In Modern Warfare 2 verschlägt es uns nicht an die Front in einem der beiden Weltkriege, sondern mitten rein in einen Disput mit einem berüchtigten Kartell. Hier im Test erfahrt ihr, wie gut sich Modern Warfare 2 im Solo und im Multiplayer schlägt.
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Für diesen Test spielten wir Modern Warfare 2 auf Playstation 5
Vor bereits drei Jahren schickten Infinity Ward die Modern Warfare Reihe in ihre Neuauflage. Aufgesprungen auf den momentanen Zug der Reboots wollte man in erster Linie den Multiplayer pushen. Das gelang bekanntlich mehr oder minder gut. Wobei man auch zur Verteidigung der Spieleentwickler eine Lanze brechen muss: Ob ein Shooter im Multiplayer gut oder weniger gut ankommt, ist mittlerweile von Shitstorms im Dauerakkord überschattet. Als ob ein gewisser Teil der Spielerinnen und Spielern sich zum Hobby gemacht hat, einfach alles mal pauschal zu kritisieren.
Schon im Vorfeld von Modern Warfare 2 war daher ziemlich klar, dass es auch hier zu deftigen Kommentaren kommen dürfte. Und ja, sie kamen, besonders der Multiplayer bekommt derzeit noch sein Fett weg. Wir wollten es selbst herausfinden, ob die angesprochenen Kritikpunkte auch haltbar sind oder an den Haaren herbeigezogen.
Die neue Modern Warfare Kampagne
Das Wichtigste vorab: Die Kampagne von Modern Warfare 2 weiß gut zu unterhalten. Man merkt nahezu an jeder Faser des Spiels die Erfahrung der Macher, die sie über die vergangenen Jahre gesammelt haben. Erwartet nicht weniger als ein kleines Spektakel mit gewohnt herausragender Inszenierung auf höchstem Gunplay-Erlebnis. Die 17 Missionen bringen es auf rund 8 Stunden Spieldauer.
In der Summe spielt sich die Kampagne, wie bereits beim Reboot-Vorgänger Modern Warfare, deutlich weniger kontrovers als bei beiden Vorgängern. Die beiden alten Teile der Reihe haben eine Art Ruhm durch ihre von der Norm abweichenden Missionen gehabt. Noch heute wird die „No Russian“ Mission angeregt in Foren diskutiert. Wahrscheinlich hat jede und jeder von uns die besagte Mission im Flughafen gleich mehrmals gespielt, weil sie einfach anders war.
Das heißt übrigens nicht, dass es weniger Spektakel gibt. Davon gibt es sogar eine ganze Menge, nur ist alles in sich etwas glatter und bewegt sich eher in der Komfortzone. Was schon etwas bedeutet, immerhin befinden wir uns im Krieg mit einem Kartell. In deren Hände sind Waffen aus dem US-Militär gelandet. Nicht irgendwelche, sondern blöderweise ziemlich moderne Hightech-Raketen, die man folgerichtig eigentlich nicht gerne in den Händen von Terroristen sehen möchte. An uns liegt es nun, diese wiederzubeschaffen und herauszufinden, wie die Raketen überhaupt ans Kartell gelangen konnten.
Etwaige Twists verraten wir an dieser Stelle natürlich nicht, keine Sorge. Klar dürfte aber sein, dass ihr, um den halben Globus reisen dürft, um euch im jeweiligen Zielland dem Einsatz zu stellen. Dabei seid ihr mal mehr und mal weniger geheim unterwegs, vom Mittleren Osten bis nach Amsterdam sind dabei zahlreiche Ortschaften vertreten. Und genauso abwechslungsreich wie die Gebiete sind dann auch die Spielweisen innerhalb der Einsätze. Mal liegt ihr gut getarnt im hohen Gras und snipert euch langsam vorwärts. Ein anderes Mal taucht ihr inmitten von Amsterdam zwischen Grachten durch Kanäle und meuchelt unentdeckt. Und dann wiederum steht ihr plötzlich mittendrin in einem heißen Gefecht und werft alle Heimlichkeit über Bord. Die Mission an Bord eines Helikopters, bei der ihr Feuerschutz aus sicherem Abstand bietet, darf natürlich auch nicht fehlen.
Dabei stechen ein paar Missionen heraus, die eine völlig andere Herangehensart erfordern. Euren Leader Ghost müsst ihr in einem Einsatz mittels Überwachungskameras sicher durch das Level dirigieren. Ebenso spannend spielten sich Abschnitte, die fast schon an The Last of Us erinnern. Ihr schleicht pulsgesteigert durch enge Räume und craftet dabei einige Haushaltsgegenstände. Wie gesagt, das sind keine neuen Kontroversen, die Modern Warfare 2 hier zutage fördert, aber sie bringen frischen Wind und spielen sich durch die Bank alle großartig und spannend.
Letztlich kann man die gesamte Kampagne absolut flüssig herunterspielen und sich kein einziges Mal mit Gewissensbissen herumschlagen. Schade eigentlich, denn die Frage nach Moral und Ethik war ein Kernbestandteil der alten Teile. Wenn man sich darauf einlässt, dann kratzen aktuelle Themen lediglich an der Oberfläche. Etwa dann, wenn US-Behörden mexikanische Migranten an der Grenze, sagen wir mal nicht gerade nett behandeln. Mitunter lassen diese sich nur dann beruhigen, wenn ihr die Waffe als Drohung zückt. Eine Option für deeskalierende Dialoge oder Ähnliches habt ihr nicht.
Call of Duty MW 2 Multiplayer
Ein deutlich wichtigeres Kaufargument für viele von euch dürfte der Multiplayer sein. Die Kampagne macht zwar Spaß und unterhält auf hohem Niveau, allerdings ist ihre Spielzeit begrenzt. Beim Multiplayer hingegen gibt es nach oben hin bekanntlich kein Limit.
Auch hier richten wir zunächst den Blick aufs Gesamte. Gerade im Vergleich zum direkten Vorgänger fällt das reduzierte Spieltempo auf. Was nicht heißt, dass Modern Warfare 2 ein langsames Gameplay besitzt, im Gegenteil sogar. Nur wirkt alles nicht mehr ganz so over-paced und dadurch hektisch. Der permanente Wechsel aus Rennen und Rutschen wurde entschärft, genauso, wie das ständige Hopping, was noch in der Beta zu sehr merkwürdigen Szenen führte. Dahin gehend wurden die viel zu schnellen und dadurch unrealistischen Movements gedrosselt, was der Glaubwürdigkeit zugutekommt. Den arcadigen Anteil behält Modern Warfare 2 jedoch in jedem Fall bei, wir sind also weit weg von einem Taktik-Shooter alá Tom Clancy.
Was noch gänzlich fehlt, ist die Hardcore Playlist, die Mitte November nachgereicht wird und von Infinity Wards als Tier 1 gezeichnet wird. Die Pro’s unter euch müssen sich also noch ein klein wenig gedulden, allerdings dürfte dann der Releasetag am 16. November ein kleiner Festakt werden. Schließlich startet am genau gleichen Tag die Season 1 und auch Warzone 2.0. Also, markiert euch den Tag dick im Kalender.
Modern Warfare 2 bietet euch zwei Hände voll mit unterschiedlichen Modi. Free for all, Deathmatch, Search and Destroy, Domination usw. kennt man alle und bekommt auch genau das, was man erwarten darf.
Team Deathmatch
Im 6 vs. 6 kämpft ihr in zwei Teams gegeneinander und versucht den Counter von 75 als erstes Team zu erreichen. Damit die Matches nicht zu lange laufen gibt es eine Zeitobergrenze.
Domination
Es gibt drei Punkte auf der Karte, die ihr im 6 vs. 6 erobern und halten müsst. So erzielt ihr Punkte für das Team und müsst insgesamt 200 Punkte für den Sieg erreichen.
Ground War
Ground War spielt sich im Grunde wie Domination, nur ist die Map deutlich größer und ihr spielt in zwei Teams mit jeweils 32 Spielern.
Invasion
Im 20 vs. 20 spielt ihr ein Elimination Match und agiert dabei in Squads zu jeweils 4 Personen.
Prisoners Rescue
Auch hier spielt ihr im 6 gegen 6, allerdings ohne Respawns. Ein Team muss die Gefangenen lokalisieren und anschließend extrahieren. Das andere Team muss dies natürlich verhindern.
Knock Out
Ein weiteres 6 vs. 6 ohne Respawns, allerdings spielt ihr hier mehrere Runden nacheinander. Ihr könnt auch Punkte erobern und dadurch gewinnen.
Hardpoint
Erneut spielt ihr im 6 gegen 6 und müsst dabei ein sich bewegendes Objekt halten und schützen, um Punkte zu sammeln.
Search and Destroy
Das angreifende Team muss eine Bombe platzieren, das verteidigende hingegen Objekte halten. Auch hier gibt es keine Respawns.
Free For All
Schießt einfach auf alles, was sich bewegt. Keine Teams, hier kämpft jeder für sich. Wer zuerst 30 Kills gemacht hat, gewinnt die Runde.
Headquarters
Hierbei müsst ihr Hauptquartiere einnehmen und halten, 200 Punkte sind das Ziel. Allerdings können keine Spieler des Teams respawnen, das gerade das HQ hält. Im Verlauf der Runde öffnen sich neue Areale.
Control
Jedes Team hat 30 Leben. Außerdem müsst ihr zwei Ziele nacheinander erobern. Habt ihr Ziel 1 geschafft, gibt es einen Zeitbonus für das Erreichen von Zielobjekt 2.
Kill Confirmed
In Kill Confirmed müsst ihr nicht nur eure Gegner niederstrecken, sondern ihnen ihre Hundemarken mopsen. Hierbei sammelt ihr durch mehrere Marken dann Punkte für euer Team.
Man darf sich nicht von der reinen Masse an Modi blenden lassen, denn einige spielen sich sehr ähnlich. Nehmen wir als Beispiele die Gefangenen Rettung und Knock Out. Im Grunde bieten beide Modi unterschiedliche Ziele und Objekte, die man erledigen soll. Schlussendlich aber geht die Rechnung nicht auf und sie spielen sich viel eher als klassisches Team Deathmatch. Das liegt natürlich auch an den Teamkollegen und Gegnern, in unseren Spielrunden war es allerdings einfach genau das.
Richtig Spaß machen die Modi auf den großen Karten, wo es mit teils über 60 Spielern in den virtuellen Krieg geht. Ground War beispielsweise bietet für jede Art von Spielertyp etwas, denn hier könnt ihr aus dem Vollen schöpfen. Zu Fuß, per Panzer oder mit dem Boot, sucht es euch einfach aus. Seht es einfach als große Call of Duty Sandbox an.
Erstaunlich frisch und abwechslungsreich spielen sich die Maps mit der Ansicht aus der dritten Person. Hier gab es übrigens noch eine Änderung zur Beta, weil viele Spielerinnen und Spieler über den Perspektivwechsel beim Aiming geklagt hatten. Sobald ihr nämlich den Button für die Zielansicht drückt, wechselt das Spiel in die Ego-Perspektive. Dank flinkem Gameplay und häufigen Gunfights führte dies natürlich zu einem enorm häufigen Wechsel der Ansicht. Die Neuerung sieht jetzt so aus, dass ihr erst ab Zielfernrohren mit einem Zoom über 4x in die Ich-Perspektive wechselt, was sich nun deutlich natürlicher spielt.
Überhaupt ist das Map-Design ziemlich gut gelungen wie wir finden. Es gibt kleine und große Maps, die alle abwechslungs- und facettenreich gestaltet sind. Weite Flächen mit wenig Deckung, enge Häuserkämpfe, verwegene Dorfabschnitte,… ein großer Pool mit reichlich Auswahl.
Über die Dauer der vielen Gefechte im Multiplayer spielt ihr neue Mods für alle Waffen frei. In Modern Warfare 2 nennt sich dieses Feature Gunsmith bzw. Waffenschmied. Allerdings reicht es dieses Mal nicht aus, dass ihr eine Waffe einfach so lange benutzt, bis ihr alle Erweiterungen freigespielt habt. Einige Modifikationen nämlich sind auch gänzlich andere Waffenarten begrenzt, so dass ihr zwingend tauschen müsst! Wir spielten in vielen Runden mit dem M4 als Standardgewehr und konnten nach einem gewissen Fortschritt einige Mods freischalten und installieren. Dann allerdings stellten wir fest, dass z.B. ein Scope nur dann verfügbar wird, wenn man genügend Fortschritt bei Snipergewehren erreicht hat. Ähnlich verhält es sich bei Griffen oder Mündungen, für die man dann Sturmgewehre oder Ähnliches leveln muss.
Ziel dieser Methode war und ist es wohl, dass man nicht immer nur mit dem gleichen Waffenlayout durch die Gegend rennt, sondern immer mal wieder wechseln muss. Das funktioniert in der Praxis auch ganz ansehnlich. Man muss sich eben nur im Klaren darüber sein, wie das System funktioniert und zunächst den Durchblick bekommen. Gerade Neueinsteigern dürfte das für gelegentliches Stirnrunzeln sorgen. Andererseits gibt es eben Spielertypen, die immer nur die einem gewissen Waffentyp agieren und sich mit ihnen wohlfühlen. Nicht jeder ist der Sniper-Typ, aber um den kompletten Fortschritt zu erzielen, seid ihr eben zwingend auf sie angewiesen.
Neue Aufsätze sind dann auch kein Garant dafür, dass die Waffen zwingend besser durch sie wird. Ihr bekommt an der linken Seite die Grundwerte eingeblendet, von Stabilität über Rückschlag usw. gibt es eine ganze Reihe an Statistiken. Hier hilft letztlich nur Try and Error, ob euch das Handling mit gewissen Mods zusagt. Die Grundwerte geben die grobe Richtung vor, aber man muss es letztlich im Gefecht einfach austesten, denn selbst kleine Änderungen haben mitunter eine gefühlt enorme Auswirkung.
Ein weiterer Modus ist Spec Ops, den ihr im Koop zu Zweit bestreitet. Hier erledigt ihr mehrere Missionen, die auf der sehr großen Karte Al Mazrah spielen. Diese wird Bestandteil von Warzone 2.0 sein, also bekommt ihr schon einen kleinen Ausblick darauf.
Technik
Wir spielten für diesen Test Modern Warfare 2 auf Playstation 5. Bei der uns vom Publisher zur Verfügung gestellten Downloadversion stellte sich zunächst etwas Frust ein. Wir mussten drei Pakete nachinstallieren, um endlich mit der Kampagne starten zu können, also kein einfacher Download und man hat alle Daten. Außerdem blieb die Konsole gleich mehrfach hängen und es half nur ein Reboot. Glücklicherweise wurde das mit dem Day-One-Patch behoben und seit dem läuft Modern Warfare absolut rund. Keine Crashes, keine Freezes, wunderbar!
Optisch bekommt ihr ein herausragendes Spielerlebnis präsentiert. Und dabei ist es eigentlich egal, welches Detail ihr euch genauer anseht: Licht und Schatten, Objektdichte, egal was, es sich phantastisch aus! In der Kampagne hält Modern Warfare 2 dieses hohe Level auch komplett durch, lediglich im Multiplayer fielen uns hier und da ein paar unschönere Texturen auf. Das bekanntlich Meckern auf hohem Niveau, ihr kennt es.
Unser Test-Fazit zu Call of Duty Modern Warfare 2
Modern Warfare 2 erfindet Call of Duty nicht neu, so viel ist klar. Das hier ist mehr Evolution als Revolution und das heißt nicht unbedingt etwas Schlechtes! Die Kampagne widmet sich nicht den großen Welt-Themen und schwingt die moralische Keule. In diesen politisch aufgeheizten Tagen vielleicht sogar eine willkommene Abwechslung.
Beim Multiplayer scheint man sich das Feedback der Spielerschaft zu Herzen genommen zu haben. Viele Kritikpunkte des Vorgängers wurden gefixed und das insgesamt etwas langsamere Gameplay tut dem Spiel sichtlich gut.
Ein paar Kleinigkeiten werden noch verbessert werden müssen, aber wenn Infinity Wards die Sache so angeht wie mit dem Day-One-Patch, dann sind wir absolut positiver Dinge.