Remnant 2 – Test

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    In Remnant 2 bewahrheitet sich eine altes und funktionierendes Muster: Nimm die Erfolgsformel vom ersten Teil und füge von Allem etwas mehr hinzu. Warum der heimliche Star in Remnant 2 die Spielwelt ist und was gut und weniger gut klappt, das erfahrt ihr in den folgenden Zeilen unseres Tests!

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    Für diesen Test spielten wir Remnant 2 auf Playstation 5

     

    Die logische Fortsetzung

    Überraschungen sind immer willkommen. So z.B. 2019, als die Entwicklerschmiede Gunfire Games Remnant: From the Ashes auf den Markt brachte und der Shooter schnell zu einem Geheimtipp wurde. Trotz leichter spielerischer Ungereimtheiten hier und da erkannte die Community das Potential des Spiels und bald war klar: Ein zweiter Teil muss her. Und hier ist er nun, Remnant 2 steht seit einigen Tagen in den Startlöchern und wir haben uns mittlerweile über 40 Spielstunden mit diesem feinen, aber noch immer nicht ganz perfekten Souls-Shooter beschäftigt.

    Allgemein kann man sagen, dass Spielerinnen und Spieler, die bereits Teil 1 mochten, sich sehr schnell in Remnant 2 zurecht finden werden. Kennt ihr den Vorgänger hingegen nicht, dann werdet ihr dank umfangreichem Tutorial in alle Mechaniken eingeführt und könnt zügig loslegen.

    Die Story knüpft recht nahtlos an die Geschehnisse des Vorgängers an. Die parasitäre Macht namens Die Saat wurde größtenteils besiegt – aber eben nicht vollständig ausgerottet. Noch immer kommt es mit dieser aggressiven Gefahr zu Konflikten, die weite Teile der Welt ausgerottet hat und nahezu unbewohnbar. Während des Tutorials wird uns nicht nur die neue Spielfigur samt Bewegungssteuerung erläutert, sondern auch die Rahmengeschichte näher gebracht. Schlussendlich landen wird in Station 13, einem Stützpunkt der Überlebenden, der auch zeitgleich als Hub fungiert. Nach einigem Hin und Her aktivieren wir einen Weltenstein, der uns in die fremde Welt einsaugt. Und so öffnet sich nun auch unser Hauptquest: Wir sollen die entführte Person wiederfinden und zurückbringen.

    Klingt verwirrend, ist es aber im Grunde gar nicht. Ohnehin ist die Story leider recht oberflächlich gehalten und somit eher Mittel zum Zweck. Schließlich brauchen wir einen Grund und Daseinsberechtigung, in den folgenden Stunden auf die Jagd gehen zu dürfen.

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    Klassenwahl

    Remnant 2 in ein Genre packen zu wollen ist gar nicht so leicht, da wir hier mit vielerlei Elementen zu tun haben. Ein Third-Person-Shooter mit Souls-Elementen, dazu satte Action, gepaart mit dezentem RPG. Wie auch immer, zum eigentlichen Spielstart hin müsst ihr euch für eine der vier Klassen entscheiden. Helfer, Doktor, Draufgänger und Jäger heißen sie, für Käufer der Ultimate Edition steht noch der Revolverheld frei.

    Stellt euch einfach die üblichen Aufteilungen zwischen Tank, Supporter und Heiler vor, damit ihr eine Vorstellung der Klassen bekommt. Der Helfer ist der Allrounder des Teams, der durch seinen Hund einen Dauergehilfen zur Seite hat. Mit ihm lenkt ihr Feinde ab, helft Verbündeten oder ihr lasst ihn gemeinsam mit euch kämpfen. Der Revolverheld macht seinem Namen alle Ehre und hat sich auf jedwede Art der Schusswaffen spezialisiert. Jäger kämpfen am effizientesten aus der Distanz und teilen ordentlich Schaden aus, während der Doktor als Heiler den besten Supporter darstellt. Der Draufgänger ist der klassische Tank und steht an vorderster Front mit seiner Nahkampfwaffe.

    All diese Figuren unterscheiden sich nicht nur in ihrer Funktion, sondern besitzen, ihr ahnt es, alle individuelle Talentbäume und Skills. Hier kommt wieder Ward 13 als Hub ins Spiel, denn dort könnt ihr euch mit all dem wertvollen Zeugs für unterwegs eindecken. Neue Waffen, neue Mods, Upgrades und Tränke gibt es hier gegen Kleingeld zu kaufen. Unterwegs stoßt ihr zwar auch immer wieder auf Loot, das aber eher in begrenztem Umfang. Waffen findet ihr wirklich selten in Kisten, daher ist euer Hub für den Spielverlauf enorm wichtig. Da ihr eigentlich immer flüssig seid, könnt ihr auch schon bereits in den ersten Spielstunden verschiedene Waffen ausprobieren. Geldsorgen sind nie ein Thema, also macht euch vertraut und baut anschließend auf die Schießeisen, mit denen ihr euch wohl fühlt.

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    Welten und Biome

    Wie bereits in Teil Eins setzt Remnant 2 auf halb zufällige Weltengestaltung. Um dies zu ermöglichen, bietet das Spiel keine offene Spielwelt, denn sonst wären die zufällig generierten Biome schlicht nicht möglich. Innerhalb der Abschnitte genießt ihr jedoch völlige Bewegungsfreiheit. Diese Art der Weltengestaltung lässt es zu, dass kein Durchlauf wie der nächste ist. Die einzige Konstante sind die fünf Welten, aber auf welche Gebiete ihr dabei stößt, welche Gegner und Bosse euch erwarten, dass ist random.

    Aus diesem Grund können wir hier auch recht frei raus erzählen, ohne dass die Gefahr besteht, dass wir spoilern. Rund 20 bis 25 Stunden benötigt ihr für einen kompletten Durchlauf der Kampagne. Wir stecken mitten im zweiten Durchgang, haben schon einige Unterschiede im Handlungsstrang erlebt und sind uns sicher, dass wir immer noch nicht alles gesehen und erlebt haben.

    Und wow, diese Welten sind grandios schön! Phantasievoll trifft es auf den Punkt, hier gibt es scheinbar nichts, was es nicht gibt. Majestätische Tempel haben wir entdeckt, unbefleckte Waldgeflechte, versunkene Ruinen, düstere Naturanomalien, mittelalterliche Städte, Kristallseen und und und! Die ausgewürfelten Level machen irre viel Freude und haben bei jedem Run den Überraschungsmoment auf ihrer Seite. Quests, Loot, Rätsel und Gegner sind somit immer das große Fragezeichen wenn ihr startet. Habt ihr eine Welt abgeschlossen, könnt ihr jederzeit dorthin zurück und erlebt mitunter ein völlig neues Zusammenspiel aller Elemente.

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    Multiplayer

    Am Besten erlebt ihr Remnant 2 im Koop mit bis zu 3 Spielern. Erstens ergänzt ihr euch gegenseitig im Team hervorragend und zweitens habt ihr deutlich höhere Überlebenschancen. Denn, machen wir uns nichts vor, Remnant 2 kann verdammt fordernd sein, nicht umsonst sprach man vorab landläufig von einem Soulslike mit Knarren. Außerdem könnt ihr im Team viel besser die unterschiedlichen Level lösen. Sechs Augen sehen einfach mehr als zwei und so wird manch kniffliges Rätsel schneller gelöst. Ihr findet auch mehr geheimnisse, mehr Abzweigungen und verpasst weniger unterwegs.

    Ohne Zweifel sind die spannenden Bosskämpfe auch einen Hauch leichter, da ihr deren Schwachpunkte im Verbund effektiver angehen könnt. Diese sind übrigens allesamt hervorragend inszeniert und wunderbar abwechslungsreich. Neben übernatürlichen Kraftprotzen steht ihr auch mal einem Feuerring gegenüber oder müsst als Endgegner ein sich veränderndes Labyrinth besiegen. Was hier in geschriebener Form schon fast absurd klingt (ein Labyrinth als Endboss?) fügt sich perfekt in die Gegebenheiten von Remnant 2 ein. Ihr müsst es spielen, nein erleben, um unsere Begeisterung nachempfinden zu können.

    Multiplayer-Muffel müssen allerdings nicht verzagen. Ihr könnt ganz ruhigen Gewissens auch allein in die phantastischen Welten ziehen und euer Glück auf die Probe stellen. Durch die Bank ist jeder Level anspruchsvoll, aber nie unfair oder gar unschaffbar schwierig. Im Zweifelsfall schraubt ihr den Schweregrad etwas herunter, wobei es zu keinem Zeitpunkt ein Kinderspiel wird. Souls-Fans wissen eh, dass man früher oder später stirbt, von daher sollte schon ein gewisses Maß an Toleranz mitschwingen.

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    Schickes Gunplay

    Die Checkpoints sind einigermaßen rar gesäht und auch die Möglichkeiten zur Heilung sind begrenzt. Sterbt ihr, so werdet ihr an den letzten Punkt zurück gesetzt und alle Gegner sind wieder da. Gelegentlich sorgt das für etwas Frust, weil es hier und dort schon ein paar wirklich knifflige Szenen gibt.

    Als kleinen Tipp können wir euch empfehlen, Remnant 2 mit Kopfhörern zu spielen. Dann nämlich entgehen euch auch die Geräusche nicht, die Gegner(gruppen) beim Spawn von sich geben und ihr könnt sie sehr viel besser lokalisieren. Wenn diese dann vor euch auftauchen, dann zückt ihr den Ballermann und zerlegt die Aliens in ihre Einzelteile. Das Gunplay sitzt auf den Punkt und fühlt sich wuchtig und mächtig an. Schön auch, dass die unterschiedlichen Waffentypen ganz differenziertes Feedback geben und glaubhaft erscheinen. Das Trefferfeedback funktioniert super und die Animationen aller Feinde sind vortrefflich. Schaut euch immer nach Deckungen um, springt, klettert oder führt Ausweichrollen aus. Egal was, nutzt eure Umgebung, aber bleibt niemals an einem Punkt stehen.

    Diverse Quick-Time-Event sorgen für frischen Wind, aber auch für Drucksituationen. Diese solltet ihr tunlichst immer schaffen, denn die negativen Effekte sind mitunter enorm. Inspiriert von Elden Ring gibt es natürlich auch unterschiedliche Statuseffekte, die sich als Balkenanzeige langsam aufbauen, ehe sie ihre verheerende Wirkung entfalten.

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    Wenige Schwachstellen

    Bei aller Lobhudelei, die Remnant 2 gebührt, gibt es leider aber auch ein paar Mankos. Wir bekamen vor dem offiziellen Release ein Testmuster des Spiels gestellt und wussten natürlich, dass wir nur Solo spielen können. Jedoch gab es selbst mit der Veröffentlichung zahlreiche Verbindungsprobleme auf der Playstation 5. Zum Glück wurden diese mittlerweile per Patch beseitigt und der Runde im Koop mit Freunden steht nichts mehr im Wege.

    Was allerdings noch nicht beseitigt wurde ist das Problem der Übersichtlichkeit. Euch steht eine Karte zur Verfügung, auf der ihr alle bereits erkundeten Gebiete erkennt. Noch unbespielte Areale liegen im roten Dunst des Nebels. Dank Marker erkennt ihr, in welchem Biom die zu erfüllende Aufgabe liegt, doch seid ihr im Areal selbst angekommen, dann fehlt euch im Grunde jede Art der Wegfindung. So passierte es uns mehrmals, dass wir ein Level abschlossen, fest im Glauben, alle Wege, Verstecke und Abzweigungen gefunden zu haben. Nur um dann festzustellen, dass die Markierung noch immer da war. Hier würde ein klareres Feedback helfen, ob man die Aufgabe nun abgeschlossen hat oder noch nicht, um einen erneuten, mitunter unnötigen, neuen Anlauf zu sparen.

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    Fazit

    Remnant 2 macht sehr viel richtig. Es nimmt die besten Mechaniken des Vorgängers, beseitigt die Schwächen und streut neue Elemente mit ein. Das World-Building ist ein absolutes Highlight, das dank prozeduraler Zufallsgestaltung niemals langweilig wird.

    Das clevere Levelsystem wirkt etwas abgespeckt, blüht aber besonders im Endgame so richtig auf. Die leider nur oberflächliche Story wird dem Geschehen nicht gerecht, besonders den vielschichtigen NPCs hätte ein ausgeschmücktes Rahmensetting gut getan.

    Sieht man davon ab, bekommt ihr mit Remnant 2 ein Potpourri kreativer Ideen. Abwechslungsreiche Quests, nette Rätsel, düstere Welten und teils absurd wilde Gegner und Bosse lassen zu keinem Zeitpunkt Langeweile aufkommen.

    Fans von Souls-Spielen werden mit Remnant 2 ihre Freude haben. Dank skalierbarem Schweregrad könnt ihr allerdings auch zugreifen, wenn ihr mit diesem Genre eher weniger anfangen könnt. Remnant 2 ist ein echtes Kleinod abseits der bekannten AAA-Titel und dieses herrliche Spiel solltet ihr euch nicht entgehen lassen!

    offizielle Webseite

    Christoph
    Kind der 70er. Seit '84 Musiker, seit '85 Hobby-Jedi, seit '86 Zocker und seit 2011 hier Redakteur