Die Ankündigung in der Nintendo Direct vom 08.02.2023 für Master Detective Archieves: Rain Code fiel relativ kurz aus. Erst beim genaueren Nachforschen offenbarte sich, dass hinter dem Detektiv-Spiel die Macher der Danganronpa-Spielreihe stecken. Dieses Wissen in Zusammenhang mit dem äußerst ansehnlichen Trailer, der die Spielfiguren in einer verregneten und Neonlicht-verseuchten Stadt zeigte, weckte unsere Neugier. Eure auch? Na, dann solltet Ihr Euch unseren Test einmal genau anschauen.
Master Detective Archieves: Rain Code
Das Fantasy-Mystery-Abenteuerspiel führt den jungen Detektiv Yuma Kokohead in die von der Außenwelt abgeschottete Region Kanai. Die verregnete Stadt wird von der mächtigen Amaterasu Corporation beherrscht, die bislang die Einmischung der World Detective Organization beinahe vollständig zu verhindern wusste.
Nachdem es aber nun zu einer ganzen Reihe mysteriöser Vorfälle kam, entsendet die Vereinigung der besten Detektive der Welt gleich fünf ihrer Meister-Detektive. Darunter auch Yuma, der einem Schreiben in seiner Tasche zufolge, ebenfalls ein Meister-Detektiv ist. Ihm bleibt allerdings nur die Vermutung, denn er leidet an einer Amnesie.
Komplett verwirrt und ohne jeglichen Hinweis auf seine Identität erwacht Yuma in einer Abstellkammer. Bei genauerer Betrachtung fällt auf, dass es sich um eine Art Fundbüro des Bahnhofs handelt. Nach der Durchsicht seiner Taschen findet er neben dem erwähnten Schreiben auch noch ein Ticket für den Amaterasu Express, der jeden Moment den Bahnhof verlassen will. Kurzentschlossen erreicht Yuma den exklusiven Zug und trifft dort seine Kollegen.
Gameplay
Yuma stolpert mitten in eine Gruppe von Detektiven, die seiner Ankunft mit einer gehörigen Portion Skepsis begegnen. Eigentlich sollten fünf Detektive die Reise antreten, mit Yuma befinden sich aber nun sechs Ermittler im Zug. Diese sechs Personen sind außerdem die einzigen Fahrgäste und der hochmoderne Zug kommt ganz ohne Personal aus. Wer aus dieser kleinen Gruppe sollte nicht hier sein? Während Yuma noch immer mit den Folgen seines Gedächtnisverlusts zu kämpfen hat, stellen sich die restlichen Personen und ihre jeweiligen Spezialfähigkeiten, den sogenannten „Forensic Forte“ vor. Dann verschlechtert sich Yumas Zustand plötzlich. Zu seinen anhaltenden Kopfschmerzen hört er auch immer wieder diese Stimme in seinem Kopf.
Der Zug verfügt auch über ein Krankenabteil. Als Yuma dieses aufsuchen will um sich etwas auszuruhen, bricht er bewusstlos im Waschraum zusammen. Als er erwacht stellt sich ihm seine Stimme im Kopf in Form eines kleinen lilafarbenen Geistes vor. Doch damit nicht genug, er findet außerdem sämtliche seiner Detektiv-Kollegen ermordet auf.
War es Yuma selbst? Welche andere Schlussfolgerung bleibt, nachdem er der einzig verbleibende Fahrgast ist? Ab jetzt beginnt die Ermittlungsarbeit, denn es muss eine andere Lösung geben.
Die Zugfahrt selbst führt den Spieler langsam in das Gameplay ein. Ihr könnt verschiedene Hinweise, die sogenannten Lösungsschlüssel, sammeln, indem ihr Euch die verstreuten Details genau anschaut.
Begeisterung
Der Zug donnert unaufhaltsam seinem Endziel entgegen und Eure Zeit wird knapp. Die zwischenzeitlich als Geist manifestierte Stimme stellt sich selbst als Todesgeist Shinigami vor. Der Gedächtnisverlust von Yuma geht auf den Pakt von ihm und dem Geist zurück. Doch was könnte Yuma bewogen haben, einen Vertrag mit einem Geist abzuschließen? Die kessen Sprüche des nervigen Geistes jedenfalls sind nur wenig hilfreich.
Als der Zug den Zielbahnhof erreicht, bleibt allerdings kaum Zeit für solche Gedanken. Ein bewaffneter Söldner-Trupp stürmt herein und versucht Yuma dingfest zu machen. Zwar kann der Jungdetektiv zunächst erfolgreich flüchten, doch die Flucht endet auf dem Bahnsteig. Umringt von den Schergen der Amaterasu Corporation scheint das Ende von Yuma bereits besiegelt. Doch da greift Shinigami ins Geschehen ein.
Mysteriöses Labyrinth
Shinigami zeigt uns nun ihre wahre Gestalt. Als an den richtigen Stellen gut gepolsterte, langbeinige und kesse Schönheit, lässt sie die Zeit stillstehen. Sie führt den Jungdetektiv in ein mysteriöses Labyrinth. Hier hat sich der gesamte Fall manifestiert. Nur durch die richtigen Schlussfolgerungen und schließlich der Gesamtlösung gibt es ein Entkommen.
Allerdings muss man nicht nur Fragen rund um den Fall beantworten und Beweise zusammenfügen, sondern auch in diesen seltsamen und zugleich wunderbaren Labyrinthen kämpfen. Das dabei angewandte Kampfsystem ist dann alles andere als gewöhnlich. In Deathmatches stellen sich uns schrille Verzerrungen echter Personen entgegen, die nur mit den richtigen Argumentationen und Schlussfolgerungen zu besiegen sind.
Neben diesen Bossen bietet das Labyrinth außerdem noch weitere Überraschungen. Hier müsst Ihr Beweise sortieren, Irrwege erkennen oder auch das entscheidende Wort in einem Minispiel im Pop-up-Piratenstil mit Shinigami herausfinden. Und manche falschen Fährten lassen sich nur durch Blut aufklären. Auch hier ist es Shinigami, die beherzt zur Sense greift und Yuma gekonnt zur Ader lässt.
Das Finale gipfelt dann in einer Nacherzählung des Verbrechens im Comic-Heft-Stil. Hier müsst Ihr noch die leeren Stellen mit den richtigen Bildern füllen und die fertige Lösung präsentieren.
Diese Lösung transportiert Euch zurück in die Handlung. Mit dem Wissen um den Täter könnt Ihr Euch dann Euren Gegnern gestärkt stellen und das Rätsel endgültig auflösen.
Einfacher gesagt, als getan
Das alles hört sich jetzt eigentlich relativ einfach und vor allem auch schlüssig an. Allerdings bringt das uns auch zu einem der größten Kritikpunkte von Master Detective Archieves: Rain Code.
Zwar ist das Mystery Labyrinth visuell durchaus interessant, jedoch sind es genau diese Abschnitte im Spiel, die auch unheimlich frustrierend sein können. Auf Dauer wird der Gang durch das Labyrinth selbst einfach nur lästig. Insbesondere, da es sich eigentlich um keinen wirklichen Irrgarten handelt. Es ist vielmehr ein einfacher Korridor mit einigen wenigen Verzweigungen. Ganz nebenbei quasselt Shinigami beinahe ununterbrochen, um dann, sobald Yuma wieder einen passenden Lösungsansatz findet, den Lösungsschlüssel via regenbogenfarbenem Kotzstrahl auszuwürgen. Der Spieler hat von diesem bulimischem Anfall nicht nur den visuellen Eindruck, sondern bekommt auch noch die ganze erschütternde Bedeutung durch lästige Dauervibration des Controllers hautnah serviert.
Dann wollten wir eigentlich über Sinn und Unsinn von Minispielen seit der Minispiel-Flutwelle der Wii nicht mehr reden. Jedoch ist es leider wieder einmal soweit. Hier sind z. B. die Bosskämpfe im Labyrinth schon einmal das erste Problem. Warum man zuerst den Lösungsschlüssel in ein Schwert schließen muss, um dieses dann zur rechten Zeit und auf das richtige Argument des Gegners abfeuern zu können, ist schon recht merkwürdig. Wirklich sinnbefreit ist dann auch dieses Lösungswort-Minispiel im Piraten-Style. Shinigami hüpft hierfür in ein Fass vor Karibik-Insel-Hintergrund, auf dem der Spieler die richtigen Buchstaben mittels Schwertwurf binnen eines Zeitlimits treffen muss. Das korrekte Wort belohnt Shinigami mit einer sexy Pose.
Die Story selbst und die durchaus clever inszenierten Rätsel entschädigen nicht immer für manche der Drumherum-Anforderungen. So sind manche Ideen einfach nicht ausgereift. Eine Ausdauer, die nie wirklich zur Neige zu gehen scheint, ein Assistent-System, auf das man kaum zurückgreifen muss. Insgesamt ist das Gameplay zu keiner Zeit schwer genug, um wirklich Unterstützung zu brauchen. Fehler in Form einer falschen Antwort bedeutet letztlich nur, eine Wiederholung des letzten kurzen Abschnitts.
Ton und Bild
Die Stärken des Spiels sind eindeutig das Setting und das Charakterdesign. Die verregnete Stadt, vollständig im 3D-Design, glänzt im Schimmer der Neon-Reklame. Dank Unreal Engine sind die Umgebung und auch die Figuren detailliert und gestochen scharf. Sie Animationen lassen ebenfalls kaum Wünsche offen.
Deutsche Spieler dürfen sich über eine tadellose Untertitelung freuen. Ansonsten gibt es leider nur die original und eine englische Sprachausgabe. Die hier eingesetzten Sprachkünstler erledigen allerdings einen hervorragenden Job, auch wenn Shinigami dauerhaft etwas sehr quietschig ist. Die Musik schlussendlich untermalt die Story äußerst gekonnt.
Technisch gab es keinerlei Probleme auf der Switch. Hier wäre als einziger Kritikpunkt die etwas zu lang geratenen Ladezeiten zwischen zwei Abschnitten.
Fazit
Fans der Danganronpa-Reihe dürften auch mit Master Detective Archieves: Rain Code auf ihre Kosten kommen. Die Story versteht zu fesseln, das Gesamtbild ist durchdacht und gelungen. Wären da nicht so ein paar Probleme bezüglich des Gameplays. Die eigentlich als Besonderheit erdachten Labyrinthe wirken total fehl am Platz. Sie halten den Spieler sprichwörtlich nur auf und sind auf Dauer frustrierend repetitiv. Sie unterscheiden sich letztlich nur geringfügig und sind gesamt betrachtet langweilig und anstrengend. Persönlich weiß ich ehrlich gesagt auch überhaupt nichts mit Shinigami anzufangen. Wirklich hilfreich ist Ihr Dauergequassel kaum. Die dümmlich-zweideutigen Anspielungen der drallen Todesgöttin sind teilweise beinahe schon peinlich und zumeist auch unpassend, auch wenn das wohl Bestandteil dieses Charakters sein mag.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Youtube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Ab dem 14.07.2023 könnt Ihr auch eine limited Edition erwerben.
Noch mehr rätselhafte Geschichten gibt es ab dem 27. Juli 2023 und dem dann erhältlichen Season Pass. Dieser beinhaltet vier DLCs mit Nebengeschichten.
Mehr Informationen erhaltet Ihr auf der offiziellen Homepage von Spike Chunsoft.
Bildquelle: Spike Chunsoft