New Tales from the Borderlands – Test/Review

    (Bildquelle: 2K Games)

    Es hat fast acht Jahre gedauert, doch nun ist mit New Tales from the Borderlands endlich ein neuer Telltale-Titel aus der rauen Welt von Pandroa erschienen. Verfügbar ist der neue Titel auf dem PC, der PlayStation 4, der PlayStation 5, der Xbox One, der Xbox Series X|S und der Nintendo Switch. Getestet haben wir die Version für die PlayStation 5.

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    Die Welt von Borderlands:

    Borderlands zählt sicherlich zu den bekanntesten Videospiel-Serien und bietet ein einzigartiges Science-Fiction Space-Western-Setting. Entwickelt von Gearbox Software erschien der erste Teil vor nunmehr 13 Jahren. Die Hauptspiele der Serie sind dem Action-Roleplay- bzw. FPS-Genre zuzurechnen. Aber schon 2014 erschien mit Tales from the Borderlands ein Teiltale-Titel, der mit dem gleichen makaberen Humor aufwarten konnte. New Tales from the Borderlands muss so vielerlei Erwartungen erfüllen, zum einen muss es der Welt von Borderlands gerecht werden, aber auch an die durch den ersten Teiltale-Titel gesetzten Erwartungen erfüllen.

    Die Geschichte von Borderlands spielt einige Zeit in der Zukunft (Borderlands 1 spiel 2864) in erster Linie auf dem Planeten Pandora. Es wurde vermutet, dass dieser reich an Mineralien ist, sodass mehrere Großkonzerne Schiffe schickten, um den Planeten zu kolonisieren. Aber einmal angekommen, haben sie wenig von Wert vorgefunden. Die einzige möglicherweise wertvolle auf Pandora waren Artefakte einer schon lange ausgestorbenen Rasse Außerirdischer, der Eridianer. Viele der Megakonzerne verließen den Planeten schließlich wieder und ließen ihre Arbeiter, ehemalige Gefängnisinsassen, zurück, die sich nun als Banditen und Räuber durchschlugen. Bei der Untersuchung der Artefakte der Eridianer stoß man schließlich auf Kammern voller wertvoller Schätze der Eridianer. Die Megakonzerne und auch Militärkräfte kamen daher zurück nach Pandora und mit ihnen auch die Kammer-Jäger, die nun Jagd auf die Schätze machten.

    Vom Ego-Shooter zum Telltale-Titel:

    Wie bereits erwähnt handelt es sich bei den klassischen Borderlands-Titeln 1-3 und ebenso bei Tiny Tina’s Wunderlands um FPS- bzw. Action-Roleplaying-Titel. Im Jahr 2014 veröffentliche der Publisher Telltale Games dann ein episodenbasiertes Comic-Graphic-Adventure basierend auf der Bordirlands-Serie. Dieses entsprach im Aufbau dem typischen Aufbau von Telltale-Spielen. Es erschien nach und nach in insgesamt fünf Episoden. In diesen konnte der Spielende die beiden Charaktere Rhys und Fiona steuern und mit verschiedenen Objekten interagieren. Beide konnten auf verschiedene Arten mit der Umgebung interagieren. Das Gameplay basierte auf Dialogen, in denen man häufig zwischen verschiedenen Antworten wählen konnte, die dann auch die folgende Geschichte beeinflussten. Dazu kamen Bereiche, in denen man sich frei bewegen und unter anderem Geld einsammeln konnte. In verschiedenen Quick-Time-Events musste man zum richtigen Zeitpunkt bestimmte Interaktionen tätigen und dabei auf Bildschirmanzeigen reagieren.

    Neue Charaktere und neue Geschichten:

    New Tales form the Borderlands ist nun wieder eine Eigenentwicklung von Gearbox, genauer gesagt vom Gearbox Studio Québec. Dabei erhielten sie aber Verstärkungen von ehemaligen Entwicklern des ersten Titels. Die Geschichte spielt etwa ein Jahr nach der Handlung von Boderlands 3. Der Planet Pandora wird nun vom Waffenhersteller Tediore angegriffen, der eine Invasion plant. Typisch Boderlands, sind sie auf der Suche nach einem der mysteriösen Vaults, zudem die Atlas Corporation den Schlüssel haben soll…

    Wir erleben abwechselnd die Geschichte von drei Charakteren, die über eine gewisse Verbindung zueinander haben. Je nach Handlungsabschnitt haben wir dabei wechselnde Interaktionsmöglichkeiten.

    Anu ist eine typische Wissenschaftlerin, leicht verwirrt und stets auf ihre Forschungen bedacht arbeitet sie an Bord einer Raumstation für den Waffenhersteller Atlas. Allerdings hat ihre neuste Erfindung nicht viel mit dem Töten zu tun, zumindest nicht direkt, sehr zum Unmut ihres Bosses Mr. Strongfork.

    Octavio ist der Bruder von Anu und lebt auf Pandora. Er sieht sich selber als aufstrebenden Geschäftsmann, doch eigentlich hält es sich mit kleinen Jobs oder als Dieb über Wasser oder unterstützt seinen besten Freund, einen Attentäterroboter bei seiner Arbeit.

    Fran betreibt einen Frozen Yoghurt Laden und sitzt in einem schwebenden Rollstuhl. Dieser hat einige Features, wie zum Beispiel Roboterarme. Sie hat ein leichtes Aggressionsproblem, was nicht weniger wird, da ihr Laden ein großes Loch in der Wand hat, nachdem er von einem Laser getroffen wurde. Octavio jobbt in ihrem Laden.

    Auf in den Space Western:

    Die Geschichte der Charaktere erleben wir in mehreren Episoden, unterteilt in einzelne Kapitel. In diesen wechseln sich nun die verschiedenen Sequenzen zu den Charakteren, die in etwa parallel zueinander verlaufen, ab. Diese sind unterschiedlich lang, je nachdem, worum sich gerade die Handlung dreht. So wird stetig Abwechslung geboten. Allerdings kann man die Reihenfolge nicht beeinflussen und auch keine Sequenzen überspringen. Erzählt wird die Geschichte mit dem typischen derben Humor der Borderlands-Serie. Entsprechend des Space-Western-Settings jenseits der Zivilisation gelten andere Dinge als normal und so nimmt man es auch mal ganz gelassen und mit Humor hin, wenn jemand erschossen werden soll, da er das Haustier seines Nachbarn getreten hat. Aber grade dieser Humor und die rohe, gesetzlose Welt gehört zu den zentralen Dingen, die Borderlands ausmachen. So nehmen unsere Protagonisten auch die Invasion durch Tediore mit einem gewissen Humor hin.

    Insgesamt wird die Geschichte unterhaltsam erzählt und die Charaktere sind interessant gestaltet. Stellenweise kommen einem die Dialoge zwar manchmal etwas zäh und lang vor, aber man muss dieses Genre auch mögen. Denn hier folgt nicht Action auf Action, sondern es geht mit Ruhe durch die Dialoge, schließlich steht die Geschichte im Vordergrund. Spiele dieser Art ähneln eher einem interaktiven Film.
    Etwas stressig wird es manchmal doch, denn wir haben für unsere Antworten oft wenig Zeit, sodass wir hier eher intuitiv als überlegt antworten können. Auch die Quick-Action-Sequenzen bieten oft nur wenig Reaktionszeit. Aber beides ist sehr gut, denn so bleibt man konzentriert bei der Story.

    Gameplay und Steuerung:

    Das Gameplay von New Tales from the Borderlands orientiert sich stark am Vorgänger von Telltale Games. Auch hier haben wir interaktive Dialoge und Quick-Time-Events. Hinzu kommt noch das ein oder andere Minispiel, wenn wir zum Beispiel etwas hacken. In den interaktiven Dialogen haben wir immer nur beschränkt Zeit (kann man, wenn man möchte, auch deaktivieren), um unsere Antwort aus vier Möglichkeiten auszuwählen. Je nachdem wofür wir uns entscheiden, beeinflusst es die konkreten Ereignisse und auch die weitere Story. Ein zentrales Element des interaktiven Gameplays sind die Quick-Time-Events, die nun mehr in den Vordergrund rücken, als es noch beim Vorgänger der Fall war. Teilweise verzeihen sie einen falschen Tastendruck, aber manchmal geht es auch direkt um Leben und Tod. Auch die Quick-Time-Events lassen sich konfigurieren, so kann man zum Beispiel einstellen, ob man eine Vorwarnung sehen möchte, bevor ein Event startet.

    Zudem haben wir über spezielle Ausrüstung unserer Charaktere eine Möglichkeit, mit der Umgebung zu interagieren. Anu trägt eine Datenbrille, mit der man Gegenstände scannen kann, um herauszufinden, wie man mit ihnen interagieren kann. Octavio kann mit seinem ECHOdex alle bekannten Details über Personen finden und Objekte hacken. Dies erfolgt in Form eines Minispiels, in dem man verschiedene Aufgaben erfüllen muss, wie zum Beispiel Bugs erledigen. Das größte Minispiel hingegen ist das Vaultlander-Duell. Die Vaultlander sind kleine Figuren von bekannten Kammer-Jägern und anderen Charakteren, die wir in der Spielwelt versteckt finden und sammeln können. In kleinen Duellen können wir mit unserer Figur in einem rundenbasierten Kampf gegen Gegner antreten. Ähnlich wie in den Quick-Time-Events muss man auch hier die richtige Taste zum richtigen Zeitpunkt klicken.

    Die eigentliche Steuerung ist in den freien Interaktionen völlig intuitiv. Allerdings benötigen wir in den meisten Bereichen vor allem den linken Stick und die rechten Tasten des Controllers. Natürlich gibt es auch Force-Feedback, das sehr passend ins Spiel integriert ist. Allerdings werden die speziellen Features des DualSense-Controllers nicht speziell unterstützt.

    Grafik und Sound:

    Basierend auf der Unreal Engine 4 bietet New Tales from the Borderlands nun eine deutlich bessere Grafik als sein direkter Vorgänger, der eine eigene Engine von Telltale Games nutzte. Optisch hat es sehr große Ähnlichkeiten mit Boderlands 3 und bietet den gleichen Mix aus detaillierter Grafik und Comic-Look. Natürlich sind wir mittlerweile von vielen Titeln deutlich realistischer Grafiken gewöhnt, doch hier steht der Bordirlands-Look einfach stärker im Vordergrund und das ist auch gut so.

    Der Sound ist wirklich sehr gut umgesetzt, auch wenn es ja eigentlich eher ein storybasierter Titel ist. Besonders die Räumlichkeit in Verbindung mit dem passenden Setup (getestet wurde mit einem 5.1.4-Setup mit Denon AVC und Magnat Signature-Lautsprechern) ist wunderbar umgesetzt.  Die Dialoge sind in englischer und französischer Sprache verfügbar, hier bemerkt man das in Kanada ansässige Entwicklerstudio, weitere Sprachen, so wie auch Deutsch, sind aber als Untertitel verfügbar.

    Fazit:

    New Tales from the Borderlands tritt von Anfang an mit dem speziellen, derben Humor der Space-Western-Reihe auf. Aber man sollte von vornherein bedenken, dass wir uns hier in einem anderen Spielegenre befinden. Derart storybasierte Titel bieten weniger Interaktionsmöglichkeiten, als Action-Roleplay-Titel, wie die eigentliche Borderlands-Serie. Hier mag sicherlich der ein oder andere aufgrund des Namens Borderlands mit etwas falschen Erwartungen in das Spiel hineingehen.

    Die erzählte Geschichte ist durchaus sehr unterhaltsam und durch unsere Interaktion in den Dialogen können wir den Lauf der Story und das Verhältnis der Charaktere zueinander beeinflussen. Das bietet auch durchaus Potenzial, in weiteren Spielrunden zu testen, wie sich geänderte Entscheidungen auswirken. Natürlich gibt es auch Stellen an denen die Story etwas zäher werden kann und man auf das nächste Quick-Time-Event wartet. Diese sind wirklich gut gelungen und werden mit der Zeit auch etwas herausfordernder, ohne aber den Spielenden zu stressen. Empfehlen können wir den neuen Titel somit vor allem denjenigen, die besonders die Story und die Welt von Borderlands lieben, aber statt nervenaufreibenden Shootern gerne auch ruhige Spiele, bei denen die Story im Vordergrund steht, genießen können.

    Erhältlich ist der Titel in einer Standard- und einer Deluxe-Edition. Letztere enthält dann neben dem neuen Titel noch den Vorgänger Tales from the Borderlands.

    Die PlayStation-5-Version von New Tales from the Borderlands wurde Game2Gether für den Test zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme des Publishers oder Entwicklers auf den Testbericht hat nicht stattgefunden.

    Alexander Schaaf
    Seit der Jugend bin ich von PC-Hardware begeistert und habe Systeme in den verschiedensten Hardware-Generationen gebaut. Mit der Zeit kamen dann auch Videokonsolen dazu. Ich bin hier eigentlich in allen Bereich aktiv. Mit einem Schwerpunkt auf Hardware.