Lies of P – Test/Review

    Wenn Pinocchio, Steampunkt und Soulslike zusammentreffen, dann verspricht das ein Spiel mit einer coolen Optik, bei dem man durchaus Frustrationstoleranz benötigt. Das alles kommt in Lies of P zusammen und wir begeben uns auf ein spannendes Abenteuer in die imaginäre Stadt Krat. Erhältlich ist der neue Soulslike-Titel für die PlayStation 4, PlayStation 5, Xbox One, Xbox Series X|S und den PC. Getestet haben wir sowohl die Version für die PS5, als auch für den PC.

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    Ein etwas anderer Pinocchio:

    Wenn wir den Namen Pinocchio hören, kommt uns doch allen erstmal die Darstellung der Marionette aus dem gleichnamigen Disney-Film in Gedanken. Der Holzschnitt Gepetto schnitzt eine Marionette in Gestalt eines kleinen Jungen, die zum Leben erwacht. Wann immer er lügt, wächst Pinocchios Nase. Doch sein größter Wunsch ist es, ein echter, kleiner Jung zu sein. Basis der Verfilmung war allerdings die Geschichte Le Avventure Di Pinocchio: Storia Di Un Burattino, die 1881 in einer italienischen Wochenzeitung erschien.

    In Lies of P finden wir uns in der Belle Epoque wieder, rund um die Jahrtausendwende. In der Stadt Krat ist man auf eine mysteriöse Energieform, das Ergo, gestoßen. Hiermit werden aus Puppen androide Roboter. Durch eingeprägte Regeln soll sichergestellt werden, dass diese den Menschen nicht gefährlich werden können, doch irgendwie kam es zu einem Aufstand der Puppen und die Einwohner Krats sind entweder tot oder geflohen. Hier kommen wir in der Rolle von Pinocchio ins Spiel, eine mysteriöse Stimme weckt uns und ruft uns zu sich.

    Ein Schwierigkeitsgrad für alle:

    Ein wichtiges Detail wollen wir direkt zu Beginn erwähnen, Lies of P bietet keine Möglichkeit den Schwierigkeitsgrad anzupassen. Verbunden mit dem Soulslike-Charakter des Spiels, ist ein herausforderndes Gameplay so gewiss. Man kann hier sicherlich geteilter Meinung sein, denn besonders Gelegenheitsspieler werden es so sehr schwer haben Fortschritte im Spiel zu erzielen. Allerdings wäre ein es kein Soulslike, wenn man bequem und ohne realistische Gefahr des Scheiterns durch die Level marschieren könnte. Jedoch wären zumindest zwei oder drei Schwierigkeitgrad-Abstufungen, die den Charakter eines Soulslike nicht aufheben, doch angenehm gewesen. Um zum einen eine weitere Herausforderung für die Hardcore-Gamer und einen etwas leichteren Weg für die Gelegenheitsspielende zu bieten. Bei dieser Diskussion bekommen wir jedoch auch ein leichtes Déjà-vu zurück zu Elden Ring…

    Die Puppe erwacht:

    Das Ergo hat uns Leben eingehaucht und schon finden wir uns im Tutorial wieder. Zunächst wird uns die grundlegende Steuerung erläutert. Dabei fällt auf, dass wir nur nicht immer springen können, denn das geht nur im Sprint. Aber wir können vor unseren Gegnern zurückweichen oder uns ihnen mit einer Rolle nähern. Direkt zu Beginn müssen wir auch eine wichtige Entscheidung treffen, denn er gilt eine von drei Klassen zu wählen, doch dazu später mehr.

    Danach treffen wir schon auf unsere ersten Gegner, einige Puppen, die als Bahnhofsmitarbeiter und Butler tätig waren, stellen sich uns in den Weg. Uns dienen sie vor allem als Übungsgegner, um die grundlegende Kampfmechanik zu erlernen. Bei unseren Hauptwaffen verfügen wir über einen normalen Angriff und einen Lade-Angriff. Dazu gibt es noch einen speziellen Angriff, den wir mit unserem Legions-Arm ausführen können, auch dazu später mehr. Schaffen wir es uns von hinten an einen Gegner anzuschleichen, können wir ihn mit einer besonders effizienten Combo direkt erledigen.

    Schon im Prolog zeigt sie die typische Struktur des Spiels. Es gibt einzelne Abschnitte, die von Gegnern nur so wimmeln. Diese können träge Nahkämpfer, aber auch geschickte Fernkämpfer sein und uns auch mit besonderen Angriffen überraschen. Ihr Schwierigkeitsgrad ist aber nichts im Vergleich zu dem des Boss-Gegners eines Abschnitts, denn hier wartet eine große Herausforderung auf uns.

    Verteidigung ist der beste Angriff?

    Spätestens beim Boss dieses ersten Tutorials merken wir aber schnell, dass wir mit Angriffen alleine nicht weit kommen. Den das Blocken von gegnerischen Angriffen ist ein zentraler Bestandteil der Kampfrotation. Hier merken wir, dass Lies of P kein einfaches Hau-Drauf-Spiel ist, sondern besonders die Boss-Kämpfe spezielle Rotationen erfordern, denn unser normaler Schaden reicht hier nicht für einen Sieg aus. Blocken können wir auf zwei Arten. Zum einen, in dem wir konstant in den Block gehen, so erleiden wir einen reduzierten Schaden, zum anderen gibt es den perfekten Block. Für diesen müssen wir zu einem ganz speziellen Zeitpunkt, kurz bevor uns die gegnerische Attacke trifft, den Block aktivieren. Einen Moment zu spät und die gegnerische Attacke trifft uns mit voller Stärke, etwas zu früh und wir erzielen nur den einfachen Block. Das braucht durchaus etwas an Übung, gelingt dann aber sehr gut. Landen wir einen solchen perfekten Block, erleiden wir keinen Schaden, aber die gegnerische Waffe leidet stark und wird beschädigt. Es kann uns sogar gelingen, den Gegner zu entwaffnen, indem dessen Waffe zerstört wird. Somit ist der perfekte Block der Schlüssel zum Sieg über die besonders starken Gegner. Besonders, wenn wir den Gegner in den Überwältigt-Zustand gebracht haben, können wir nun mit unseren Attacken viel Schaden verursachen.

    Um unsere Kampfrotation weiter zu verfeinern, sollten wir das reine Blocken noch mit Ausweichbewegungen und Gegenangriffen kombinieren. Die ideale Kombination variiert durchaus abhängig von der Kampfmechanik der Bosse, ist dieser besonders träge in seinen Attacken ergibt sich für uns nach dem Abblocken natürlich ein gutes Zeitfenster für einen Gegenangriff.

    Bei all diesen Kampfbewegungen sollten wir nicht die Umgebung aus dem Auge lassen. Es gibt nichts Ärgerlicheres, als wenn unsere perfekte Kampfrotation von irgendeiner Wand unterbrochen wird. Denn Wände und Gegenstände blockieren, korrekterweise, unsere Angriffsbewegungen.

    Stargazer und das Hotel Krat:

    Typisch für ein Soulslike können wir in Lies of P natürlich nicht an beliebigen Punkten speichern, sondern es gibt nur eine überschaubare Anzahl an vorgegebenen Speicherpunkten. Diese befinden sich meist am Anfang eines neuen Abschnitts. In Verbindung mit den sehr herausfordernden Boss-Gegnern ergibt sich so auch ein großes Frustrationspotenzial und wir können uns schon mal darauf einstellen, häufiger das zeitliche zu segnen. Ein Glück, dass es kein Perma-Death ist…

    Zu Beginn der Abschnitte gibt es in der Regel auch immer einen Stargazer. Dieser dient uns als Schnellreisepunkt, mit dem wir ins Hotel Krat zurückkehren können. Hier treffen wir Sophia, bei der wir unseren Stufenaufstieg vornehmen, also unsere Skillung anpassen können. Darüber hinaus gibt es hier noch einige weitere nützliche Personen, bei denen wir unser Equipment verbessern oder den Legionsarm anpassen können. Freigeschaltet wird das Hotel Krat mit dem Abschluss der Prolog-Mission.

    Ein weiterer Vorteil der Stargazer ist, dass wir hier unsere Lebensenergie auffrischen können. Allerdings hat dies seinen Preis, denn alle in einem nicht abgeschlossenen Abschnitt besiegten Gegner tauchen dann wieder auf und wir müssen uns erneut den Weg freikämpfen. Zum Glück können wir aber in den Abschnitten gewisse Abkürzungen freischalten, in dem wir beispielsweise Türen öffnen. Diese bleiben auch nach dem Tod oder der Regeneration am Stargazer offen, sodass wir im erneuten Run einen kürzen Weg und weniger Gegner haben.

    Vom Lügen bekommt man eine lange Nase:

    Doch warum heißt das Spiel eigentlich Lies of P? Ganz einfach, Puppen können eigentlich nicht lügen, das ist ihnen mit den Grundregeln fest einprogrammiert. Doch Pinocchio ist anders, er kann Lügen und so gibt es einige interessante Möglichkeiten. So ist zum Beispiel die Tür des Hotels Krat so gesichert, dass nur Menschen sie passieren können. Dazu wird gefragt, ob eine Puppe vor der Tür steht, denn niemand ging davon aus, dass eine Puppe lügen kann. Solche Entscheidungen finden wir immer wieder im Spiel. Allerdings wächst dieses Mal nicht Pinocchios Nase vom Lügen, sondern wir nehmen Einfluss auf den Ausgang des Spiels. Denn es gibt insgesamt drei verschiedene Enden des Spiels und welches wir erreichen, hängt von der Häufigkeit unserer Lügen haben, denn diese machen uns menschlicher.

    Klassen:

    Die Klassen tragen in Lies of P den Namen Pfade, folgende stehen zur Wahl:

    • Stärke: Pfad des Sweepers
    • Geschicklichkeit: Pfad des Bastards
    • Ausgewogenheit: Pfad der Grille

    Wählt man den Pfad der Stärke, wird man mit einem großen Schwert und ebenso höheren Lebenspunkten in den Kampf ziehen. Mit kraftvollen Schlägen greifen wir damit unsere Gegner an und können so durchaus zusätzliche Treffer erzielen. Für einen besseren Schutz kann man auch direkt schwereres Zubehör ausrüsten. Bei der Skillung sollte man sich auf Vitalität, Kraft, Kapazität und Motivation konzentrieren.

    Auf dem Pfad des Bastards sind wir flinker im Kampf unterwegs. Mit unserem Rapier können wir durchschlagenden Schaden verursachen. In schnellen Bewegungen versuchen wir unsere Feinde zu erstechen. Um das zu ermöglichen, starten wir sofort mit einer höheren Ausdauer. Unsere besten Freunde bei der Skillung sind Kraft und Technik sowie Kapazität.

    Der Pfad der Grille bietet einen Mittelweg zwischen der deutlichen Ausrichtung auf Stärke oder Geschwindigkeit. So sind wir auch in der Skillung flexibler und können unseren Charakter mehr nach unseren Wünschen anpassen.

    Die Wahl der Klasse sollte gut überlegt sein, hat sie doch starken Einfluss darauf, wie wir später in Kämpfen agieren müssen. Wer dynamische Kämpfe mag und im Kampf stets in Bewegung ist, sollte den Pfad des Bastards einschlagen. Wer jedoch eher in Hau-Drauf-Marnier in den Kampf zieht, ist sicherlich auf dem Pfad des Kehrers besser aufgehoben.

    Ausrüsten und Verbessern:

    Natürlich können wir die Skillung und Ausrüstung von Pinocchio anpassen und verbessern. Wenn wir Gegner besiegen, sammeln wir immer etwas Ergo ein. Dieses können wir nutzen, um Stufenaufstiege durchzuführen und Skillpunkte zu erhalten. So können wir nach und nach Lebenspunkte und Angriffswerte verbessern. Das Ergo sollte man auch regelmäßig investieren, denn wenn wir sterben, und das werden wir häufiger, lassen wir das gesammelte Ergo fallen. Wenn wir auf dem Weg dorthin nicht wieder sterben oder Schaden erleiden, finden wir die volle Menge an Ergo, ansonsten reduziert es sich immer etwas.

    Natürlich können wir auch unsere Ausrüstung in Form von Waffen und Rüstung verbessern, aber das ist ja auch gewissermaßen selbstverständlich. Interessanter wird hier unser Legionsarm. Denn der linke Arm von Pinocchio ist kein einfacher Puppenarm. Dieser sieht schon mehr mechanisch aus und kann mit verschiedenem Zubehör verstehen werden. Wir starten mit der Puppenschnur, einem Seilwerfer, mit dem wir Gegner zu unser heranziehen können. Mit der Zeit können wir weitere Varianten erhalten und ausrüsten, zum Beispiel einen Flammenwerfer, einen Minenwerfer, eine Distanzwaffe und einige weitere. Welcher hier am besten geeignet ist, ist durchaus Geschmackssache und auch vom eigenen Gameplay abhängig. Er bietet aber eine schöne Möglichkeit, die Ausrüstung weiter an unsere eigenen Vorlieben anzupassen. Beim Einsatz des Legionsarms verbrauchen wir eine gewisse Energie, die wir nur über verbrauchbare Items oder das Ausruhen an einem Stargazer aufladen können.

    Grafik und Sound:

    Optisch ist Lies of P definitiv auch ein Highlight. Das düstere Leveldesign spielt viel mit Reflexionen, Licht und Schatten. Diese Effekte sind wirklich sehr schön umgesetzt und gepaart mit den hochauflösenden, feinen Strukturen ergibt sich wirklich eine schöne Optik. Diese bringt das Steampunk-Design des Spiels wunderbar zur Geltung. Auf der PlayStation 5 lief der Titel auch problemlos und frei von Rucklern oder Abstürzen. Auf dem PC kann Lies of P mit DLSS-3-Support aufwarten, was einen großen Vorteil bietet für all diejenigen, die eine der kleineren GeForce-Grafikkarten nutzen.

    Auch akustisch ist Lies of P toll umgesetzt. Zum einen gibt es eine dezente musikalische Untermalung, die sich nicht in den Vordergrund drängt und zum anderen gute akustische Effekte der Gegner und in den Kämpfen.

    Fazit:

    Wie sehr einem Lies of P gefällt, hängt durchaus stark davon ab, ob man einen Soulslike-Titel mag oder nicht. Herausforderung und Nervenkitzel sind so gegeben, aber auch Frustration und Entmutigung können damit einhergehen. Dinge, mit denen man wissen muss umzugehen. Doch es lohnt sich, das Spiel bietet eine interessante Story und ist auch optisch wunderbar anzusehen. Auch wenn die Level doch sehr schlauchmäßig gebaut sind und die Wege teils etwas abstrus versperrt sind, um den Aufbau zu erreichen. Wer Soulslike-Titel, Herausforderungen und die Steampunk-Optik mag wird Lies of P lieben.

    Die PS5- und PC-Version von Lies of P wurde Game2Gether für den Test zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme des Publishers oder Entwicklers auf den Testbericht hat nicht stattgefunden.

    Alexander Schaaf
    Seit der Jugend bin ich von PC-Hardware begeistert und habe Systeme in den verschiedensten Hardware-Generationen gebaut. Mit der Zeit kamen dann auch Videokonsolen dazu. Ich bin hier eigentlich in allen Bereich aktiv. Mit einem Schwerpunkt auf Hardware.