Endlich ist es da: Das neue Animal-Crossing-Spiel! Und auch wenn Nintendo seinen Fans noch immer nicht das gibt, auf das viele schon lange sehnsüchtig warten – nämlich ein AC der Hauptserie für die Wii U – trösten Happy Home Designer und amiibo Festival doch etwas über die lange Wartezeit hinweg. Doch kann das Spiel denn überhaupt mit den „richtigen“ Titeln der Serie mithalten? Wir haben es für euch getestet:
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Story
Gleich mal vorweg – wer die Animal-Crossing-Reihe kennt, der weiß, dass die Storyline meist eher mäßig bis nicht vorhanden ist. Schließlich wird die Geschichte des Spiels (abgesehen von dem Bezahlen von Schulden, versteht sich) fast ausschließlich vom Spieler selbst geschaffen und modelliert. Ähnlich ist das auch bei Happy Home Designer, denn wie immer schafft Nintendo zwar das Grundgerüst und die größentechnisch relativ beschränkte Spielwelt, der Spieler entscheidet dann aber, was er wann und wie tun möchte – ein wirkliches Spielziel gibt es nicht. Im Vergleich zu den schier endlosen Möglichkeiten, die die Hauptspiele der Reihe bieten, ist die Auswahl an Aktivitäten in diesem Ableger allerdings sehr gering. Man spielt hier nicht etwa einen Bewohner oder sogar Bürgermeister, sondern einen Sklaven Angestellten von Tom Nook, dem freundlichen Waschbär. Da dieser allerdings nicht sehr viel Zeit beim gemeinen Arbeitervolk im Büro verbringt, ist man die meiste Zeit unter der strengen Aufsicht von Moritz, Karlotta und Melinda, die vielen bereits aus New Leaf bekannt sein wird.
Abgesehen von seinen Mitarbeitern trifft man auf über hundert beliebte Bewohner der Spiele. Für jeden Animal-Crossing-Fan ist das ein wahrer Genuss, denn hier ist wirklich jede bekannte Figur vertreten. Aber wie genau scheffelt man denn jetzt Geld für den Boss? Als Makler, Grundstücksbesitzer, Architekt und Innenarchitekt natürlich! So unterstützt man die Bewohner angefangen bei der Wahl des passenden Baugrunds bis zur Einrichtung ihres Traumhauses. Für alle, die es lieben, in Animal Crossing ihr Haus einzurichten ist das ein Traum, für alle anderen… naja, wem Einrichten und Hausbau schon in den anderen Spielen nicht gefallen hat, der ist hier wohl an der falschen Adresse. Denn das ist wirklich fast schon alles, was im Spiel getan werden kann. Bewegen können wir uns lediglich in unserem Büro und einer Stadt, die ungefähr die Ausmaße der Einkaufsmeile in New Leaf hat. Einkaufen kann man dort allerdings nicht, nur – wer hätte es gedacht – das Gestalten der Läden und Gebäude übernehmen.
Gameplay
Wie läuft denn nun so ein Arbeitsauftrag ab? Sehen wir uns doch einmal die einzelnen Schritte an einem Beispiel an: Zuerst wählen wir am Morgen ein öffentliches Gebäude oder einen Einwohner, den wir mit unserer architektonischen Leistung bezaubern wollen. Wir entscheiden uns einmal für Marion, das freundliche Schaf, das bereits am Eingang auf uns wartet und ein Haus im Rokoko-Stil wünscht. Zuerst wählen wir eine passende Grünfläche, angemessenes Wetter und das richtige Layout auf einer Karte aus. Dann geht’s ab zum Eigenheim, welches wir von außen passend gestalten. Hierfür haben wir die Auswahl zwischen einer Vielzahl an Fassaden, Dächern Türen und mehr. Auch der Garten kann dekoriert werden.
Dann geht es ab ins Haus. Die Anzahl an Möbeln, Fenstern, Teppichen, Tapeten, Lampen, Kunstwerken…. ist einfach unfassbar groß. Nicht von Beginn an, natürlich, aber mit jedem Bewohner, den man glücklich macht, wächst sie immer mehr und man kann mit der Zeit so ziemlich jede Kulisse errichten, die einem vorschwebt. Das Einrichten geht dabei ähnlich von Hand, wie in anderen Spielen der Reihe, nur dass man Möbel bequem vom unteren Bildschirm aus verschieben kann, statt es von Hand tun zu müssen. Es macht wirklich Spaß, das perfekte Haus für einen Bewohner zu gestalten und danach in sein glückliches, virtuelles Gesicht zu blicken.
Mit einem kleinen Filmchen wird man jedes Mal verabschiedet und lernt neue Emotionen, wenn man ein Zuhause abgeschlossen hat. Und auch wenn es sich zuerst vielleicht nicht so anhört, das Ganze ist auf sonderbare Weise doch irgendwie erfüllend. Dieses Glücksgefühl ist übrigens auch die einzige Belohnung, die man erhält. Geld bezahlt Tom Nook uns nämlich offenbar nicht und abgesehen von lustigen Fotos, die man im Haus schießen kann, bleibt die schöne Erinnerung an den zufrieden gestellten Kunden unser einziger Verdienst. Freischalten lassen sich neben den Möbeln auch noch Funktionen, wie das Nutzen eigener Designs oder das Aufhängen von Lampen, indem man einmal pro Tag ein Handbuch lesen darf. So kann man auch nach und nach die eigene Spielfigur optisch gestalten – das ist ganz nett, doch nach wenigen Stunden hat man bereits das gesamte Handbuch durchgelesen und im Vergleich zu den Einrichtungsstücken sind die Gestaltungsmöglichkeiten des eigenen Charakters eher begrenzt.
Somit läuft das Spiel zwar jederzeit rund und problemlos, bietet aber quasi keine Abwechslung. Die Bedienung ist dennoch gut gelungen, simpel und erfüllt vollkommen ihren Zweck. Leider sind die Spielmenüs für die Möbel etwas sonderbar sortiert und es dauert manchmal lange, bis man einen gewünschten Gegenstand gefunden hat. Da hilft die solide Suchfunktion.
Grafik
Happy Home Designer bietet grafisch ziemlich genau das, was New Leaf auch schon konnte, nur noch ein wenig besser. Vor allem die Einrichtungsgegenstände sind liebevoll gestaltet und schön anzusehen, die Welt bunt und fröhlich und die Bewohner zeigen sich von ihrer besten Seite. Alles in allem ist hier alles rund und es gibt nichts zu bemängeln.
Sound
Die Hintergrundmusik erinnert an andere Animal-Crossing-Titel: Leicht, fröhlich und auch für mehrere Stunden absolut erträglich. Hier ist Nintendo auf der sicheren Seite geblieben und hat sein Konzept beibehalten. Und auch wenn die Musik somit nichts Besonderes ist, ist sie eine solide und angenehme Untermalung für das Spiel.
Preis/Leistung
An diesem Punkt kommen wir nun zum großen Problem des Spiels. Denn es wird zum selben Preis wie andere Installationen der Serie verkauft – ein Vollpreistitel eben. Doch während ich in New Leaf mehrere hunderte Spielstunden über Monate hinweg anhäufen konnte, verliert Happy Home Designer leider viel zu schnell seinen Reiz. Es gibt einfach nicht genügend zu tun. Zwar kann man durch mehrmaliges Besuchen von Bewohnern zum Beispiel ihr Haus vergrößern oder umgestalten, doch das ist leider auch nur dasselbe Spielprinzip in grün. Auch ein besseres Belohnungssystem für den Spieler hätte nicht geschadet. Ja, man macht den Bewohnern eine Freude, aber es ist zum Beispiel enttäuschend, dass die Häuser, deren Baugrund man auf einer Karte aussucht, nicht wirklich auf die gewählte Stelle platziert werden – theoretisch könnte man jedes Haus auf demselben Slot bauen. Stattdessen ist diese Auswahl nur dafür gut, auszusuchen, wie letztendlich der Garten aussehen wird. Da fehlt einfach der Sinn von Permanenz und das Gefühl, wirklich eine Stadt zu erschaffen. Es gibt einfach keine Aufgaben und nichts zu erreichen – das mindert nicht nur den Wiederspielfaktor sondern bringt auch ein eher mittelmäßiges Preis/Leistungs-Verhältnis mit sich.
Fazit
Innerhalb der Grenzen, die Animal Crossing: Happy Home Designer einem vorgibt, kann man wirklich alles tun und lassen, was man möchte. Sei es ein Restaurant im Keks-Design, ein Luxus-Spa oder ein Aquarium im Gästezimmer – der Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt. Leider müssen wir beim Umfang des Spiels doch Abstriche machen, denn auch wenn die Menge an Items, das Design des Spiels und die meiste Zeit auch das Gameplay überzeugt, fehlt es einfach an Abwechslung und Belohnungen. Für jeden großen Fan der Serie werden die Charaktere zusammen mit der Atmosphäre und dem typischen Animal-Crossing-Charme das Spiel trotzdem allemal kaufenswert machen. Alle anderen, die an dem Titel interessiert sind, sollten vielleicht eher darauf warten, bis es einmal zu einem günstigeren Preis erhältlich ist.