Der Anime-Hit Attack on Titan (Jap. 進撃の巨人 = Shingeki no Kyojin) kam schon einmal in Form eines 3DS-Spieles als spielbare Variante nach Deutschland. Nun erscheint mit Attack on Titan: Wings of Freedom auch ein Spiel für die Playstation 4, Playstation 3, Vita, Xbox One und den PC. Gerade Letzteres zeigt, dass der PC-Markt immer mehr Anime Umsetzungen anlockt. Für jeden Anime Fan ohne Konsole ein wahrer Segen. Doch wie gut ist Attack on Titan: Wings of Freedom überhaupt? Wir haben es uns einmal angeschaut.
Adrenalin-Junkies aufgepasst – Story und Gameplay:
Die Story ist den meisten, die den Anime bereits kennen, bekannt, denn auch im Spiel ändert sich diese nicht. Es werden aber ein paar Szenen und Orte gezeigt, die wir so aus dem Anime nicht kennen. Leider wirkt die Erzählung gerade am Anfang etwas zu eilig und Spieler, die den Anime nicht kennen, fühlen sich schnell überrumpelt. Die Titanen haben also angegriffen, wir wollen
helfen, die Titanen zu besiegen, und absolvieren dafür eine Ausbildung – das alles klingt ohne Hintergrundwissen zwar nicht unlogisch, aber in den ersten Minuten wird einem nicht wirklich klar, warum uns das alles überhaupt so ans Herz geht. Doch bei den meisten Anime, Film oder Serien Adaptionen ist es eher selten, dass sich nicht-Fans plötzlich das Spiel kaufen, ohne die dazu gehörige Geschichte zu kennen, daher ist es ganz normal, dass die Geschichte so in Gang gesetzt wird. Für mich, der den Anime schon öfters mit allen Mangas dazu gelesen hat, kann die Geschichte nicht schnell genug voranschreiten. Ich will Titanen Blut an meinen Klingen!
Doch die erste Mission müssen wir uns noch mit Attrappen beschäftigen. Was zuerst nach Langeweile klingt, wird durch das enorme Tempo und dem ständigem Anvisieren der verschiedenen Ziele zu einer wahren Hetzjagd. Verschiedene Ziele im gesamten Wald tauchen auf und ein Timer läuft mit. Wer holt sich die meisten Punkte? Nach ein paar Minuten steht fest, Eren Jäger ist es! Wir haben es also geschafft, wir sind der Highscore Jäger. So verläuft die Geschichte nun weiter wie bekannt bis zu Abschluss unserer Einheit. Der uns bekannte Abnormale-Gigant-Titan erscheint und wieder bricht die Hölle los!
In einem enormen Tempo heißt es jetzt, töte alle Titanen, rette deine Mitstreiter und beschütze die Bevölkerung. Neben dem Angriffsmodus, der sozusagen der Story-Modus ist, gibt es dazu auch noch den Expeditionsmodus. Hier können wir online mit Freunden oder Fremden verschiedene Missionen annehmen und möglichst schnell abschließen. Das klappt überraschend gut und bringt kurzzeitig auch frischen Wind in das Spiel. Da die Erfahrungspunkte und Belohnungen Modi-übergreifend sind, haben wir auch nie das Gefühl, etwas umsonst zu machen. Egal was wir machen, es bringt uns voran. Leider unterscheiden sich die Missionen untereinander zu wenig. Zwar gibt es nicht nur eine Sorte Mission, jedoch macht das spielerisch kaum einen Unterschied, sei es ob ich nun verteidige oder angreife.
Neben den Einsätzen müssen wir natürlich noch für unsere Ausrüstung sorgen. Vorher gefundenes Material können wir nun gegen neue Ausrüstung eintauschen, oder unsere Waffen und Rüstungen aufwerten. Normalerweise bin ich ein Freund solcher Systeme, aber durch den Bonuscontent (DLCs), gibt es viele Waffen und Rüstungen, die einfach fehl am Platz sind. Statt mit Schwertern laufen wir dann mit zwei riesigen Lutschern durch die Gegend. Doch das Schlimmste daran ist, dass diese Waffen anfangs derartig stark sind, dass man kaum um sie herum kommt. So machen unsere Schwerter anfangs knapp 150 Schaden und die erwähnten Lutscher 400! Das gibt uns einen enormen Vorteil, der besser hätte gelöst werden können. Hätte man mit dem DLC einfach nur die Schwerter in verschiedenen Farben zur Verfügung gehabt und die Stärke nicht zu sehr übertrieben, wäre es dem Spiel wohl besser gekommen. Über die Kostüme der verschiedenen Helden mag man da gar nicht mehr reden, doch die bringen zum glück keinen spielerischen Vorteil.
Hat seinen Reiz – Technik:
Die Optik des Spiels ist gelungen. Zwar ist es kein grafisches Meisterwerk, doch sie passt einfach zum Setting. Das Geschwindigkeitsgefühl ist, auch ohne übertriebenes Motion Blur, wirklich packend und gut umgesetzt. Man fühlt quasi, wie einen das Spiel mitreißen möchte. Die Videosequenzen sind in aufgehübschter ingame Grafik dargestellt und bringen die Emotionen der Charaktere extrem gut rüber. Emotionen, die man sonst im Spiel eher schlecht zum Ausdruck bringt. Im Spiel selbst werden Gespräche mit einem kleinen Anzeige-Bild über dem Text in der passenden Emotion dargestellt. Die 3D-Charaktere bleiben oft emotionslos. Darüber hinaus sind die Städte leider ziemlich leer gefegt und wirken einfallslos. Zum Glück bemerkt man dies aber kaum, denn während man durch die Gegend fliegt, hat man eh keine Augen für so etwas.
Die musikalische Untermalung ist packend und einnehmend, ohne irgendwann eintönig zu wirken. Die Original-Sprecher leisten auch im Spiel ihren Dienst und lassen einen in das Spiel eintauchen. Das Aufploppen der ganzen Belohnungen ist hingegen etwas nervig. Wir werden für jeden Kill bewertet und die Anzeige dafür ist leider etwas zu groß und auffällig geraten. Das nimmt einem oftmals etwas das Gefühl selbst im Spiel zu sein. Für die PC Version wurde vieles angepasst, doch dieses Spiel ohne Controller zu spielen ist eine echte Herausforderung. Ein gutes Gamepad wird aber auch sofort vom Spiel erkannt und eignet sich hervorragend zum Steuern. Desweiteren gibt es in der PC-Version eine 21:9 Breitbild Unterstützung, die sich wirklich sehen lassen kann. Für jeden mit einem Breitbild Monitor ist es oft enttäuschend, wenn die Entwickler auf deren Support verzichten, aber bei Attack on Titan könnt ihr ohne Kompromisse das Spiel genießen. Grafisch gibt es so gut wie keinen Unterschied der Versionen. Nur die Framerate ist bei dem PC deutlich angenehmer. Einem solch temporeichen Spiel sieht man es eben an, ob es in 30 oder 144 FPS gespielt wird.
Die Sause mit verkraftbaren Schwächen – Fazit:
Schnell, gut inszeniert, actionreich, fordernd, aber eintönig. Das sind wohl die fünf Wörter, die Attack on Titan am besten beschreiben. Wer an dem Sammeln von Highscore Punkten und Abzeichen keine Freude hat, dem wird Attack on Titan ca. 7 Stunden Spielspaß bescheren. Spielt man zusammen mit Freunden steigt dieser Wert auch gut und gerne auf +50 an. Für jeden, der schon in Spielen wie Devil May Cry alles erreichen will und sich jeder Herausforderung stellt, den wird Attack on Titan: Wings of Freedom mehrere 100 Stunden beschäftigen können. Ihr müsst euch natürlich mit dem Stil der Grafik vereinbaren können und dürft euch von der teilweise merkwürdigen Kleidung eurer Mitspieler nicht nerven lassen. Attack on Titan: Wings of Freedom ist ein weiteres Anime Spiel, das für Fans ein wahr gewordener Traum ist und den anderen Spielern erst etwas Zeit zum Eingewöhnen lassen muss. Doch eines kann ich euch auf jeden Fall versprechen: Es macht Spaß!