Papa & Yo – Test / Review

Indiespiele erobern den Markt, fernab vom Einheitsbrei trauen sich die unabhängigen Entwickler oft die Dinge zu, die wir uns auch von großen Publishern erwarten. Papa & Yo ist eine dieser Indie-Perlen und wir haben uns das Spiel ausführlich angeschaut. Das Ergebnis lest ihr nun in unserem Test.

 

Spiele wie Trine, From Dust oder Limbo haben eindrucksvoll bewiesen, dass man, um den großen Coup zu landen, weder eine jahrelange, noch kostenintensive Entwicklung benötigt. Es waren die Spielmechaniken und tiefgehenden Rätsel, die beeindruckten und sich von der Masse abhebten. Allen voran aber boten viele Indie-Blockbuster, die wir in den vergangenen Jahren erlebt haben, eine packende und mitreißende Geschichte.

In Papa & Yo, was übersetzt Vater & Ich bedeutet, erleben wir ebenfalls eine gefühlvolle Story. Entwickler Vander Cabellero arbeitet mit und in dem Spiel Spiel seine Kindheit auf, in der sein alkoholabhängiger Vater eine zentrale und leider auch gewalttätige Rolle spielte. Damit werden wir bereits schon ganz am Anfang bei Papa & Yo konfrontiert, wo wir die Widmung zu lesen bekommen: „Für meine Mutter, Brüder und Schwestern, mit denen ich das Monster in meinem Vater überlebt habe.“

Im Spiel angekommen steuern wir den kleinen Jungen Quico, der sich in einer seltsam anmutenden Stadt wiederfindet. Schon nach wenigen Schritten in der frei erkundbaren Stadt tauchen an einer Häuserwand kindliche Kreidezeichnungen auf. Mit Hilfe der eigenen Kreide können wir das Bild vervollständigen und somit die Umgebung verändern, wenn wir z.B. mit Hilfe von einigen gezeichneten Linien eine neue Treppe erschaffen, um und so weiter nach oben bewegen zu können. Zunächst wirken die Rätsel simpel und überschaubar, ohnehin zeigt sich das Städtchen eher von seiner ruhigen Seite. Hier zaubern die ein paar Zahnräder an die Wand, dort verschieben wir kurzerhand ein ganzes Haus.

 

Das ändert sich auch dann noch nicht, als wir das erste Mal auf das Monster treffen, ein symbolträchtiges Wesen. Zwar wirkt das große Wesen schon beim Anblick etwas furchteinflößend mit den riesigen Zähnen, zeigt sich aber fürs erste ganz friedlich. Einige Schritte später zeigt sich das Monster sogar als äußerst nützlich, können wir doch den dicklichen Bau als Sprungbrett nutzen und kommen wieder ein Stückchen weiter, bis zum nächsten Rätsel.

Das ändert sich dann jedoch schlagartig, als ein unscheinbarer Frosch durch das Bild hüpft und kurz darauf auch vom Monster verschlungen wird. Ab diesem Moment ist mit dem Monster nicht mehr gut Kirschen essen. Flammen durchströmen seinen Körper, die Wut in ihm kocht förmlich über und ab sofort macht es wie vom Teufel getrieben Jagd auf die komplette Umwelt – und damit auch auf Quico.

Diesen Zustand bekommen wir nur dann entschärft, wenn wir dem Monster eine Kokosnuss geben. Ab dann beruhigt sich das Monster wieder und wird deutlich entspannter. Und so hangeln wir uns von Abschnitt zu Abschnitt, im Nacken folgt uns unentwegt das Monster. Unser Ziel: Wie bekämpfen wir diese Froschsucht?

Mit dem Hintergrundwissen um Cabelleros Kindheit und dem alkoholsüchtigen Vater haben wir die Rollenverteilung schnell herausgefunden. Cabelerro selbst stellt den kleinen, schmächtigen Quico da, während sein Vater durch das Monster symbolisiert wird. Frösche stehen natürlich für den Alkohol selbst und sind somit der Problemfaktor Nr. 1 in Papa & Yo. Die Geschichte hat uns schon sehr beeindruckt, auch deren Fortlauf und vor allen Dingen war es spannend zu erleben, wie Düster die ansonsten farbenfrohe Welt doch schlagartig werden kann, sobald ein Frosch / Alkohol ins Spiel kommt. Es gehört eine ganze Portion Mut dazu, wenn man einem breiten Publikum seine verängstigende Kindheit so dermaßen offenlegt, wie es bei Papa & Yo der Fall ist.

Trotz dieser spannenden und mitreißenden Geschichte kann Papa & Yo leider nicht vollends überzeugen, das liegt an der Spielmechanik und den Rätseln. Letztere sind oft viel zu leicht ersichtlich und nur selten muss man tatsächlich seinen Grips anstrengen. Steckt man einmal fest, dann gibt es ingame Hilfen, die sich in Form von Kartons darstellen, die Quico kurzerhand ala Solid Snake als Versteck nutzen kann.

Der Sound passt eigentlich sehr gut zum Spielgeschehen, auch wenn es gelegentlich fast schon etwas zu wenig auf die Ohren gibt. Grafisch merkt man Papa & Yo an, dass es ein Low Budget Titel ist, wobei man sagen muss, dass die Grafik dienlich ist und kaum Fehler aufzeigt. Man kann argumentieren, dass die Welt leblos und starr wirkt, man hätte ihr mehr Leben einhauchen sollen, aber vielleicht hatte der Autor gerade diese Kargheit gewollt, um die Geschichte noch weiter zu fokussieren.

 

Fazit und Wertung folgen auf der nächsten Seite!

Christoph
Kind der 70er. Seit '84 Musiker, seit '85 Hobby-Jedi, seit '86 Zocker und seit 2011 hier Redakteur