Immortals: Fenyx Rising – Test

    Mit Immortals: Fenyx Rising starten wir hier bei game2gether in die neue Konsolengeneration und den Anfang macht die Playstation 5. Mit nur wenig Vorwissen über das Spiel bin ich in diesen Test gegangen – und war am Ende sehr positiv überrascht!

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    Typhon, der neue Ganondorf

    Manchmal ist es kein schlechter Plan, sich im Vorfeld nicht übermäßig schlau über ein Spiel zu machen. Klar hat es auch Vorteile, aber so kann man ein neues Franchise auch ganz unbekümmert angehen. Wie ich eben im Falle von Immortals: Fenyx Rising, oder wie es eigentlich heißen sollte: Gods & Monsters. Die Gefahr von zu viel Wissen im Hinterkopf hätte in diesem Falle eine Gefahr gebracht. Vermutlich hätte ich das Spiel vorab abgestraft, weil…

    … ja weil ich diesen Vergleich auch nach Spielabschluss gar nicht auslassen kann. Die Kurzform wäre, dass sich Immortal: Feniy Rising wie ein Crossover aus Assassin’s Creed und Breath of the Wild spielt. Genau diese Gefahr meine ich, denn hätte ich das vor dem Spielen gewusst, dann wäre ich mit großer Sicherheit nicht unvoreingenommen in diese Welt gestartet. Als Unwissender aber machte sich diese Erkenntnis erst nach und nach breit. Der Clou daran ist aber letztlich ganz einfach: Es ist überhaupt nicht negativ, sondern erstaunlich positiv im Rückblick!

    Die Geschichte des Spiels handelt von der eigentlich ganz gut funktionierenden Sagenwelt der griechischen Götter. So ziemlich jeder und jede ist mit am Start, der/die Rang und Namen hat. Ganz oben mit dabei natürlich Zeus, der Göttervater. Blöderweise stößt in die ach so semi-heile Welt dann der Titan Typhon, der den Plan hat, den Pantheon zum Fall zu bringen. Das gelingt ihm sogar fast und obwohl er keine Götter töten kann, gelingt ihm dennoch die Verwandlung aller bis auf Zeus. Dank Prometheus erfährt Zeus von einer Sage, die ihn aufhorchen lässt. Ein sterblicher Mensch namens Fenyx würde ihm beim Kampf gegen Typhon zur Seite stehen und wieder alles in Lot bringen. Und dieser Fenyx sind, richtig: Wir. Zwar sind wir auf den Typus Mensch festgelegt, aber wir dürfen das Geschlecht selbst festlegen, ob Fenyx ein Mann oder eine Frau ist.

     

    Wow, was für eine Welt

    Während man bei der Story von Immortals: Fenyx Rising wohl kaum Bauklötze staunen wird, geht einem buchstäblich die Kinnlade runter, sobald man im Spiel angekommen ist. Verdammt sieht das gut aus! Die Spielwelt der Götter entpuppt sich als heimlicher Star des Spiels und hinterlässt von Anfang bis zum Schluss einen phantastischen Eindruck. Das göttliche Land voller Mythen, Sagen und Wunder ist absolut stimmig eingefangen und wirkt dank des Comic-Looks sehr stimmig. Die offen begehbare Welt wurde in unterschiedliche Bereiche eingeteilt, die thematisch eingefasst sind. Aber nicht nur plump in Wälder, Berge und flache Wiesen. Nein, jedes Areal wurde für die dort lebende Gottheit schematisch eingebettet.

    Die Landschaft rund um Athene, Göttin der Weisheit, hat beispielsweise verschiedene Tempel zu bieten. Aphrodites Gebiet ist passenderweise bildhübsch mit allerhand Leben und fideler Flora gespickt. Im Gegenzug ist das Land von Ares ein einziger zerstörter Trümmerhaufen, bei dem man Fenyx die erdrückende Tristesse anzumerken spürt. Den sprichwörtlichen Höhepunkt bildet der schneegestöberte Olymp von Zeus, der scheinbar unendliche Weiten links und rechts versprüht – obwohl diese Unendlichkeit natürlich geschickte Augenwischerei ist. Diese wenigen Beispiele zeigen, wie systematisch Ubisoft versucht hat, die Themengebiete möglichst punktgenau zu setzen. Und das ist mit Bravour gelungen, großartig!

    Zum Einfangen dieser Pracht nutzt Ubisoft einen Grafikstil im Comiclook. Das mag mitunter Geschmackssache sein, ob man es lieber fotorealistisch mag oder eben künstlerisch. Fakt ist jedoch, dass für diese farbfrohe Götterwelt der gewählte Stil extrem gut passt, ganz ähnlich eben, wie bei Breath of the Wild. Der Spielwelt wurde durch etliche Details Leben eingehaucht, denn überall, wo man hinblickt, gibt es etwas zu sehen. Hier wiegen sich Blumenwiesen im Wind, dort drehen ein paar Tiere ihre Runde beim nächsten Windstoß wehen Blüten durch das Bild.

     

    Schwingt das Schwert, spannt den Bogen…

    Mit einer schönen Gestaltung gewinnt allerdings kaum ein Spiel einen Blumentopf. Immerhin wollen wir spannende Abenteuer erleben und hier kommt das Gameplay ins Spiel. Im Kern besteht dieses aus den beiden Elementen Kampf und Rätsel. Alle Gegner im Spiel besitzen, wie Fenyx selbst auch, Lebenspunkte und Ausdauer. Diese kloppen wir im Kampf runter, wobei es Angriffe gibt, die auf die Hitpoints abzielen und andere, die die Ausdauer in den Keller knüppeln. Ist diese auf 0, gibt es ein paar Sekunden Zeit, in denen der Feind ehrlos alle Attacken einstecken muss. Das klappt bei einzelnen Feinden sehr gut, wird in Gruppen jedoch zunehmen schwieriger. Dank unterschiedlicher Angriffsarten, von Normal bis Spezial, muss man daher immer gut abwägen, welcher Angriff zu welchem Zeitpunkt möglichst effizient ist. Ebenso ist das Ausweichen immer eine gute Wahl. Man muss nicht nur weniger einstecken, sondern bei gelungenem Dodge gibt es ala Matrix einen kurzen Augenblick in Zeitlupe, um einen wirkungsvollen Konter zu starten.

    Immer mal wieder tauchen Zwischenbosse auf, wobei diese keine große Herausforderung an die Herangehensweise stellen. Eigentlich haben sie nur mehr Ausdauer und mehr Hitpoints, sozusagen eben etwas mächtigere Mobs. Anders sieht das bei den jeweiligen Endbossen jedes Abschnittes aus. Hier ist Timing und Wissen um die Angriffe essentiell und außerdem sehen diese „Geister“ als Abbild ihrer Gottheit auch noch sehr schick aus.

     

    … und nutzt euer Köpfchen!

    Nahezu gleichberechtigt neben den Kämpfen finden die Rätsel im Spiel statt. Die Entwickler haben ein gutes Gespür für die Art und Menge der Knobelaufgaben entwickelt und haben eine gute Balance gefunden. Hier und da trifft man auf kleine und kurze Rätsel, woanders zeigen sie sich als echte Kopfnüsse. Es sind allerdings eher die bekannte Sorte an Schieberätseln und Ähnlichem, große Kreativität kommt hier nicht zur Geltung. Kleiner Wermutstropfen: Manchmal, aber wirklich nur selten, hat die Physik-Engine kurz versagt und machte damit ein Rätsel zunichte. Blöd wird es dann, wenn dadurch vorheriger Progress hinfällig wird und man wieder bei 0 starten muss. Diese Aussetzer hatten wir in den rund 40h Stunden Spielzeit allerdings nur 2x.

    All das sieht man jedoch nicht auf den ersten Blick, sondern ganz Ubisoft-like muss man zuerst auf einen erhöhten Punkt (in diesem Falle opulente Statuen) klettern, um dann die Umsicht freizulegen. Aber selbst dann legt ihr nur das Gebiet frei, sämtliche dort zu findende Aufgaben noch nicht direkt. Diese gilt es dann per pedes oder Schwinge zu erkunden, bis man auf besagte Rätsel, Herausforderungen oder Dungeons stößt.

     

    Loot in Maßen

    Natürlich leveln wir Immortals: Fenyx Rising mit der gewonnenen Erfahrung stetig weiter auf und da darf natürlich der passende Loot nicht fehlen. Glücklicherweise hält sich dieser relativ in Grenzen und bleibt überschaubar mit seinen insgesamt 25 Sets. Jedes Fragment bietet eigene Boni, die teilweise unerlässlich für das Lösen von Rätseln oder gewissen Abschnitten sind. Die Macher haben die Kisten und Verstecke sehr intelligent quer über die Spielwelt verteilt und die Belohnungen und umherstehenden Gegner wachsen quasi mit dem Spieler und dessen Levelfortschritt mit. So kann es beispielsweise sein, dass ihr im Startgebiet anfangs noch zu schwere Gegner findet, diese aber erst ab Level XY ausschalten könnt und auch erst dann den zugehörigen Loot bekommt. So wird sichergestellt, dass ihr keine sinnfreien Rüstungen oder Waffen ergattert, die viel zu niedrig für Fenyx sind.

    Gleiches Fortschrittsystem gilt auch für die Spielfigur selbst, mit der ihr euch durch die Welt bewegt. Auch hier könnt ihr anfangs noch keine höheren Berge oder Klippen erklimmen, weil es an Ausdauer mangelt. Irgendwann später reicht diese jedoch aus und genau das ist dann auch der Moment, wo ihr euch sicher sein könnt, dass ihr in ein Gebiet vordringt, dass eurem Level entspricht.

     

    Fazit

    Ich muss am Ende einfach festhalten, dass mich Immortals: Fenyx Rising ziemlich aus den Socken gehauen hat. Rückblickend auf das auslaufende Jahr gehe ich sogar noch weiter: Fenyx Rising ist vielleicht sogar der größte Überraschungshit 2020 für mich.

    Als Neuling muss das Spiel mit keinerlei Vorurteilen oder Altlasten kämpfen und kann ganz unbedarft seinen Weg antreten. Und dieser macht enorm viel Spaß und bietet einen hohen Unterhaltungswert. Sicherlich merkt man dem Spiel seine geistigen Vorreiter an, in diesem Fall ist es aber ein gelungener Mix aus eigenen Ideen und guter Kopie.

    Dieses Feel-Good Adventure verleitet zu nicht aufhörender Erkundungslust dank klug eingestreuter Kämpfe und Rätselelementen. Es ist dieses typische „Nur noch dahinten diese eine Ebene“-Spiel und dann sitzt man doch noch stundenlang hinter dem Controller.

    Kind der 70er. Seit '84 Musiker, seit '85 Hobby-Jedi, seit '86 Zocker und seit 2011 hier Redakteur