Elden Ring – Test

    Elden Ring Speedrun

     

    Elden Ring wurde wie kaum ein anderes Spiel in letzter Zeit mit Vorschlusslorbeeren zugeschüttet. Grund genug also, sich das Soulslike-Rollenspiel genauer anzusehen. Hier unser Test zu Elden Ring!

     

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    Für diesen Test spielten wir Elden Ring auf Playstation 5

     

    Elden Ring – Die Geschichte

    Ja, die vielseits besprochenen Ähnlichkeiten zu Dark Souls stimmen, das können wir gleich vorweg nehmen. Elden Ring als ein Dark Souls 4 zu titulieren wäre aber dennoch falsch, dafür gibt es doch zu große Abweichungen. Die Entwicklerinnen und Entwickler von From Software wollten ihre eigene IP bekommen, ihr ganz eigenes AAA-Rollenspiel und da wären namentliche Ähnlichkeiten einfach ein zu großer Klotz am Bein gewesen.

    Was nicht heißen soll, dass es Parallelen zwischen beiden Titeln gibt. Gerade am Anfang des Spiels fühlt man sich als Kenner der Souls-Spiele direkt heimisch, man benötigt für’s Erste keinerlei Erklärungen. Aber nur wenige Schritte hinter dem anfänglichen Tutorial öffnet sich eine Welt, die völlig neue und andere Pfade als der große Bruder einschlägt.

    Für das Script holte man sich prominente Hilfe mit ins Boot. Niemand Geringeres als George R.R. Martin, bekannt durch seine Fantasy-Saga Das Lied von Eis und Feuer und der TV-Adaption Game of Thrones, stand mit Rat und Wort zur Seite. Der große Vorteil liegt darin, das Martin es schafft, einzelnen Figuren und der Gesamtstory immer und immer wieder unvorhersehbare Wendepunkte zu verschaffen, ohne sich dabei in Unübersichtlichkeiten zu verstricken. Packt man ihn und die Story-Teller von From Software nun zusammen, dann bekommt man mit Elden Ring ein Spektakel, was eine enorme Qualität an Erzählung offenbart ohne dabei am Ende all zu kryptisch zu sein.

    Dreh- und Angelpunkt ist die Welt des Zwischenlandes. Seit der Elden Ring zerbrochen ist, geriet das Gleichgewicht zwischen den Kräften aus den Fugen und machthungrige Halbgötter gieren nach der Macht. Als Befleckter obliegt es nun uns, diese zerrüttete Welt zurück in ihre Balance zu führen.

    Und mehr wollen wir an dieser Stelle zur Story auch gar nicht sagen, ihr solltet es selbst erleben. Nur so viel: Wie euch Elden Ring mit (Hintergrund) Story und Worldbuilding füttert, ist allererste Sahne. Durch die gesamte Spielzeit bekommt ihr neue Fetzen, die sich Stück für Stück immer weiter zu einem Gesamtbild formen.

    Charakterwahl mal anders

     

    Elden Ring- König der Exploration

    Die zwei großen Komponenten für diese großartige Spielwelt sind Freiheit und Überraschung. Gepackt in eine melancholische Mittelalter-Fantasy-Welt, die vor skurriler und bewegender Momente hin und her schwankt, sind dies eure zwei stetigen Begleiter.

    Nach dem Startbereich betretet ihr die offene Spielwelt und ihr genießt keinerlei Begrenzungen. Es gibt nicht das typische „Du bist hier“ und „gehe jetzt dahin“ System, nichts, nada, niente. Ihr bekommt nur lose ein paar Richtungen gezeigt, in die ihr euch aufmachen könnt. Während ein Assassin’s Creed die Karte bis in den letzten Winkel durchdekliniert hat, findet ihr hier kaum bis gar keine Marker auf der Karte. Die Konsequenz? Nun, ihr wisst einfach überhaupt nicht, was euch hinter dem nächsten Hügel erwartet.

    Und diese Art des Nicht-Wissens durchzieht sich wie ein roter Faden durch das gesamte Spiel. Ihr werdet Überraschungen am laufenden Band erleben, versprochen. Für das Spiel muss man einfach sein bisheriges Denken dieser Art von Spiel über den Haufen werfen. Es ist schwierig, diesen Sog zu beschreiben, den Elden Ring erzeugt, aber lasst es uns einfach mal versuchen.

    Da wäre beispielsweise eine Art Aussichtsturm, den wir in einiger Distanz erspäht haben. Üblicherweise würde man denken: OK, da sind jetzt eine Hand voll Wachen drin und irgendwo wartet eine Kiste mit Loot auf uns. Als wir den Turm betraten, staunten wir erst mal nicht schlecht über die Größe im Inneren, da er von außen noch recht mickrig aussah. Und dann tatsächlich ein paar Feinde, hinter ihnen ein Aufzug. Sicherlich, der wird uns wieder zurück an die Oberfläche bringen. Aber denkste, statt dessen landen wir in einem Dungeon, der in einen weiteren Dungeon mündet und am Ende landen wir in einer völlig neuen Welt. Wow!

    Wie gesagt, es ist knifflig, diese Eindrücke in Schriftform wiederzugeben, man muss es erfahren und auch ein Stück weit fühlen. Aber eben erwähnter Turm machte den Anschein, dass man hier nach 5 Minuten auch wieder weiterziehen kann. Statt dessen hielt er uns für knapp 2 Stunden in seinem Bann. Das Spiel suggeriert euch einfach nicht, dass ihr belanglos diese Welt erkundet. Nein, ihr seid tatsächlich ein Entdecker, ob ihr wollt oder nicht. Ach was, ihr werdet es lieben! Denn diese Spielwelt macht euch schlicht zu einem. Und ob dieser Turm jetzt wichtig für die Story war, ist dabei absolute Nebensache. Vielleicht werden wir es auch nie erfahren, aber jeder noch so unscheinbare Ausflug wird hier nahezu maximal belohnt.

    Gegner sehen nicht nur höllisch gut aus, sondern sind auch absurd groß

     

    Elden Ring – Gewohnt gutes Kampfsystem

    Die Kämpfe funktionieren ganz ähnlich wie die der Souls-Spiele. Ihr könnt mit harten und leichten Angriffen austeilen. Sobald der Feind seinerseits zum Angriff übergeht, nutzen wir Block und Ausweichrolle. Wichtig ist hierbei immer das richtige Timing und mit einem Auge sollte man gelegentlich auf die Ausdauer achten. Spannend, fordernd und wuchtig, so kennen und mögen wir es.

    Neu hingegen sind ein paar Moves auf dem Pferd, auf dessen Rücken man beispielsweise Loot quasi im Vorbeiritt einsammeln kann. Aber auch sämtliche spielbare Figuren haben ein paar neue Optionen spendiert bekommen. Neu mit dabei sind das Schleichen und der Sprung. Besonders letzterer bietet in den Kämpfen ganz neue Varianten, wobei selbst ein Standard Sprung-Angriff schon ordentlich was her macht.

    Zauberangriffe funktionieren ebenfalls nach altbewährtem Muster. Sie sind allerdings weniger vom Attribut der Spielfigur, sondern von gesammelten Items abhängig. Besitzt ihr also mehr Items, könnt ihr mehr Slots nutzen. Gerade im Hinblick auf die Character Builds kann man sich so deutlich mehr austoben und -probieren, als man aus der Souls-Reihe gewohnt ist. Besonders mächtige und teils verheerende Zauber sehen nicht nur brutal schön aus, sondern können mitunter auch ganze Feindesschaaren niederstrecken.

    Setzt ihr lieber auf herkömmliche Waffen, also Schwert, Hellebarde, Buckler und Bogen, dann könnt ihr aufatmen: Alle Waffenfertigkeiten lassen sich beliebig auf jede Waffe anwenden, zumindest dann, wenn sie deren Voraussetzungen entspricht. Ihr seht also anhand der Feinabstimmungen für Waffen und Zauber, dass man euch lange Leine lässt und ihr euch keinen Zuordnungen unterwerfen müsst, sofern ihr das nicht möchtet.

    Sagten wir bereits was von der teils absurden Größe der Gegner?

     

    Gegner in Hülle und Fülle

    Zum melancholischen Setting gehört auch ein entsprechendes Gegnerdesign. Bereits aus den Souls-Spielen wissen wir, dass From Software hier wirklich kreative Köpfe im Team sitzen hat, denen man nahezu alle Freiheiten lässt. Elden Ring scheint nochmals für einen Schub an all zu obskuren Ideen gesorgt zu haben. Ad hoc fiele uns kein Spiel ein, das eine so hohe Dichte an skurrilen und gleichzeitig faszinierenden Feindgestalten aufweist. Augenscheinlich haben die Macher ein Faible für jedwede Art von Mischkreatur. Sicherlich sprühen nicht alle Gegner vor Esprit, hier und da tauchen auch mal gewöhnliche Ritter in typischen Rüstungen vor uns auf. In der Summe sind solche eher generischen Erscheinungen aber eher die Ausnahme.

    Zu den Normalo-Gegnern gesellen sich Bosse. Ihr könnt euch sicher sein, dass ihr euch etlichen Bossen gegenüber wiederfindet. Quasi in jedem Dungeon wartet am Ende ein Boss auf euch. Nicht immer bieten diese leider die spannendste Kampferfahrung, was auch der Tatsache geschuldet ist, dass sich die kleineren Bosse häufiger wiederholen als alle anderen Feinde.

    Aber das betrifft nur die Zwischenbosse, die wahren Könige bei Design, Optik und Spannung sind die Endbosse. Teils bildschirmgroß und immer opulent sorgen sie in regelmäßigen Abständen dafür, dass wir mit offenem Mund vor der Mattscheibe sitzen. Dazu gesellt sich in solchen Momenten ein Soundtrack, der auch den letzten Zweifel wegwischt, dass wir hier gerade etwas Normales erleben. Es ist ein kleiner in sich geschlossener Gigantismus, den man hier erleben darf. Wenn man dann die Angriffsmuster und Schwachstellen enttarnt hat, dann seid ihr an der Krone dieser Spieleschöpfung angelangt.

     

    Schweregrad und Punktabzüge

    Zur Wahrheit gehört, dass die Souls-Spiele nicht für Jedermann und -frau geeignet waren. Ein hartes Nervenkostüm und der Wille, auch nach mehrmaligem Scheitern trotzdem weiterzumachen sind nur zwei der Grundvoraussetzungen, die man mitbringen muss. Dazu kommt der hinlänglich bekannte hohe Schweregrad, der auch vor Elden Ring keinen Halt macht.

    Dennoch halten die Macher Wort mit ihrer Ankündigung vor Monaten, dass man das Spielerlebnis stressfreier gestalten möchte. Fordernd ist das Spiel in jeder Hinsicht, unnachgiebig ebenso, aber ihr bekommt hier und da kleine Leichterungen mit an die Hand. Da wäre beispielsweise das Rufen des Reittieren per Knopfdruck und subjektiv betrachtet sind die Respawn-Punkte weniger streng gesetzt. Dennoch sollte euch zu jeder Zeit bewusst sein, dass bei Unachtsamkeiten nur zwei bis drei Hiebe reichen, um euch ins Jenseits zu schicken.

    Trotz der extrem tollen Erfahrung in Elden Ring ist nicht alles perfekt am Spiel, so fair muss man sein. Es sind keine Dinge, mit denen man nicht zurecht kommen wird und nach einigen Spielstunden sieht man ohnehin drüber hinweg. Unerwähnt lassen wir sie dennoch nicht.

    Zum einen wären da deplatzierte Hitboxen einiger Gegner. Es sind nicht viele, aber wir sind ein paar Tode gestorben, die so nicht hätten sein müssen. Einfach deshalb, weil es nicht an unserer Unfähigkeit lag, sondern an den erwähnten Trefferzonen. Man kennt es bereits aus den Souls-Spielen, also lasst euch von ihnen nicht aus der Fassung bringen.

    So zauberhaft schön diese schrecklich-absurde Spielwelt auch ist, sie ist de facto kein Vorzeigetitel für das, was man als next-gen Grafik bezeichnen würde. Im Design gibt es hier wahrlich nichts zu Meckern, bei der Anzahl der Polygone hingegen also schon. Vielleicht ist dies auch ein Stück weit der absurden Weitsicht geschuldet, die das Spiel bietet. Egal, es fällt eben auch, gerade dann, wenn ihr in die Ferne blickt und dort alles etwas grober und härter erscheint.

    Die grafischen Unfeinheiten fallen besonders dann auf, wenn ihr per Pferd unterwegs seid. Immer mal wieder ploppen im Hintergrund Texturen auf – unschön. Und stellen sich die kurzen Ladezeiten als Lichtblick heraus (denn ihr werdet oft, sterben, wirklich oft!), so können die angestrebten 60 Bilder pro Sekunde nicht immer gehalten werden. In extrem anspruchsvollen Sequenzen bemerkten wir schon kurze Ruckler. Auch das ist nichts, was großartig stört oder den Spielfluss behindert, aber es ist eben auch spürbar.

     

     

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    Fazit

    Elden Ring schnappt sich das Konzept der Souls-Reihe und transportiert es in eine unfassbar  morbide und gleichzeitig schöne Spielwelt. Man ist als Spielerin und Spieler vom ersten Moment an der Getriebene und das Spiel lockt euch permanent weiter und weiter. Dabei gibt euch die Map nur das Allernötigste vor und liefert nicht vorab schon Infos über das, was euch erwarten könnte. Nein, ihr lasst euch treiben von der Ungewissheit und vom Abenteuertrieb – wohlwissend, dass euch in jedem Fall etwas Spannendes erwarten wird.

    Elden Ring wird seinem vorauseilenden Ruf gerecht und ist tatsächlich der RPG-Kracher, den wir uns erhofft haben. Großartig!

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    Kind der 70er. Seit '84 Musiker, seit '85 Hobby-Jedi, seit '86 Zocker und seit 2011 hier Redakteur