Die Siedler – Neue Allianzen – Test/Review

    Selten hat ein neuer Spieltitel schon vor dem Release soviel negative Berichterstattung erfahren, wie Die Siedler – Neue Allianzen. Aber lassen wir diese schlechte Presse zunächst einmal hinter uns und werfen wir einen möglichst neutralen Blick auf den neuen Strategietitel aus der Wusel-Reihe.

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    Systemanforderungen:

    Die grundlegenden Systemanforderungen fallen recht überschaubar aus. Grundsätzlich reicht knapp acht Jahre alte Hardware aus, um die Siedler zu spielen. Natürlich ermöglicht modernere Hardware höhere Auflösungen und eine bessere Performance.

    Mindestanforderungen Empfohlene Ausstattung
    CPU: AMD Ryzen 3 1200 @3,1 GHz, Intel Core i3-6100 @ 3,7 GHz AMD Ryzen 3 1600 @3,2 GHz, Intel Core i7-6700 @ 3,4 GHz
    RAM: 8 GB (Dual-Channel) 8 GB (Dual-Channel)
    GPU: AMD Radeon 550 (2 GB), NVIDIA GeForce GTX 950 (2 GB) AMD Radeon RX 470 (4 GB), NVIDIA GeForce GTX 970 (4 GB)
    Festplatte/SSD: 14 GB 14 GB (SSD empfohlen)
    DirectX: DirectX 11 DirectX 11
    Betriebssystem: Windows 10 (nur 64 Bit) Windows 10 (nur 64 Bit)

    Unser Testsystem ist insgesamt deutlich leistungsstärker aufgebaut, als es laut der Systemanforderungen erforderlich wäre. Hier sollten also keine Performance-Probleme bedingt durch die Hardware auftreten.

    CPU: Intel Core i5-13900K
    CPU-Kühler: Alpenföhn Gletscherwasser 360 mm mit NZXT F120RGB Duo
    Mainboard: Gigabyte Z690 Aorus Master
    RAM: G.Skill Trident Z5 RGB 2*16 GB @6.400 MHz CL32
    GPU: Gigabyte RTX3070 Aorus Master
    PSU: be quiet! Dark Rock Pro 1.200 W mit CableMod PRO ModMesh Cable Extensions
    m.2-SSDs: WD Black SN850X 2 TB, WD Black SN770 2 TB, Teamgroup T-FORCE ZERO Z330 1 TB (Test)
    2,5″-SSDs: Crucial MX300 1 TB, Samsung 750 Evo 500 GB
    Gehäuse: NZXT H9 Elite (Test)
    Lüfter: 9x NZXT F120RGB Duo, 1x NZXT F120RGB
    sonstiges: NZXT interner USB-Hub
    OS: Windows 11

    Die Spiele mit dem Wuselfaktor:

    Die verschiedenen Titel aus der Welt von Die Siedler begeistern Strategie-Fans nun schon seit 30 Jahren, denn 1993 erschien bereits der erste Teil noch für den Amiga. Ein Jahr später fand der Titel schließlich auch den Weg auf den PC, noch zu Zeiten von MS-DOS. Seitdem erschienen noch viele weitere Spiele, sodass Die Siedler – Neue Allianzen nun den achten Teil der Reihe darstellt. Mit den Jahren waren die einzelnen Titel unterschiedlich erfolgreich, der Titel mit den größten Verkaufszahlen ist dabei nach wie vor der zweite Teil. Die aktuelleren Titel konnten allerdings nie an den Erfolg der ersten Titel anknüpfen.

    Berühmt wurde Die Siedler vor allem durch zwei Dinge, den Wusel- und Knuddelfaktor. Denn wir benötigen an allen Ecken und Enden unsere Siedler. Wir brauchen Träger, um Rohstoffe zu verteilen, Arbeiter, um Gebäude zu errichten, Soldaten und einige weitere. So haben wir immer viel Bewegung auf dem Monitor und können unsere Siedler dabei beobachten, wie sie emsig ihrer Arbeit nachgehen.

    Ein steiniger Weg:

    In den letzten Jahren werden Spiele durchaus häufiger bereits vorm Release kontrovers diskutiert. Jedoch nahmen diese Diskussionen selten solche Ausmaße an, wie bei Die Siedler – Neue Allianzen. Denn die Closed Beta kurz vor dem geplanten Release Anfang 2022 kann man gelinde gesagt als Fiasko bezeichnen. Im Vergleich zur Gamescom-Demo von 2019 wurden Produktionsketten stark vereinfacht und der Holzfäller zum Beispiel komplett vergessen. Als Reaktion auf die doch sehr schlechte Presse verschob Ubisoft den Release um ein Jahr.

    Auf in neue Abenteuer:

    Trotz des steinigen Weges zu der jetzt von uns getesteten Version wollen wir doch nun so neutral wie möglich an das Spiel herangehen.

    Produktionsketten und Landschaft:

    Werfen wir nun zunächst mal einen Blick auf die Produktionsketten. Der neue Titel setzt weiterhin auf stark vereinfachte Produktionsketten. Denn über die Nahrungsmittelproduktion können wir lediglich einen Boost für unsere Minen, Schmelzen und Schmieden abrufen. Dadurch werden diese Produktionsketten nahezu überflüssig. Dabei kennt man doch besonders diese als sehr grundlegende Ketten, ohne die in den meisten anderen Betrieben nichts läuft. Etwas seltsam ist auch der neue Förster, denn er pflanzt nun keine neuen Bäume mehr im Wald an, sondern nur in einem kleinen Areal seines Gebäudes und liefert so unendlich viel Holz nach. Prinzipiell können wir das Spiel also mit ungefähr der Hälfte der Gebäude erfolgreich bestreiten. Was jedoch gut gelungen ist, ist die Grundstruktur der Spielwelt in Form von Hexagonen. So können wir unsere drehbaren Gebäude etwas flexibler positionieren und die gesamte Siedlung wirkt etwas harmonischer.

    Die doch recht stark abgespeckten Produktionsketten waren durchaus enttäuschend, besonders die fehlende enge Verflechtung der Metallbäume mit den Lebensmitteln. Zwar werden so Hürden reduziert und auch der Schwierigkeitsgrad gesenkt, doch gehört eine gewisse Herausforderung bei Titeln wie Die Siedler doch auch zum Spiel dazu.

    Das Spiel bietet sehr großzügige Landschaften, die schön gestaltet und detailliert sind. Unsere Siedlungen wirken so allerdings immer etwas zerfasert. Statt Platzmangel haben wir nun weite Wege als Problem. Die gedrungenen Karten von früher würden heute allerdings auch nicht mehr sonderlich zeitgemäß wirken. Im Falle eines Angriffs bringt die Größe der Karte auch einen neuen Schwierigkeitsgrad mit sich, denn es kann so zu einer Herausforderung werden, rechtzeitig die Truppen zu verlegen. Was allerdings schon unter der Größe etwas leidet, ist der berühmte Wuselfaktor. Denn unsere Gebäude stehen nun viel flächiger verteilt, sodass sich die Träger und andere Einheiten auf einer viel großzügigeren Fläche verteilen können.

    Über Träger und Ingenieure:

    Von grundlegender Bedeutung für unsere Warenkreisläufe sind natürlich die Träger, denn nur so kommen die Waren ins Lager oder vom Lager zur Baustelle. Als Träger fungieren automatisch unsere freien Dorfbewohner. Im weiteren Verlauf des Spiels können wir den Warentransport zudem noch mittels Eselkarren optimieren. Statt Pionieren, Planieren und Bauarbeitern haben wir nun Ingenieure, die die Aufgaben der zuvor getrennten Einheiten übernehmen. Gewissermaßen sind sie damit unsere wichtigste Einheit. Ingenieure bilden wir im Gildenhaus aus und sie kosten uns jeweils einen Hammer aus unserer Schmiede. Da sie ein beliebtes Ziel für feindliche Angriffe sind, sollten wir darauf achten immer in der Lage zu sein neue Ingenieure auszubilden.

    Auch hier wurde der Spielumfang also abgespeckt, wobei dies nicht nur zu einer Vereinfachung führt. Denn hat man seine Ingenieure zur Erkundung losgeschickt, muss man sie zunächst manuell zurückrufen, damit sie für Bauarbeiten zur Verfügung stehen. Allerdings kommt so natürlich auch eine neue Ebene des Taktierens ins Spiel.

    Auf in den Kampf:

    Zur Aufstellung unserer Truppen können wir drei verschiedene Arten von Waffen herstellen. Mit diesen können eine eher defensive und eine eher offensive Nahkampfeinheit sowie eine Fernkampfeinheit ausbilden. Für Goldmünzen können wir noch eine weitere Kampfeinheit rekrutieren und unsere Truppen zum Beispiel auch mit Magierinnen verstärken. Belagerungsmaschinen, wie zum Beispiel Katapulte, gibt es allerdings nicht. Über Forschungen ist es uns zudem auch möglich, unsere Truppen weiter zu verstärken.

    Bei der Bewegung verhalten sich unsere Einheiten recht schlau, denn die Fernkampfeinheiten ordnen sich automatisch hinter den Nahkampfeinheiten ein. Wir können auch weiterhin einzelnen Einheiten gruppieren und einzelne Einheiten oder Gruppen auf eine Patrouille schicken. Außerhalb des Kampfes regenerieren unsere Einheiten im Stillstand langsam oder wir können sie mithilfe unserer Magierinnen, einem heilenden Turm oder in bestimmten Ruhebereichen schneller regenerieren lassen. Neben Türmen gibt es für die Defensive auch Lockvogelattrappen, die feindliche Einheiten besonders stark anziehen, auf diese müssen wir auch in unserer Offensive gut aufpassen, denn es ist sehr ärgerlich, wenn die eigenen Truppen so von feindlichen Türmen ausgeschaltet werden. Da diese Attrappen sehr viel Schaden einstecken können, bedarf es schon einer sehr großen Truppe, um diese schnell ausschalten zu können. Hauptziel bei jedem Angriff sollte es immer sein, alle feindlichen Lager zu zerstören, denn wenn das erledigt ist, verschwinden auch alle weiteren Gebäude.

    Die Kampagne:

    Neben einem freien Spielmodus, indem wir in Gefechten gegen Online- oder KI-Gegner unsere Siedler zum Sieg führen können, bietet Die Siedler – Neue Allianzen auch eine Kampagne. Hier spielen wir ein Volk, das vor dem Krieg flieht und sich so über das Meer zu neuen Ufern begibt. Doch hier wartet leider nicht der Frieden, denn schnell werden wir in einen schwelenden Konflikt hineingezogen und helfen dem friedlichen Volk der Maru dabei, sich gegen plündernde Banditen zu verteidigen. Gleichzeitig sind wir einigen Hinweisen auf der Spur, die darauf hindeuten, dass unsere eigenen Vorfahren von den umkämpften Inseln stammen.

    In der Kampagne werden wir in recht kleinschrittigen Aufgaben durch die einzelnen Missionen geführt. Die Hintergrundgeschichte wird dabei in Form von sehr schön animierten Videosequenzen erzählt, die in unterschiedlicher Häufigkeit zwischen und innerhalb der einzelnen Missionen vorkommen. Diese Sequenzen sind wirklich sehr liebevoll gestaltet und versetzen einen direkt in die richtige Stimmung. So macht die erzählte Kampagne wirklich viel Spaß. Der Schwierigkeitsgrad steigt dabei langsam von Mission zu Mission an und im 2. Akt kann es dann schon durchaus knifflig werden.

    Grafik und Sound:

    Grafisch ist Die Siedler – Neue Allianzen wirklich gut gelungen. Die Texturen der Landschaft und Gebäude sind fein detailliert und überall findet sich Bewegung. Auch die Proportionen der einzelnen Objekte zueinander passen sehr gut. Besonders die Animationen der arbeitenden Siedler sorgten schon früher für die passende Stimmung und finden sich auch im neuen Teil der Serie. Die Darstellung der Charaktere in den Videosequenzen der Kampagne ist ebenfalls sehr gut gelungen und passt zum gesamten Look des Spiels, eine realistische Darstellung mit gewolltem Animationslook.
    Die akustische Untermalung basiert auf dezenten Musikelementen, Umgebungsgeräuschen und Unterhaltungen der Siedler. Die Textzeilen sind zwar schnell wiederholend, dennoch wird so akustisch das Spiel sehr lebendig.

    Fazit:

    Uns hat Die Siedler – Neue Allianzen trotz aller Vereinfachungen und Abstriche durchaus viel Spaß bereitet, wozu die liebevoll erzählte Kampagne natürlich ihren Teil beitrug. Aus unserer Sicht ist also nicht alles so schlimm geworden, wie es von vielen befürchtet wurde. Leider wird in der heutigen Zeit auch gerne jedes Spiel im Sinne des Clickbaits zerrissen. Trotz aller Liebe zu den Klassikern muss man jedem Genre auch den Freiraum gewähren sich weiterzuentwickeln. So haben die großzügigen Karten auch durchaus ihre Vorteile und eigenen Knackpunkte. Was jedoch etwas schade ist, ist die etwas lieblose Integration der gesamten Lebensmittelproduktion. Denn der Effekt des Boosts ist überschaubar und naja, man vergisst auch schnell ihn zu aktivieren. Hier ist die klassische Version mit den essenziellen Lebensmitteln für viele Produktionszweige für die Spieldynamik durchaus reizvoller.

    Die PC-Version von Die Siedler – Neue Allianzen wurde Game2Gether für den Test zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme des Publishers oder Entwicklers auf den Testbericht hat nicht stattgefunden.

    Seit der Jugend bin ich von PC-Hardware begeistert und habe Systeme in den verschiedensten Hardware-Generationen gebaut. Mit der Zeit kamen dann auch Videokonsolen dazu. Ich bin hier eigentlich in allen Bereich aktiv. Mit einem Schwerpunkt auf Hardware.