Born of Bread – Nintendo Switch Test / Review –

    Born of Bread

    Also, wenn bei mir in der Küche irgendetwas zum Leben erwacht, ist das eher nicht so günstig. Bei Born of Bread erwacht der Mehlgolem allerdings genau zum richtigen Zeitpunkt. Wir haben uns die Zutatenliste des Indie-RPG genau angeschaut, das Endprodukt ausgiebig probiert und verraten Euch, wieviel Spaß in dem Titel steckt.

    Born of Bread

    Jeder, der schon einmal einen Kuchen gebacken hat weiß, dass man sich stets an das Rezept halten muss. So hält sich der königliche Bäckermeister zwar strikt an das neue Rezept, jedoch hüpft, anstatt eines schönen, saftigen Brotes, ein Mehlgolem aus dem Ofen. Leicht überrascht, aber dennoch hoch erfreut, adoptiert der Bäckermeister den blassen Teigjungen und nennt ihn fortan Stulle.

    Stulle soll nun beim Auftragen der königlichen Speisen helfen. Doch mitten in den Hauptgang der Königin platzt eine Truppe Fremder hinein. Schnell ist klar, dass es die Reisenden nicht auf eine warme Mahlzeit abgesehen haben. Die Feuerdämonen, unter ihrem Anführer Prinz Jester, sind auf der Suche nach Teilen des Sonnensteins. Mit dessen Hilfe soll das gefallene Königreich der Dämonen wieder in altem Glanz erstrahlen. Als nun Stulle und sein Papa jedenfalls der Königin zu Hilfe eilen, befördert sie der Gegenangriff mit einem lauten Knall ans andere Ende des Königreichs.

    Jetzt müssen Stulle und sein Adoptivvater den weiten Weg zurück zum Palast meistern. Doch sie sind nicht allein. Unterwegs lernen sie neue Freunde kennen, die ihnen bei ihrer beschwerlichen Reise hilfreich zur Seite stehen. Stulle selbst mangelt es zwar zunächst noch an Selbstvertrauen, jedoch wächst dies ebenso, wie sein kleiner Freundeskreis.

    Kampfsystem

    Born of Bread setzt auf ein rundenbasiertes Kampfsystem mit Karteneinsatz. Stulle und seine Gefährten haben allesamt unterschiedliche Fähigkeiten, die im Verlauf des Spiels stetig wachsen. Sobald ein Mitglied Eurer Truppe an der Reihe ist, könnt Ihr eine Karte mit dem erforderlichen Einsatz wählen. Neben verschiedenen Angriffen, mit der jeweiligen Waffenwahl, gibt es auch Verteidigungszüge, magische Fähigkeiten, aber auch eine Fluchtmöglichkeit.

    Prinzipiell sind die Kämpfe recht einfach gehalten. Hier setzten die Entwickler eher auf Bewährtes, anstatt kreativere Möglichkeiten moderner RPGs zu verwenden. Auch die Wahl, anstatt eines Aktionsknopfes die Schlagstärke und das Timing durch Zurückziehen des Controlsticks zu aktivieren, bringt unnötige Ungenauigkeit ins Spiel.

    Auch der Einsatz von Stulles Spezialfähigkeit birgt Komplikationen. Per Knopfdruck kann sich Stulle durchgaren. Dies erhöht, dank Krustenbildung, seine Abwehr, sofern das Timing stimmt. Dies hört sich zunächst ganz einfach an, ist es allerdings nicht. Überhaupt sind viele ähnliche Aktionen im Kampf irgendwie merkwürdig verkrampft und teilweise kaum vernünftig ausführbar.

    Ein weiteres großes Fragezeichen hinterlässt die Tatsache, dass es zwei Punktesysteme für die Spezialangriffe gibt. Aufgeteilt in Willens- und Entschlossenheitspunkte, erschließt sich die Verwendung einem kaum. So verwenden einige Angriffe nur Willenspunkte, andere hingegen Entschlossenheit ohne weiter ersichtlichen Grund.

    Kompliziert

    Warum einfach, wenn es auch kompliziert sein kann? Wem das Kampfgeschehen noch zu einfach erscheint, darf sich im Inventarsystem austoben. Neben diversen ausrüstbaren Gegenständen, die Ihr erst einmal sortieren müsst, trägt auch der Fertigkeitsbaum Eurer Mitreisenden zur Komplikation bei. Eure Begleiter erhalten eine Verbesserung Ihrer Fähigkeiten, sobald ihr in der Umgebung eine schlafende Echse findet. Jetzt könnt Ihr eine von drei Fähigkeiten auf jeder Stufe des Baums auswählen. Eine Mehrfachauswahl oder eine spätere Umentscheidung ist nicht möglich. Vermutlich sollte diese Begrenzung der Auswahl etwas Taktik ins Spiel bringen, allerdings fühlt sich das eher frustrierend an. So kann es durchaus passieren, dass Eure Begleiter nur Fähigkeiten besitzen, die ständig an den Willenspunkten zehren. Und die Entscheidung fällt eh schon nicht leicht, da es drei verschiedene Angriffstypen und neun verschiedene Elementartypen zur Auswahl gibt.

    Goldig hingegen sind die eingesetzten Waffen, die insgesamt beim Küchen-Thema bleiben. So schlägt sich Stulle tapfer mit der Suppenkelle durch die verschiedenen Szenarien. Doch keine Sorge, auch das Waffen-Arsenal wächst im weiteren Verlauf des Spiels.

    Bild und Ton

    Stulle hüpft und kämpft sich in dem 2,5D-Abenteuerspiel durch eine Vielzahl verschiedener Settings. Vom finsteren Waldgebiet über bezaubernde Dörfer bis zurück zum königlichen Palast. Die Figuren selbst sind dabei flach, während die Landschaften Tiefe besitzen und auf allen Ebenen begehbar sind. Das Ganze erinnert sehr an die Paper Mario-RPGs, die wohl laut den Entwicklern als großes Vorbild gewählt wurden. Jedoch fehlt es dem Game am letzten Feinschliff um auch wirklich an das Vorbild heranzureichen. Insbesondere die Grafikfehler wie schwebende oder blinkende Figuren sind auf Dauer lästig.

    Die Figuren selbst sind herrlich skurril. Neben Stulle und seinem Papa tummeln sich jede Menge Freunde und Feinde. Jeder ausgestattet mit einer eigenen Persönlichkeit, einer kleinen Geschichte und besonderen Fähigkeiten.

    Der gewählte Grafikstil jedenfalls ist sehr ansehnlich und passend zur Story und den Charakteren.

    Der Bildschirmtext liegt vollständig in deutsch vor. Die Übersetzung ist dem englischen Original entsprechend witzig gehalten.

    Der Soundtrack ist nun einer der Punkte, die man als wirklich gelungen bezeichnen darf. Jedes Gebiet hat ein eigenes Thema, was das Spielgeschehen passend unterstreicht und außerdem auch eine Menge Spaß bringt.

    Probleme

    Trotz Verschiebung (das Spiel war bereits für den Sommer 2023 angekündigt) konnten die Entwickler nicht alle Mehlwürmer aus dem Mehl heraussieben. Es gibt viele kleine Bugs und einige schlechte Designentscheidungen, die das Gesamtbild trüben. Ebenfalls ärgerlich ist die Tatsache, dass es neben der anfänglichen kurzen Einführung, im späteren Spielverlauf keinerlei Hilfestellung gibt. So gerät Stulle z. B. in eine Presse, die ihn plattdrückt. So geplättet kann er sich dann durch kleine Spalten bewegen. Selbst herausfinden muss der Spieler dann allerdings, dass er so geplättet noch springen oder sogar eine kurze Strecke über schweben kann. Gut, das könnte man noch selbst herausfinden, sofern das Spiel überhaupt diesen gesamten Vorgang auslöst. Im Test passierte dies erst beim dritten Versuch die Stelle mit der Presse zu bewältigen.

    Einen richtigen Hänger gab es dann noch im späteren Spielverlauf. Ob dies explizit an der Switch-Version liegt, oder generell ein Problem ist, lässt sich schwerlich sagen. Jedenfalls führte der Weg (kleiner Spoiler: es ging um die Erkundung des Palastes) direkt in ein  Animationsframe, aus dem es dann kein Entkommen mehr gab. Kurzum: das Spiel blieb einfach hängen. Besonders ärgerlich, da ich länger nicht mehr gespeichert hatte. Eine automatische Speicherung gibt es bei Born of Bread leider eben auch nicht.

    Fazit

    Kurzum: Das Spiel hätte einfach noch ein wenig mehr Backzeit gebraucht! Born of Bread macht zunächst so Vieles richtig, versaut sich aber dann eine Spitzenwertung durch Bugs und vielem unnötigen Kleinkram. Das Spiel sammelt Punkte durch die Figuren, durch Witz und diesen leicht durchgeknallten Charme, bekommt dann aber durch das altbekannte und sehr repetitive Kampfsystem und natürlich auch durch die Bugs einen ordentlichen Dämpfer. Ein Update/Bugfix kann zwar nicht alles fixen, was da in der Bäckerei schief gelaufen ist, sollte aber doch die gröbsten Probleme beheben. Was dann bleibt, ist ein leicht altmodisches RPG mit einem ungewöhnlichen Protagonisten und einer netten Story.

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    Born of Bread erscheint am 5. Dezember 2023 auf Nintendo Switch, XBox, PlayStation und PC.

    Wir bedanken uns beim Publisher für die kostenlose Bereitstellung eines Keys für die Nintendo Switch.

    Bildquelle: WildArts Games

    Dagmar Götschl
    Ich bin Nintendo-Fan der ersten Stunde und darf mich hier bei den Spieletests und in der News-Sektion austoben. Ich spiele mich gerne durch meine Retrogames-Sammlung, erfreue mich aber auch an den neuesten Spielen für meine Nintendo Switch.