Total War: Warhammer – Test / Review

    Schreckliche Kreatur, verheerende Konsequenzen.
    Schreckliche Kreatur, verheerende Konsequenzen.
    Schreckliche Kreatur, verheerende Konsequenzen.

    Warhammer Fan? Total War Fan? Klar dürfen wir die Symbiose beider Serientitel nicht verpassen und haben uns daher Total War: Warhammer einmal sehr genau für euch angeschaut. Müssen wir uns ernsthaft massiv über die KI aufregen oder „kriegt sie das schon hin“?

     

    Dank geht Koch Media für die Bereitstellung des Testmusters.

    Gemischtes bitte!

    Wer eines von beiden oder gar beides nicht kennt, dem soll Folgendes erklärt sein: In der Total War-Reihe war es schon immer so, dass auf einer großen Kampagnenkarte ein Imperium geschaffen wurde. Samt Bauherrschaft und natürlich Truppenausbildung. Kriege werden in monumentalen 3D-Echtzeitschlachten ausgefochten. Je weiter die Serie fortgeschritten ist umso, ja manch einer möchte schon fast sagen epischer, wurden die Details und die Anmutigkeit der Kriegsszenerie.

    Nun wurde all das mit einem gigantischen Warhammer Universum gemixt, nicht gerührt Achtung! Zwerge, Menschen, Vampire, Skaven, Waldelfen… na wir wollen nicht gleich zuviel verraten, aber ganz soviel Warhammer Gehalt darf nicht erwartet werden, zumindest für den Release, und die Total War Elemente wurden, trotz nicht jüdischer Herkunft, auch beschnitten. Bleibt also die Frage: Wie gehaltvoll ist der Strategie Titel?

    Vampire greifen eine Festung an. Solange die Mauer hält sind Flugeinheiten eine große Gefahr. Sie wollen den Eroberungspunkt erreichen.
    Vampire greifen eine Festung an. Solange die Mauer hält sind Flugeinheiten eine große Gefahr. Sie wollen den Eroberungspunkt erreichen.

    Was sich schon in Shogun bewährt und durch die Reihe durchgesetzt hat, bleibt auf den ersten Augenschein erstmal bestehen. Wir erschaffen auf einer Kampagnenkarte unser Imperium und befehligen bzw. stationieren unsere Truppen. Dabei sehen wir während unserer Testzeit schon einen entsprechend hohen Wiederspielfaktor, denn es gibt 4 Rassen die sich alle äußerst gelungen unterschiedlich spielen. Oder hat jemand erwartet, dass sich Vampire über grüne Weiden und Blumen freuen?

    Sag mir deine Rasse und ich sag dir deine Taktik

    Mit dabei: Das Zwergenreich, damit wäre schon mal die Bierversorgung gesichert, das Imperium der Menschen, die Grünhäute, also für gewaltvollen Stress während jeder Party ist auch gesorgt, und natürlich die blutdurstigen Vampire.

    Mit dieser Spinne ist nicht zu spaßen. Jene Soldaten die nicht vorsichtig sind landen auf dem Vesperbrett.
    Mit dieser Spinne ist nicht zu spaßen. Jene Soldaten, die nicht vorsichtig sind, landen auf dem Vesperbrett.

    Leider wird an dieser Stelle schon die erste Beschneidung angesetzt. Die Skaven, ein Ratten-Volk, und die Waldelfen sucht man vergebens. Genug geschockt? Okay es gibt noch eine fünfte Fraktion: Die Chaoskrieger. Und darauf haben vermutlich viele gewartet. Witzigerweise braucht man dafür einen DLC. Warum wissen wir auch nicht genau, absurd ist es dennoch ein wenig. Vor allem da sich nach heutigem Wissen niemand für ein Herr der Ringe ohne Elben oder ein Borderlands ohne den ruchlosen Hyperion CEO, Handsome Jack begeistern könnte.

    Allerdings dürfen sich alle über den DLC in kostenloser Form freuen, die das Spiel vorbestellt oder eine Woche nach Release gekauft haben. Aber auch ohne DLC bleibt das Chaos nicht außen vor, es ist lediglich der KI vorbehalten.

    Nun waren wir bei den Blümchen und Vampiren… und nein wir wollen euch jetzt nichts vom Storch erzählen. Ihre Taktik im Vormarsch besteht vorzugsweise darin, Misstrauen zu sähen oder einzuschüchtern, da sie nur durch korumpierte Provinzen ziehen können, ohne dass ihre Truppen Schaden davon tragen. Umgekehrt müssen alle Sterblichen Blutzoll zahlen, sollten sie durch das Gebiet der Vampire reisen wollen.

    Ein Problem haben die Herrscher über die Grünhäute. Wer sich gar zu sehr zurück hält, der sorgt für Langeweile und damit für Stress, wo wir wieder beim vorigen Thema wären, und dieser lässt sich dann auch nur mit Gewalt beenden. Ergo: Es müssen ein paar eigene Soldaten her halten und geopfert werden. Wer hingegen ein großer Warlord ist und entsprechend erfolgreiche Schlachten vorweisen kann, dem könnte es gelingen eine Welle an neuen Soldaten beizurufen. In diesem Fall melden sich tapfere Krieger aus allen Richtungen und bilden einen in Fachkreisen genannten Waaagh. Eine KI gesteuerte Armee, der wir allerdings Ziele zuweisen dürfen.

    Damit wollen die Orks also deutlich strategisch offener und aggressiver kommandiert werden. Über solche Kniffe verfügt jede der Fraktionen und sorgt so für phänomenale Unterschiede, die in dieser Fortsetzung wirklich schön gelungen sind.

    Famoses Zusammenspiel vieler unterschiedlicher Einheiten in den gewaltigen Schlachten.
    Famoses Zusammenspiel vieler unterschiedlicher Einheiten in den gewaltigen Schlachten.

    Wohin gehen wir, Herr?

    Die KI gesteuerte Chaos-Fraktion stellt mit ihrem Überfall aus dem Norden eine teils recht interessante und taktisch wissenschaftliche Herausforderung dar. Mordend und alles niederbrennend löschen sie alles aus, was nicht bei drei auf den Bäumen ist. Hier bieten sich genug taktische Herausforderungen, um sich auch mal zurück zu halten und anschließend durch die noch glühende Asche zu schreiten und damit ganz einfach überrannte Provinzen einzunehmen und so das Reich zu vergrößern. Damit kann ein und dieselbe Kampagne absolut unterschiedlich verlaufen.

    Wem die Welt vielleicht noch nicht groß genug ist, darf beruhigt aufatmen. Die Entwickler versprechen zügig und gehaltvoll nachzusetzen. Zum einen ist die Release Version nur der erste Teil einer Trilogie, die aber nicht eigenständig gestaltet werden, zum anderen soll dieses Jahr unter anderem noch mindestens eine neue Fraktion hinzukommen. Die Trilogie selbst soll beispielsweise die Karte erweitern. Da Spieler angeblich nicht alle Teile besitzen müssen, heißt es freie Adaption der Spielwelt. Bis dahin soll aber erstmal der erste Teil mit DLCs versorgt werden.

    Aber auch zu Release ist einiges geboten. Gyrokopter, Goblin-Spinnenreiter, fliegende Kreaturen, gigantische Monster oder Gruftschrecken, es wird sehr viel Abwechslung ins Spiel geworfen. Lediglich fliegende Einheiten der Vampirfürsten können bislang bei Belagerungen Mauern ohne größeren Probleme überwinden um so schneller an den Eroberungspunkt zu gelangen, auf offenem Feld hingegen sind sie höchstens mit einer Kavallerie zu vergleichen. Beispielsweise für schnelle Manöver: Spionage oder geschickte Ablenkung.

    Richtig heimisch im Warhammer-Universum fühlten wir uns insbesondere immer dann, wenn Raketenlafetten vernichtende Artillerieangriffe starteten und wenn zu allem bereite Soldaten bedingungslos im Flammenmeer einer Kanone untergingen… das ist einfach ein perfektes Schlachtenchaos. Typisch Total War: Wem es mal zu heftig wird, der darf auch in der Schlacht jederzeit pausieren, um sich eine Übersicht für die nächsten Befehle zu verschaffen.

    Geschickt werden in Belagerungsschlachten Mauern angegriffen. Schwächen werden vernünftig erkannt und ausgenutzt.
    Geschickt werden in Belagerungsschlachten Mauern angegriffen. Schwächen werden vernünftig erkannt und ausgenutzt.

    Herz was willst du mehr?

    Und hier schlägt auch absolut das Herz von Total War: Warhammer und damit das der Fans natürlich höher und höher. Wir haben schon viel Total War hinter uns, aber so spektakulär haben wir es noch nie erlebt. Auf der einen Seite der Schlacht müssen sich, fast schon in aller Ruhe, einzelne Soldaten genüsslich verspeisen lassen, auf der anderen Seite schlagen mächtige Kommandeure mit ihrem Reittier Breschen in die Reihen der Gegner. Mit den sehr detailverliebt animierten und unterschiedlichen Einheiten und den authentischen Kampfgeräuschen kommt das unheimlich genial rüber… auch wenn wir gerade mal wieder einen nicht ganz so vernebelten Ausblick auf das Land haben. Der negative grafische Schwerpunkt des Spiels, denn die Landschaften machen wirklich nicht soviel her, wie sie es eigentlich tun müssten, respektive der Entwicklung der Reihe.

    Um darauf zu achten fehlt es dann aber auch irgendwo an der Zeit, denn es gibt soviel zu tun! Darunter gliedert sich der größte Talentbaum, den eine Total War-Reihe je gesehen hat. Damit will aber auch auf eine entsprechende Spezialisierung der Helden geachtet sein. Vampirfürsten lernen beispielsweise Nekromantie oder Todesmagie. Der Anfang einer Kampagne ist eben immer nur ein Anfang, am Ende könnte er dank der Spezialisierung mit einem gewaltigen Zombiedrachen in die Schlacht reiten. Aufwertend erhalten wir im Laufe von Ereignissen bzw. Kämpfen zusätzlich noch Gegenstände.

    In einem müssen Serien-Veteranen definitiv umdenken: Wer seinen Kommandeur um seiner Sicherheit willen aus allem raushalten will, verliert dabei den größten Spaßfaktor und die mächtigste Waffe. Detailveränderung anderer Natur hat Creative Assembly auf der Übersichtskarte der Alten Welt betrieben. Städte ausbauen, mit anderen Fraktionen verhandeln, Technologien erforschen und pro Volk nur noch eine Ressource – trotzdem spielt sich Total War: Warhammer runder als die Vorgänger allesamt.
    Des einen Freud, des anderen Leid: Der Faktor Nahrung fällt komplett weg. Das Wachstum der Städte wird so gesehen auch nur noch durch verstrichene Zeit, bestimmte Gebäude oder den Einfluss von Agenten verändert.

    Im Gegenzug verliert der Strategiemodus aber auch an Komplexität. Der Städteaufbau setzt etwa auf deutlich weniger Gebäudetypen als in Rome 2. In welcher der drei bis vier Siedlungen einer zusammenhängenden Provinz ihre neue Kasernen, Bergwerke oder Stallungen errichtet, ist lange Zeit unerheblich. Da Religion keine Rolle mehr spielt und sich die Wirtschaft je nach Fraktion nur auf ein bis zwei Bauwerke beschränkt, geht es in den Städten fast nur noch um das Ausheben neuer Heere. Wenn ihr die besten Einheiten vom hinteren Ende des Forschungsbaums produzieren wollt, müsst ihr allerdings eventuell umbauen, denn hochstufige Gebäude lassen sich nur in der Provinzhauptstadt errichten. Praktisch: Ein Gebäude-Browser zeigt vorab, welche Einrichtungen für welche Einheiten nötig sind.

    Im Gegenzug fehlt das Politiksystem aus den Vorgängern mit verschiedenen Posten für eure Armeeführer. Lediglich beim Imperium lassen sich Generäle noch mit Titeln beschenken, aber um Faktoren wie Loyalität und Ehrgeiz braucht ihr euch keine Sorgen mehr zu machen. Zudem stirbt keine Figur mehr an Altersschwäche, denn beim ersten Total War ohne historischen Kontext hat Creative Assembly auf Jahreszeiten und fortschreitende Jahreszahlen verzichtet. Lediglich eine schnöde Turnus-Anzeige verrät, wie viele Züge ihr bereits hinter euch gebracht hat.

    Die größten Skillbäume in der Ära dieser Spielserie. Bringt zusätzliche Spannung und natürlich jede Menge Features.
    Die größten Skillbäume in der Ära dieser Spielserie. Bringt zusätzliche Spannung und natürlich jede Menge Features.

    Und jetzt die Schlußfrage: Künstliche Intelligenz intelligent genug?

    Überraschend gut steuert die KI in Belagerungsschlachten an mehreren Positionen unsere Mauer an, hält es aber durchaus für sinnvoll, Reservetruppen zurück zu halten, um bei entsprechendem Erfolg direkt und heftig nachzusetzen. Aber auch in offenen Feldschlachten werden schwache Flanken erkannt und entsprechend Truppen verschoben. Und natürlich nicht ohne General. Nur dieses Mal soll es ja so sein!

    Schwachstellen konnten wir dennoch ausfindig machen und fassen sie für euch kurzerhand zusammen:

    • Gegnerische Artillerie wurde oft unbewacht und weitab zurück gelassen. Unklug wenn sie für unsere Flieger leichtes Spiel sind.
    • Schnitzer auf der Kampagnenkarte gibt es in Form starker Angriffe gegen gnadenlos unverteidigte Städte. Scheinbar konnte nicht immer richtig eingeschätzt werden, ob ein Angriff eine gute Idee ist und rennen durchaus auch mal in Streitmächte die zu provozieren noch nie eine gute Idee war.

    Alles in allem aber eine äußerst zufriedenstellende KI, die Schwächen nicht verzeiht, aber auch schnell ausmanövriert werden kann wenn man entsprechende Taktiken auffahren kann.

    Fazit

    Total War: Warhammer Ankündigung Teil 1: Große Vorfreude. TW: Warhammer Ankündigung Teil x: Shut up and take my money! Schon immer Warhammer Fan gewesen, schon immer Total War Fan gewesen seit dem ersten Spiel und an dieser Stelle muss gesagt werden: Das hier IST eine Revolution. Man kann sich über die DLCs und die Fortsetzung der Trilogie wirklich nur freuen, insofern sie so fortgesetzt wird wie sie angefangen hat.

    Weniger das Problem, dass Seegefechte nur noch ausgewürfelt werden oder Belagerungsschlachten nicht die gesamte Stadt darstellen, wenn man wie hier merkt, dass das Kernpotential deutlich an Qualität zugenommen hat. Clevere KI, flüssiger Rundenmodus, der vielleicht noch nicht die gigantische Tiefe erfährt, dafür ohne nerviges Minuten-Daumendrehen aus den Vorgängern. Der Kritikpunkt wird durch das famose Zusammenspiel vieler unterschiedlicher Einheiten in den gewaltigen Schlachten großartig ausgebügelt.

    Unsere Wertung: "Deutliche 4 von 5 Sternen"
    Unsere Wertung: „Deutliche 4 von 5 Sternen“
    Michael Bellia
    Mit Game2Gether habe ich vor einigen Jahren meine ersten Erfahrungen im Bereich "Spiele Redakteur" gesammelt. Mit diesem Team konnte ich weiterhin darauf aufbauen und aus einem Hobby eine kleine Berufung entstehen lassen. An dieser Stelle: Danke dafür! Heute spiele und arbeite ich, mit eigenem Projekt im Hintergrund, Hand in Hand mit diesen Geegs zusammen und freue mich besonders über die internationale Community, die sich dank manchen Projekten und mehrsprachigen Artikeln eingefunden hat.