Call of Duty Modern Warfare 3 – Test

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    Kann es gutgehen, wenn aus einem gedachten DLC plötzlich ein komplett eigenständiges Spiel wird? Activision will es wissen und schickt ein echtes Schwergewicht damit auf den Prüfstand, die Rede ist von Call of Duty Modern Warfare 3. Aber selbst ein etablierter Shooter kann mit der falschen Munition Ladehemmung bekommen, wie unser Test zeigen soll.

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     Für diesen Test spielten wir Call of Duty Modern Warfare 3 auf Playstation 5

     

    Im Grunde muss man jedes Call of Duty von zwei Seiten beleuchten: Die Kampagne für Solospieler und den Multiplayer. Während der Modus für den alleinigen Zock in den letzten Jahren mal mehr und mal weniger aufwändig ausfiel, liegt schon seit langer Zeit der Fokus deutlich auf dem Multiplayer. Macht aus Sicht der Entwickler auch deshalb Sinn, weil man im Mehrspieler-Modus mehr Zeit verbringt und die Langzeitmotivation schließlich ein entscheidender Faktor für den Kauf ist. Legen wir zunächst Hand an die Kampagne.

     

     

    Call of Duty Modern Warfare 3 – Die Kampagne

    Die Kampagne fällt in Call of Duty Modern Warfare 3 recht überschaubar aus. 14 Einsätze stehen auf dem Plan, die euch natürlich erneut rund um den Globus zu verschiedenen Krisenherden führen. Je nach Herangehensweise fesselt euch der Shooter dafür zwischen vier und fünf Stunden vor den Bildschirm.

    Für die Story tritt ein bekannter Ganove auf den Plan: Vladimir Makarov. Der kaltblütige Kriegstreiber schafft die Flucht aus seinem Gefängnis und man kann erahnen, dass das für den Weltfrieden nichts gutes heißt. Mit einer bis an die Zähne bewaffneten Privatarmee und einem Arsenal an Raketen drohen Schreckensszenarien rund um den gesamten Globus. Und an dieser Stelle kommen wir natürlich ins Spiel. Stilecht gibt es ein Wiedersehen mit der Taskforce 141 samt Captain Price und Ghost.

    Der Spielstart ist gelungen und auch irgendwie typisch für ein CoD: Haufenweise Action, cineastische Kamerafahrten und geskriptete Bombast-Momente. Nur leider nimmt die Anfangseuphorie auch schon zügig ein jähes Ende, denn nach dem starken Start geht es rapide bergab. Von all den tollen Aha-Momenten bleibt kaum mehr etwas übrig und nahezu jede der folgenden Mission spielt sich generisch.

    So manches Mal mag man den Eindruck gewinnen, dass aus dem einstigen Popcorn-Spektakel der CoD-Reihe eine ideenlose Ansammlung von Belanglosigkeiten geworden ist. Hauptsache, man ist schockiert, setzt dem Vorgänger in puncto Extremität noch eins oben drauf. Logischer wird dadurch nichts und leider auch in keinster Weise spannender. Phasenweise wirkt der zusammengewürfelte Ereignisbrei mitunter sogar skurril, etwa dann wenn Marakov auftritt. Wir erinnern uns an den wirklich finsteren Gesellen alter Storyfetzen und finden hier in Call of Duty Modern Warfare 3 nur noch einen Schatten seiner selbst vor. Gut, unsympathisch war er schon immer, aber kein weichgespülter Bubi.

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    Call of Duty Modern Warfare 3 – Lineare vs. offene Maps

    Der Blick in die eigentlichen Missionen offenbart viel Licht, aber auch mindestens genau so viel Schatten. Der starke Auftakt wird von einer ebenso gelungenen Finalmission umrahmt. Auch zwischendurch gibt es immer wieder kleinere und größere Highlights, beispielsweise eine fast schon nostalgische Hommage an die Schneemission in Sibirien. Neu sind Maps, bei denen es eine offene Herangehensweise gibt. Ein zweiter Blick offenbart, dass es sich hierbei nicht selten um dezent veränderte Maps aus dem Warzone-Universum handelt. Nicht nur das, auch das Gameplay erinnert schon sonderbar stark an die Multiplayer free-to-play Variante des Shooters.

    Während ihr in den lineare Missionen mit eurem Loadout und begrenzten Gadgets auskommen müsst, liegen auf den offenen Karten überall Kisten mit Waffen herum. Wirklich überall. Anfangs macht das frische und neue Gameplay noch ziemlichen Spaß, jedoch flacht auch dieser viel zu schnell ab. Diverse Male haben wir unterschiedliche Vorgehensweisen probiert, beispielsweise unbemerkt zu schleichen, schlussendlich aber lief es immer darauf hinaus, sich seinen Weg freizuballern. Einfach deshalb, weil das Spiel im Grunde keine andere Strategie belohnt. Bei einer Mission ist uns aufgefallen, dass die augenscheinliche Freiheit auch nur zum Teil stimmt. Undercover sollen wir eine feindliche Basis infiltrieren, allerdings fliegt unsere Tarnuniform sofort auf, wenn wir uns zu nahe einem Gegner nähern. Insofern muss man sich bei einem solchen Szenario dann doch schon sehr eng an vorgegebene Routen halten.

    Uneins erscheint uns der Sinn und Zweck der Open-Combat Missionen. Einerseits wollte man wohl etwas Abwechslung reinbringen, mal etwas Neues ausprobieren. Andererseits: Warum kopiert man dann DMZ-Karten und bringt keinen Spannungsbogen mit rein? So wie in Call of Duty Modern Warfare 3 wirkt das Konzept reichlich unausgegoren und zusammenhangslos. Schlussendlich artet es ohnehin in plumpem Geballer aus und der Gegner hat ausschließlich durch seine Überzahl stets einen Vorteil.

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    Call of Duty Modern Warfare 3 – Der Multiplayer

    So manche geschichtsträchtiges Erlebnis hatten wir mit den Kampagnen vergangener CoD-Teile, Modern Ware 3 in seiner 2023er Version hinterlässt leider keine Spuren. Kann es wenigstens der Multiplayer rausreißen? Teilweise zumindest, aber auch hier setzt MW3 kein neuen Maßstäbe.

    Was für den Singleplayer und dem Recycling von Maps gilt, zählt auch für den Multiplayer. Mehr als zwei Dutzend Karten aus Modern Warfare 2 erwarten euch. Die Antwort auf die Frage, ob das pure Nostalgie oder plumpe Wiederverwertung ist, überlassen wir euch. Wahrscheinlich wird die Wahrheit irgendwo dazwischen zu finden sein, wobei das häufige copy & paste verdächtig oft auffällt. Nebenbei wurden die Maps auch augenscheinlich 1:1 übernommen und so gut wie kaum überarbeitet.

    Wenig überraschend ist daher auch die Auswahl der Modi. Team Deathmatch, Hardpoint, Domination, Kill Confirmed sind allesamt bekannt. Immerhin gibt es mit Cutthroat einen komplett neuen Modus. Sledgehammer Games beschreibt Cutthroat selbst mit einem immersiven und kompetitiven 3vs3vs3, was den Nagel ziemlich gut auf den Kopf trifft. Im Gegensatz zum ähnlichen Spielmodus Gunfight könnt ihr hier euren Loadout eigens konfigurieren. Die Maps sind etwas größer und die jeweilige 3er Teams spawnen in einer Dreiecksanordnung. Dabei verfolgt ihr ganz eigene Ziele, schnappt euch also beispielsweise eine Flagge oder schaltet einfach die Gegner der Reihe nach aus. Klingt leichter, als es ist, denn jeder Spieler und jede Spielerin hat nur ein einziges Leben – ohne Respawn. Genau das machte den Modus in unseren Spielesessions wunderbar spannend, weil niemand auf die Idee kam, die Ein-Mann-Rambo-Armee zu mimen. Strategischen Vorgehen ist in Cutthroat essentiell, also sprecht die Taktiken via Headset miteinander gut ab.

    Ground War ist erneut leider eine kleine Enttäuschung, obwohl der Modus auf dem Papier so unterhaltsam klingt und leichte Battlefield-Vibes versprüht. 32 gegen 32 klingt nach reichlich Action, diese wird leider durch unspannende Areale, mangelnde Vehikel und Spawnpoint Campern zunichte gemacht. Mal ehrlich, dass man das Problem mit den Spawn Kills noch immer nicht in den Griff bekommen hat…

    Immerhin versteht Modern Warfare 3 sein Kerngeschäft, das Gunplay. Rein auf dieses reduziert spielt sich der diesjährige Call of Duty Vertreter wirklich hervorragend gut. Gewohnt gut möchte man meinen, denn hier kauft die Serie ihren Genrekollegen immer wieder den Schneid ab. In der Summe fühlt sich das Gameplay wieder etwas leichtfälliger an, unterstrichen wird gefühlt höhere Geschwindigkeit durch flinke Manöver, etwa Slide and Gun. Ab Werk sitzt das Buttonlayout für Controller wieder gewohnt gut, im Grunde entfällt jedwede Eingewöhnung. Sollte euch dennoch mal etwas nicht passen, könnt ihr jede noch so kleine Stellschraube in den Optionen konfigurieren.

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    Call of Duty Modern Warfare 3 – Überall Zombies

    Die wohl größte Erneuerung innerhalb des CoD-Blase erlebt in Modern Warfare 3 der Zombie Modus. Wir erinnern uns: Im Team verteidigten wir uns gegen immer stärkere Zombies, die in Wellen auf uns zustürmten. Damit ist nun Schluss.

    Im Grunde spielt sich der neue Modus einzig und allein auf der DMZ-Map Urzikstan ab. Dort werden wir maximal zu dritt per Helikopter abgesetzt und müssen zahlreiche Aufgaben erledigen. Währenddessen ist die komplette Karte natürlich von Zombiehorden übersät, die uns ans Leder an den Hals wollen. Also ballern wir uns fleißig durch die Armada von Untoten und lösen die Aufgaben, die sich teilweise zu schnell wiederholen. Mit jedem erreichten Zwischenziel klingelt bei uns die Kasse und die wohlverdienten Taler steckt man natürlich umgehend in bessere Waffen, Gadgets oder Equipment.

    Der neue Modus macht tatsächlich Spaß, besonders dann, wenn ihr harmonisch im Team agiert. Auch hier sitzt das Gunplay perfekt, zahlreiche Sequenzen sind spannend inszeniert und die lohnenden Upgrades sind treibend für alle. Nur gibt es auch hier leider wieder die Kehrseite der Medaille, in diesem Falle die hohe Quote an Wiederholungen. Denn im Grunde spielt es sich wie die kostenlose DMZ-Variante des Shooters, lediglich mit Zombies bevölkert. Auch der Fakt, dass es nur eine Karte gibt, trägt nicht gerade zu einen hohen Wiederspielwert bei. Bleibt abzuwarten und zu hoffen, dass hier möglichst zügig Nachschub geliefert wird. Immerhin gibt es den Ansporn, nach einem erfolgreichen Durchlauf das Szenario mit verbessertem Loadout und stärkeren Gegnern erneut bestreiten zu können.

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    Call of Duty Modern Warfare 3 – Alles freischalten

    Simple Kills reichen für ein paar XP, lange Tötungswellen ohne eigenes Ableben vergrößern den Boost. Am Ende wird wie immer abgerechnet und ihr erhaltet die klassischen Erfahrungspunkte, bis ihr ans Ende der Leiter mit Level 55 geklettert seid. Einen Zwischenschritt erlebt man beim Erreichen von Level 25, denn dann schaltet ihr die Waffenkammer frei, wodurch tägliche Ziele freigeschaltet sind.

    Zahlreiche Waffen und schier unendlich viele Modifikationen stehen mit dem Spielfortschritt in gewohnter Weise frei. Neu ist, dass einige Anpassungsstücke an die Erfüllung von täglichen Missionen geknüpft sind. Des einen Freud ist den anderen Leid, denn für die sinnvollen Goodies werdet ihr tatsächlich täglich Zeit in den Multiplayer investieren müssen.

    Summa summarum könnt ihr rund 100 Waffen freispielen. Die üblichen Verdächtigen sind natürlich alle mit am Start: SMGs, Schrotflinten, Sniper Rifles, Pistolen usw. Rechnet man zu jedem Ballermann noch die passenden Mods und nimmt schlussendlich auch Kleidung samt Perks hinzu, dann erscheint unter dem Strich eine enorme Summe an möglichen Kombinationen bzw. Loadouts. Die hohe Anzahl bringt auch leider ein paar Schachtelmenüs mit sich, so dass ihr euch vermutlich zunächst durch ein paar Fenster navigieren müsst, um den Überblick zu behalten. Umgekehrt erhaltet ihr in Modern Warfare 3 allerdings somit auch die meisten Optionen zur eigenen Anpassung, gut also für die Sammelwütigen unter euch.

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    Call of Duty Modern Warfare 3 – Technik

    Technisch gibt sich Modern Warfare 3 keine Blöße. Wahlweise spielt ihr auf der Konsole im Qualitäts- oder im Performance-Modus und bekommt im Gegenzug eben ein paar Pixel mehr oder mehr Frames. Letzteres hat sich bei uns durchgesetzt, was bei einem Hochgeschwindigkeits-Shooter wie Call of Duty total Sinn ergibt. Satte 120 Frames bietet die Option und das vielzitierte Wort „butterweich“ ist hier tatsächlich Programm.

    Ein paar Areale hätten zwar durchaus schönere Texturen oder auch mehr Vegetation vertragen, in der Summe schaut das Spiel aber durchaus hübsch aus. Tolle Licht- und Schatteneffekte wechseln sich mit Wettervarianten ab. Wenn es aus Eimern schüttet und wir um die Ecke kiebitzen, dann treibt das schon den Puls nach oben. Die Nutzung adaptiver Trigger und haptischem Feedback trägt ihr übriges dazu bei.

    Beim Sound fehlt leider der orchestrale Bombast-Sound, den vorherige CoD-Teile auszeichneten. Natürlich düdeln im Hintergrund variable Tracks, aber diese sind eher unscheinbar. Ganz anders sieht es bei den Waffensounds aus, denn diese wummern und hämmern sehr ordentlich quer über das Schlachtfeld.

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    Fazit

    Alles in allem ist das diesjährige Call of Duty ein Shooter mit zwei Seiten. Wer sich primär für die Kampagne interessiert, der wird mit Modern Warfare 3 eine derbe Enttäuschung erleben. Eine Hand voll Stunden Spielzeit rechtfertigen keine 80€. Außerdem wirken die offenen Missionen wie ein Fremdkörper im Gesamtbild der sonst linearen, aber cineastischen Einsätze. Von all dem bekannten Spektakel ist kaum etwas übrig geblieben.

    Der Multiplayer dürfte vornehmlich Fans von MW2 begeistern, da hier nahezu alles 1:1 leicht modernisiert übernommen wurde. Vielspieler freuen sich auf unfassbar viel Freischaltbares, von komplett neuen Waffen bis hin zu kleineren Goodies. Beim Zombie-Modus versucht man sich an neuem Terrain, aber auch das funktioniert nur halbwegs gut.

    Man wird den Eindruck nicht los, dass Modern Warfare 3 faktisch besser als DLC veröffentlicht worden wäre, statt als Vollpreistitel. Wohlmöglich spielt auch ein gewisser Zeitdruck mit rein, denn schließlich stand mit der Veröffentlichung auch das Weihnachtsgeschäft vor der Türe. Womit erneut bewiesen wäre, dass AAA-Titel unter zeitlichem Druck keine sonderlich gute Idee sind.

    Kind der 70er. Seit '84 Musiker, seit '85 Hobby-Jedi, seit '86 Zocker und seit 2011 hier Redakteur