Far Cry 5 – Test

    Der beliebte Shooter Far Cry geht in die nächste Runde. Mit Far Cry 5 möchte Ubisoft wieder feinste open-world Action abliefern. Ob das gelungen ist, verraten wir euch im Test.

    Für diesen Test spielten wir die PS4-Version von Far Cry 5

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    Story

    Als kleiner Noname finden wir uns in den USA wieder, genauer gesagt im beschaulichen Staat Montana. Hier ist die Welt noch in Ordnung. Man grüßt sich auf der Straße, geht im Wald Holzhacken und die überschaubare Zahl von Einwohner geht ihrem biederen Alltag nach. Denkste, denn das Montana in Far Cry 5 hat ziemlich wenig mit dem realen Vorbild zu tun. Statt dessen zeichnet man uns ein Bild, das geprägt ist von religiösem Fanatismus, der sein Zentrum in der Stadt Hope City findet. Dieses Fandom an Glaubenskultur manifestiert sich im Spiel in Form von der Church of Eden’s Gate und seinem Anführer Joseph Seed. Er, seine engsten Gefolgsleute und unzählige Schergen haben hier alles und jeden im Griff. Die Polizei schaut fröhlich ihrem Treiben zu und der Staat scheint sich nur rudimentär um dieses Problemchen zu kümmern. Also müssen wir das Rudern rumreißen. Dass das kein Kinderspiel wird, wird spätestens dann klar, wenn man sieht, was Seed mit Ungläubigen und Widersachern macht. Im Ort stapeln sich die Leichen und wer das Wort gegen seine Sekte erhebt, der hat ein ernstes Problem an der Backe. Also dann, wir nehmen allen Mut in die Hand und stellen uns Seed, seinen fanatischen Anhängern und der Verbreitung ihrer Wahnsinns-Droge Bliss in den Weg.

    Einerseits schlägt Ubisoft mit dieser Geschichte einen sehr aktuellen Weg ein, denn überall auf unserem Globus brennt es aufgrund von religiösen Fanatikern mit ihren teils kruden Welt- und Menschenbildern. Auf der anderen Seite aber scheute sich wohl das Team, etwas weiter tiefer zu graben und Ursachen dessen aufzudecken. Statt dessen rechtfertigt man den Wahnsinn im Spiel mit der Droge Bliss, die die Fürsprecher von Seed ziemlich gaga erscheinen lassen. Schade eigentlich, denn so bleibt Far Cry 5 nur ein halbgares politisches Statement. Rein auf die Story bezogen fühlt es sich so an, als würde Ubisoft den Weg des geringsten Widerstandes gehen und nichts wagen. Gleichwohl muss man festhalten, dass es Pagan Min aus Teil 4 ein Eckchen verrückter, unberechenbarer und kaltschnäuziger war, als hier in Teil 5 der Fiesling von Joseph Seed verkörpert wird. Eine Prise mehr Mumm hätte dem Spiel gut getan.

     

    Kampagne

    Die Kampagne wurde natürlich nahezu lückenlos in die Spielgeschichte mit eingeflochten. Neben Seed, den man ohnehin so gut wie kaum zu Gesicht bekommt, spielen seine drei Geschwister die Hauptrollen für den Missionsfortschritt. Die Brüder John und Jacob, als auch die Schwester Faith spiegeln hier recht stereotype Figuren wider. Die Drogenqueen, der Ultra-Hardliner und der Muskelprotz, so etwa könnte man das Trio unter einen Hut bringen. Jeder dieser Extremisten, so kann man grob sagen, hat einen größeren Teilabschnitt der Spielkarte unter seinen Fittichen, die es dann zu befreien gilt.

    Auf dem Weg, Montana wieder von diesen irrsinnigen Gestalten  zu befreien, sind wir natürlich nicht alleine unterwegs. Neben dem alten Veteranen namens Dutch laufen wir immer mehr Aufständigen über den Weg, die so gar nichts mit Seed’s Drogenexperimenten anfangen können. Mitunter schließen diese sich jedoch erst uns an, wenn wir ihnen einen Gefallen in Form einer abgeschlossenen Mission erfüllt haben. Die Aufträge sind übliche Standardkost, in der es fast immer darum geht, ein kleines Lager auszuheben oder den Gegner in welcher Weise auch immer zu schwächen. Im Gegenzug ärgert sich nicht nur die Sekte, sondern uns bringt es stetigen Einfluss im Spielgebiet. Ganz Ubisoft-typisch fällt übrigens der Blick auf die Map aus. Im ersten Moment fühlt man sich von der Flut der Symbole fast schon erschlagen, doch nach einiger Spielzeit findet man sich fast blind zurecht und kennt alle Markerchen aus dem ff. In jedem Fall genießt man zum Lösen ein jener Aufgabe absolute Narrenfreiheit. Ganz grob gesprochen kann man sich entweder lautlos und möglichst unauffällig von Gegner zu Gegner hangeln, oder aber man packt die Brechstange aus und geht voll drauf los. Etliche schwere und leichte Waffen erleichtern uns in beiden Fällen das Leben erheblich. Mit einigen Nebenmissionen ist man dann ein rundes Dutzend Stunden beschäftigt, bevor der rote Vorhang fällt. Und zwischendurch darf man sich jederzeit an einer Bärenjagd versuchen oder wirft die Angel in den nächstbesten See.

    Ein kleines Highlight in der Kampagne waren solche Sektenmitglieder, die völlig zugedröhnt gegen uns in den Kampf zogen. Während der normalo-Gegner mit wenigen Kugeln zu Boden geht, sind diese, von grünem Nebel umgarten Gesellen mitunter völlig konfus in ihrem Agieren und folgen keinem Muster. Abgesehen von ihren wirren Laufwegen stecken diese dann auch noch deutlich mehr Blei ein, als ihre cleanen Kumpanen. Am besten überprüft man jeden dieser Junkies, ob er nach einem Fight denn auch tatsächlich tot ist. Der größte Teil der Feinde sind allerdings reine Stubenfliegen, nur die Zwischenbosse und gepanzerte Einheiten stellen ernsthaftere Bedrohungen dar.

     

    Spielwelt

    Die offene Spielwelt war schon immer einer, vielleicht der größte Pluspunkt der Far Cry Serie. Für Far Cry 5 können wir mal wieder nur das gleiche sagen, denn Montana ist eine Wucht. Mit einer absoluten Glaubwürdigkeit wirft man uns rein in diese frei begehbare Welt, die die volle Bandbreite an dichten Wäldern, ruhigen Seen, besiedelten Städtchen und freier Wildbahn bietet. Das Spiel bietet es förmlich an jeder zweiten Ecke an, mal inne zu halten und kurz umher zu schweifen. Habt einen netten Smalltalk mit einem der NPCs, geht im Wald auf Wildfang oder klettert den nächsten Berg hinauf, um die Weitsicht zu genießen. Die Spielwelt als Blickfang dient als Verschnaufpause zwischen den Feuergefechten. Im Gegensatz zu den Vorgängern steht uns ab dem Spielstart auch bereits fast die komplette Welt offen, die man zu Fuß, per Fahrzeug oder aus der Luft bereisen darf. Dieses Viel an Freiheit birgt das Manko, dass man zunächst recht verloren umherirrt und sich erst eine Orientierung verschaffen muss. Und es kommt hinzu, dass der Schweregrad dadurch eigentlich nicht ansteigt, sondern mitunter schon sehr früh sehr zünftig wird. In der Summe fühlt sich dieses Spielerlebnis deutlich natürlicher an, als in den Vorgängern oder auch bei einem Assassin’s Creed, wo man mit dem erklimmen von Türmen neue Gebiete auf der Karte freischaltet.

     

    Koop

    Wer alleine spielt, der darf dank des NPC-Buddy-Systems einen auserwählten Kumpanen mit ins Gemetzel nehmen. Die Bandbreite ist reichhaltig und es muss nicht immer der kleine Rambo-Verschnitt sein. Oftmals hat uns ein Hund viel mehr geholfen, da dieser z.B. die Fähigkeit besitzt, Feinde aus der Distanz zu markieren, also ganz ähnlich, wie es im letzten Metal Gear Solid der Fall war. Jeder mögliche Kumpel-NPC hat ganz eigene Vor- und Nachteile, so dass es am eigenen Spielstil liegt, wen man zur Unterstützung mitnimmt. Anders sieht es aus, wenn man menschliche Mitspieler hat. Das Spiel gibt es natürlich primär mit, dass man gemeinsam einen Plan ausheckt und dann die Mission möglichst präzise zum Erfolg führt. Allerdings haben wir uns oft dabei ertappt, wie selten wir tatsächlich eine Mission mit unseren Mitspielern erledigten. Statt dessen lag bei uns der Spaßfaktor viel mehr im Vordergrund und wir kamen auf die irrwitzigsten Ideen, auf die ein Herr Seed stolz gewesen wäre. Zwei Highlights waren dabei eine Bärenjagd mit Raketenwerfer und waghalsige Jeeprennen im Wald, mit dem Ziel, die meisten Elche aus dem Auto heraus zu erlegen. Mal ganz im Ernst: Die Spielwelt bietet ein nehazu unendliches Pensum an möglichen Absurditäten, dass man sich diesen Spaß abseits der Missionen mehr als einmal gönnen sollte.

     

    Technik

    Im Falle der Technik können wir es kurz fassen: In der uns von Ubisoft dankenswerter Weise zur Verfügung gestellten PS4-Version kam es zu keinerlei Abstürzen oder Rucklern. Das Spiel lief konstant mit 30 FPS und jederzeit flüssig. Im Vorfeld machte ein Video durch die sozialen Netzwerke die Runde, das die Physik von Far Cry 5 mit der aus Teil 2 vergleicht. Wer es nicht kennt: Ja, die Physik in Teil 5 hat ihre Tücken. Die sind aber nur dann auffallend und störend, wenn man den direkten Vergleich zu Teil 2 anstellt. Hätten wir dieses Video nicht vorab gesehen, uns wäre es wohl erst sehr spät aufgefallen, dass man hier einen Schritt rückwärts gegangen ist. Für den Spielspaß ist es keinesfalls störend, aber es fiel nunmal auf.

    Spannend wird in jedem Fall noch sein, wie gut sich die Erweiterungen durch den Season Pass schlagen. Diese kennen wir zwar noch nicht, aber der Trailer macht richtig Lust und weckt in uns die Vorfreude drauf:

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    Fazit

    Besonders die neue Art der Erkundung der Spielwelt hat es uns angetan. Wenn das die neue Variante der Ubisoft-Blaupause für Maps ist, dann nehmen wir sie gerne mit. Die Exploration macht damit nämlich deutlich mehr Freude und fühlt sich einfach besser und natürlicher an. Ansonsten bleibt Far Cry 5 in der Gesamtheit hinter seinen Möglichkeiten zurück. Das liegt vornehmlich daran, dass sich Ubisoft zu wenig (zu)getraut hat, denn man hätte hier sehr wohl eine deutliche Kerbe in aktuelle Thematiken wie beispielsweise den religiösen Fanatismus schlagen können. Statt dessen kratzt man an der Oberfläche und weicht dank der Drogen eher ins Mystische ab. Ein grundsolider Shooter ist Far Cry 5 allemal und man hat auch eine gute Portion Spielspaß während der Sessions. Nur fehlt uns hier das gewisse Etwas, um das Spiel zu etwas Besonderem zu machen.

    Christoph
    Kind der 70er. Seit '84 Musiker, seit '85 Hobby-Jedi, seit '86 Zocker und seit 2011 hier Redakteur