Max Payne Mobile – Test / Review

Weil sich die Fans der Serie immer noch ein bisschen darüber aufregen, dass ihr verschrobener Lieblings-Cop auf der Leinwandversion durch Ex-Unterwäschemodel Mark Wahlberg verkörpert wurde, passt es ganz gut, dass Rockstar mit der iOS-Portierung zum einen von eben benannter Misere ablenkt und zum anderen die Wartezeit auf den Release des dritten Teils für PC und Konsolen verkürzt. Natürlich ist die Rede von Max Payne. Wir in der Redaktion konnten es kaum erwarten, uns den 2001 erschienen Klassiker endlich noch einmal zur Brust zu nehmen, denn was immer Rockstar anpackt, hat die Tendenz, sich in pures Gold zu verwandeln. Mit solch verschwindend geringen Erwartungen im Hinterkopf, haben wir uns also hingesetzt und sind ein weiteres Mal in die verstörende Gedankenwelt des durch Tragödie und Schicksal geschundenen Max Payne abgetaucht. Max Payne, der nicht nur kaltblütiger, in Slow Motion um sich ballernder Super-Cop, sondern vor allem Vater einer kleinen Tochter, sowie liebender Ehemann seiner Frau Michelle ist. Ein bisschen Trivia am Rande: Wusstet ihr, dass wir es der Hartnäckigkeit des Publishers zu Verdanken haben, dass wir überhaupt in den Genuss dieses 3rd Person Shooters kommen? Als das Spiel vor mehr als 10 Jahren erschien, wurde es nämlich kurz nach Release von der Bundesprüfstelle für jungendgefährdende Schriften indiziert! Die Bullet-Time ließe den Gegnern keine Chance, sich zu verteidigen und ermögliche dem Spieler ein regelrechtes Abschlachten wehrloser Personen… Seit dem sind aber glücklicherweise ein paar Jahre ins Land gegangen, Take 2 beantragte eine erneute Prüfung und nun dürfen wir Herrn Payne mit HD-Texturen in unserer Hosentasche umhertragen.

Alles beginnt an einem wunderschönen Sommer-Abend. Max ist auf dem Heimweg von der Arbeit, genießt die letzten Sonnenstrahlen, den Duft von frisch-gemähtem Rasen. Die Luft ist erfüllt vom Geschrei ausgelassen spielender Kinder in der Nachbarschaft – Vorstadt-Idylle, der gelebte Amerikanische Traum. Doch in dem Moment, in dem der Polizist die Haustür aufschließt, überkommt ihn ein merkwürdiges Gefühl. Auf sein Rufen kommt keine Antwort, weder von seiner kleinen Tochter, noch von Michelle. Die Wohnung ist verwüstet, plötzlich hört er Baby-Geschrei und die verzweifelten Hilfe-Rufe seiner Frau. Mit gezogener Waffe rennt er die Treppe hinauf und findet seine nur Monate alte Tochter tot und seine Frau erschossen auf dem Bett liegend. Ermordet von ein paar Junkies.

Fortan ist Max Payne auf Rache aus. Rache an denen, die verantwortlich sind für den Scherbenhaufen, der sich von nun an „Leben“ nennt. Offenbar spielt die Designer-Droge ‚Valkyrie‘ – oder kurz ‚V‘ – eine entscheidende Rolle und Max wechselt zum Drogendezernat DEA, ermittelt dort undercover, um ein für alle Mal aufzuräumen. Ihr steigt 3 Jahre später wieder ins Spiel ein, um einen wichtigen Informanten zu treffen, der wertvolle Informationen für euch bereithält. Die Story des Spiels treibt euch durch U-Bahn-Schächte, ein Bordell, das Gelände einer Stahlfabrik und sogar einen nordisch angehauchten S&M Nacht-Club mit Namen Ragna Rock. Im Untergrund liefert ihr euch schließlich ein ums andere Feuergefecht mit dem Abschaum der New Yorker Mafia und treibt die Story voran. Die allein ist übrigens die 2,39 € wert!

Neben einem riesigen Waffenarsenal von beidhändig geführten Berettas bis hin zum tödlich präzisen Scharfschützengewehr hilft euch die sogenannte Bullet Time, jedes Gefecht lebend zu überstehen. Das auch aus der Matrix-Reihe bekannte Feature lässt euch per Fingertap die Zeit verlangsamen und verschafft euch so für kurze Zeit einen Vorteil im Kampf.

Die Inszenierung in Max Payne sucht seinesgleichen! Die Geschichte wird in unglaublich atmosphärischen Comic-Sequenzen erzählt, während des Spieles sorgen Slow-Motion und filmreife Kamerafahrten für ein unvergleichbares Spielerlebnis. Die tollen Sprecher tun ihr übriges und ziehen euch regelrecht in die dunklen Abgründe der Seele des Max Payne. Da es sich hier um eine exakte Portierung des kompletten Spieles für PC handelt, ist der Umfang entsprechend groß und ihr verbringt etliche Stunden in der tristen Unterwelt des Big Apple. Wer danach noch nicht genug hat, der kann sein Geschick im sogenannten New York Minute-Mode auf die Probe stellen, indem ihr das Spiel auf Zeit durchzocken müsst. Fürs Erledigen von Gegnern gibt’s wertvolle Extra-Sekunden auf die Uhr. Das bietet Abwechslung und motiviert.

Aber bei so viel Lob wollen wir auch einzelne Kritikpunkte nicht ganz ungenannt lassen. Wir hätten uns ein paar mehr Speicherpunkte gewünscht, denn wenn man dann doch mal nicht schnell genug alle Gegner eliminiert hat oder aber z.B. von einer U-Bahn überfahren wird, muss man doch ein ganzes Stück im Level wieder zurück. Mag für Hardcore-Gamer verschmerzbar sein – Strafe muss schließlich sein – aber auf unseren mobilen Wundergeräten ist ja auch der eine oder andere Gelegenheitsspieler dabei, den das vielleicht etwas frustrieren dürfte.

Mussten wir damals noch angesichts der Systemanforderungen darum Bangen, das Spiel überhaupt auf unserem PC zum Laufen zu bekommen, spendiert uns Rockstar heute HD-Texturen zum Mitnehmen. Die Grafik in Max Payne ist auf realistisch getrimmt und weiß zu überzeugen. Nicht mal die grobkörnigen Gesichter mancher Gegnertypen oder ein paar schlecht aufgelöste Texturen hier und da vermögen unsere Laune zu trüben.

Die Sound-Kulisse ist großartig. Von wiederhallenden U-Bahn-Durchsagen über die Schussgeräusche der Waffen bis hin zum verzweifelten Aufschrei eines getroffenen Gegners – alles hört sich schlichtweg nach Authentizität an. Ins Schwärmen geraten lassen uns vor allem aber die tollen Synchronsprecher, deren Stimmen ihr wahlweise auf Englisch oder Deutsch lauschen dürft.

Die Steuerung in Max Payne ist ein Phänomen an sich. Wie soll man auf einem 3,5 Zoll kleinen Bildschirm rennen, zielen und schießen gleichzeitig? Kann das überhaupt funktionieren? Ja, es kann! Möglich machen es die Option, die Buttons ganz nach Belieben auf dem Screen zu platzieren, eine stufenweise regelbare Zielhilfe und die verstellbare Sensitivität der Kamera. Wer ein bisschen mit den Optionen herumexperimentiert, der wird schnell den optimalen Steuerungs-Mix für sich gefunden haben. Extra erwähnt sei das Drop-Down Menü für die Waffenauswahl am oberen Bildschirmrand, dass mitunter etwas hakelig sein kann. Uns kam nämlich ein paar Mal die Benachrichtigungsleiste von iOS entgegen. Ansonsten gut gelungen.