Ein Urgestein der Rundenstrategie kehrt zurück! Tactics Ogre: Reborn soll Jung und Alt gleichermaßen ansprechen und ist für mehrere Systeme vor wenigen Tagen erschienen. Wir haben uns das Strategie-Alteisen auf Nintendo Switch angeschaut, alles Weitere erfahrt ihr hier in unserem Test!
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Für diesen Test spielten wir Tactics Ogre: Reborn auf Nintendo Switch
Kaum angestaubt
Die Spielereihe der Ogre Battles war in Europa lange eine, die unter dem Radar flog. Kein Wunder, denn der damalige Start auf dem Super Nintendo war ausschließlich Asien vorenthalten und in den 80ern und 90ern war es deutlich schwieriger, an Import-Games zu kommen, als es heute der Fall ist. Einige Jahre später schaffte es immerhin Tactics Ogre: Let Us Cling Together auf die Playstation Portable, wenn auch nur mit mäßigem Verkaufserfolg. Dieser Teil war schon 2011 im Grunde nur ein Remake des zweiten Teils in Asien, der seinerseits wiederum bereits Mitte der 90er Jahre erschien. Tactics Ogre: Reborn ist nunmehr das Remake des PSP-Ablegers – so weit alles klar?
Was ist neu und was ist geblieben – diese Grundfragen stellen sich eigentlich immer, wenn wir über Remakes sprechen. Das, was nahezu immer die meiste Konsistenz hat, ist die Story des Spiels, die im Falle von Tactics Ogre: Reborn ebenfalls die gleiche ist wie im Original.
Die Handlung beginnt im Königreich Valeria. Valeria unterteilt sich in die beiden Großteile Bakram und Galgastani, ein weitaus kleinerer Teil steht den Walistern zu. Und eben jenes Kleinreich ist Ausgangspunkt für uns, weil es von den beiden Großmächten immer mehr unterdrückt wird. Wir schlüpfen in die Rolle von Denam Pavel, der gemeinsam mit seiner Schwester, Freunden und abtrünnigen Kämpfern machen wir uns auf die Suche nach dem ehemaligen Anführer der Walister, dem Duke von Ronwey. Nur mit seiner Hilfe scheint es einen Ausweg aus der Unterdrückung zu geben.
Tactics Ogre: Reborn erzählt die klassische Geschichte eines Aufstandes von scheinbar Kleinen gegen ebenso (nur) scheinbar unbezwingbaren Großen. Und ohne zu viel vorwegnehmen zu wollen: Freut euch auf eine spannende Geschichte mit viel Tiefgang und einigen unerwarteten Wendungen. Die Geschichte, ihr Verlauf und eben die unvorhersehbaren Twists machen extrem viel Spaß und stoßen euch gleich mehrfach vor den Kopf. Nur dürfte ich keine ausgereifte cineastische Inszenierung hoffen, Cutscenes oder Rendersequenzen gab es damals einfach noch nicht. Stattdessen gibt es gut geschriebene Dialoge zwischen den Einzelpersonen, die übrigens hervorragend ins Deutsche übersetzt wurden.
Taktische Vielfältigkeit
Dreh- und Angelpunkt sind natürlich die Kämpfe. Ihr startet in der isometrischen Sicht auf dem Schlachtfeld, eure Einheiten auf der einen und die des Gegners auf der anderen Seite. Jede Figur darf pro Runde agieren, die Zugreihenfolge bestimmt der Initiativ-Wert. Sobald jede Einheit ihren Zug abgeschlossen hat, beginnt die neue Runde – Rundentaktik also genau so, wie man sie kennt.
Dass dabei jede Einheit Vor- und Nachteile besitzt, brauchen wir wohl nicht extra zu erwähnen. Im Grunde greift hier im weiteren Sinne das bekannte Stein-Schere-Papier Prinzip und nach einigen Spielzügen wisst ihr auch ganz gut Bescheid, die Vorteile gegen Feinde auszuspielen. Einen wirklich guten Job macht hierbei die gegnerische KI, die über die komplette Spieldistanz sehr erbarmungslos agiert. Sie erkennt, welche Positionierung Sinn macht, um euch eine Einheit zu mopsen, die sie als leichte Beute markiert. Und nicht selten erkennt man erst beim zweiten Hinschauen, was die KI da eigentlich im Schilde führt. So kam es gerade anfangs häufiger vor, dass wir verwundete Einheiten etwas weiter nach hinten ziehen wollten, der Gegner aber bereits einen Bogenschützen in Stellung gebracht hatte, der einen letzten tödlichen Pfeil abschoss.
Neben dem Wissen um Stärken und Schwächen solltet ihr zu keinem Zeitpunkt das Schlachtfeld außer Acht lassen. Erledigte Feinde lassen Beute fallen, Loot also. Hier fiel bei uns erst nach ein paar verlorenen Schlachten der Groschen, wie man mit diesen Drops umgehen soll. Vordergründig macht es natürlich Sinn, jede Art von Bonus einzusammeln. Das Problem in Tactics Ogre: Reborn ist eben die limitierte Zugbewegung jeder Figur. Im Endeffekt wägt man also ab: Sammel ich den Loot ein und begebe mich damit unter Umständen in eine Gefahrensituation? Oder spare ich mir lieber die Aktionspunkte und schalte stattdessen einen Feind aus?
Wie gesagt, mussten wir ein paar Matches verlieren, bis der Groschen fiel. Denn ja, die Drops lohnen sich in fast ausnahmslos jedem Fall, also sollte man den Umweg auf sich nehmen. Mit dem weiteren Spielverlauf agiert man aber auch schon deutlich geschickter und das führt dann dazu, dass man seine eigenen Figuren mit zweierlei Augen zieht. Nämlich den Feind und den potentiellen Dropbonus im Blick. Kleinere Grüppchenbildungen auf dem Schlachtfeld waren ein probates Mittel, so dass keine Einheit ungeschützt unterwegs war. Denn, siehe oben, alleinige Einheiten sind schnell vom Schlachtfeld verschwunden.
Spannende Schlachten
Die gefundenen Gegenstände könnt ihr dann auch direkt ausrüsten, sofern sie zur Klasse passen. Gänzlich neue Skills und Fähigkeiten erlernen alle Figuren ganz automatisch, wenn sie im Kampf unterwegs sind und hochleveln. So erhaltet ihr dann beispielsweise einen Zangenangriff, der im Spiel extrem mächtig ist und sich zu einem unserer Lieblingsskills mauserte. Mit ihm könnt ihr einen weiteren Angriff ausführen, wenn ihr im Rücken einer feindlichen Einheit steht.
Neu sind für Fernkampfeinheiten die Anzeigen, wie wahrscheinlich ein Treffer gelandet werden kann. Höhenunterschiede, Distanz, Hindernisse etc. sind Faktoren, die ihr einbeziehen müsst. Die schlussendliche Entscheidung liegt dennoch bei euch, ob ihr einen Pfeil, der als hoffnungslos unwahrscheinlich eingestuft wird, trotzdem abfeuern wollt. Logischerweise solltet ihr immer den bestmöglichen Ausgangspunkt nutzen, denn dann sind auch tödliche Angriffe mit nur einer Attacke möglich.
Was dazu führt, dass eure Recken Erfahrungspunkte sammeln. Das Levelcap wurde gestrichen und ihr müsst, im Gegensatz zum Original, in Tactics Ogre: Reborn auch keine Zufallskämpfe mehr fürchten. In der Summe müsst ihr also deutlich weniger Grinden und das ist absolut zeitgemäß. Wollte ihr dennoch ein wenig nebenbei leveln, dann könnt ihr in Trainingskämpfen die notwendigen XP sammeln.
Taktische Tiefe bekommt das Spiel dadurch, dass ihr vorab einen Blick auf den folgenden Kampf werfen dürft. In der Analyse deckt ihr so für euch also möglichst viele wichtige Details und formt euren eigenen Angriffstrupp dann entsprechend sinnvoll. Damit man nicht jedes Mal die vielen Einheiten händisch mit ins Feld führen muss, darf man bis zu fünf Truppenlayouts speichern.
Grafik und Sound
Die Optik empfanden wir besonders beim Einstieg enttäuschend. Mit dem Verlauf von Tactics Ogre: Reborn gewöhnt man sich an die Optik, so wirklich gefallen mag sie uns jedoch nicht. Das liegt an den Charakter- und Umgebungsmodellen in der isometrischen Draufsicht, die viel zu viel Weichzeichner erfahren haben. Dadurch verschwimmen die markanten Pixel ineinander bzw. laufen ineinander über. Leider bietet das Spiel auch keinerlei optionale Filter, schade. Es wäre cool gewesen, wenn man wenigstens einen Standard-CRT-Filter zur Wahl gehabt hätte.
Dem völlig entgegengesetzt bewerten wir den Soundtrack, weil dieser einfach phänomenal gut ist! Ein gesamtes Orchester begleitet euch komplett durch das Spiel durch und bietet so manchen Ohrwurm. Für die teils sehr langen Schlachten sind viele Stücke allerdings nicht ausgelegt und wiederholen sich dann gelegentlich. Was im Hinblick auf die pure Opulenz kein wirklicher Negativpunkt ist.
Unser Fazit zum Test von Tatics Ogre: Reborn
Tactics Ogre: Reborn hat einige sinnvolle Erneuerungen erfahren, die für einen erstaunlich guten Spielfluss sorgen. Man muss sich etwas in das Spiel hineinfuchsen, aber nach ein paar Schlachten habt ihr den Dreh raus und verfallt der taktischen Tiefe. Die spannende Geschichte punktet mit politischer Finesse und weiß die rundenbasierten Kämpfe logisch in einen Gesamtkontext zu setzen.
Rundenstrategie gibt es zur Genüge, warum also zu Tactics Ogre: Reborn greifen? Ganz einfach deshalb, weil sich hier, im Vergleich zu anderen Vertretern des Genres, alles etwas reduzierter zeigt und ihr dadurch schneller reine Nettospielzeit bekommt. Triangle Strategy, Fire Emblem und Co. verzücken euch zwar mit deutlich mehr Drumherum, aber wem das nicht zusagt, der findet dann hier seinen Meister. Allerdings müsst ihr dafür für den Moment noch etwas tiefer in die Tasche greifen, rund 50 € sind zum Release fällig.