Tiny Tina’s Wonderlands – Test

     

     

    Wenn ein DLC sein eigenes Spiel spendiert bekommt, dann ist das schon etwas Besonderes. So kürzlich geschehen mit Tiny Tina’s Wonderlands, dem Spin-Off aus Borderlands. Für unseren Test haben wir das Spiel auf Herz und Blechbüchsen unter die Lupe genommen.

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    Für diesen Test spielten wir Tiny Tina’s Wonderlands auf Playstation 5

     

    Tina als Dungeon-Master

    Als Tiny Tina zum ersten mal ihren Mund öffnete, war sie wieder da, diese quäkende Stimme. Wer seiner Zeit Borderlands 2 samt der Erweiterung Tiny Tinas Assault on Dragon Keep gespielt hat, der kennt diese eindringliche und manchmal nervige Stimmgewalt. Aber man muss sie irgendwie mögen, die erfinderische und niemals um ein Wort verlegene Göre. In ihrem eigenen Spiel Tiny Tina’s Wonderlands ist sie unser Dungeon-Master und hält somit alle Zügel zum Storyverlauf in der Hand.

    Und die Geschichte zum Spiel ist im Grunde recht fix erzählt. Wir als Noname sitzen mit einer kleinen Gruppe Rollenspielern am Tisch. Da wären neben Tina und uns dann noch Valentine, ein Ritter irgendwo zwischen Schleimbolzen und Möchtegern, und Roboter Fred, der mit kühler Logik den klassischen Gegenpart gibt. Gemeinsam spielen wir ein Tabletop, dessen Oberschurke Drachenlord sein Unwesen in den Wonderlands treibt. Dieser hat so ganz nebenbei Königin Arschgaul um einen Kopf kürzer gemacht und… ja, das können wir als wackerer Held natürlich nicht auf uns sitzen lassen.

    Wir spielen also genau das, was sich in einer gewöhnlichen Pen & Paper Rollenspielgruppe in den Köpfen abspielen würde. Wer jemals in seinem Leben mit Das Schwarze Auge, Warhammer 40K oder anderen P&P RPGs in Berührung kam, der wird sich sofort wiederfinden. Das ist allerdings auch nur für das sich-heimisch-fühlen ein Pluspunkt, solltet ihr Frischling sein, was Rollenspiel in Real anbelangt, dann ist das überhaupt kein Problem. Spielerisch ändert sich dadurch einfach nichts, lediglich ein paar Insider-Gags werden euch durch die Lappen gehen.

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    Das Abenteuer ruft … irgendwo

    Die eigene Spielfigur darf man anfangs im Charakter-Editor nach Herzenslust selbst gestalten. Gearbox zeigt sich hier von der kreativen und modernen Seite, denn neben zahlreichen Anpassungen könnt ihr auch queere Heldinnen und Helden kreieren. Bei der Optik lassen sich vom Kopf über das Gesicht bis hin zur Rüstung überall kleine Details hinzufügen. Die Attribute haben deutlich mehr Auswirkungen auf eure Figur, da sie unmittelbar das Gameplay ändern.

    Je nach gewählter Klasse macht es eben Sinn, die Punkte entsprechend auf Magie, Stamina oder auf was auch immer primär zu verteilen. Unmittelbare Auswirkungen ergeben sich aus den daraus resultierenden Boni, wodurch dann beispielsweise eure kritische Trefferchance steigt oder euer Bonusschaden auf Zauber.

    Mit dem Fortschritt im Spiel sammelt ihr für jeden Kill Erfahrungspunkte und tobt euch dann am Skilltree aus. Hier findet ihr die typischen Borderlands-Dinge wieder, samt Begleiter, Bonusschaden und natürlich dem Special. Anfangs dürft ihr aus einem von zweien wählen, sogar jederzeit wechseln. Später steht euch eine Subklasse zur Verfügung, bei der ihr ebenfalls den kompletten Talentbaum freispielen könnt. Ab diesem Moment beglückt euch dann auch ein zweiter Spezialskill. Allein diese Tatsache macht euch in eurem Spielstil ungewohnt frei und stellt eine deutliche Bereicherung für die Gameplay-Erfahrung dar.

    Üblicherweise bedient man sich aber, ganz Borderlands-like eben, an einer schier unendlichen Auswahl an Waffen. Unterteilt in diversen Seltenheitsstufen könnt ihr hier gleich mehrere mit euch führen und mit einem Tastendruck fix zwischen ihnen wechseln. Pistolen, Sniper, Shotguns, Energiewaffen … tobt euch aus. Je nach Situation machen die unterschiedlichen Ballermänner natürlich mehr Sinn und so ist es meist ratsam, unterschiedliche Typen mit sich zu führen.

    Der Rest wandert ins Gepäck und ist von da auch jederzeit greifbar. Diverse Statuseffekte können Waffen mitunter den richtigen Kick geben und sind gegen Gegnertyp XY besonders effektiv. Ferner bestückt ihr den Helden mit diversen Magiestücken, die euch in unterschiedlichster Weise boosten. Hier eine höhere Crit-Chance, da mehr Wumms für Zauber usw.

    Loot spielt also Serientypisch weiterhin eine große Rolle. Ihr kennt die Kisten mit grün leuchtendem Icon, die ihr in Massen permanent öffnen werdet. Sie stehen wirklich überall herum und sorgen dafür, dass ihr eigentlich nie an Munitionsknappheit leidet.

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    Wenn Königin Arschgaul in Prachthuf wartet

    Grundsätzlich erlebt ihr Tiny Tina’s Wonderlands aus zwei Perspektiven. Die Oberwelt erstrahlt aus der Draufsicht und lässt euch die Spielfigur frei über das Spielfeld bewegen. Von hier gelangt ihr zu jedem Punkt der Welt, dient also quasi als Hub. Der Humor des Spiels wird auch hier natürlich gespiegelt, seien es die Kronkorken, die als Brücke dienen oder auslaufende Getränkedosen, die zuckrig-süße Flüsse formen. Und überall liegen W20 Würfel verteilt.

    Sobald man eine Stadt, ein Lager oder einen Dungeon betritt, wechselt das Spiel in die gewohnte Ich-Perspektive. Kimme und Korn, alle Zauber geladen und ab geht der Spaß. Befasst ihr euch mit der Kampagne und folgt strinkt der Hauptstory, dann seid ihr rund 25h beschäftigt. Die Spielzeit lässt sich allerdings potenzieren, wenn ihr euch um die Nebenquests kümmert. Abgesehen davon, dass eigentlich immer coole Belohnungen am Ende winken, heben sie auch deutlich den Spaßfaktor. Ohne spoilern zu wollen, aber ihr werdet hinreißend komische Momente erleben, Stichwort Zahnfee oder die Anlehnung an Gargamel und die Schlümpfe. Claptrap anyone?

    Mit Blick auf den Verlauf stellt sich gerade am Anfang eine Armut an unterschiedlichen Gegnertypen ein. Während ihr bis zum Schluss einen herrlich bunten Mix aller Arten sonderbarer Kreaturen erhaltet, dauert es beim Start eine relative Weile, bis das Spiel so richtig an Fahrt gewinnt. Mitunter nerven auch die gelegentlich auf der Oberwelt geschehenen Zufallsbegegnungen, die zwar typisch für ein P&P sind, hier aber eher in unvermeidbare Kämpfe münden. Hierbei geht es nämlich immer nur darum, ein kleines und abgegrenztes Gebiet von allen feinden zu säubern und meist sind die Belohnungen dafür nicht der Rede Wert.

    Grafik und Sound benötigen an dieser Stelle keine große Erwähnung. Cell-Shader kennt man bereits hinreichend und der Style passt einfach hervorragend zum Thema. Die Objektdichte ist deutlich gehoben und überhaupt prahlt das Spiel an jeder Ecke mit coolen Effekten und Lichtpartikeln. Die Waffen klingen durch die Bank weg alle komplett unterschiedlich und wuchtig. Und auch die Sprecherinnen und Sprecher sind nahezu immer sehr passend gewählt. Ausnahmen gibt es wie immer.

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    Unser Fazit zum Test von Tiny Tina’s Wonderlands

    Tiny Tina’s Wonderlands entführt euch in eine wundervolle Fantasy-Welt, die an jeder Ecke mit liebevollen Details auf Erkundung wartet. Beim Gameplay macht das Spiel so ziemlich alles richtig, was man nur richtig machen kann – der Spaßfaktor bleibt bis zum Ende hin hoch. Frische Ideen und abwechslungsreiche Missionen lassen selbst Borderlands-Veteranen das Herz höher schlagen.

    offizielle Webseite von Tiny Tina’s Wonderlands

     

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    Kind der 70er. Seit '84 Musiker, seit '85 Hobby-Jedi, seit '86 Zocker und seit 2011 hier Redakteur