Remakes sind aktuell der große Renner. Seien es Filme, Serien oder Spiele. Die 90er-Jahre-Animes werden dabei auch nicht außer Acht gelassen.
Das Remake kann auf Crunchyroll gestreamt werden – in OmU oder mit deutscher Tonspur. Wer zusätzlich noch in die 1998-Version schauen möchte, findet diese auf Netflix – in OmU und deutscher Tonspur.
Bei Trigun Stampede handelt es sich nicht um einen klassischen Anime, wie wir ihn gewohnt sind. Studio Orange hat hier auf eine neue Art der Animation gesetzt und die ganze Serie in einem frischen, digitalen Look gestaltet. Das war, ehrlich gesagt, anfangs etwas gewöhnungsbedürftig und hin und wieder scheint es, als seien die Charaktere eher an einer Pixar-Animation entsprungen, aber im Laufe der Serie gewöhnt man sich an den frischen Stil und fliegt förmlich durch die Folgen.
Das Review kann Spoiler enthalten!
Review
Wir begleiten Roberto De Niro und seine neue Kollegin Meryl Stryfe auf ihrem Weg, einen Artikel über Vash the Stampede zu schreiben. Meryl ist 23 Jahre alt und gerade ganz frisch in der Welt des Journalismus angekommen.
Sie begegnen Vash recht schnell auf ihrem Weg zu Jeneora Rock. Und da beginnt auch schon die actiongeladene Story von Trigun Stampede.
Charakterunterschiede zwischen Trigun (1998) und Trigun Stampede (2023)
Wer den alten Anime kennt, wird gleich auf einige Unterschiede stoßen. Und dabei geht es nicht um die doch sehr unterschiedliche Animation und das Charakterdesign.
In Trigun sind Meryl Stryfe und ihre Kollegin Milly Thompson Angestellte der Bernardelli Versicherungsgesellschaft und untersuchen die größeren Vorkommnisse, die ihre Versicherungsfirma decken soll. Diese Vorkommnisse setzen sich aus Beschädigungen von ganzen Städten zusammen, für die Vash the Stampede die Schuld tragen soll.


In Trigun Stampede handelt es sich bei Meryl Stryfe um eine junge Journalistin. Die Kollegin Milly Thompson existiert nicht. Dafür lernen wir Roberto kennen – der alteingesessene Journalist, der gern mal zur Flasche greift.


Das Charakterdesign von Vash könnte nicht unterschiedlicher sein.


Nicht nur hat Studio Orange ihm einen frischen Haarschnitt verpasst und ihn in zeitgemäßere Kleidung gesteckt. Das gesamte Charakterdesign scheint einmal auf den Kopf gestellt worden zu sein.


Die Kernelemente sind im Charakterdesign geblieben. Meryl mit ihren dunklen Haaren und den bläulichen Augen, dem weißen Schema ihrer Kleidung aber vor allem aber ihre vorlautes Mundwerk sind geblieben.
Vash ist auch in der 2023-Version eine wandelnde Katastrophe. Jedes Problem, das der Menschheit bekannt ist, nimmt er mit. Er rennt von einer Auseinandersetzung in die nächste. Und versucht dabei, niemanden zu verletzen. Vash ist aus tiefstem Herzen Pazifist. Er legt Wert darauf, dass niemanden etwas passiert und es jedem in seiner kleinen Crew gut geht. Seine Charakterzüge reichen von tollpatschig und naiv hin zu verantwortungsvoll und liebenswert.
Ich muss ehrlich sagen, dass das Remake Trigun einen frischen Anstrich verpasst hat und damit auch Fans gewinnen kann, die die 1998-Version gar nicht kennen.
Storytechnische Unterschiede
Wie oben bereits beschrieben begleiten wir Meryl und Roberto auf der Suche nach Vash – dem „menschlichen Typhoon“ – scheinbar soll er einiges auf dem Kerbholz haben, weshalb eine ordentliche Summe auf seinen Kopf ausgesetzt ist.
Im Original versuchen Meryl Stryfe und ihre tollpatschige Kollegin Milly Beweise und Belege für das Chaos zu finden, für das die Bernadelli Versicherungsgesellschaft aufkommen soll. Sie sind Versicherungsmaklerinnen.
In beiden Versionen stolpern die Protagonisten heads-on in Probleme, während die Storyline als solche jedoch nicht unterschiedlicher sein könnten. Wer beide Animes kennt, oder wer die Urserie gesehen hat, weiß, dass hier eine andere Storyline angesetzt wird.
Da dies aber ein möglichst spoilerfreies Review sein soll, spare ich an dieser Stelle mit weitere Details. Letztlich kann ich aber soviel sagen: Die Animes fühlen sich zwar ähnlich an, könnten aber zwei komplett unterschiedliche Geschichten innerhalb desselben Universums erzählen.
Fazit
Remakes schütten immer Öl in hitzige Diskussionen. Deswegen war es auch in diesem Fall zu erwarten, dass die Meinungen auseinander gehen. Diejenigen, die sich als die-hard Fans bezeichnen, versuchen ihr Möglichstes, all die negativen Aspekte zu finden. Diejenigen Zuschauer, die Trigun (1998) nicht kennen, feiern die Serie. Und dann gibt es diejenigen unter den alteingesessenen Fans, die unterscheiden können – zwischen Neu und Alt.
Ich muss ehrlich sagen, dass ich der 90er-Jahre-Version des Animes nicht viel abgewinnen konnte. Ich habe die Serie gesehen und kann mir daher ein Urteil bilden. Kann, mache ich an dieser Stelle nicht, da ich – wie zuvor erwähnt – Trigun und Trigun Stampede mehr oder weniger als zwei Seiten einer Medaille ansehe.
Das frische Design und die komplette Umsetzung durch CGI ist neu und wird uns wahrscheinlich in Zukunft in mehr Animes begegnen. Was nicht schlecht ist, dass es klappt wurde immerhin mit NieR:Automata bewiesen. Man gewöhnt sich daran und ich fand es sogar hinterher sehr angenehm, die Folgen zu schauen. Die Animation ist flüssig, sehr schön anzusehen und auch in schnelllebigen, actionreichen Szenen wirklich wunderbar umgesetzt.
Ich mochte vor allem Vashs Charakterdesign von Anfang an, weil es etwas Zeitgemäßes und Modernes hat. Auch seinen Charakter fand ich sehr erfrischend, da es sich dabei mal um eine andere Art von Held handelt. Keinen eiskalten, abgeklärten Kerl, sondern um jemanden, der sich trotz all der schlechten Dinge etwas Kindliches und Naives behalten hat. Vor allem in einer Welt wie der, in der Vash und seine Crew leben.
Darüber hinaus bin ich ganz froh, dass Milly kein Teil dieser Crew war und wir stattdessen mit Roberto zu tun haben. Das ist aber eher eine persönliche Einschätzung, da ich Milly aus der Urserie doch sehr anstrengend und als unangenehm empfunden habe. Roberto hingegen ist so ein entspannter Kerl mit einer ruhigen Art, die einem das Gefühl gibt, als habe er schon mit der Welt und den Umständen abgeschlossen. Er will einfach nur seinen Job machen und wird durch seine neue Kollegin immer wieder mit in das Schlamassel hineingezogen.
Wer also am Wochenende einen actiongeladenen Anime sucht, den man in ein paar Stunden durchschauen kann, ist mit Trigun Stampede sicherlich gut bedient. Die Serie ist noch beendet und erhält aktuell jeden Samstag eine neue Folge.
Dieses Review spiegelt die Meinung eines Redakteurs wider, nicht die der gesamten Redaktion.