Bethesda lässt den lang gehegten Traum vieler Fallout Fans endlich wahr werden und bringt mit dem neusten Teil der Serie endlich ein Multiplayer Fallout auf den Markt. Ob es sich bei Fallout 76 um einen echten Nachfolger der Post Nuklearen Spielserie handelt und wie es Bethesda gelungen ist den Multiplayer Part zu implementieren, lest ihr wie immer in unserem Test.
Endlich ein Multiplayer Fallout
Darauf haben eingefleischte Fallout Fans sicherlich schon lange gewartet, endlich gemeinsam mit Freunden die atomar verseuchte Welt zu erforschen und Quests zusammen zu lösen. Mit Fallout 76 hat Bethesda auf der diesjährigen E3 diesen Traum wahr werden lassen. Der neueste Teil der Fallout Serie verspricht einen umfangreichen Multiplayer Modus und viele spannende Aktivitäten, die man zusammen mit Kollegen bestreiten kann.
Aber wie gut ist es Bethesda gelungen ein Singleplayer Spiel mit einer Multiplayer Open World zu kreuzen? Und ist es dann überhaupt noch ein echtes Fallout? Um genauer zu sein was genau ist eigentlich Fallout 76? Ein echter Nachfolger also ein Fallout 5? Oder doch eher ein Spin-off der Serie? Diese Frage haben sich viele Fans vermutlich gestellt nach der E3 2018 Ankündigung. Unserer Meinung nach ist Fallout 76 kein Waschechter Nachfolger der Serie sondern ist wirklich mehr als Multiplayer Spin-off zu betrachten. Was allerdings nicht negativ zu betrachten ist.
Vault 76 und ein Open World West Virginia
Nach der aus den alten Fallout Teilen bekannten recht umfangreichen Charakter Erstellung, finden wir uns in der namensgebenden Vault 76 wieder. 20 Jahre nach der nuklearen Apokalypse liegt es nun also an uns die Welt wieder aufzubauen und neu zu bevölkern. Genau hier finden wir das erste große Alleinstellungsmerkmal von Fallout 76. Neben uns selbst finden wir nämlich ausschließlich andere Charaktere die durch einen menschlichen Spieler gesteuert werden, NPC Charaktere die uns mit Quests und Dialogen Versorgen sind hier Fehlanzeige. Die Story selbst und ein Großteil der Quests erhalten wir über Holobänder und Terminals. Dies ist natürlich einer recht großer Einschnitt im Vergleich mit den vergangenen Titeln der Serie und ist unserer Meinung nach etwas unglücklich umgesetzt worden.
Neu und doch vertraut
Schon nach den ersten Schritten in Fallout 76 wird alten Veteranen der Serie auffallen dass sich das Spiel erstmal nicht viel anders anfühlt wie zum Beispiel Fallout 4. Das liegt zum einen daran das auch bei Fallout 76 wieder die altbekannte Bethesda Creation Engine zum Einsatz kam. Zwar hat man hier und da ein paar nette neue Effekte hinzugefügt und die Grafik leicht aufpoliert, aber es sieht und fühlt sich die meiste Zeit an, als würden wir durch eine Multiplayer Mod zu Fallout 4 laufen.
Das ganze wirkt zwar auf den ersten Blick etwas ernüchternd, hat aber auch einige gute Seiten. Auch wenn die Grafik schon etwas altbacken wirkt, so fängt sie die Atmosphäre die das Spiel widerspiegeln will sehr gut ein. Zudem fühlt es sich eben alles sehr vertraut an, wenn man die alten Teile bereits gespielt hat. Leider hat Bethesda aber auch die sehr umständliche Menüführung von den alten Fallout Teilen übernommen. Bis man sich daran gewöhnt hat, sucht man öfters verzweifelt ein Menü. So scrollt man etwas planlos durch den Pip Boy oder drück die falsche Taste, grade am PC mit Tastatur und Maus hätte man hier einiges verbessern können.
Im Team macht es mehr Spaß
Zwar kann man das neue Fallout durchaus auch größtenteils alleine bestreiten, so richtig Spaß macht der Titel aber wirklich erst im Multiplayer. Dieser ist ja auch die maßgebende große Änderung im Gegensatz zu den alten Titeln der Serie. Denkbar einfach läuft der auch vonstatten. So wird man beim Einloggen in das Spiel auf einen zufälligen Server geworfen, auf dem sich insgesamt bis zu 32 weitere Überlebende aus der Vault 76 tummeln.
Über das Kartenmenü erhält man eine Übersicht mit wem man alles zusammen auf demselben Server spielt und welches Level derjenige gerade hat. Dabei scheint die Auswahl des Servers tatsächlich komplett Zufällig abzulaufen, den immer wieder kam es vor das wir mit frischen Level 1 Charakteren und hochstufigen Spielern zusammen in einer Welt waren.
Möchte man sich nun in eine Gruppe zusammenschließen, kann man dies durch ein einfachstes Party Invite über das sozial Menü tun. Habt ihr übrigens Freunde die auch gerade online sind, aber auf einer anderen Welt unterwegs sind bringt euch das Spiel nach Annahme der Party Einladen zu dem Server des jeweiligen Mitspielers. Das sorgt dafür dass man jederzeit unkompliziert mit seinen Freunden zocken kann, ohne Angst zu haben das man nicht nach dem einloggen auf dem selben Server landet.
Quests, Events und Lager bau
Hat man sich nun also seinen Charakter zusammen gebastelt und das relativ kurze Tutorial in der Vault 76 absolviert, betritt man das erste mal die knapp 40 Quadratkilometer große Spielwelt. Wie schon oben erwähnt entfallen in Fallout 76 sämtliche NPC Charaktere, die Story und somit auch die Quest Aufgaben werden durch Holobänder und Computer Terminals vorangetrieben.
So begeben wir uns also auf die ersten Schritte der Hauptquest, das ganze geht natürlich auch direkt im Team. Töten unsere ersten Monster, finden ein paar Waffen und werden mit dem Lagersystem vertraut gemacht. Dieses spielt in einem Open World spiel in dem man sein eigenes Lager errichten und theoretisch bis zur Festung ausbauen kann eine sehr gewichtige Rolle.
Gewicht ist auch genau das richtige Wort für ein Problem was uns sehr schnell einholt in Fallout 76. Natürlich kann unser anfangs recht schwächlicher Charakter nicht sonderlich viel mit sich herumschleppen, muss er eigentlich auch nicht den an vielen Orten in der Spielwelt können wir auf unsere persönliche Lagerkiste zurückgreifen.
Hat man anfangs noch kein Eigenheim errichtet, so findet man zum Beispiel bei jeder Red Rocket Station Zugang zu seinem Lagerraum. Dieser ist ärgerlicherweise relativ stark begrenzt, so man das man schon nach wenigen Spielstunden das Aussortieren und verwerten anfangen muss. Später wird dieses Problem leider immer größer, da man gerade für den Hausbau große Mengen an Material und Rohstoffe sammeln muss. Bethesda wird dieses Problem aber hoffentlich bald mit einem Update lösen.
Eine erfreulich Alternative sind die Events, diese finden auf der ganzen Spielwelt verteilt statt und können meist problemlos auch mit Spielern bestritten werden, deren Level weit über oder unter eurem liegt. Ploppt ein Event auf der Weltkarte auf, hat man meist ein bestimmtes Zeitlimit um dieses erfolgreich abzuschließen. In der Regel geht es darum mehrere Wellen an Monstern abzuwehren oder einen großen Bossgegner zu erlegen. Für das absolvieren bekommen wir dann neben Erfahrungspunkte auch einige Kronkorken und nützliche Hilfsmittel für das weitere Überleben in der Spielwelt.
Die Schattenseiten der Apokalypse
Fallout 76 ist ein Multiplayer Spiel mit einer großen Open World, diese Bug freizuhalten ist sicher keine leichte Aufgabe. Leider ist dies Bethesda auch nicht ganz gelungen. Immer wieder stoßen wir auf Bugs die es uns unmöglich machen eine Quest abzuschließen, oder auf eine einfach nur dämliche KI. Dabei ist uns zwar kein Fehler über den Weg gelaufen der das Spiel wirklich unspielbar macht, allerdings wirkt Fallout 76 mit diesem Eindruck einfach als unfertiges Produkt.
Auch das von vielen Fallout Spielern geliebte V.A.T.S System ist bedingt durch die für den Multiplayer nötigen Anpassungen nicht mehr das alte. So agiert das System in Fallout 76 eher als Echtzeit Zielhilfe, was an sich erst einmal nicht verkehrt ist. Doch leider scheint auch hier der Wurm drin zu sein. Immer wieder kommt es vor, das die Trefferchance von einer hohen 90 Prozent Wahrscheinlichkeit auf 0 springt ohne erkennbaren Grund. Das führte dazu dass wir zumindest in Actionreichen kämpfen mit vielen Gegnern das System irgendwann komplett ignoriert haben.
Die schon angestaubte Technik von Fallout 76 läuft leider nicht immer ganz rund. So findet man gerade auf dem PC erschreckend wenig Einstellungsmöglichkeiten, was die Grafik des Spiels betrifft. Auch die Performance an sich wirkt nicht wirklich gut optimiert, den ein oder anderen Absturz mit enthalten. Hier hätte man angesichts der Tatsache, das Bethesda die alte Engine weiter verwendet hat, ein durchaus besseres Ergebnis was Performance und Optionsmöglichkeiten betrifft erwarten können.
Fazit:
Mit der Ankündigung eines waschechten Multiplayer Fallout Titels waren die Erwartungen der Fans sicher groß. Zusammen mit Freunden und Kollegen die Post apokalyptische Welt zu Erkunden, Quests zu erledigen und Monster zu jagen hört sich erst einmal sehr verlockend an. In großen Teilen bietet Fallout 76 auch genau diese Erfahrung und man dem Spiel vor allem im Team einige unterhaltsame Spielstunden abgewinnen. Leider aber wird man dabei immer wieder von Bugs und fragwürdigen Design Entscheidungen ausgebremst. So wird das Crafting System aufgrund des begrenzten Lagerraumes oft zu einer Qual und macht spätestens wenn es ans Haus bauen geht keinen Spaß mehr.
Eine riesige Welt komplett ohne NPCs zu gestalten ist sicher einer der Fragwürdigen Design Entscheidungen die Bethesda getroffen hat. Zwar funktioniert das System über Holobänder neue Quests zu bekommen problemlos, es fühlt sich dann aber doch vor allem in Städten ziemlich leer an. Und eine Stimme von einem Holoband kann eben nicht immer so gut Geschichten erzählen wie ein „echter“ Charakter, mit dem man einen Dialog führt.
Auf der technischen Seite hat uns vor allem das Grafikmenü und die Art der Steuerung enttäuscht. Als PC Spieler möchte man natürlich das maximale aus einem Spiel herrauholen, das geht aber bei Fallout 76 aktuell nur, wenn man dazu bereit ist die Config Datei händisch zu ändern. Die Steuerung erwies sich als nicht sehr innovativ und ließ und vor allem in den ersten Spielstunden immer wieder verzweifeln. vor allem die Steuerung der einzelnen Menüs wurde unnötig verkompliziert.
Unterm Strich bekommt man mit Fallout 76 ein Spiel das einen stellenweise begeistern und Spaß bereiten kann. Doch einen beim Erforschen der Welt immer wieder ausbremst und viele liegengelassene Möglichkeiten aufzeigt. Für Hardcore Fallout Fans, ist es sicher einen Blick Wert. Da gerade der neue Multiplayer Part einige gute Spielmomente herbeiführt. Alle anderen Spieler erwartet hier aber eine Open World Survival Simulation die alles andere als Rund läuft.