ganzer Linie zu entzücken. Grafisch liefert man uns hier eine saubere Ware mit knackigen Texturen, klaren Farben und einer netten Weitsicht. Im Multiplayer geht gelegentlich die Framerate für Sekundenbruchteile in den Keller, aber diese Momente kann man an einer Hand abzählen. Eigentlich nur dann, wenn der Bosskampf eröffnet wird und alle gleichzeitig ihre Granaten werfen. So viele Explosionen zeitgleich zu berechnen bringt die Vita dann wohl doch an ihre Grenze. Aber das ist Meckern auf hohem Niveau, viel wichtiger ist, dass der Netzcode absolut phantastisch ist und wir nicht einen einzigen Abbruch oder sonstige Schwierigkeiten im Multiplayer hatten. Das ist hervorragend, denn wenn der spielerische Fokus auf den Multiplayer getrimmt ist und dieser auch ohne Murren und Knurren funktioniert, dann haben die Entwickler ihren Job gut gemacht. Der Sound geht in Ordnung, ist aber alles andere als spektakulär und schwelgt im Mittelmaß. Die Sprachausgabe ist rein Japanisch und wir müssen uns mit deutschen Texten begnügen, wobei sich die Dichte an Lesestoff nach den ersten Spielstunden deutlich verringert.
Fazit
Wir dachten ja schon, dass Sony die Playstation Vita nahezu aufgegeben hat oder sie nur noch als Remote-Player für den großen Bruder Playstation 4 in Position bringt. Und dann kommt so ein Knaller wie Freedom Wars daher und erinnert uns daran, warum wir den Handheld so gerne haben. In Asien ohnehin ein großer Erfolg, schafft das Spiel den erfolgreichen Einzug in westliche Gefilde und verbreitet eine ganze Menge Spielspaß. Bei den Panopticons sind wir Europäer zwar ziemlich schlecht vertreten, was die Anzahl als Mitstreiter anbelangt, aber das trübt den Funfaktor in keinster Weise. Freedom Wars ist ein klasse Hunter-Spiel im Stile von Monster Hunter und bietet knackige Action für unterwegs. Es ist eins dieser Spiele, bei denen man die Zeit vergisst und sich innerlich sagen hört „Na komm, eine Mission geht noch“. Den großen Strich durch die Rechnung macht das viel zu umständliche Craftingsystem, das in dieser Form schlicht überladen ist. Wer also eine Vita besitzt und mal wieder Lust auf solide Gruppenaction hat: Bitte sehr, taucht ein in euren ganz persönlichen Freiheitskampf.