The Crew 2 – Test

    Mit The Crew 2 versucht Ubisoft, dem Erfolg des Vorgängers noch eins oben drauf zu setzen. Frei nach dem Motto „Höher, schneller, weiter“ gibt es ein Mehr von allem. Ob das die richtige Strategie zum Sieg ist, verraten wir euch in unserem Test von The Crew 2.

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    Im ersten Teil unseres Tests erfahrt ihr von Christoph, wie sich The Crew 2 auf der Playstation 4 schlägt. Im zweiten Teil folgt dann Patrick mit ein paar warmen Worten zur PC-Version.

    Christoph (PS4)

    Anhand von The Crew 2 merkt man mal wieder, wie schnell die Zeit verfliegt. Mir kommt es wie gestern vor, dass ich Teil 1, also The Crew, in den Händen hielt und ich mich aufmachte, quer durch die USA zu fahren (hier unsere Tests zu The Crew und The Crew: Wild Run). Es ist aber schon mehr als ein paar Tage her, um genauer zu sein schon ganze 4 Jahre, denn Teil 1 der noch recht frischen Rennspiel-Serie von Ubisoft erschien 2014. Mit einem weiter so geht es in The Crew 2 nicht vorwärts, statt dessen legt Ubisoft in fast allen Bereichen eine Schippe oben drauf.

    Die wohl größte Neuerung in The Crew 2 betrifft den Fuhrpark. Durfte man im Vorgänger nur mit mindestens 2 Rädern unter dem Hintern durch die Staaten cruisen, ist man in Teil 2 nun deutlich flexibler. Zu Land, zu Wasser und in der Luft ist hier das volle Programm. Heißt im Klartext: Man fährt nicht nur schmucke PS-Boliden, sondern düst auf dem Hudson River mit Rennbooten oder man schwingt sich in große Höhen mit Sportfliegern. Diese Stärke an Variabilität spielt The Crew 2 nahezu perfekt im freien Modus aus. Fern ab von den Events kann man sich einfach auf die Reise machen, quer durch die USA zu brausen – und dann per Knopfdruck einfach das Gefährt wechseln. Keinen Bock mehr auf lange Wüstenstraßen? Kein Problem, via Buttondruch sitzt man im Flugzeug und fliegt einfach auf direktem Wege zu nächstbesten Stadt. Und wenn dort ein Fluss ist, dann bietet sich eine kleine Spritztour mit dem Boot mehr als an. Vielleicht ist dieses freue cruisen mitunter der größte Pluspunkt, den The Crew 2 mit sich bringt. Und wenn man all das, was das Spiel an Modalitäten und Aufträgen so mit sich bringt, einfach mal für ein paar Stündchen links liegen lässt, dann kann man sich in The Crew 2 schon fast selbst verlieren.

    Quer Feld ein

    Von der freien Fahrt mal ganz abgesehen gibt es in The Crew 2 natürlich auch jede Menge Rennen zu bestreiten. Das Ganze wurde in eine kleine Rahmengeschichte gepresst, deren größter Vorteil es ist, dass man sie wegklicken kann. Ganz ehrlich, für einen spaßigen Racer benötige ich einfach keine halb gare Story, die ohnehin ohne Belange ist. Daher begrüße ich die Entscheidung, dass man jede Cutscene direkt skippen kann und erfreue mich daran, dass ich mehr Zeit im Spiel selbst verbringen kann.

    Jede Art von Rennen, beispielsweise Straßenrennen, Off-Road, Air Races oder Jetboat Rennen, wird in einem Punktesystem bewertet. Das ist in diesem Falle richtig und auch nur logisch, so dass ganz unterschiedliche Typen auch gemeinsam bei einem Rennen teilnehmen können, ohne, dass jemand nach unten hin ausreißt. Man benötigt also ein Auto, Boot oder Flugzeug mit einer gewissen Leistung, um an Rennen XY teilnehmen zu können. Diese Bewertung klappt eigentlich ganz gut, nur bei den Straßenrennen hatte ich den Eindruck, dass man besser deutlich über dem vorgegebenem Wert liegen sollte. Ansonsten hat man gegen die KI kaum eine Chance.

    Gummiband im Rennfeld

    Zum Thema KI muss gesagt werden, dass diese erstaunlich aggressiv und fehlerfrei agiert. Was mitunter zu einer ganze Menge Frust in den ersten Spielminuten führt. Man landet im Spiel, gibt Gas und sobald man auch nur eine Kurve falsch nimmt, zieht die KI vorne weg. Man muss gar nicht erwähnen, was passiert, sollte man einen Unfall bauen. Und so muss jedes Straßenrennen eigentlich perfekt gefahren werden, wenn man auf dem Podest landen möchte. Und zur Erfüllung diverser Missionen muss man das, oft reicht sogar nur Platz 1. Meine Güte, ich habe während des Spielens nicht selten geflucht und war kurz davor, den Controller mal ordentlich gegen die Wand zu pfeffern. Aber mir ist es so lieber, als dass ich kaum Mühe habe, um Platz 1 im Dauerakkord zu ergattern.

    Etwas übertrieben ist das Design der Straßen. Wenn nach einer Steigung plötzlich eine Haarnadelkurve auftaucht, dann ist das schon sehr gemein, sofern man nicht über die nötige Streckenkenntnis verfügt. Die bekommt man von ganz alleine, denn durch die wirklich schwierigen ersten Rennen lernt man stetig dazu und handelt den PS-Boliden immer zuverlässiger. Dennoch darf man eigentlich nie ein Auge von der Minikarte am unteren Bildrand nehmen. Eigentlich schade, aber es funktioniert nun mal nicht anders in The Crew 2. Der knackige Schweregrad wiegt besonders schwer auf dem Asphalt und das Spiel macht keinen Hehl daraus, dass es einen gewissen Anspruch an den Spieler hegt. Keine Checkpoints, kein Zurückspulen, nichts. Fahre das Rennen fehlerfrei und du gewinnst, so einfach (oder eben schwierig) ist es.

    Zu Land, zu Wasser, in der Luft

    Bei den Booten oder Flugzeugen sieht das schon eine ganze Ecke leichter aus. Auch hier macht man in den ersten Events einfache Fehler, die man dann aber fix ad acta legt und souverän seine Kreise zieht. Und dann wirds nach dem ersten Dutzend Rennen sogar schon fast langweilig, weil die Rennen abseits der Straße im Vergleich ein Kinderspiel sind. Wo auf der Straße um jede Millisekunde gefightet wird, hat man im Gewässer oder in der Luft nach wenigen Rennen schon einige Sekunden Vorsprung. Wägt man also ab, ist The Crew 2 sehr unterschiedlich in seiner Rennbewertung und schwankt zwischen zu leicht und zu schwer. Ein goldener Mittelweg wäre grandios gewesen.

    Mit dem weiteren Verlauf sammelt man Follower, man steht also ganz im Zeichen von social media. Follower sind quasi die Währung, mit der ihr euch für neues Material und Events freischaltet. Und so stehen dann irgendwann Monstertrucks und Motorräder neben neuen Speed Boats und Flugzeugen für die nächsten Rennen parat. Das Timing des Spiels ist hierbei hervorragend gelungen: Ihr kommt mit eurer virtuellen Geldbörse und den sauer verdienten Talern eigentlich nie in Bedrängnis und könnt bei jedem neuen Event auch gleich eins der dafür nötigen Fahrzeuge kaufen. Anders sieht es mit den Objekten der Begierde aus. Hat man auf ein besonderes Gefährt ein Auge geworfen, dann sammelt ihr mitunter stundenlang die nötigen Credits zusammen, bis es die heimische Garage ziert.

    Neben neuen Followern und Credits gibt es nach jedem erfolgreichen Rennen die obligatorischen Loot Boxen. Hierin befinden sich neue Teile, mit denen ihr Fahrzeuge im Besitz aufmotzen könnt. Umständlich wird es dann, wenn man ein Teil in einem Wagen verbaut hat, es aber für ein Einzelrennen in einem anderen nutzen möchte. Eine Schnellwechsel-Funktion oder ähnliches gibt es nicht, so dass man über Umwege das besagte Teil bei Fahrzeug A ausbauen und in Fahrzeug B wieder einbauen muss. Gerade dann, wenn es um einige wenige Pünktchen in der Fahrzeugbewertung geht, ist dieses Procedere schwer nervig und kostet unnötig viel Zeit.

    Nicht alles gold

    Ein Kritikpunkt meinerseits ist die Fahrphysik aller Autos. Ja, The Crew 2 ist ein rassiger Arcade Racer, aber irgendwo möchte man doch schon auch ein Gefühl von dem haben, was man da gerade unter seinem virtuellen Hintern fährt. Ob Rennwagen, Truck oder getunter Zweisitzer: Man hat zwar ein gutes Gefühl von Geschwindigkeit, aber alles ist viel zu brav. Wenn da 400 PS zum Leben erweckt werden, dann will ich es röhren hören, will die Kraft auf der Straße spüren. Damit ist hier nicht viel zu holen, jeder Wagen lässt sich ganz artig lenken, als wäre man ein Musterschüler nach der Führerscheinprüfung.

    Zwei Dinge möchte ich abschließend noch anmerken. Zum einen spielt The Crew 2 wieder in den USA, wie oben bereits erwähnt. Ob das gut oder langweilig ist, daran wird man sich streiten können. Mich selbst hat das nur wenig gestört, es zeugt aber irgendwo auch von wenig Kreativität, da die USA bereits in Teil 1 schon bereist werden durften. Ferner hat mich das Wettersystem ziemlich enttäuscht. Hier und da tröpfelt es mal vom Himmel, mehr nicht. Sonne satt in good old America, das wars.

    Patrick (PC) (Technische Umsetzung)

    In der heutigen Zeit, ist es ganz normal das fast alle Spiele auf der Konsole programmiert werden. PC Versionen bekommen meistens nur einen Port der Konsolenversion, was oft mehr schlecht als recht funktioniert. Ich habe mir die PC Version von The Crew 2 genauer angeschaut, um herauszufinden, wie gut dies im zweiten Teil gelöst wurde.

    The Crew 2 ist in jedem Fall nicht nur ein simpler 0815 Konsolenport so viel steht in jedem Fall fest, hier wurde ordentlich gefeilt und optimiert. Es gibt wenige Punkte, die sofort an einen Konsolenport erinnern und dies sind zum einen der 60 FPS Lock, welcher mich persönlich doch schon sehr stört. Bei aktueller und guter PC Hardware sind diese 60 FPS einfach nur ein Armutszeugnis. Darüber hinaus lässt es sich nicht so gut mit Tastatur spielen, hier empfiehlt sich eigentlich nur der Controller.

    Fernab von Steuerung und den 60 FPS Lock, lässt sich The Crew 2 sehr gut auf dem PC spielen, man merkt die Kantenglättung so wie die anderen Grafiksettings, die man bei einer Konsolenversion nicht so schön hinbekommt. Bei einer Auflösung von 2560 x 1440 und 3440 x 1440 Pixeln läuft The Crew 2 ausgezeichnet. Dank dem FPS Lock, werden wir leider nicht erfahren, wie viel FPS bei den beiden Auflösungen drin wären, was ich dann schon sehr schade finde. Hier wären wir dann bei der Thematik verschenktes Potenzial bei der Grafik und den Einstellungen. Das man hier aus dem Fehler von The Crew 1 nichts gelernt hat verwundert mich doch sehr stark, denn der Aufschrei bei The Crew 1 war bezüglich des FPS Locks auch schon sehr groß.

    Mein Kollege Christoph hatte ja bemängelt, dass man beim Rennen fahren schnell die Orientierung verliert, da alles so unübersichtlich sei. Dies kann ich zwar nachvollziehen, doch hatte ich selten das Gefühl bei der PC-Version, ohne Minimap nicht zurechtzukommen. Ausnahmen bestätigen aber auch hier die Regel. Ich vermute, dass die Performance der PC-Version auch ein gutes Stück dazubietragen wird, dass sich das alles besser erkennen lässt, um so mehr stört mich der FPS Lock, weil was wäre, möglich ohne diese Sperre?

    Dies werden wir wohl nie herausfinden…

    Testsystem auf dem The Crew 2 (PC) getestet wurde:

    • CPU: Intel Core i7-8700K @5Ghz (Delid)
    • GPU: KFA2 GTX 1080 Ti EXOC @2102Mhz
    • RAM: Apacer Blade 32GB DDR4-3600 CL16
    • M.2: Samsung 960 EVO
    • SSD: Crucial MX500 1TB
    • HDD: Western Digital Black 6TB
    • Audio: Creative Sound Blaster ZxR
    • Monitor 1: AOC AGON AG352UCG @1440p @100Hz @G-Sync
    • Monitor 2: AOC Q3277PQU @1440p @60Hz

    Fazit (Christoph / PS4)

    Den größten Spaß mit The Crew 2 hatte ich in den Momenten, als ich die Leine losließ und einfach drauf los fuhr oder flog. Das war schon 2014 bei The Crew so, dass ich die Missionen und Events mehr als „Beigabe“ sah und das freie Cruisen quer durch die Staaten viel mehr genießen konnte. Aber auch der Story folgend konnte ich mit Teil 2 nun mehr anfangen, was vornehmlich am aufgebohrten Fuhrpark liegt. Zwar liegt die wirkliche Herausforderung auf der Straße, aber da liegt sie dann auch richtig. Der zünftige Schweregrad wird vom Frustfaktor zum Motivator, was man bei Booten und Flugzeugen nun nicht gerade behaupten kann.

    Fazit (Patrick / PC)

    Mit dem Fazit zu The Crew 2 habe ich mich wirklich etwas schwer getan. Zum einen gibt es diese Momente, die unheimlich viel Spaß bereiten und zum anderen kann man manchmal nur den Kopf schütteln. In The Crew 2 gibt es keine richtige Kampagne und so bleibt einem nichts anderes übrig, einfach von Rennen zu Rennen zu reisen, dies habe ich für den maximalen Fortschritt und Ertrag auch komplett über die Schnellreisefunktion gemacht. Hier geht durch diese Möglichkeit aber viel vom Spaßfaktor flöten, denn von der Open World sieht man nun eigentlich nichts mehr. Der Schwierigkeitsgrad ist gerade am Anfang sehr überschaubar, aber die KI zieht sich immer wieder wie ein Gummiband an einen heran, dass sorgt manchmal schon für Frust, wenn man ein perfektes Rennen abliefert, aber sich nie wirklich von den Gegnern absetzen kann. Was mich aber am meisten stört, ist der Faktor, dass man beim Wechsel von Normal auf Hard, komplett neue Fahrzeuge kaufen muss, um noch konkurrenzfähig zu sein. Grafisch gefällt mir The Crew 2 sehr gut und auch wesentlich besser, wie es noch beim Vorgänger der Fall war.

    Christoph
    Kind der 70er. Seit '84 Musiker, seit '85 Hobby-Jedi, seit '86 Zocker und seit 2011 hier Redakteur